Major-System

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Aimé Paris (1798–1866)

Das Major-System, auch Master-System genannt und als Zifferncode nach Aimé Paris bezeichnet, ist eine Mnemotechnik, die auf der Zuordnung von Lauten zu Ziffern und Wörtern zu Zahlen basiert. Der Grundgedanke des Master-Systems ist es, jeder Zahl von 0 bis 99 sowie den Ziffernfolgen von 00 bis 09 jeweils ein festes Bild zuzuordnen. Bei Anwendung dieser Gedächtnistechnik ist der Benutzer in der Lage, sich auch sehr lange Zahlenreihen fest einzuprägen, da jeweils gleich zwei aufeinanderfolgende Ziffern mit einem einzigen Bild abgedeckt sind.

Zuordnungsliste nach Aimé Paris

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Im Folgenden wird die Zuordnung nach dem französischen Rechtsanwalt und Mnemotechniker Aimé Paris, der auch der Erfinder eines Stenografie-Systems ist,[1] gezeigt.[2] Aimé Paris veröffentlichte seine Zuordnung 1825.[3] Andere Zuordnungen sind weniger verbreitet, gelten als weniger effektiv oder haben einen eingeschränkten Anwendungsbereich. Da es auf die Laute, denen nur Konsonanten und Konsonanntenverbindungen zugrunde liegen, ankommt, und nicht auf Buchstaben, funktioniert die Zuordnung in beide Richtungen.

Ziffer Ersatz-
konsonanten
Merkhilfen
0 s, ß, ss, z Im Englischen und Italienischen heißt null zero;[4] im Englischen mit stimmhaftem s, im Italienischen mit z ausgesprochen.
1 t, d Der Buchstabe t ähnelt der Ziffer 1; d ist lautverwandt.[5]
2 n Das n hat zwei „Beine“, also zwei Striche nach unten.[6]
3 m Das m hat drei „Beine“, also drei Striche nach unten.[7]
4 r Der 4te Buchstabe des Wortes vier ist ein r.[8] Weitere Merkhilfemöglichkeit: das französische Auto R4.[9]
5 l Das L ist das römische Zahlzeichen für 50.[10] Der Winkel oben auf der 5 sieht aus wie ein nach rechts gedrehtes L.[11] Weitere Merkhilfe: Wenn man von den fünf Fingern einer Hand den Daumen waagrecht abspreizt, bilden der Zeigefinger und der abgespreizte Daumen ein großes L.[12]
6 sch, ch Die ersten drei Mitlaute des Wortes sechs lauten sch.[13] Mit 6 geht man in die Schule.[14] Die 6 war eine schlechte Note in der Schule.[15]
7 k, ck, g 7 ist eine Gckszahl. Am 7. Tag gehen wir in die Kirche.[16] Die Laute ck und g sind lautverwandt. Weitere Merkhilfe: Der Siebenjährige Krieg.[17]
8 f, v, w Das handschriftliche kleine f beinhaltet in etwa die Ziffer 8.[18] Die Laute v und w sind lautverwandt. Weitere Merkhilfe: 8ung – Vorsicht Falle![19]
9 p, b Die Ziffer 9 ähnelt dem Spiegelbild von p[20] und einem verkehrt herumstehenden b[21]. Die Zeichen p und b sind lautverwandt.

Sind einer Ziffer mehrere Laute zugeordnet, werden diese phonetisch ähnlich erzeugt (Ausnahme „6“).

Hat man sich diese Zuordnung eingeprägt, lassen sich leicht längere Zahlen als ein Wort oder als Satz merken. Vokale kommen in diesem System nicht vor; man kann sie also beliebig verwenden, da sie nicht sinntragend sind. Dabei ist zu beachten, dass nur der phonetische Wert gilt, nicht der orthografische:

  • Kaffee hat den Zahlenwert 78
  • Latte hat den Zahlenwert 51

Beispiel 1: Anstatt sich die Zahl 6752 (z. B. eine PIN) einzuprägen, merkt man sich lediglich das Wort schaukeln.

