Madeirawein (Art)
Madeirawein | ||||||||||||
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Madeirawein (Anredera cordifolia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Anredera cordifolia | ||||||||||||
(Ten.) Steenis |
Madeirawein oder Basellkartoffel (Anredera cordifolia)[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Anredera in der Familie der Basellgewächse (Basellaceae).[2] Sie ist in Südamerika verbreitet und in vielen Gebieten der Erde ein Neophyt.[2]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Madeirawein ist eine sehr schnellwüchsige, stark verzweigte, ausdauernde, teils verholzende und windende Kletterpflanze,[1] die Wuchshöhen von 1 bis über 7 Metern erreicht. Als Überdauerungsorgane werden oft Knollen ausgebildet.[2] Es werden auch große, knollige Luftwurzeln gebildet.[3]
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der Blattstiel ist mit einer Länge von 6 bis 12 Millimetern relativ kurz.[2] Die etwas fleischige,[1] einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 2 bis 10 Zentimetern sowie einer Breite von 1 bis 7 Zentimetern ei- bis kreisförmig.[2] Die Spreitenbasis der oberen Laubblätter in der Nähe der Blütenstände ist herzförmig; die Spreitenbasis der unteren kleineren Laubblätter verschmälert sich bis zum Blattstiel.[2] Die Blattspitze ist stumpf bis spitz.[2] Nebenblätter fehlen.
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von Oktober bis November. Viele Blüten befinden sich in einfachen oder zu mehreren in rispigen Gesamtblütenständen angeordneten, schlanken, lockeren traubigen Blütenständen, die meist 10 bis 35 (5 bis 60) Zentimeter lang sind.[2] Unter jedem Blütenstiel befindet sich ein Tragblatt, das bei einer Länge von 1 bis 2 Millimetern sowie einer Breite von 0,3 bis 0,4 Millimeter dreieckig-lanzettlich ist. Oberseits am Blütenstiel befinden sich zwei haltbare Vorblätter (untere Deckblätter), die bei einer Länge von 0,6 bis 1 Millimetern sowie einer Breite von 0,5 bis 0,6 Millimetern dreieckig bis stumpf sind und an ihrer Basis becherförmig verwachsen.[2] Der Blütenstiel ist 1 bis 3 Millimeter lang[2] und oben bei den Vorblättern mit einem „Gelenk“ unterteilt.
Die duftenden Blüten sind zwar zwittrig, funktional aber meist männlich mit doppelter (nach anderer Auffassung einfacher) Blütenhülle.[2][1] Die zwei creme-weißen Kelchblätter (obere Deckblätter) sind bei einer Länge von 1,2 bis 2,3 Millimetern sowie einer Breite von 1,1 bis 2 Millimetern eiförmig bis elliptisch mit stumpfem oberen Ende und sind an ihrer Basis mit den Kronblättern verwachsen.[2] Die fünf creme-weißen Kronblätter sind an ihrer Basis kurz verwachsen und bei einer Länge von 2,1 bis 3 Millimetern sowie einer Breite von 1,4 bis 2 Millimetern eiförmig bis elliptisch mit stumpfem oberen Ende, sie sind während der Anthese ausgebreitet.[2] Die Staubblätter sind fleischig und 1,9 bis 3,5 Millimeter lang, sie sind an ihrer Basis verwachsen und verbreitert.[2] Die 0,7 bis 0,9 Millimeter langen Staubbeutel sind schnell vergänglich.[2] Der oberständige und einkammerige Fruchtknoten ist 0,4 bis 0,6 Millimeter lang. Die drei kurzen, 1 bis 1,5 Millimeter langen Griffel sind von ihrer Basis auf der 1/2 bis 2/3 ihrer Länge verwachsen. Die Narben sind keulenförmig bis kopfig.[2]
Die einsamigen Utrikel aus dem beständigen Perianth sind bei einem Durchmesser von 0,8 bis 1,1 Millimetern kugelig. Es sind Griffelreste vorhanden.[2]
Chromosomensatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 12; es wurde eine Chromosomenzahl von 2n = 24[2] oder 36 ermittelt.[4]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Madeirawein kommt ursprünglich in Südamerika von Bolivien, über Paraguay, Uruguay und Brasilien bis ins nördliche Argentinien vor.[5][6] In Südeuropa, auf den Kanaren, Kapverden, Azoren und Madeira, im südlichen Afrika, in Westasien, China, Japan, Neuseeland, Australien, in Hawaii, in Mexiko und in den Vereinigten Staaten ist er ein Neophyt.[5] In manchen Gebieten gilt er als höchst invasive Pflanze.[7][8]
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstbeschreibung erfolgte 1853 unter dem Namen (Basionym) Boussingaultia cordifolia Ten. durch Michele Tenore in Annales des Sciences Naturelles; Botanique, Série 3, Tome 19, S. 355. Die Neukombination zu Anredera cordifolia (Ten.) Steenis wurde 1957 durch Cornelis Gijsbert Gerrit Jan van Steenis in Flora Malesiana, Volume 5, S. 303 veröffentlicht.[9] Weitere Synonyme für Anredera cordifolia (Ten.) Steenis sind: Anredera americana J.St.-Hil., Anredera cordifolia subsp. gracilis (Miers) Xifreda & Argimón, Boussingaultia cordata Spreng., Boussingaultia gracilis Miers.[6]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Madeirawein wird als Knollen- und Blattgemüse genutzt, sowie selten als Zierpflanze für Zaun-, Pergola- oder Spalierbegrünung. Er ist seit dem 20. Jahrhundert in Kultur.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
- Michael A. Vincent: Basellaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1, Oxford University Press, New York und Oxford, 2003, ISBN 0-19-517389-9. Anredera cordifolia (Tenore) Steenis, S. 507 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
- Dequan Lu, Michael G. Gilbert: Basellaceae. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2003, ISBN 1-930723-27-X. Anredera cordifolia (Tenore) Steenis, S. 446 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anredera cordifolia bei Botany Briasbane (Detailbilder).
- Anredera bei PROSEA.
- Anredera cordifolia bei Flora Argentina.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r Michael A. Vincent: Basellaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1, Oxford University Press, New York und Oxford, 2003, ISBN 0-19-517389-9. Anredera cordifolia (Tenore) Steenis, S. 507 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
- ↑ Thainara Marcotto Alba, Carla Maria Garlet de Pelegrin, Andréa Michel Sobottka: Ethnobotany, ecology, pharmacology, and chemistry of Anredera cordifolia (Basellaceae): a review. In: Rodriguesia. 71, 2020, doi:10.1590/2175-7860202071060.
- ↑ Anredera cordifolia bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b Anredera cordifolia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 29. Oktober 2021.
- ↑ a b Rafaël Govaerts, 1995: World Checklist of Seed Plants 1(1, 2): 1-483, 1-529. MIM, Deurne. In: Anredera cordifolia. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 29. Oktober 2021.
- ↑ Madeira Vine: an ironic Harvest - Milkwood: permaculture courses, skills + stories. In: Milkwood: permaculture courses, skills + stories. 25. Juli 2014 (milkwood.net [abgerufen am 24. Januar 2018]).
- ↑ Anredera cordifolia bei Global Invasive Species Database.
- ↑ Anredera cordifolia bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 29. Oktober 2021.