Manja Präkels

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Manja Präkels, 2022

Manja Präkels (* 21. Dezember 1974 in Zehdenick) ist eine deutsche Schriftstellerin, Musikerin und Journalistin.

Leben und Wirken

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Manja Präkels wuchs als Tochter einer Lehrerin und eines HO-Verkaufsstellenleiters in ihrer Geburtsstadt Zehdenick auf. Sie durchlebte dort die klassischen Stationen einer DDR-Kindheit, bis hin zur letzten DDR-Jugendweihe im Jahr 1990.[1][2] Im Zuge der Welle rechtsextremer Gewalt, die in den 1990er Jahren auch das Land Brandenburg massiv betraf, wurde Präkels im Januar 1992 Zeugin eines Neonazi-Angriffs auf eine Dorfdiskothek, bei dem ihr Bekannter Ingo Ludwig zu Tode kam.[3] Ein einschneidendes Erlebnis, das prägend für ihr schriftstellerisches Werk werdend sollte. Zunächst aber arbeitete sie von 1994 bis 1998 als Lokalreporterin für die Märkischen Allgemeinen im brandenburgischen Landkreis Oberhavel.[4] Ihren Vertrag unterschrieb sie bei deren damaligem Herausgeber und späterem Mitbegründer der Alternative für Deutschland (AfD) Alexander Gauland – eine skurrile Begegnung, die Präkels später auch literarisierte.[5][6] Anschließend studierte sie an der Freien Universität Berlin Philosophie, Soziologie und Osteuropäische Geschichte. Im Jahr 2000 führte sie Interviews mit links- und rechtsradikalen Jugendlichen, aus denen die ZDF-Dokumentation Die Zecken von Zehdenick entstand.[7]

Ein wichtiger literarischer Einfluss war für Präkels der anarchistische Dichter und Revolutionär Erich Mühsam[8], der 1934 von den Nationalsozialisten im KZ Oranienburg ermordet wurde. Ihm zu Ehren rief sie 2001 das Berliner Erich-Mühsam-Festival[9] ins Leben und gründete gleichzeitig als Sängerin und Mit-Komponistin die Band Der Singende Tresen, die neben Präkels' eigenen Texten im Laufe der Zeit auch zahlreiche Gedichte Mühsams vertonte.[10] 2004 erschien Präkels' erster Gedichtband Tresenlieder, 2005 die erste CD des Singenden Tresens.

Ab 2002 entstanden mehrere Liedtheater-Programme mit Der singende Tresen sowie Stücke für Kindertheater mit ihrem Mann und Autorenpartner Markus Liske, mit dem sie seit 2009 auch die „Gedankenmanufaktur WORT & TON“ betreibt. In gemeinsamer Herausgeberschaft veröffentlichten die beiden seither u. a. die Anthologien Kaltland – Eine Sammlung (2011) und Vorsicht Volk! (2015), das Erich-Mühsam-Lesebuch Das seid ihr Hunde wert! (2014) sowie mehrere Hörbücher und CD's.

Zwischen August 2015 und Mai 2016 schrieb Präkels für die tageszeitung den humoristischen Fortsetzungsroman Im Anwohnerpark.[11] 2017 erschien ihr autobiographisch geprägter Roman Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß, der die letzten Jahre der DDR und die gesellschaftlichen Verwerfungen nach der Wende in einer brandenburgischen Kleinstadt beschreibt.[12] Für diesen Roman wurde sie 2018 unter anderem mit dem Anna Seghers-Preis sowie dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. „Eine Geschichte aus der brandenburgischen Provinz, mit Horrormomenten, von den Wendejahren bis in die Jetztzeit. Manja Präkels hat das meiste in den Neunzigern selbst so erlebt, in Zehdenick im Landkreis Oberhavel, eine gute Stunde von Berlin entfernt. Im Buch ist es verdichtet und zugespitzt, aber wahr. Die besonders verstörenden Geschichten habe sie ausgelassen, sagt die Autorin. Weil ihr dafür die Sprache fehle“, schrieb die Süddeutsche Zeitung[13]. Im Dezember 2018 stand das Buch auf Platz 17 der Bestsellerliste „Belletristik Independent“ im Börsenblatt des deutschen Buchhandels, wurde inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt sowie auch mehrfach für Theaterbühnen adaptiert.[14]