Beispiel 2: Die Ziffernfolge 0123456789 ist in diesem Satz kodiert: „Ist Unmoral schick, Weib?“ Oder auch in diesem: „Zeitnehmer: eile! Schau: Kaffeeabbau!“

Die Methode ist im Alltag immer dann nützlich, wenn man bestimmte längere Zahlen häufiger braucht, beispielsweise PIN-Zahlen, Kontonummern und Telefonnummern. Es lassen sich auch Notizen in Form von Zahlen anfertigen, die dann quasi eine Geheimschrift darstellen. Die Kombination „6 59 16“ könnte dann etwa „Ich liebe dich“ bedeuten.

Es gibt auch die Variante, die Zahlenwerte nur in Hauptworten zu kodieren und die dazwischen liegenden sonstigen Worte zu ignorieren. So hätten die Sätze „Der Mann geht zur Kasse“ und „Der Mann lief zur Kasse“ beide den gleichen Zahlenwert 3270.

Übersetzen in Bilder von 1 bis 100

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Lange Zahlenreihen wie z. B. Handynummern unterteilt man am besten in Zweiergruppen und bildet daraus eine phantasievolle Geschichte, die durchaus absurd und seltsam sein soll, damit man sie sich leichter einprägen kann. Beispielsweise wird die folgende 20-stellige Zahlenreihe somit in Zweiergruppen (siehe Tabelle unten) aufgeteilt und den Zweiergruppen die Bilder der Major-Liste zugeordnet.

90431395705068146320: 90 = Bus, 43 = Rama, 13 = Dom, 95 = Ball, 70 = Käse, 50 = Lasso, 68 = Schaf, 14 = Teer, 63 = Schaum, 20 = Nase.

Mögliche Geschichte zur obigen 20-stelligen Zahl: Ich schmiere den riesigen Bus mit Rama voll, fahre zum Dom mit einem Sack voller Bälle und nehme als Reiseproviant ein Stück Käse mit. Da der Bus nicht anspringt, nehme ich ein Lasso und spanne Schafe zum Ziehen an, die auf der frisch geteerten Straße laufen. Sie laufen immer schneller und schneller, bekommen vor Erschöpfung Schaum vor den Mund und fallen alle auf die Nase.[22]

Bei kürzeren Zahlen kann man außer den Hauptwörtern der Liste des Major-Systems ganz auf Hauptwörter verzichten und die Zahl mit ein oder zwei Sätzen darstellen.

Wichtig ist, dass man die Zahlen in emotionale, klare Bilder übersetzt, die man sich gut vorstellen kann. Je mehr Sinneseindrücke man mit dem Bild verknüpft, desto besser. Im Nachfolgenden sind alle ein- und zweistelligen Zahlen nach der Major-Systematik in Bilder umgewandelt. Bei den folgenden Bildern handelt es sich um die gängigen und herkömmlichen Bilder aus der Fachliteratur (vgl. Literaturliste). Es steht jedoch jedem Anwender frei, auch andere Bildwörter, die ihm vertrauter sind und mehr seinem Lebensumfeld entsprechen, zu bilden.

Regeln fürs Erstellen von Master-Begriffen[23]

