Massaker von Hama

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Innenstadt von Hama nach dem Massaker mit dem teilweise zerstörten Minarett der im Jahr 1163 erbauten al-Nuri-Moschee

Als Massaker von Hama (arabisch مجزرة حماة Madschzarat Hama, DMG maǧzarat Ḥamāh; in Syrien mit Ahdath Hama / أحداث حماة / aḥdāṯ Ḥamāh / ‚die Ereignisse von Hama‘ umschrieben) bezeichnet man den Angriff der syrischen Streitkräfte unter dem Kommando von Verteidigungsminister Mustafa Tlas auf die mittelsyrische Stadt Hama im Jahr 1982. Er war eine Reaktion auf den Aufstand der Muslimbrüder in Syrien, bei dem zahlreiche Anschläge von den regierungsfeindlichen Muslimbrüdern verübt wurden.

Das Massaker wurde von den Verteidigungskompanien unter Rifaat al-Assad und den Spezialkräften des Heeres unter Ali Haidar angeführt. Unterstützt wurde der Angriff durch reguläre Armeeeinheiten, hauptsächlich die 3. Division unter Shafiq Fayadh. Ab den frühen Morgenstunden des 3. Februar 1982 umstellten Panzer die Stadt. Telefon- und Versorgungsleitungen wurden gekappt. Gleichzeitig begann ein Bombardement mittels Artillerie und Luftangriffen. Ebenso sickerten Soldaten in die Stadt ein und führten gezielt Massenmorde, Verhaftungen, Brandschatzungen und Plünderungen in Gebieten durch. Dabei wurden nach und nach ganze Straßenzüge und Stadtviertel durch Massenmord entvölkert und durch Kriegswaffeneinwirkung dem Erdboden gleichgemacht. Verhaftete wurden in ad-hoc eingerichteten Gefangenenlagern inhaftiert. Insgesamt zogen sich die Operationen des Militärs rund vier Wochen hin.[1] Rund ein Drittel der Altstadt von Hama wurden vollständig zerstört.[2] Die Anzahl der tatsächlich bewaffneten Islamisten in der Stadt wird zwischen 300 und 1.000 geschätzt.[1] Schätzungen der Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung durch die Operation der syrischen Streit- und Sicherheitskräfte gehen von mindestens 10.000 Toten aus.[3]

Hama war, wie auch kleinere Städte im überwiegend sunnitischen Syrien, ein Zentrum der Muslimbrüder, die in Opposition zur Baath-Partei von Hafiz al-Assad standen und denen nachgesagt wird, dass sie die Regierung stürzen und ein fundamentalistisches Regime errichten wollten. Das Massaker von Hama war Höhepunkt einer jahrelangen Unterdrückung der Organisation durch die syrische Regierung in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren, in deren Rahmen die Mitgliedschaft bei den Muslimbrüdern in Syrien unter die Todesstrafe gestellt wurde.[4] Der Angriff war aus Sicht der Regierung erfolgreich, denn die Muslimbrüder stellten daraufhin ihre Aktivitäten in Syrien ein.

Das Massaker ist international bekannt geworden, die genauen Umstände blieben jedoch ungeklärt, da Syrien große Anstrengungen unternahm, keine Informationen darüber ins Ausland gelangen zu lassen. Dagegen diente es gegenüber der eigenen Bevölkerung als Mittel zur Abschreckung und Einschüchterung. Bis heute ist das Massaker in der syrischen Öffentlichkeit ein Tabuthema. In der bundesdeutschen Presse führte die Nachricht vom Massaker zu scharfen Verurteilungen des als „moskaufreundliches Militärregime“ bezeichneten Assad-Systems in Syrien. Einige der Inhaftierten wurden im November 2000 im Rahmen der Amnestie Baschar al-Assads freigelassen.

  • Patrick Seale: Asad of Syria. The Struggle for the Middle East. Tauris, London 1988; ISBN 0-520-06976-5; S. 332–334.
  • Jack Donnelly: Human Rights at the United Nations 1955–1985: The Question of Bias, International Studies Quarterly 32, Nr. 3, September 1988; S. 275–303.
  • Robert Fisk: Pity the Nation. Touchstone, London 1990; ISBN 0-671-74770-3; S. 181–187.
  • Thomas Friedman: From Beirut to Jerusalem. HarperCollins Publishers, London 1998; ISBN 0-00-653070-2.
  • Summary of the January 10, 2002, Roundtable on Militant Islamic Fundamentalism in the Twenty-First Century. American Foreign Policy Interests 24, Nr. 3, 1. Juni 2002, S. 187–205.
  • Kathrin Nina Wiedl: The Hama Massacre – reasons, supporters of the rebellion, consequences; München 2007; ISBN 978-3-638-71034-3.
  • Amnesty International: Amnesty International Report 1983 (PDF; 12,3 MB), Kapitel zu Syrien im Jahresbericht für 1982, Amnesty International Publications, London 1983, ISBN 0-86210-057-7, S. 330–331.
  • Peter Scholl-Latour: Arabiens Stunde der Wahrheit: Aufruhr an der Schwelle Europas. Propyläen, Berlin 2011, ISBN 978-3-549-07366-7, Kapitel „Die 'Rosa Panther' wüten in Hama“, S. 344–350.
Commons: Massaker von Hama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Salwa Ismail: The Rule of Violence - Subjectivity, Memory and Government in Syria. Cambridge, 2018, S. 57–60
  2. Usahma Felix Darrah: Geschichte Syriens im 20. Jahrhundert und unter Baschar Al-Assad. Marburg, 2014, S. 118
  3. Salwa Ismail: The Rule of Violence - Subjectivity, Memory and Government in Syria. Cambridge, 2018, S. 131
  4. Kristin Helberg: Die Toten von Hama. Syrien und das System Assad. Deutschlandfunk, Sendung: Hintergrund, 2. Februar 2012.