Marie NDiaye

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Marie NDiaye auf der Frankfurter Buchmesse 2017
Marie NDiaye (2013)

Marie NDiaye (* 4. Juni 1967 in Pithiviers, Département Loiret), auch N'Diaye, ist eine französische Schriftstellerin.

Marie NDiaye ist die Tochter einer französischen Mutter und eines senegalesischen Vaters. Ihre Mutter war Lehrerin. Ihr Vater verließ die Familie und wenig später Frankreich, als Marie noch im Säuglingsalter war. Marie war eine sehr gute Schülerin; ihr Französischlehrer wollte sie für die Teilnahme am Concours général anmelden. Sie schlug jedoch dieses Angebot aus und entschied sich, im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder, auch gegen eine Ausbildung an der École normale supérieure. Ihr Berufswunsch, Schriftstellerin zu werden, stand für sie schon zu Schulzeiten fest.

1985 schickte sie ihr erstes Romanmanuskript Jérôme Lindon, dem Verleger der renommierten Éditions de Minuit. Der Verleger, von ihrem kraftvollen Stil beeindruckt, nahm das Manuskript an. Der Roman erschien unter dem Titel Quant au riche avenir (deutsch: Was die reiche Zukunft betrifft). Ihr zweiter Roman, Comédie classique, erschien 1988 bei POL; es folgten weitere Romane. Im Auftrag von Radio France schrieb sie 1999 Hilda, was den Beginn ihrer Arbeit als Dramatikerin bedeutete. Seither hat Marie NDiaye noch vier Theaterstücke geschrieben, eines zusammen mit ihrem Ehemann Jean-Yves Cendrey. Das Theaterstück Papa doit manger (deutsch: Papa muss essen) wurde 2003 an der Comédie-Française uraufgeführt. Mit der Filmregisseurin Claire Denis schrieb sie 2009 das Drehbuch für deren Film White Material. 2022 wirkte sie am Filmskript von Saint Omer mit.

Mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern hat Marie NDiaye viele Male den Wohnsitz von Land zu Land gewechselt: Von Frankreich nach Spanien, von dort nach Italien, in die Niederlande und zurück nach Frankreich. „Nur auf sich selbst gestellt sein, seine Zeit frei gestalten können, dort leben, wo man möchte“[1], ist ihr erklärtes Motto. Heute lebt Marie NDiaye in Paris. Ihr Bruder ist Pap Ndiaye, Historiker an der Sciences Po, und Begründer der französischen Black studies und seit 2022 französischer Bildungsminister. Seit 2007 lebt Marie Ndiaye in ihrer Wahlheimat Berlin.

Die herrschsüchtige und einsame Madame Lemarchand findet in der jungen Hilda das ersehnte Dienstmädchen. Sie ist schön, sie ist zurückhaltend, sie ist perfekt. Den Lohn erhält ihr Ehemann Franck, was diesen jedoch nicht über die fortschreitende Vereinnahmung seiner Frau hinwegtäuschen kann. Wortreich nimmt Madame Lemarchand Hilda in Besitz, kleidet und frisiert sie und saugt sie in sich auf. Zur leeren Hülle verkommen erweckt Hilda zuletzt nur noch die Verachtung Madame Lemarchands – und ihr Mann sucht sich einen Ersatz.

Hilda ist ein Theaterstück um die Macht der Worte und die Sprachlosigkeit des Unterworfenen. Hilda hat keine Stimme. Auch wenn der Zuschauer ihren Widerstand erwartet, sie selbst wird die Szene nicht betreten.