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  • Ein Bildwort beginnt immer mit dem Konsonanten gemäß der Zuordnung nach Aimé Paris
  • Vokale sowie der Buchstabe h haben nur eine Statistenrolle und sind völlig neutral; sie können im Wort beliebig oft vorkommen: Tee, Noah, Nivea, Fahne
  • Doppelkonsonanten zählen als jeweils ein Konsonant: Kaffee, Bett
  • Bildwörter sollen nur anschauliche und gut vorstellbare Substantive sein und keine anderen Wortarten
  • Master-Begriffe dürfen nach dem Erlernen in Einzelfällen ausgetauscht werden, wenn sie sich vom Anwender als schwer merkbar herausstellen
Zahl Bildwort Bildbeispiel Vorschläge zum besseren Visualisieren
0 Sau
Schwein von einem bekannten Bauernhof; buntes Sparschwein aus der Kinderzeit; Rennschwein Rudi Rüssel
1 Tee
heißen, dampfenden Earl-Grey-Tee schlürfen
2 Noah
Tiere gehen zu zweit in Noahs Arche; Noah lässt nach der Sintflut Taube aus
3 Mai
duftende Maiglöckchen; an jemand denken, der im Mai Geburtstag hat
4 Reh
kleines, großäugiges Rehkitz mit weißen Flecken auf dem Fell; Bambi
5 Lee
Jeansmarke; bildliche Vorstellung einer Jeans mit Lee-Logo
6 Schi
Lift oder Schlepplift fahren im Winter; Skirennen im Fernsehen
7 Kuh
schwarzbunte Holstein-Kuh; lila Milka-Kuh mit Glocke auf Alm
8 Fee
Fee auf einem Lieblingsgemälde oder Märchen; Fee eigener Träume
9 Po
Fluss Po in Italien; Kinderpopo
10 Tasse
an eigene Lieblingstasse denken
11 Tod
Sensenmann mit schwarzem Umhang; Skelett
12 Tanne
bekannte Tanne aus der Umgebung; mit Lichtern, Sternen und Kerzen geschmückte Weihnachtstanne
13 Dom
Erinnerung an einen Dom, den man schon besucht hat
14 Teer
an stark riechenden Teer denken
15 Tal
Blick in ein bestimmtes Tal in der Erinnerung
16 Tasche
an eigene Lieblingstasche denken
17 Theke
heiße Theke in der Lieblingsmetzgerei
18 TÜV
Erinnerung an die eigene Prüfplakette der letzten Hauptuntersuchung
19 Taube
an Taube aus der näheren Umgebung denken; Friedenstaube mit Ölzweig im Schnabel; Taube als Symbol für den Heiligen Geist
20 Nase
markante Nase eines Verwandten oder Bekannten
21 Note
Erinnerung an Musiknote aus der Schule oder Schulnote aus einem anderen Fach
22 Nonne
Nonne mit schwarzer Kutte und Kruzifix in der Hand
23 Nemo
Vorstellung der Romanfigur des Kapitän Nemo mit Sextant auf seinem Unterseeboot Nautilus
24 Nero
grausamer römischer Kaiser, der Leute in der Arena den wilden Tieren vorwirft
25 Nil
Strom in Afrika und längster Fluss der Erde; Nilpferd kommt auch noch an den beiden Hauptquellflüssen des Nils vor – Vorstellung, wie es Kopf herausstreckt
26 Nische
Vorstellung einer Wandnische an einer Kathedrale mit Heiligenfigur wie zum Beispiel Johannes dem Täufer
27 Nike
Nike-Sportschuhe mit Nike-Zeichen
28 Nivea
Erinnerung an Verwendung der Nivea-Creme
29 Neubau
Kräne, die einen Neubau errichten
30 Maus
Erinnerung an eine Maus, vor der man erschrocken ist
31 Motte
von der Kleidermotte befallene Kleidung, an die man sich erinnert; stark riechende Mottenkugeln im Kleiderschrank
32 Mohn
rotleuchtendes Feld mit Mohnblumen im Sonnenschein
33 Mama
Gedanken an die eigene Mama oder Mama im familären Umfeld
34 Meer
Erinnerung an einen Sonnenuntergang am Meer
35 Mehl
Vorstellung von feinem weißen Mehl
36 Muschi
an die Miezekatze mit dem Namen Muschi aus der Kinderzeit denken
37 Mücke
Erfahrung mit den langbeinigen, schmerzhaften und schlafraubenden Stechmücken in heißen Nächten
38 Mofa
Erinnerung an die ersten eigenen führerscheinfreien Fahrten als 15-jähriger mit einem Mofa; bekannte Mofa-Fahrer aus dem familiären Umfeld
39 Mopp
an den Mopp denken, den man zur oft unangenehmen Bodenreinigung verwendet
40 Rose
eine rote, dornige Rose mit umwerfendem Duft
41 Radio
Erinnerung an das gute alte Radio der Eltern oder Großeltern
42 Ruine
an alte bekannte Burg- oder Schlossruine denken
43 Rama
Verwendung der streichzarten Rama-Margarine als Brotaufstrich beim Frühstück
44 Rohr
an Rohrleitung für Klimaanlage, Heizung oder Wasser denken
45 Rollo
Rollo als Sicht- und Sonnenschutz
46 Rauch
Erinnerung an eine starke Rauchentwicklung beim Verbrennen von Unkraut im Freien oder Rauch beim Grillen
47 Rock
Vorstellung des eigenen Lieblingsrocks oder Rocks der Partnerin; stattdessen auch Gedanke an Lieblingsrockmusik möglich
48 Reif
an eigenen Lieblingsarmreif oder den der Partnerin denken
49 Rabe
