Marian Stecher

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

„Marian Stecher im 64sten Lebensjahr seines ruhelosen Lebens.“ Ölgemälde aus dem Kloster Marienberg im Vinschgau (Südtirol)

Marian(us) Stecher (geboren als Josef (Bonuventura) Stecher; * 5. April 1754 in St. Valentin auf der Haide, Südtirol; † 18. Juni 1832 in Meran) war ein katholischer Priester, Musiker, Komponist, Chorregent und Musikpädagoge. Er ist auch unter dem italianisierten Namen Giuseppe Pungitore bekannt.

Marian Stecher ist nicht zu verwechseln mit dem älteren Komponisten Leopold Marian Stecher (ca. 1650–1691), Organist in Prag."[1]

Josef Stecher, der „von bäuerlicher Abstammung“ (G. Ferrari 1830, nach Angerer) war, stammte aus dem obersten Vinschgau in Südtirol, wo er 1754 in St. Valentin auf der Haide geboren wurde. Seine Eltern waren Bonaventura Stecher und Anna Thulligin. Den Ordensnamen Marian nahm er an, als er Benediktiner wurde und in die nahegelegene Abtei Marienberg eintrat. 1778 legte er dort seine Profess ab. Er wurde zum Priester geweiht, wirkte als Lehrer an der niederen Stiftsschule und war von 1784 bis 1807 Professor am 1724 gegründeten Gymnasium der Benediktiner in Meran.[1] Aus dieser Zeit ist eine Charakterisierung Pater Marians von einem seiner Schüler erhalten: „Er war ein sehr guter Dichter, ein geborener Satyriker, ein guter Petagog, der die Schüler lieb zugewinnen verstand, er hatte sehr freie Grundsätze, die allen Religionserneuerungen zusagten, und wenig Neigung zur Klosterdisziplin.“[2]

Während der kurzen bayerische Herrschaft in der Gefürsteten Grafschaft Tirol wurde die Abtei Marienberg 1807 säkularisiert. Anders als seine Mitbrüder kam Stecher daraufhin nicht nach St. Georgenberg-Fiecht, sondern nach Trient. Dort wirkte er 1809 als Musiklehrer und Organist an der Kirche San Pietro und bis 1819 als Organist an der Kirche Santa Maria Maggiore. Von 1813 bis 1822 war er dort Domkapellmeister. Anschließend wurde er Organist und Chorregent an der Pfarrkirche Meran. In Marienberg hatte Giacomo Gotifredo Ferrari (1763–1842), in Trient Jakob Johann Anton Schgraffer zu Stechers Schülern gezählt.[1] Sein Unterricht fußte auf einer profunden Kenntnis von Johann Sebastian Bach, Johann Joseph Fux und Georg Friedrich Händel. Seine Fugen bezeugen die Vertrautheit mit älterer Kontrapunkttechnik, die wahlweise Besetzung mit Orgel oder Klavier (Cembalo) indiziert ihre Nutzung in Kirche und Haus. Die musikalische Form Haydn’scher Finalsätze findet sich konsequent in den IX Pièces (Klavier, um 1790). Ebenso Haydn verpflichtet sind Stechers Variationen in seiner Technik der Figuralvariation. Die Gran Sonata (Klavier vierhändig) verweist auf Wolfgang Amadeus Mozart, deutet aber auch auf die Romantik.

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Gran Sonata (um 1795)
  • Aria Pastorella, 8-stimmig
  • Fugen für Orgel und Cembalo (F-dur; d-moll, Andante; C-dur; d-moll, Moderato; c-dur, Allegro; G-dur)

Werke Stechers sind auf einer 1998 veröffentlichten CD des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum zu hören.

  • Hildegard Herrmann-Schneider: Art. Stecher, P. Marian OSB (Bonaventura Josef). In: Rudolf Flotzinger (Hrsg.): Oesterreichisches Musiklexikon, Band 5: Schwechat bis Zyklus. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8; überarbeitet im Oesterreichischen Musiklexikon online, herausgegeben von Barbara Boisits, letzte inhaltliche Änderung am 5. November 2018, abgerufen am 23. Juli 2024.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Hildegard Herrmann-Schneider: Stecher, P. Marian OSB (Bonaventura Josef). In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
  2. Manfred Schneider: Marian Stecher, Klavierwerke. 1998.