Überprüft

Martin Hagen (Politiker, 1981)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Martin Hagen im Plenarsaal des Bayerischen Landtags (2021)

Martin Hagen (* 7. Juli 1981 in La Spezia, Italien) ist ein deutscher Politiker und Kommunikationsberater. Er ist Mitglied des FDP-Bundesvorstands, Vorsitzender der FDP Bayern, Gemeinderat in Vaterstetten und Geschäftsführer der Denkfabrik R21. Von 2018 bis 2023 war er Abgeordneter und Fraktionsvorsitzender der FDP im Bayerischen Landtag.

Hagen wurde als Sohn deutscher Eltern in Italien geboren und wuchs im Landkreis Rosenheim auf. Er machte am Gymnasium Bad Aibling Abitur, studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Politikwissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Psychologie und erwarb den akademischen Grad des Magister Artium (M.A.).[1] Danach war er in einer Berliner Unternehmensberatung tätig, als Pressesprecher der bayerischen FDP-Landesgruppe im Deutschen Bundestag und als Hauptgeschäftsführer der bayerischen FDP. Im Jahr 2017 machte er sich als Strategie- und Kommunikationsberater selbständig.[2] Seit April 2024 ist er Geschäftsführer der liberal-konservativen Denkfabrik Republik21.[3]

Hagen ist Herausgeber des Buches Das neue Bayern – Warum unser Land ein Update braucht. Er war Mitglied im Kuratorium der Akademie für Politische Bildung[4] und Botschafter der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen. Das Wirtschaftsmagazin Capital zeichnete ihn 2018, 2019 und 2020 dreimal in Folge mit dem Titel „Junge Elite – Top 40 unter 40“ aus.[5][6][7]

Im Jahr 2020 wurde Hagen bösartiger Tumor entfernt. Er war einige Jahre zuvor schon einmal an Krebs erkrankt.[8]

Hagen lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Baldham.

Werdegang in der FDP

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin Hagen trat 1998 den Jungen Liberalen (JuLis) und 2000 der FDP bei. Von 2004 bis 2006 war er Landesvorsitzender der JuLis Bayern, von 2006 bis 2008 stellvertretender Bezirksvorsitzender der FDP Oberbayern.[9][10]

2018 wurde Hagen von den bayerischen FDP-Mitgliedern in einer Urwahl zum FDP-Spitzenkandidaten für die anstehende Landtagswahl gewählt. Am 12. März 2018 setzte er sich in einer Stichwahl mit 58,7 Prozent gegen Albert Duin durch.[11][12]

Seit 2019 ist Hagen Mitglied des FDP-Bundesvorstands.[1] Nach der Bundestagswahl 2021 war Hagen Teil der FDP-Delegation bei den Verhandlungen über eine Ampelkoalition im Bund.[13]

Im November 2021 wurde Hagen mit 93,4 Prozent zum Landesvorsitzenden der FDP Bayern gewählt und zwei Jahre später in einer Kampfabstimmung gegen Albert Duin im Amt bestätigt.[14][15] Gemeinsam mit Katja Hessel bildet er seit 2023 die erste Doppelspitze eines FDP-Landesverbandes.[16]

Abgeordnetentätigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin Hagen war in der 18. Wahlperiode Mitglied des Bayerischen Landtags. Zur Landtagswahl in Bayern 2018 trat er als Direktkandidat im Stimmkreis Rosenheim-Ost an und konnte die FDP als Spitzenkandidat zurück in den Bayerischen Landtag führen. Dort wurde er zum Vorsitzenden der Fraktion der Freien Demokraten gewählt.[17] Er vertrat seine Fraktion im Ausschuss für Verfassung, Recht, Parlamentsfragen und Integration.[18] Des Weiteren war Hagen Mitglied der Richterinnen- und Richter-Wahl-Kommission und Mitglied der Datenschutzkommission.[19]

Zur Landtagswahl 2023 in Bayern kandidierte Martin Hagen auf Platz 1 der Wahlkreisliste der FDP, welche den Einzug in den Landtag jedoch verfehlte. Im November 2022 hatte ihn der Landesparteitag der FDP Bayern zum landesweiten Spitzenkandidaten gewählt.[20]

Bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 wurde Hagen in den Ebersberger Kreistag gewählt.[21] Er gehörte dort der gemeinsamen Fraktion aus CSU und FDP an und vertrat sie im Ausschuss für Soziales, Familie, Bildung, Sport und Kultur.[22] Ende des Jahres 2021 legte er sein Kreistagsmandat nieder.[23] Im Juli 2022 rückte Hagen für Renate Will in den Gemeinderat von Vaterstetten nach.[24]

Hagen war Mitglied der 17. Bundesversammlung.[25]

Politische Positionen und Initiativen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin Hagen plädiert für ein freiheitlich organisiertes Schulsystem, bei dem Selbstständige Schulen in öffentlicher und freier Trägerschaft miteinander im Wettbewerb stehen. Der Staat würde in diesem System Standards definieren und über Bildungsgutscheine die Finanzierung der Schulen sicherstellen.[26] Um die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft zu reduzieren, fordert Hagen unter anderem mehr Investitionen in frühkindliche Bildung, ein verpflichtendes Vorschuljahr und einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz.[26]

Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels brauche Bayern klare und zeitgemäße Regeln für Einwanderung und ein weltoffenes gesellschaftliches Klima, sagt Hagen.[27][28] Für Geflüchtete fordert Hagen den Abbau rechtlicher Hürden in den Arbeitsmarkt, eine bessere Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen[29] sowie die Möglichkeit eines „Spurwechsels“: Wer in Deutschland einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz gefunden habe, solle hier bleiben dürfen.[30]

Hagen ist ein dezidierter Befürworter des Freihandels und der Globalisierung.[31]

Im Oktober 2019 startete Hagen eine Initiative zur Unterstützung ungewollt kinderloser Paare durch einen staatlichen Zuschuss zu den Kosten von Kinderwunschbehandlungen. Dabei machte Hagen nicht nur eine frühere Krebserkrankung öffentlich, sondern offenbarte auch, dass seine beiden Kinder durch künstliche Befruchtung auf die Welt kamen. Hagens Anliegen schlossen sich die regierenden Fraktionen von CSU und Freien Wählern an,[32] ein entsprechender Antrag wurde im Dezember 2019 einstimmig vom Bayerischen Landtag beschlossen.[33]

In der Corona-Krise kritisierte Hagen die aus seiner Sicht übertriebenen Freiheitseinschränkungen und warnte vor den Kollateralschäden einer Lockdown-Politik.[34] Die Coronapolitik von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bezeichnete er als „autoritär“.[35]

Im Juni 2022 kündigten Hagen und die FDP Bayern ein Volksbegehren zur Verkleinerung des Bayerischen Landtags an. Mehr Abgeordnete machten den politischen Betrieb nicht besser, sondern nur teurer, so Hagen.[36]