Assoziation zum Märchen Die sieben Raben der Brüder Grimm; Kinderlied Hoppe hoppe Reiter; Raben im Tower in London
50 Lasso
bildliche Vorstellung, wie Cowboy Lasso schwingt und Kalb einfängt
51 Latte
an den Lattenrost des eigenen Bettes denken
52 Linie
gerade Linie als kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten; weitere Vorstellungsmöglichkeit das heimische Liniennetz im öffentlichen Verkehr z. B. für Bahn und Bus
53 Lama
Kamelart ohne Höcker und mit langem Fell; kann weit spucken
54 Leier
Vorstellung einer heute in Teilen Skandinaviens wieder verwendeten Streichleier wie zum Beispiel der Talharpa (vgl. Abbildung); denkbar als Mentalbild ist auch der Leierkastenmann, der immer in der gleichen Leier eine Drehorgel bedient
55 Lilie
Vorstellung der Lilienpracht im Garten
56 Loch
an die modischen Löcher in der eigenen Jeans, die Oma schon flicken wollte, denken oder an löchrige Jeans aus dem engen Lebenskreis
57 Lok
Vorstellung der Lokomotive einer alten Dampfeisenbahn; für Fans auch der 1. FC Lok Leipzig oder ein anderer Verein mit Lok-Bezeichnung
58 Lava
Vulkan spuckt rote, flüssige Lava aus, die den Vulkan hinunter rinnt und erstarrt
59 Lupe
Vorstellung, was man selbst öfters mit der Lupe anschaut
60 Schuss
Schuss aufs Tor beim Fußball; Schuss am Schießstand
61 Schotte
Vorstellung eines typischen Schotten im karierten Schottenrock und mit Dudelsack
62 Scheune
Erinnerung an eine Scheune aus der Kindheit oder an eine bekannte Scheune in der Umgebung
63 Schaum
an schöne weiße Schaumkrone eines kühlen Bieres oder an duftenden Badeschaum denken
64 Schere
zum Beispiel an Papierschere oder Gartenschere denken
65 Schal
feiner Kaschmir-Schal; Fanschal; selbst gestrickter Schal; an Lieblingsschal denken
66 Schach
spezielle Figuren für Schachspiel auf kariertem Schachbrett vorstellen
67 Scheck
Verrechnungsscheck der eigenen Bank; die eigene Scheckkarte
68 Schaf
sich das Greifen und Streicheln der weichen Wolle vorstellen; typischer „Mäh“-Laut
69 Scheibe
an Scheibe Brot mit Käse oder Wurst denken; auch umgangssprachliche Bezeichnung für eine Schallplatte
70 Käse
Vorstellung des eigenen Lieblingskäses
71 Kette
eigene Perlenhalskette oder andere Lieblingskette; Metallkette; Menschenkette
72 Kinn
markantes Kinn eines Verwandten oder Bekannten (vorstehendes Kinn, Doppelkinn, Grübchen im Kinn)
73 Kamm
Vorstellung des eigenen Haarkammes
74 Karre
Schubkarre im Garten; Bezeichnung für Auto
75 Kohle
Erinnerung an den Kohleofen aus der Kinderzeit oder bei den Großeltern; Holzkohle zum Grillen
76 Koch
Kochmütze als markantes Erscheinungsbild eines Kochs
77 Geige
klassisches Instrument, das mit Bogen gespielt wird; Erinnerung an den typischen Klang
78 Kaffee
Erinnerung an den Duft von frischem Kaffee; Kaffeebohnen
79 Kappe
an eigene Lieblingskappe denken; Narrenkappe
80 Fass
Fass voll Bier; Anzapfen beim Oktoberfest
81 Foto
an gerahmtes Lieblingsfoto denken, das in der Wohnung hängt oder aufgestellt ist
82 Fahne
aufgehängte Deutschland-Flagge bei Fußball-Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft
83 Vim
Erinnerung an das bekannte Scheuermittel
84 Feuer
wärmendes, knisterndes Lagerfeuer; Sonnwendfeuer
85 Fell
Fellvorleger in der eigenen Wohnung (auch Imitat); Tigerfellvorleger in Dinner for One
86 Fisch
Erinnerung an Lieblingsfischspeise; Karpfenteich in der Gegend
87 Waage
Personenwaage im Badezimmer
88 VW
nostalgische Erinnerung an den guten alten (vielleicht mal eigenen) VW Käfer
89 Wabe
an Wabe aus Wachs denken, zu der die Biene den Pollen bringt
90 Bus
Linienbus, mit dem man öfters fährt; aus dem Stadtbild vertrauter Bus mit bestimmter Aufschrift
91 Bett
an eigenes weiches und kuscheliges Bett denken
92 Bahn
an die alte Kindereisenbahn denken, die vielleicht aus Holz war; Erinnerung an eine außergewöhnliche Bahnreise
93 Baum
an Lieblingsbaum denken; besonderer Baum im Garten oder markanter Baum in der Umgebung
94 Bär
Vorstellung eines großen kräftigen Bären mit Tatzen und Krallen; Lieblingsteddy aus der Kinderzeit
95 Ball
Ball der eigenen Lieblingssportart; bunter Ball aus Kindertagen
96 Buch
bewegendstes und beeindruckendstes Buch, das jemals gelesen wurde
97 Pauke
lautes Schlaginstrument; umgangssprachliche Bezeichnung auch für die Große Trommel; Redewendung „auf die Pauke hauen“
98 Pfau
an das prächtige Gefieder des bewunderten Pfaus denken
99 Papa
Gedanken an den eigenen Papa oder Papa im familiären Umfeld