Aufführungsdaten

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  • Uraufführung: Théâtre de l’Atelier, Paris 2002
  • Deutschsprachige Erstaufführung: Theater Drachengasse, Wien 2003
  • Deutsche Erstaufführung: Bayerisches Staatsschauspiel München 2003

Buchveröffentlichung

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Es ist der 14. Juli, französischer Nationalfeiertag, und France begrüßt überrascht ihre Schwiegermutter. Doch Madame Diss kommt gar nicht wegen des Feuerwerks. Sie hat Schulden gemacht und will von ihrem Sohn Geld. France kann ihr nicht weiterhelfen, denn ihr Mann ist in Rage und will seine Mutter nicht sehen. Nancy, die Ex-Ehefrau des Mannes, nähert sich dem Haus ebenfalls. Der 14. Juli ist der Todestag ihres gemeinsamen Sohnes und sie hatte endlich den Mut gefasst, das Grab des kleinen Jacky zu besuchen.

„Die Schlangen“ zeigt das heillose Züngeln der drei Frauen vor verschlossener Tür. Wie sich herausstellt, wurde Jacky von seiner Mutter zurückgelassen und seinem gewalttätigen Vater ausgeliefert. Dieser misshandelte ihn und sperrte ihn in einen Schlangenkäfig, wo Jacky schließlich starb. Dass sich hinter der Tür – und vor den Augen der Zuschauer – eine weitere Opferung von Kindern anbahnt, nehmen die auf sich selbst fixierten Frauen nicht wahr. Eine unfassbare Geschichte, die das Versagen von Erwachsenen zum Thema hat.

Aufführungsdaten

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  • Uraufführung: Théâtre de poche de Genéve 2005
  • Deutsche Erstaufführung: Neues Ensemble Mannheim 2012[6]

Weitere Stücke

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  • Rien d’humain, Uraufführung an der Comédie de Valence im Jahr 2004
  • Toute vérité, gemeinsam mit Jean-Yves Cendrey
  • Providence, Uraufführung Festival de Genève 2001,
  • Papa doit manger, Uraufführung an der Comédie-Française 2003

Romane und Erzählungen

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  • Raphaëlle Rérolle: Libre d’écrire. In: Le monde. 4. November 2009, abgerufen am 17. Oktober 2021.
  • Colette Sarrey: Französische Schriftstellerinnen der 80er und 90er Jahre und die écriture féminine. In: Wolfgang Asholt (Hrsg.): Französische Literatur 20. Jahrhundert: Roman. Stauffenburg, Tübingen 2007, ISBN 978-3-86057-909-1, S. 365ff.
  • Quant au riche avenir. (Beitrag auf Deutsch) in: Christiane Baumann & Gisela Lerch (Hrsg.): Extreme Gegenwart. Französische Literatur der 80er Jahre (Beiträge aus Anlass von Berlin, Kulturhauptstadt Europas 1988) Manholt Verlag, Bremen 1989, ISBN 3-924903-70-0, S. 200–203 (um „Guyotat“ gekürzte Verlagsausgabe von Der unterbrochene Dialog. Eine Veranstaltungsreihe zur frz. Gegenwartsliteratur im Rahmen von „Berlin Kulturstadt Europas“ 1988, mit den Schriftstellern Jean-Luc Benoziglio, Philippe Djian, Jean Echenoz, François Bon, Leslie Kaplan, Valère Novarina, Marie NDiaye, Pierre Guyotat, Literaturhaus Berlin (Mappe, bei Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt)).
Commons: Marie NDiaye – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. « Ne dépendre que de soi, disposer de son temps, vivre là où on le désire » Raphaëlle Rérolle: Libre d’écrire. In: Le monde. 4. November 2009, abgerufen am 17. Oktober 2021.
  2. nachtkritik.de
  3. suhrkamp.de
  4. Nelly-Sachs-Preis für Marie NDiaye. In: Börsenblatt. 8. September 2015, abgerufen am 8. September 2015.
  5. Marie NDiaye erhält Staatspreis für Europäische Literatur. In: ORF.at. 28. März 2023, abgerufen am 28. März 2022.
  6. Angaben zur deutschen UA (Memento vom 14. Mai 2012 im Internet Archive), abgerufen am 16. Mai 2012.
  7. a b Bibliographische Angaben vgl. unter „Literatur“, Baumann & Lerch Hg., Berlin 1988 bzw. Manholt 1989.