Marghera
Marghera ist ein auf dem Festland gelegener Teil der Stadt Venedig. Marghera und das benachbarte Mestre werden wegen ihrer industriellen Prägung als die „hässlichen Schwestern“ von Venedig bezeichnet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ende des 19. Jahrhunderts war es für Venedig aufgrund seiner geografischen Lage nicht möglich, ein industrielles Zentrum mit einem geeigneten Hafen aufzubauen, daher fasste man ein Gebiet auf dem benachbarten Festland ins Auge. 1917 wurde schließlich ein Viertel der Fläche von Mestre enteignet und der Società Porto Industriale übergeben. Die Ziele der Gesellschaft waren der Bau eines Handelshafens, eines Industriehafens und eines neuen Stadtviertels im Hinterland. Bald schon übersiedelten viele Einwohner Venedigs und des Umlandes in das wirtschaftlich florierende Gebiet. Das Wohngebiet wurde ursprünglich als Gartenstadt gedacht, laut den Konzepten von Ebenezer Howard. Aus Mangel an finanziellen Mitteln konnten die Pläne vom italienischen Ingenieur Pietro Emilio Emmer nicht umgesetzt werden[1]. Im Zweiten Weltkrieg war Marghera ein Ziel amerikanischer Bombenangriffe, was jedoch in den folgenden Jahren die Entwicklung der Industrie und des Hafens nicht behinderte.
Gegenwart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Marghera wohnen heute ca. 30.000 Einwohner. Der einstmals „graue“ und durch die Chemieindustrie stark belastete Stadtteil bemüht sich in den letzten Jahren, die Lebensqualität seiner Bewohner zu verbessern. Die misslungene Gartenstadt besitzt trotz alledem manche Grünanlagen und Alleen.
Das Hafen- und Industriegebiet ist 14,47 Quadratkilometer groß, hinzu kommen 6,62 Quadratkilometer Verkehrswege wie Kanäle, Straßen und Gleisanlagen. Die Uferlänge der Kaianlagen beträgt 12 Kilometer. Es gibt Liegeplätze für Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 11,5 Meter. Der Güterumschlag betrug im Jahr 2016 rund 25 Millionen Tonnen.
Das Kreuzfahrtterminal Venedigs befindet sich nicht in Marghera, sondern bei der Altstadt Venedigs, unweit des Bahnhofs Santa Lucia. Bei Bedarf steuerten Kreuzfahrtschiffe auch Marghera an, insbesondere das Terminal bei Fusina, an dem hauptsächlich der Fährverkehr abgewickelt wird. Seit dem 1. August 2021 ist dies bei großen Kreuzfahrtschiffen (über 25.000 BRT oder mit einer Länge über 180 m und einer Höhe über 35 m) die Regel, da diesen die Einfahrt in die Lagune seither verboten ist.
In Marghera befindet sich eine Werft des Schiffbauunternehmens Fincantieri, das dort Kreuzfahrtschiffe baut.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gilda Zazzara: I cento anni di Porto Marghera (1917-2017), in: Italia contemporanea 284 (2017) 210–236. (online)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Giorgio Coratelli: I luoghi di Marghera. Appunti per una geologia urbana. www.researchgate.net, Januar 2012, abgerufen am 24. Juli 2023 (italienisch).
Koordinaten: 45° 27′ 50″ N, 12° 13′ 28″ O