Da viele Zahlenreihen mit einer Null beginnen, wie dies zum Beispiel bei Vorwahlnummern und Handynummern der Fall ist oder eine Zweiergruppe innerhalb einer Zahl mit 0 beginnt, ist es empfehlenswert, zur Vereinfachung 10 weitere Zahlenkombinationen für die Zweiergruppen von 00 bis 09 zu lernen.[24] So verwendet man zum Beispiel für die (erfundene) Handy-Nummer 03 57 58 88 43 46 die Begriffe Sumo, Lok, Lava, Waffe, Rum, Rauch. Mögliche verbilderte Geschichte: Der Sumo-Ringer Fritz (Besitzer der Telefonnummer, Einfügung erleichtert Zuordnung des Besitzers der Telefonnummer) führt die Lok durch einen Lavastrom. Die geladenen Waffen und Rumflaschen gehen sofort in Rauch auf.

Zahl Bildwort Bild Visualisierungsvorschlag
00 Soße
Lieblingssoße, die man gerne verwendet
01 Seide
schönes Kleidungsstück aus Seide, das man gerne trägt
02 Sahne
an Lieblingskuchen mit Sahne Kaffee mit Sahne denken; Udo-Jürgens-Lied Aber bitte mit Sahne
03 Sumo
Vorstellung eines übergewichtigen Sumo-Kämpfers
04 Säure
an Essigsäure zur Salatzubereitung in der Küche denken; Kohlensäure in der Lieblingslimonade oder im Mineralwasser
05 Säule
Vorstellung einer bekannten Säule, die man mal besucht hat (zum Beispiel Berliner Siegessäule; ganz bestimmte Säule im eigenen Haus oder in Bauwerk der Umgebung
06 Sushi
Erinnerung an Sushi-Gericht im Restaurant
07 Socke
eigene Lieblingssocken vorstellen, vielleicht handgestrickt; weiße Tennissocken; abschätzige Bezeichnung „rote Socke“; verschiedene Redewendungen mit „Socke“
08 Seife
an Lieblingsseife (Seifenstück, Flüssigseife) im Bad denken
09 Suppe
Vorstellung der eigenen Lieblingssuppe

Wenn die 100 Bilder vom Anwender gelernt wurden, werden diese anstelle der Ziffern verwendet, um sich Zahlen einzuprägen. Dafür wird üblicherweise die Loci-Methode verwendet, bei der die Bilder auf Routenpunkten abgelegt und so aus dem Gedächtnis leicht wieder abgerufen werden können. Bei der Wiedergabe erinnert sich der Lernende zunächst über die Route an das Bild und kann dieses über die Lautkodierung wieder in eine Zahl übersetzen.

