Maria Amalia von Österreich (1701–1756)
Maria Amalie Josefa Anna von Österreich (* 22. Oktober 1701 in Wien; † 11. Dezember 1756 in München) war die jüngste Tochter Kaiser Josephs I. und der Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg. Sie war die Gemahlin des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht, der als Karl VII. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation wurde.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Maria Amalia war klein gewachsen, selbstbewusst, lebenslustig, liebte die Jagd und ihre Hunde. Ihr Lehrer und Erzieher war der Jesuit Anton Steyerer. 1717 lernte sie ihren zukünftigen Mann Karl Albrecht kennen, der auf seinem Weg zu einem Feldzug gegen die Türken in Belgrad auch Wien besuchte. So nutzte er die Zeit seines Aufenthalts, um politische Kontakte zu pflegen, und lernte die gesamte kaiserliche Familie kennen. Eine zweite „Feuertaufe“ Karl Albrechts gegen die Türken erfolgte 1718. Auf dem Rückweg von Belgrad erfolgte ein zweiter Besuch in Wien. Aus finanziellen und dynastischen Gründen strebte Bayern eine Vermählung mit einer Habsburgerin an. So bemühte sich Karl Albrecht um die im Gegensatz zu ihrer Schwester lebhaftere Marie Amalie, obwohl ihm die politisch interessantere, jedoch kränkliche Erstgeborene Maria Josepha bereits versprochen war.
Die Trauung fand am 5. Oktober 1722 in Wien statt. Sie und Karl Albrecht hatten zuvor auf jegliche Erbansprüche von Habsburger Seite aus verzichtet. Die Kaisertochter erhielt eine reiche Mitgift, u. a. Schmuck im Wert von 986 500 Gulden. Während die kirchlichen Feierlichkeiten einen Höhepunkt darstellten, waren die übrigen Festlichkeiten in Wien viel weniger prachtvoll als die Feste, mit denen man in München das Beilager der Jungvermählten feierte. Sie dauerten vom Einzug des Paares am 17. Oktober bis zum 4. November 1722 und verschlangen 4 Millionen Gulden. Johann Jakob Moser, ein Zeitgenosse beschrieb die Beziehung: „Mit dieser Gemahlin lebte der Herr gantz vergnügt. Denn sie wuste sich mit der Zeit in sein Naturell überaus wohl zu schicken, und hatte fast durchgehends eine seiner Neigung gleiche Gemüths-Art.“
Im Mai 1727 bekam sie zur Geburt des Thronfolgers, Maximilian III. Joseph, die kurfürstliche Jagdresidenz Schloss Fürstenried „ins Kindbett geschenkt“. 1734 ehrte sie ihr Ehemann Karl Albrecht mit dem Bau der nach ihr benannten Amalienburg im Schlosspark Nymphenburg.
Wie ihre Mutter musste sie gegen zahlreiche Mätressen ankämpfen, genoss aber das prunkvolle Leben an der Seite ihres Mannes, wo sie ihren Leidenschaften Jagd, Politik und Reisen nachgehen konnte. In der Hoffnung auf weitere männliche Geburten absolvierte sie Kuraufenthalte, u. a. in Bad Adelholzen und zahlreiche Wallfahrten. Wie ihre Mutter war sie sehr fromm und förderte Kirchen und Orden. Mit ihrer Schwägerin Maria Anna, die im Münchner Angerkloster als Klarissin lebte, verband sie eine besondere Freundschaft.
Trotz des Erbverzichts begründete ihr Mann aus seiner Ehe und ihren Vorfahren Ansprüche auf die österreichischen Erblande. Nach Einigung mit dem Kurfürsten von Sachsen, den über ihre ältere Schwester ein ähnliches Verwandtschaftsverhältnis mit dem Haus Habsburg verband, wurde Maria Amalie 1742 unter anderem zur Königin von Böhmen gekrönt. Der Fürstabt von Kempten Anselm Reichlin von Meldegg war als ihr Erzmarschall bei der Krönung anwesend.
