Marienkantorei
MarienKantorei Berlin | |
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Chorfoto oder Logo | |
Sitz: | Berlin |
Träger: | Evangelische Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder |
Gründung: | 16. Jahrhundert |
Gattung: | Gemischter Chor |
Leitung: | KMD Marie-Louise Schneider |
Stimmen: | 150 (SATB) |
Website: | https://marienkirche-berlin.de/musik/die-marienkantorei/ |
Die Marienkantorei (Eigenschreibweise MarienKantorei) gehört zur Evangelischen Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder,[1] die heute alle ursprünglich selbstständigen evangelischen Gemeinden der Berliner historischen Mitte (Nikolaikirche, Petrikirche, Marienkirche, Friedrichswerdersche Kirche, Georgenkirche, Parochialkirche)[2] vereint. Unter dem Dach der MarienKantorei Berlin musizieren ca. 150 Sängerinnen und Sänger in verschiedenen Chorformationen: der Oratorienchor MarienKantorei, der Kammerchor MarienVokalensemble, der Liturgische Chor, die KinderKantorei an der Evangelischen Grundschule Stadtmitte sowie das semiprofessionell arbeitende MarienVokalconsort.[3]
Profil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kantorei ist der Pflege der über fünfhundertjährigen bürgerlichen protestantischen Musiktradition an den großen Berlin-Cöllner Hauptkirchen und deren herausragenden Kirchenmusikern verpflichtet. Heute stellen geistliche Musik des Barocks, der Klassik und der Moderne die programmatischen Schwerpunkte dar. Neben der regelmäßigen Ausgestaltung von Gottesdiensten werden jährlich mehrere Konzerte und musikalische Projekte von den Chorformationen der MarienKantorei aufgeführt. Aufführungsorte sind die Bischofskirche St. Marien, der einzige im Berliner Zentrum erhaltene gotische Kirchenraum, der auch heute noch als Sakralraum genutzt wird, sowie die teilrestaurierte Parochialkirche.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte der Marienkantorei lässt sich bis ins frühe 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestand die Kantorei ausschließlich als Schüler-Knabenchor. Der Marien-Kantor war zugleich Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster. Erst nach der Trennung von Kantorat und Schule am Ende des 18. Jahrhunderts und nachdem mit der Sing-Akademie unter Carl Friedrich Fasch im September 1791 in der St. Marienkirche zum ersten Mal überhaupt ein gemischter Chor aus Männern und Frauen in einer Kirche öffentlich auftrat, entwickelte sich auch die Marienkantorei als gemischter Laien-Chor.
Eine herausgehobene Stellung bekam die Marienkantorei nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Leitung von Heinz-Georg Oertel und Christoph Albrecht. 1955 gründete Oertel an St. Marien zunächst eine Jugendkantorei, die schnell zu einer altersgemischten Kantorei heranwuchs und schon bald die großen Oratorienwerke aufführte. Der Bau der Berliner Mauer 1961 brachte der Marienkantorei ein Alleinstellungsmerkmal und eine ständig wachsende Beliebtheit: Im Zentrum Ostberlins konnten nur in der St. Marienkirche die Hauptwerke der protestantischen Chorliteratur gehört werden.[4]
Konzerte und Projekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der regelmäßigen Aufführung des klassischen Oratorienrepertoires hat sich die MarienKantorei um die Förderung der modernen Musik durch die Uraufführungen mehrerer Auftragswerke einen Namen gemacht. In Zusammenarbeit mit dem interreligiösen Projekt House of One stärkt die MarienKantorei den interreligiösen Dialog im Bereich der Musik.
Alle zwei Jahre finden die Internationalen Chormusiktage ChorInt. in St. Marien statt. Darüber hinaus unterstützt die MarienKantorei Forschungen zur Musik aus Berlins historischer Mitte. Die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser Recherchen begannen u. a. 2010 mit der Herausgabe eines Buchs über die Kirchenmusik in Berlins historischer Mitte, 2013 mit der CD-Veröffentlichung von wiederentdeckten Kompositionen Berliner Kantoren des 16. und 17. Jahrhunderts und mit Veröffentlichungen zu den mit der Kantorei historisch verbundenen Musikern und Komponisten.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Curt Sachs: Musikgeschichte der Stadt Berlin bis zum Jahre 1800: Stadtpfeifer, Kantoren und Organisten an den Kirchen städtischen Patronats nebst Beiträgen zur allgemeinen Musikgeschichte Berlins Paetel, Berlin 1908; Reprint Hildesheim / New York 1980.
- Lothar Noack, Jürgen Splett: Bio-Bibliographien: brandenburgische Gelehrte der frühen Neuzeit; Berlin-Cölln 1688–1713. Berlin 2000.
- Lothar Noack, Jürgen Splett: Bio-Bibliographien: brandenburgische Gelehrte der frühen Neuzeit; Mark Brandenburg 1640–1713. Berlin 2001.
- Ingeborg Allihn; Wilhelm Poeschel (Hrsg.): Wie mit vollen Chören – 500 Jahre Kirchenmusik in Berlins historischer Mitte ortus musikverlag, Beeskow/Berlin 2010.
- Wilhelm Poeschel: Familie Graun in Preußen. Ein Beitrag zu den Biographien von Johann Gottlieb und Carl Heinrich Graun, in: Jahrbuch 2017 des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz, Schott Music 2021 (Web-Ressource)
Diskografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wie mit vollen Chören – Musik aus Berlins historischer Mitte. MarienVokalconsort, MarienEnsemble et al. Leitung: Marie-Louise Schneider, Rondeau Production 2013.
- Musicalisches Lustgärtelein – Berühmte Lieder aus der Berliner Nikolaikirche. MarienVokalconsort, MarienEnsemble, Leitung: Marie-Louise Schneider, Edition Stadtmuseum Berlin 2014
- Graun – wiederentdeckt. Solisten, MarienVokalconsort, Aris & Aulis, Leitung: Marie-Louise Schneider, Felicitas Records 2022
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website bei der Evangelischen Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Evangelische Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder. Evangelische Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder, abgerufen am 26. Januar 2022.
- ↑ Roland Stolte: Die mittelalterlichen Stadtpfarrkirchen St. Nikolai, St. Marien, St. Petri und die Parochialkirche. In: Ingeborg Allihn; Wilhelm Poeschel (Hrsg.): Wie mit vollen Chören – 500 Jahre Kirchenmusik in Berlins historischer Mitte. 1. Auflage. ortus musikverlag, Beeskow 2010, S. 42–51.
- ↑ Webseite der MarienKantorei Berlin. MarienKantorei Berlin, abgerufen am 26. Januar 2022.
- ↑ Bernhard Schrammek: Kirchenmusik an St. Marien von 1945 bis in die Gegenwart. In: Ingeborg Allihn; Wilhelm Poeschel (Hrsg.): Wie mit vollen Chören – 500 Jahre Kirchenmusik in Berlins historischer Mitte. 1. Auflage. ortus-musikverlag, Beeskow 2010, S. 212–229.