Marcellus Empiricus

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Marcellus Empiricus, auch Marcellus Burdigalensis, war ein römischer Schriftsteller um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert. Er stammte aus Gallien (fraglich, ob aus Burdigala, heute Bordeaux) und bekleidete hohe Staatsämter am römischen Kaiserhof unter Theodosius I. und unter dem oströmischen Kaiser Arcadius.

Marcellus, ein medizinischer Laie, verfasste um 400 oder um 410[1] ein für Laien bestimmtes medizinisches Rezeptbuch (De medicamentis, „Über Heilmittel“) in 36 Kapiteln, das voll von abergläubischen bzw. magischen[2] Mitteln (auch solchen der sogenannten Dreckapotheke) ist, die er zum Teil wohl aus mündlicher Überlieferung kannte.[3] Die Einleitung bildet ein Brief des Marcellus an seine Söhne sowie mehrere apokryphe Briefe, den Schluss 78 Hexameter. Hauptquellen waren Scribonius Largus (Compositiones medicamentorum), vermittelt über den auch direkt als Vorlage genutzten Pseudo-Apuleius, und die Medicina Plinii mit Elementen aus Galens Werk, sowie zum Teil volksmedizinische Inhalte aus dem gallo-romanischen Bereich.[4] Wertvoll sind die vulgärlateinischen Pflanzennamen. Marcellus führte in seinem Manuskript 2500 Heilpräparate griechischen, römischen und vor allem gallischen Ursprungs auf und nennt 150 angewandte Pflanzen.[5]

Inhalte aus dem Werk des Marcellus finden sich in der Physica Plinii neben solchen, die direkt aus der Medicina Plinii stammen, wieder.[6]

Textausgaben und Übersetzungen

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  • Janus Cornarius: Marcelli ... de medicamentis empiricis, physicis ac rationabilibus Liber. Froben, Basel 1536 (Digitalisat)
  • Max Niedermann (Hrsg.): Marcelli De medicamentis liber. Teubner, Leipzig/Berlin 1916, nach Max Niedermann (als 2. Auflage) hrsg. von Eduard Liechtenhan mit der deutschen Übersetzung Über Heilmittel (De medicamentis) von Jutta Kollesch und Diethard Nickel. 2 Bände. Akademie-Verlag, Berlin 1968 (= Corpus Medicorum Latinorum. Band 5).
    • Teilübersetzungen auch in: Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 166–169 (Marcellus, Über Heilmittel, Kap. 25,21; 8,127; 28, 72–74) mit S. 204 f.

Einzelnachweise

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  1. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 17.
  2. Ferdinand Peter Moog: Medizin und Dichtung (Antike). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 920–929m hier: S. 927.
  3. Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 204 f.
  4. Christina Becela-Deller: Ruta graveolens L. Eine Heilpflanze in kunst- und kulturhistorischer Bedeutung. (Mathematisch-naturwissenschaftliche Dissertation Würzburg 1994) Königshausen & Neumann, Würzburg 1998 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 65). ISBN 3-8260-1667-X, s. 74 und 235.
  5. D. Chabard (Hrsg.): Medizin im gallisch-römischen Altertum. La médecine dans l’antiquité romaine et gauloise. Exposition par le Museum d’histoire naturelle et le Musée Rolin dans le cadre du Bimillénaire de la Ville d’Autun. Musée d’Histoire Nauturelle, Ville d’Autun 1985 / Stadt Ingelheim/Rhein 1986, S. 22.
  6. Christina Becela-Deller: Ruta graveolens L. Eine Heilpflanze in kunst- und kulturhistorischer Bedeutung. (Mathematisch-naturwissenschaftliche Dissertation Würzburg 1994) Königshausen & Neumann, Würzburg 1998 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 65). ISBN 3-8260-1667-X, S. 235.