1745 wurde sie Witwe und konnte den Thronfolger, ihren erst achtzehnjährigen Sohn Maximilian III. Joseph von der Notwendigkeit eines finanziellen Ausgleichs durch den Frieden von Füssen mit ihrer Cousine Maria Theresia überzeugen. Dies bedeutete für ihn den Verzicht auf die Kaiserkrone und war die Grundlage für eine der längsten Friedenszeiten in Bayern. Danach lebte sie in der weiteren Zeit ihrer Witwenschaft zurückgezogen in Schloss Fürstenried. Im Jahr 1754 stiftete sie ein Ordenshaus mit Spital der Elisabetinerinnen, die sich auf ihre Initiative hin in München niederließen. Diese erste moderne Krankenheilanstalt Münchens, die sich nicht mehr als Siechenhaus verstand, widmete sich der Krankenpflege und Ausbildung von Laienhelferinnen.
Maria Amalia starb am 11. Dezember 1756. Sie wurde in der Theatinerkirche zu München beigesetzt; ihr Herz wurde getrennt bestattet und befindet sich in der Gnadenkapelle von Altötting.
Nachkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Maximiliane Maria (*/† 12. April 1723)
- Maria Antonia Walburgis (1724–1780), heiratete am 20. Juni 1747 den späteren Kurfürsten von Sachsen Friedrich Christian.
- Theresia Benedicte (6. Dezember 1725–29. März 1743)
- Maximilian III. Joseph (1727–1777), Kurfürst von Bayern.
- Joseph Ludwig (25. August 1728–2. Dezember 1733)
- Maria Anna Josepha (7. August 1734–7. Mai 1776), heiratete am 10. Juli 1755 Ludwig Georg Simpert von Baden
- Maria Josepha Antonia (1739–1767) – verheiratet mit Kaiser Joseph II.
Vorfahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kaiser Ferdinand III. (1608–1657) | |||||||||||||
Kaiser Leopold I. (1640–1705) | |||||||||||||
Maria Anna von Spanien (1606–1646) | |||||||||||||
Kaiser Joseph I. (1678–1711) | |||||||||||||
Philipp Wilhelm von der Pfalz (1615–1690) | |||||||||||||
Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg (1655–1720) | |||||||||||||
Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt (1635–1709) | |||||||||||||
Maria Amalia von Österreich (1701–1756) | |||||||||||||
Georg von Braunschweig-Calenberg (1582–1641) | |||||||||||||
Johann Friedrich von Braunschweig-Calenberg (1625–1679) | |||||||||||||
Anna Eleonore von Hessen-Darmstadt (1601–1659) | |||||||||||||
Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg (1673–1742) | |||||||||||||
Eduard von der Pfalz (1625–1663) | |||||||||||||
Benedicta Henriette von der Pfalz (1652–1730) | |||||||||||||
Anna Gonzaga (1616–1684) | |||||||||||||
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Claus Hartmann: Karl Albrecht – Karl VII., 1985, ISBN 3-7917-0957-7.
- Gerhard Hojer: Die Amalienburg, 1986, ISBN 3-7954-0710-9.
- Britta Kägler: „... so lang diese Frau die hände in denen Regierungsgeschäften haben ...“ Maria Amalia von Österreich als machtbewusste Kaiserin(witwe) in München. In: Bettina Braun, Bettina, Katrin Keller, Matthias Schnettger (Hrsg.): Nur die Frau des Kaisers? Kaiserinnen in der Frühen Neuzeit (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bd. 64), Wien 2015, 193–209.
- Karl Möckl: Maria Amalie, Kaiserin und Kurfürstin von Bayern. In: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Ueberreuter, Wien 1988, ISBN 3-8000-3247-3, S. 292–294.
- Alois Schmid: Maria Amalia, Erzherzogin von Österreich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 175 f. (Digitalisat).
- Rudolf Reiser: Karl VII., 2002, ISBN 3-934036-87-2.
- Andrea Rueth: Maria Amalia. In: Jürgen Wurst, Alexander Langheiter (Hrsg.): Monachia. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 2005, ISBN 3-88645-156-9, S. 146.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorgängerinnen | Amt | Nachfolgerinnen |
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Therese Kunigunde | Kurfürstin von Bayern 1726–1745 | Maria Anna |
Elisabeth Christine | Römisch-Deutsche Kaiserin 1742–1745 | Maria Theresia |
Personendaten | |
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NAME | Maria Amalia von Österreich |
ALTERNATIVNAMEN | Maria Amalie Josefa Anna von Österreich |
KURZBESCHREIBUNG | Kurfürstin von Bayern, Kaiserin des Heiligen Römischen Reichs |
GEBURTSDATUM | 22. Oktober 1701 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 11. Dezember 1756 |
STERBEORT | München |