Maria Rolly

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Maria Rolly (* 29. Oktober 1925 in Basel); † 7. September 2021 in Arlesheim) war eine Schweizer zeitgenössische Künstlerin,[1] Malerin und Zeichnerin, die sich der Art brut zurechnen lässt.

Maria Rolly wurde in Basel geboren. Sie wuchs nicht bei ihrer zu diesem Zeitpunkt 19-jährigen Mutter auf, lernte auch nie ihren Vater kennen, sondern verbrachte Kindheit und Jugend bei ihren Grosseltern, die Bauern waren, im Kanton Basel-Landschaft und bei einer Tante im Tessin.[2] Sie absolvierte ein Lehrjahr in der Landwirtschaft und eine kaufmännische Ausbildung[3] und arbeitete anschliessend in einer pharmazeutischen Fabrik. Ihren Beruf gab sie 1951 auf, als sie den Basler Grafiker Hanspeter Rolly heiratete. Das Paar bekam zwei Söhne.[4][5]

Im Alter von vierzig Jahren begann Maria Rolly 1965 als Autodidaktin gegenständliche und farbenfrohe Gemälde, die an Naive Kunst und den Phantastischen Realismus erinnern, mit Tempera auf Karton zu malen.[5] Sie fertigte auch Linolschnitte,[6] Collagen, Radierungen, Aquarelle und Hinterglasmalereien. Bereits 1966 konnte sie in der Kunsthalle Basel und danach in weiteren Galerien ausstellen.[3][4] Erst 1988 kam Maria Rolly mit ihrer 82-jährigen Mutter, die frisch verwitwet war, über die nie gelebte Mutter-Tochter-Beziehung ins Gespräch. In der Folge schuf sie zwischen 1988 und 1991 ihren 16-teiligen Mütter-Zyklus, der als solitäres Werk durch seine Andersartigkeit hervorsticht. Die Werkreihe besteht aus 16 grossformatigen fast einen Meter hohen Pastellkreide-Zeichnungen von Müttern, in denen sich Maria Rolly auseinandersetzte mit «Mütterbildern, ja darüber hinaus mit verschiedenen Frauenrollen. Von der verführerischen jungen Frau, über die wehrhafte Amazone bis zur Matrone.»[7] «Jede verkörpert dabei unterschiedliche Formen von Mutter-Sein: von böse über liebevoll bis zu janusköpfig. Es ist ein Versuch, die eigene Mutter und ihr Handeln akzeptieren zu können und sich noch spät mit ihr auszusöhnen.»[2]

Auch nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1994 lebte und arbeitete Maria Rolly in Basel.[4][5] Sie war Mitglied im Berufsverband «visarte region basel»[8] sowie im Kulturverein Elsass-Freunde-Basel[9] und beteiligte sich an den Jahresausstellungen der Basler Künstler in der Kunsthalle. 2019 schenkte sie den Mütter-Zyklus dem Open art museum in St. Gallen, das ihr und ihrem Werk 2020/2021 eine Ausstellung gemeinsam mit Linda Naeff widmete.[2][7] Nach ihrem Tod im Jahr 2021 wurde ihre Urne im Familienkreis beigesetzt.[10] Neben dem Open art museum befinden sich Werke von ihr in privaten Sammlungen und wurden vom Kunstkredit Basel-Stadt und Kunstkredit Baselland angekauft.[4]

Ausstellungen (Auswahl)

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  • 2020/2021: ÜberMütter. Open art museum, St. Gallen[11][12]
  • 2013: Maria Rolly. Malerei, Hinterglas, Zeichnung, Grafik, Collage. Maison 44, Basel[4]
  • 1999/2000: Jahresausstellung der Basler Künstlerinnen und Künstler, Kunsthalle Basel
  • 1997: Maria Rolly. Temperabilder, Kreide-Zeichnungen, Radierungen. Galerie Hiemesch, Basel
  • 1993/1994: Gestaltung eines Raumes in der Kunsthalle Basel auf Einladung von Thomas Kellein[3][4]
  • 1992/1993: Mütter-Zyklus. Halle Saint Pierre (Musée d’Art Naïf Max Fourny), Paris[3][4]
  • 1988: Maria Rolly. Temperas, Aquarelle, Zeichnungen. Galerie Hofer, Basel
  • 1981: Une œuvre – un artiste. Un artiste – une œuvre. Exposition Suisse ’81, Halle des expositions, Delsberg[6][13]
  • 1966: Weihnachtsausstellung der Kunsthalle Basel[4]

Einzelnachweise

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  1. Nicht nur junge Kunstschaffende sind «zeitgenössisch»! In: Zeitlupe. 6. September 2020, abgerufen am 5. November 2024.
  2. a b c ÜberMütter: mit Werken von Maria Rolly, Berta Balzli, Adelheid Duvanel u. a. In: Open art museum. Abgerufen am 13. September 2024.
  3. a b c d Doppel-Atelierbesuch. Kunstverein Binningen, abgerufen am 4. November 2024.
  4. a b c d e f g h Maria Rolly. Malerei, Hinterglas, Zeichnung, Grafik, Collage. In: Maison 44, abgerufen am 4. November 2024 (PDF; 304 kB).
  5. a b c Maria Rolly. In: Open art museum. Abgerufen am 4. November 2024.
  6. a b Maria Rolly. In: Sikart, abgerufen am 5. November 2024.
  7. a b Christina Genova: «Es genügt nicht und nie, einfach ein Kind zu gebären»: Das St. Galler Museum im Lagerhaus beleuchtet schwierige Mutterbeziehungen. In: St. Galler Tagblatt. 1. September 2020, abgerufen am 4. November 2024.
  8. entrée&hommage 2022. In: kunsttagebasel.ch. Abgerufen am 5. November 2024.
  9. Protokoll der Generalversammlung 2022. Kulturverein Elsass-Freunde-Basel, 27. März 2021, abgerufen am 5. November 2024.
  10. Traueranzeige Maria Rolly. In: www.hommages.ch. Abgerufen am 5. November 2024.
  11. Zwei Frauen, zwei Lebens- und Schicksalsgeschichten im Museum im Lagerhaus. Museum im Lagerhaus, 25. Februar 2020, abgerufen am 5. November 2024 (Pressemitteilung via presseportal.ch).
  12. Christina Genova: Das weibliche Prinzip: Frauen erobern die Ostschweizer Museen. In: St. Galler Tagblatt. 20. Januar 2020, abgerufen am 5. November 2024.
  13. Une œuvre – un artiste, un artiste – une œuvre. Exposition Suisse ’81. Halle des expositions du Comptoir delémontain Delémont, 22. Oktober bis 8. November 1981. Société des peintres, sculpteurs et architectes suisses, Muttenz 1981