Das System kann aber auch verwendet werden, um sich Informationen jeglicher Art zu merken. Hierfür wird das Bild von einer Zahl mit der zu merkenden Information verbunden. Beispiel: Wer sich die Länder der Welt nach Fläche geordnet in der richtigen Reihenfolge merken möchte, der würde mit dem Major-System so vorgehen:

  1. Ich trinke eine Tasse TEE (Zahl) auf dem roten Platz in RUSSLAND (Info).
  2. Auf der Arche von NOAH (Zahl) rennen die KANADISCHEN (Info) Elche frei herum.
  3. Im MAI (Zahl) kletterte ich auf die AMERIKANISCHE (Info) Freiheitsstatue.
  4. usw.

Der Abruf der Inhalte aus dem Gedächtnis erfolgt anschließend mit dem Aufruf der Zahlen und der dazugehörigen Bilder vor dem inneren Auge. Man geht einfach die Zahlen durch von 1 bis zur letzten, die man verwendet hat.

Durch diese bildliche Nummerierung von Inhalten, ermöglicht das Major-System eine sehr präzise Ordnung von Informationen. Man kann jederzeit Fragen beantworten wie: „Was ist das 53. größte... das 10. kleinste..“ usw. Die Reihenfolge beim Merken spielt dabei keine Rolle. Die genaue Nummerierung der Inhalte bekommt man ohne zusätzliche Arbeit geschenkt. Dies ist ein deutlicher Vorteil gegenüber der Loci-Methode.

Ein weiterer Vorteil des Major-Systems ist die Möglichkeit, Überblick über die Menge der gespeicherten Informationen zu erhalten. Wer sich den Inhalt eines Buches merkt und weiß, dass er beispielsweise exakt 153 Informationen dazu gespeichert hat, der kann sein Wissen jederzeit auf Vollständigkeit prüfen. Dadurch kann man ggf. Wissenslücken identifizieren und diese wieder auffrischen.

Historische Entwicklung zum heutigen Major-System

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Katapayadi-System in Indien – 683 n. Chr.

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Eine erstmalige Anwendung des Katapayadi-Systems aus Indien ist für 683 n. Chr. bezeugt.[25] Bei diesem System wurden bereits Buchstaben mit Ziffern verbunden, wodurch Zahlen durch Wörter ersetzt werden konnten. Es wurde erkannt, dass sich durch die Umwandlung der Zahlen in Wortbilder Zahlen leichter merken lassen konnten. Wie auch in unserem heutigen Major-System wurde jeder Ziffer mehr als ein Buchstabe zugeordnet, um flexibler zu sein, sinnvolle leicht merkbare Wörter bilden zu können. Bestimmte andere Buchstaben wurden unberücksichtigt gelassen.[26]

Pierre Hérigone – 1634

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In Europa war der französische Mathematiker Pierre Hérigone (1580–1643) der Erste, bei dem Zahlen nach einem System in Wörter übertragen wurden, ausarbeitete. Er veröffentlichte unter seinem latinisierten Namen Petrus Herigonus 1634 sein Werk Cursus mathematicus. „Dass es sich im Ursprung um eine indische Technik handelt, ist erst in unserem Jahrhundert allgemein bekannt geworden.“[27] Helga Hajdu (1936) glaubt, dass Hérigone in seiner Veröffentlichung von 1634 die Idee des 16. Jahrhunderts, Zahlen durch Worte auszudrücken, weiter entwickelte und dadurch den Grundstein zu einem mnemotechnischen System legte (1936).[28]. Alain Lieury dagegen sieht ohne Einschränkung eine ursprüngliche Erfindung durch Hérigone (1992).[29] Ulrich Voigt meint aber, dass weder Hajdu noch Lieury „nichts von einer Existenz einer indischen Technik“ wussten.[30]

