Managementkybernetik

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Managementkybernetik (auch Management-Kybernetik oder Ökonomische Kybernetik) ist die Anwendung der Kybernetik zur Steuerung und Planung komplexer Organisationen.[1] Die Grundlage zur Managementkybernetik wurde von Stafford Beer in den späten 1950er Jahren gelegt. Die Ansätze der ökonomischen Kybernetik unterliegen systemtechnisch- und entwicklungsbedingt einem soziotechnischen und wirtschaftswissenschaftlichen Diskurs, wobei die ihr zugrunde liegenden Prinzipien unter Managementgesichtspunkten unterschiedlich akzentuiert und diskutiert werden. In Deutschland bietet z. B. die Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialkybernetik ein praxisorientiertes, wissenschaftlich fundiertes Diskussionsforum.

Managementkybernetik ist die konkrete Anwendung kybernetischer Grundlagen auf sämtliche Formen komplexer menschlicher Systeme (wie Organisationen, Institutionen, Staaten etc.). Grundproblem ist das Erreichen und Sicherstellen von bestmöglicher Steuerbarkeit der Organisation trotz

  • extrem hoher Komplexität,
  • geringer Prognostizierbarkeit sich dynamisch verändernder Verhältnisse,
  • eingeschränkter Informationslage.

Im Gegensatz zu linear-kausalen Management-Modellen, in denen eine Organisation nach bewusst vorgefassten Plänen gesteuert wird, nimmt die Managementkybernetik auf die Dynamik und Unvorhersehbarkeit komplexer Systeme explizit Rücksicht. Vorgefertigte Pläne mit linearer Grundlage können dies nicht, kybernetische Rückkopplungsschleifen mit zirkulärer Grundlage schon. Komplexität wird darin nicht auf wenige Variablen reduziert, sondern durch fortschreitende, interaktive Rückkopplungsprozesse informativ und operativ erschlossen. Ziel ist die Maximierung der Lebensfähigkeit sozialer Systeme (d. h. Optimierung innerer Prozesse und äußerer Anpassungsfähigkeit), die bereits dem 1959 von Stafford Beer entwickelten Viable System Model zugrunde liegt.

Das Conant/Ashby-Theorem[2] besagt, dass die Effektivität eines Management-Prozesses nicht besser sein kann als das Modell, auf dem er aufbaut – denn das Modell bestimmt, welche Fakten und Daten bewusst wahrgenommen werden, und welche nicht.

Ashbys Gesetz bedeutet für das Management komplexer Systeme, dass der Manager mehr Entscheidungs- oder Verhaltensoptionen (Varietät) haben muss als das zu beeinflussende (Teil-)System.

Verwandte Schulen

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Organisationskybernetik

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Organisationskybernetik ist eine jüngere Entwicklung. Die Organisationskybernetik bezieht ihre Grundlagen aber nicht nur aus der allgemeinen Kybernetik, sondern auch aus anderen (neueren) Disziplinen wie der Kybernetik zweiter Ordnung, Biologie, Soziologie, Systemtheorie oder Informatik.[3]

Soziokybernetik

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Soziokybernetik beschreibt die Anwendung kybernetischer Erkenntnisse auf die sozialen Phänomene und steht damit inhaltlich mit der Managementkybernetik in einem engen Zusammenhang.

  • Heinz von Foerster: KybernEthik. Merve Verlag, Berlin 2008.
  • Heinz von Foerster, Bernhard Pörksen: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners: Gespräche für Skeptiker. Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg 2011.
  • Stafford Beer: Brain of the Firm, The Managerial Cybernetics of Organisation. 2nd Edition, John Wiley and Sons Ltd., Reprinted March, Mai 1995, ISBN 0-471-94839-X.
  • Fredmund Malik: Strategie des Managements komplexer Systeme – Ein Beitrag zur Management-Kybernetik evolutionärer Systeme. 9. Auflage 2006, Haupt Verlag, ISBN 978-3-258-07116-9.
  • Fredmund Malik: Systemisches Management, Evolution, Selbstorganisation – Grundprobleme, Funktionsmechanismen und Lösungsansätze für komplexe Systeme. 4. Auflage 2004, Haupt Verlag, ISBN 3-258-05993-4.
  • Peter Gomez, Fredmund Malik, Karl-Heinz Oeller: Systemmethodik – Grundlagen einer Methodik zur Erforschung und Gestaltung komplexer, soziotechnischer Systeme. 2 Bände, Dissertation, Verlag Paul Haupt, Bern/Stuttgart 1974.
  • Klaus Henning: Kybernetische Verfahren der Ingenieurwissenschaften. Aachen 2001.
  • Lohberg/Lutz: Keiner weiß was Kybernetik ist. Köln 1990.
  • Giuseppe Strina, M. A.: Zur Messbarkeit nicht-quantitativer Größen im Rahmen unternehmenskybernetischer Prozesse. Aachen 2005.
  • Roland Mangold, Martin Kaufmann: Wirkungsorientierte Personalentwicklung (PDF; 115 kB), 2009, S. 4.

Einzelnachweise

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  1. Angeregt durch die Akademie der Wissenschaften und ähnliche Studiengänge an sowjetischen Universitäten gab es in der DDR von 1969 bis 1974 ein Diplomstudium „Ökonomische Kybernetik“, das auf Betreiben Kurt Hagers unter der Ägide Erich Honeckers aus ideologischen Gründen eingestellt werden musste. Siehe auch Georg Klaus, Heinz Liebscher: Was ist, was soll Kybernetik? Urania-Verlag, Leipzig 1966 (1. bis 9. Auflage 1974)
  2. R. C./Ashby, W. R.: Every Good Regulator of a System Must be a Model of that System, in: International Journal of System Science, Vol. 1, No. 2, 1970, S. 89–97.
  3. Markus Schwaninger: The Evolution of Organizational Cybernetics, in: Scientiae Mathematicae Japonicae. Vol 64, No. 2, 2006, S. 415 f.