In den Folgejahren trat Präkels vor allem als Essayistin in Erscheinung, sowohl für verschiedene Buchprojekte als auch für Zeitungen und Magazine wie u. a. die tageszeitung[15], Der Spiegel, Jungle World, Märkische Allgemeine Zeitung, telegraph, Frankfurter Rundschau, Der Freitag und WOZ. Eine Sammlung ihrer Essays erschien 2022 unter dem Titel Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte.[16]

Manja Präkels lebt und arbeitet in Berlin und Rheinsberg.

Biblio- und Diskografie

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Mitwirkung an:

Bühnenarbeiten

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Kindertheaterstücke

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  • Der Rabe im Schnee (2002)
  • Ein Maulwurf in Berlin (2003)
  • Gespensterstunde im Rabenwald (2005)
  • Der Weihnachtshase (2006)
  • Der Piratenschatz (2008)
Commons: Manja Präkels – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. chrismon 11/2019, S. 19.
  2. radio3 - Das Gespräch: Rechte Gewalt, abgerufen am 18. Dezember 2024
  3. Gedenkseite Todesopfer rechter Gewalt, abgerufen am 18. Dezember 2024
  4. chrismon 11/2019, S. 18.
  5. Durch die Gegend | Manja Präkels | Viertausendhertz | Das Podcastlabel. 7. November 2019, abgerufen am 17. November 2019 (deutsch).
  6. Manja Präkels: Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß, Verbrecher Verlag 2017, S. 187.
  7. Zehdenick will nicht ins Fernsehen. In: Berliner Zeitung, 22. Juni 1999
  8. [1] Deutschlandfunk Kultur: Erich Mühsam - Eine klingende Hommage, abgerufen am 18. Dezember 2024
  9. Erich Mühsam Fest 2004. Neues Deutschland
  10. Der Singende Tresen
  11. Im Anwohnerpark, 1. Teil in: die tageszeitung
  12. Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß Gesammelte Pressestimmen beim Verbrecher Verlag
  13. Reportage von Anna Fastabend: Wenn die eigene Heimat Angst macht. In: sueddeutsche.de. 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 20. Juli 2018]).
  14. Nachtkritik zur Aufführung am Theater Junge Generation in Dresden: Eine typische Geschichte
  15. Manja Präkels: Umgang mit Zweitem Weltkrieg in der DDR: Unterm Gras die Knochen. In: Die Tageszeitung: taz. 4. Mai 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 6. Mai 2020]).
  16. Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte Gesammelte Pressestimmen beim Verbrecher Verlag, abgerufen am 18.12.2024
  17. Mo Winkler: Clowns im Regen von Der Singende Tresen in Berlin am 8. März 2007. In: FolkWorld, Ausgabe 33, Mai 2007; abgerufen am 23. Januar 2009.
  18. Rezension zu Clowns im Regen (Memento vom 22. Januar 2008 im Internet Archive)
  19. deutschlandfunkkultur.de: Manja Präkels: "Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?" - Beobachtungen rechter Gewalt. 8. Oktober 2022, abgerufen am 7. Dezember 2024.
  20. Liederbestenliste 2005, Sperrstundenmusik, abgerufen am 23. Januar 2009.
  21. AKJ- www.akj.de: Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß. Abgerufen am 21. Dezember 2024.
  22. Arbeits- und Recherchestipendien für 29 Berliner Autorinnen und Autoren vergeben, Meldung auf Buchmarkt.de vom 26. November 2019, abgerufen am 30. November 2019.