Commons: Martin Hagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Abgeordneter Hagen, Martin. In: www.bayern.landtag.de. Bayerischer Landtag, abgerufen am 9. November 2019.
  2. Martin Hagen Artikel auf politik-kommunikation.de. Abgerufen am 20. März 2018.
  3. Hagen wird Geschäftsführer bei Republik 21 | politik&kommunikation. 11. März 2024, abgerufen am 12. März 2024 (deutsch).
  4. Kuratorium & Beirat. Abgerufen am 5. September 2019.
  5. Junge Elite: Top 40 unter 40 – Politik und Staat. In: Capital.de. 13. November 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2019; abgerufen am 21. November 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.capital.de
  6. Junge Elite: Top 40 unter 40 – Politik und Staat. In: Capital.de. 20. November 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 22. November 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.capital.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Das sind die Top 40 unter 40 des Jahres 2020. In: Capital.de. 19. November 2020, abgerufen am 19. November 2020.
  8. n-tv NACHRICHTEN: FDP-Fraktionschef Martin Hagen wieder an Krebs erkrankt. Abgerufen am 14. Juli 2022.
  9. Bayerischer Rundfunk (Hrsg.): FDP-Fraktionsvorsitzender im Landtag: Martin Hagen. 13. März 2019 (br.de [abgerufen am 9. November 2019]).
  10. Abgeordneter Hagen, Martin. In: www.bayern.landtag.de. Bayerischer Landtag, archiviert vom Original am 24. Mai 2019; abgerufen am 9. November 2019.
  11. Lisa Schnell: Das personifizierte Update. In: sueddeutsche.de. 2018, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 20. März 2018]).
  12. Spitzenkandidat steht nach Urwahl fest: Martin Hagen führt FDP in die Landtagswahl. Bayerischer Rundfunk, 12. März 2018, archiviert vom Original am 29. Juni 2018; abgerufen am 29. Juni 2018.
  13. Britt-Marie Lakämper: SPD, Grüne, FDP: Diese Politiker verhandeln die Ampel-Koalition. 21. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021 (deutsch).
  14. Petr Jerabek: Hagen neuer bayerischer FDP-Landeschef – Angriffe auf Söder. In: Bayrischer Rundfunk. 6. November 2021, abgerufen am 6. November 2021.
  15. Bayerischer Rundfunk, BR 24: Hagen übersteht Kampfabstimmung – Bayern-FDP mit Doppelspitze. Abgerufen am 22. November 2023.
  16. Hagen und Hessel bilden Doppelspitze der FDP Bayern. In: Politik & Kommunikation. 21. November 2023, abgerufen am 23. November 2023.
  17. Martin Hagen zum FDP-Fraktionsvorsitzenden gewählt. In: rtl.de. 17. Oktober 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Oktober 2018; abgerufen am 18. Oktober 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rtl.de
  18. Verfassungsausschuss | Bayerischer Landtag. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. März 2019; abgerufen am 7. Dezember 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bayern.landtag.de
  19. Abgeordnete(r) Hagen, Martin | Bayerischer Landtag. Abgerufen am 14. April 2020.
  20. Süddeutsche Zeitung: Bayern: Martin Hagen zu FDP-Spitzenkandidat gekürt. Abgerufen am 26. Februar 2023.
  21. Wahl des Kreistags – Kommunalwahlen 2020 im Landkreis Ebersberg – Gesamtergebnis. Abgerufen am 17. März 2020.
  22. SessionNet | SFB-Ausschuss. Abgerufen am 9. Mai 2020.
  23. Wieland Bögel: Ebersberg: FDP-Chef Martin Hagen legt Kreistagsmandat nieder. Abgerufen am 26. November 2021.
  24. Sina-Maria Schweikle: Vaterstetten: „Ich stelle mich der Verantwortung“. Abgerufen am 13. Juli 2022.
  25. 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022. (PDF; 48 S.) Mitgliederverzeichnis. Deutscher Bundestag, 13. Februar 2022, abgerufen am 27. Juli 2023.
  26. a b Martin Hagen: Das neue Bayern – Warum unser Land ein Update braucht. Fried-Brehm-Verlag, Feldafing 2017, ISBN 978-3-937165-11-0, S. 63–67.
  27. Martin Hagen: Das neue Bayern – Warum unser Land ein Update braucht. Friedl-Brehm-Verlag, Feldafing 2017, ISBN 978-3-937165-11-0, S. 15.
  28. Martin Hagen (FDP): „Wir wollen Bayern mitgestalten“. Abgerufen am 26. Juli 2020.
  29. Martin Hagen: Das neue Bayern: Warum unser Land ein Update braucht. Friedl-Brehm-Verlag, Feldafing 2017, ISBN 978-3-937165-11-0, S. 99.
  30. Louisa Knobloch: Gillamoos-Premiere für Martin Hagen. In: Mittelbayerische Zeitung. 3. September 2018, abgerufen am 26. Juli 2020.
  31. Martin Hagen: Drohende Rezession: Mehr Mut zu Globalisierung und Freihandel! In: Welt.de. 30. August 2019, abgerufen am 26. Juli 2020.
  32. Mike Schier: Der steinige Weg zum Familienglück. In: Merkur.de. 9. Oktober 2019, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  33. Eva Eichmann, Maximilian Heim: Künstliche Befruchtung: Landtag für finanzielle Unterstützung. In: Bayerischer Rundfunk. 11. Dezember 2019, abgerufen am 12. Dezember 2019.
  34. Martin Hagen: Im Dschungel der Corona-Regeln darf eine Partei den Freiheitsgedanken nicht verlieren. In: Focus Online. 12. Januar 2022, abgerufen am 23. September 2022.
  35. Martin Schwarzkopf: Chef der bayerischen Liberalen nennt CSU-Corona-Politik "autoritär" | Foto: Petra Reith. 20. Juni 2022, abgerufen am 23. September 2022.
  36. Alexander Kain: Gegen XXL-Landtag: FDP bringt Volksbegehren auf den Weg. Abgerufen am 15. Juli 2022.