Marcel van Eeden

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Marcel van Eeden

Marcel van Eeden (* 22. November 1965, in Den Haag, Niederlande) ist ein niederländischer Zeichner und Maler.

Von 1989 bis 1993 studierte Marcel van Eeden Malerei an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag. Der Künstler lebt und arbeitet in Zürich und Den Haag. Charakteristisch für die Arbeiten van Eedens ist der an den Film noir erinnernde Eindruck seiner Bilder, der durch fast fotorealistische Darstellungen und die Verwendung von Schwarz-Weiß-Kontrasten bedingt ist. Einem größeren Publikum wurde er durch seinen Beitrag zur Berlin Biennale 2006 bekannt. Er ist seit 2014 Professor für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und seit 2021 Rektor dieser Hochschule.

Marcel van Eeden ist vor allem bekannt für seine Zeichnungen, bei denen er hauptsächlich mit Kohlestiften arbeitet. Gelegentlich verwendet er auch Farbstifte oder Aquarellfarbe. Die Zeichnungen haben meistens das Format 19 × 28 cm.[1] Täglich entsteht eine Zeichnung, die er von 2001 bis 2007 auch in seinem Blog veröffentlichte. 2007 beendete er seinen Blog und wandte sich erstmals wieder seit seinem Studium der Malerei zu, zugleich zeichnet er auch weiterhin.

Sowohl in der Malerei als auch in den Zeichnungen verwendet er verschiedenste Vorlagen, die jedoch alle aus den Jahren vor seiner Geburt, also vor 1965, datieren. Dieses Projekt nennt van Eeden „Enzyklopädie meines Todes“. Die Vorlagen sind unter anderem Fotos, Ausstellungskataloge, Ausschnitte aus Zeitungen, Magazinen und Illustrierten oder Stoffmuster. Viele Arbeiten zeigen nächtliche Stadtansichten, Brände, abstrakte Formen und Muster sowie kürzere, mit Schablonen übertragene Texte. Durch die Fokussierung van Eedens auf die faktisch unendlich große Zeitspanne vor seiner Geburt, nimmt er seine eigene Existenz als einen marginalen Teil des Zeitstromes wahr und streicht so die Endlichkeit seines eigenen Daseins heraus.[2]

Auch in der Art, wie van Eeden seine Bilder aufbaut, unterscheidet er nicht zwischen Malerei und Zeichnung, in beiden Techniken verfolgt er einen malerischen Ansatz, da er die Bilder über die Grautöne aufbaut, weniger über die Linie. Dabei vergleicht er seine Arbeitsweise mit der von Edgar Degas’ Pastellkreidezeichnungen.[3]

2004/2005 begann van Eeden Zeichnungen zu Serien unterschiedlicher Größe zusammenzufassen. Dies realisierte er durch Texte unter anderem aus Robert Walsers „Spaziergang“, die sich über mehrere Zeichnungen erstreckten oder durch immer wieder auftauchende Figuren. Der erste große Block, der auf diese Weise entstand, war die 150-teilige Serie „K. M. Wiegand. Life and Work“, 2006. K. M. Wiegand ist ein historisch verbürgter Botaniker, dessen Biografie in kurzen Textpassagen auf den Zeichnungen zitiert wurde. Durch die Kombination mit Bildern, die nicht zwangsläufig etwas mit der jeweiligen Textpassage zu tun haben, konstruierte van Eeden eine fiktive Biografie des Botanikers. Dieses Verfahren wendete er auch in späteren Serien wie „Celia“, 2004–2006 und „Der Archäologe. Die Reisen des Oswald Sollmann“, 2007 sowie „Der Tod des Matheus Boryna“, 2007 an. Die Protagonisten dieser Serien, K.M. Wiegand, Celia Copplestone, Oswald Sollmann und Matheus Boryna, führte er in der „Witness for the prosecution“ (2008) zusammen.