Johann Justus Winkelmann – 1648

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Johann Justus Winkelmann (1620–1699)
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716)

Der Zifferncode wurde Mitte des 17. Jahrhunderts von Johann Justus Winkelmann unter dem Pseudonym Stannisl. Mink von Weunßhein weiterentwickelt und 1648 veröffentlicht.[31] Daher sprach man auch vom Winckelmannschen Zifferncode. Gottfried Wilhelm Leibniz erlernte Winckelmanns System.[32]

Richard Grey – 1730

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Richard Grey stellte 1730 ein kompliziertes System vor, bei dem Konsonanten und Vokale die Zahlen bilden. Dabei haben bestimmte Buchstaben Sonderfunktionen. Das 'R' kennzeichnet z. B. einen Bruch.

Gregor von Feinaigle – 1808

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Gregor von Feinaigle (1760–1819)

1808 veröffentlichte der Mönch Gregor von Feinaigle eine verbesserte Zuordnung der Zahlen zu Vokallauten. Er vertauschte die Belegung der Acht und Neun.

Johann Christoph von Aretin – 1810

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Johann Christoph von Aretin (1772–1824)

Auch Johann Christoph von Aretin veröffentlichte 1810 einen eigenen Ansatz. Jedoch konnten sich die Systeme von Feinaigle und Aretin wegen verschiedener Mängel bis hin zur mangelnden Praktikabilität nicht durchsetzen.

Aimé Paris – 1825

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Aimé Paris: Zuordnungstabelle von 1825, ausgerichtet nach Lauten in der französischen Sprache. – 1: T, D; 2: N, GN; 3: M; 4: R; 5: L, ILL; 6:CH, J; 7: K, GH; 8: F, V; 9: P, B; 0: S, Z

Die entscheidende Weiterentwicklung stammt von Aimé Paris, der seinen Zifferncode 1825 vorstellte und in den folgenden Jahren weiterentwickelte. Die entscheidenden Momente waren dabei die Eindeutigkeit der Zuordnung, die den Code auch als Ordnungsinstrument benutzbar macht, und die Verwendung von Lauten statt Buchstaben, die das System intuitiv verwendbar und von der Laut-Buchstaben-Zuordnung der benutzten Sprachen und damit der Rechtschreibung unabhängig macht. Nach ihm sprach man im Deutschen bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts gewöhnlich vom Zifferncode nach Aimé Paris. Er hat bis heute jenseits bestimmter Zwecke, wie z. B. dem Gedächtnissport, keine Verbesserung erfahren.

Carl Otto Reventlow – 1844

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In der Folge des damals herrschenden Nationalismus entstanden nationale Schulen, die eigene Versionen eines Zifferncodes hervorbrachten, die zumeist Nachteile gegenüber dem Zifferncode nach Aimé Paris aufwiesen. In der deutschen Mnemotechnik ist hier Carl Christian Otto unter dem Pseudonym Carl Otto Reventlow zu nennen, der in seiner Veröffentlichung von 1844 wieder von Lauten zu Buchstaben zurückging und auch die Eindeutigkeit des Systems aufgab. Daher behinderte dieser Zifferncode nach Reventlow die Entwicklung der deutschen Mnemotechnik lange Zeit erheblich. Noch heute hat dieser Code eine gewisse Bekanntheit in Deutschland.

Bartłomiej Beniowski – 1845

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Der polnische Arzt und Major Bartłomiej Beniowski (1800–1867)[33] lernte Aimé's System 1832 in einem Kurs bei Aimé Paris persönlich kennen.[34] Dazu schreibt er: „Im Jahr 1832 besuchten wir eine Vortragsreihe in Paris, die von Herrn Aimé Paris gehalten wurde. Ihm schulden wir Dank für viele mnemotechnische Kniffe, aber in noch weit größerem Maße dafür, dass er uns durch sein Vorbild und seine Lehren ermutigt hat, diese Art von Studium zu verfolgen.“[35]

1845 veröffentlichte Beniowski in London sein Werk The Anti-absurd Or Phrenotypic English Pronouncing & Orthographical Dictionary. Es handelt sich um ein Wörterbuch der englischen Sprache, wobei jedes Wort in einer von Beniowski entwickelten Lautschrift rein phonetisch wiedergegeben wird. Die herkömmliche Rechtschreibung lehnt er als „absurd“ ab und bezeichnet seine entwickelten phonetischen Schreibweisen als „anti-absurd“.