2023 wurde van Eeden der Hans-Thoma-Preis, der Staatspreis des Landes Baden-Württemberg verliehen. Anlässlich der damit verbundenen Ausstellung in Bernau im Schwarzwald, der Geburtsstadt Thomas, präsentierte van Eeden die Ausstellung „1898“, in der anhand der Reise des Malers Hans Thoma zur Rembrandt-Ausstellung in Amsterdam anhand von Literaturzitaten und Zitaten aus private Briefen Thomas hergeleitet wird, dass dieser Künstler eine völkisch-nationalistische Gesinnung gehabt habe und er sogar Antisemit gewesen sei.[4] Dagegen gab es einzelnen Widerspruch,[5] welcher aus Sicht der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe „massive Verletzungen von Standards des guten wissenschaftlichen Arbeitens“ aufwies, weswegen eine erneute Stellungnahme veröffentlicht wurde.[6]

Einzelausstellungen (Auswahl)

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Gruppenausstellungen (Auswahl)

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  • Zürich. Marcel van Eeden, mit einem Text von Fritz Emslander, erscheint anlässlich der Ausstellung: Marcel van Eeden. Art Today – Zeichnungen und Animationen im Museum Morsbroich, Leverkusen, Köln: Salon Verlag 2024, ISBN 978-3-89770-588-3.
  • Marcel van Eeden. Der heimliche Kaiser, mit einem Text von Reinhard Spieler, erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellungskooperation von: Museum für Photographie Braunschweig und Mönchehaus Goslar, Köln: Salon Verlag und Edition 2024, ISBN 978-3-89770-587-6.
  • Marcel van Eeden: 1898, Bielefeld: Kerber Verlag 2023, ISBN 978-3-7356-0921-2.
  • Marcel van Eeden: Das Karlsruher Skizzenbuch. Hrsg. von Dorit Schäfer, Köln: Wienand 2019. ISBN 978-3-86832-560-7.
  • Marcel van Eeden: Short stories, hrsg. von Gerhard Theewen, Carte blanche, Nr. 1, Köln: Salon Verlag 2017, ISBN 978-3-89770-481-7.
  • Marcel van Eeden (präsentiert) Matthias Grünewald, Edition Ex Libris Nr. 22, Köln: Salon Verlag 2012, ISBN 978-3-89770-952-2.
  • Stephan Berg (Hrsg.): Marcel van Eeden. Celia (anlässlich der Ausstellung Marcel van Eeden. Celia, Kunstverein Hannover, 2006) Ostfildern 2006.
  • Berlin-Berlinale für zeitgenössische Kunst/Galerie Michael Zink (Hrsg.): Marcel van Eeden. K. M. Wiegand, Life and Work, Ostfildern 2006.
  • Reinhard Spieler: Marcel van Eeden. Zeichnungen (anlässlich der Ausstellung Marcel van Eeden. Zeichnungen, Museum Franz Gertsch, Burgdorf, 2004), Burgdorf 2004.
  • Putzke, Markus: Marcel van Eeden : tekeningen, Zeichnungen, drawings, dibujos 1993 - 2003, Nürnberg 2003.
Commons: Marcel van Eeden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Berg, Stephan (Hrsg.): Marcel van Eeden. Celia, Ostfildern 2006, S. 22.
  2. Galerie Zink (Hrsg.): Sensational. New Way To Paint, München/Berlin 2008.
  3. Interview mit Robbert Roos, in: Galerie Zink (Hrsg.): Sensational. New Way To Paint, München/Berlin 2008
  4. Marcel van Eeden - 1898 - Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Abgerufen am 8. September 2024 (deutsch).
  5. Christian M. Geyer: Hans-Thoma-Preis 2023. Ein Fallbeispiel „Künstlerischer Forschung“. Hrsg.: https://www.arthistoricum.net/. 1. Auflage. 8. November 2023 (51 S., uni-heidelberg.de [abgerufen am 29. November 2023]).
  6. Frédéric Bußmann: Stellungnahme der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zur Schrift von Dr. Christian M. Geyer zur Ausstellung „Marcel van Eeden – 1898“ im Rahmen des Hans-Thoma-Preises 2023. Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. 8. November 2023 (kunsthalle-karlsruhe.de [abgerufen am 30. Oktober 2024]).