Auf vier Seiten des über 600 Seiten umfassenden Werkes propagiert Beniowski Aimé's System, dessen Lautzuordnung er weitgehend übernahm, auf Wörter der englischen Sprache anwendet und an fast 30 Wörtern vorführt.[36] Beispiele (hier ohne zusätzliche Wiedergabe von Beniowskis Lautschrift):

   name   beer   polite   knowledge   abdominous   abduction   aberration   abetment   abhorrently 
   n m    b  r   p l t     n  l  j     bd m n  s    bd ksh n    b r  sh n    b tm nt    bh r  ntl
   2 3    9  4   9 5 1     2  5  6     91 3 2  0    91 76  2    9 4  6  2    9 13 21    96 4  215
Major Bartłomiej Beniowski (1800–1867) – Daguerreotypie-Aufnahme
Konsonantenzuordnung nach Beniowski (1845)
Ziffer Konsonanten
0 s, z
1 t, d, th
2 n
3 m
4 r
5 l
6 h, ch, sh, j
7 k, g
8 f, v, w
9 p, b

Ernest E. Wood – 1936

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Auch außerhalb Deutschlands gab es Versuche, den Code zu nationalisieren. Beispielsweise wollte Ernest E. Wood den Major-Code 1936 der englischen Sprache anpassen. Dieser und andere Versuche setzten sich jedoch nicht durch.

Heutige Verwendung

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Das Major-System in der Version von Aimé Paris wird von den meisten heutigen Autoren von Mnemotechnik-Büchern angewandt. Eine andere Zuordnung der Laute verwendet Jens Seiler.[37]

Erweiterungen von Aimés Major-System werden etwa im Gedächtnissport eingesetzt. Ein Beispiel ist das PVO-System, bei dem nicht nur eine Liste mit 100 Bildern nach dem Majorsystem erstellt wird, sondern drei getrennte, um mehr Vielfalt zu haben und die Bilder ohne Verwechslungsgefahr gruppieren zu können.

Commons: Mnemotechnik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Mnemotechniker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Franz Moser / Karl Erbach / Maria Erbach: Lebendige Kurzschriftgeschichte. Ein Führer durch Kurzschriftlehre und Kurzschriftgeschichte, Winklers Verlag, Darmstadt 1990, 9. Auflage, S. 37–38
  2. Karsten, S. 90
  3. Voigt, S. 172
  4. Stenger, S. 102; Bien, S. 146
  5. Bien, S. 146
  6. Stenger, S. 102; Karsten, S. 91
  7. Stenger, S. 102; Karsten, S. 91
  8. Bien, S. 146
  9. Possin, S. 128
  10. Karsten, S. 91
  11. Bien, S. 146
  12. Otto, S. 52
  13. Karsten, S. 91; Possin, S. 128
  14. Stenger, S. 102
  15. Possin, S. 128
  16. Stenger, S. 102
  17. Possin, S. 128
  18. Stenger, S. 91
  19. Possin, S. 128
  20. Bien, S. 146
  21. Possin, S. 128
  22. in Anlehnung an Karsten, S. 94–95
  23. nach Karsten, S. 92–99
  24. Stenger, S. 123
  25. Sarma, S. 43
  26. Sehr ausführliche Beschreibung des Katapayadi-Systems durch Sarma (vgl. Literaturliste) und bei Art of Memory
  27. So Voigt im Jahr 2001, S. 170
  28. Helga Hajdu: Das mnemotechnische Schrifttum des Mittelalters, Leipzig 1936, S. 133
  29. Alain Lieury: Des méthodes pour la mémoire, Paris 1992
  30. Voigt, S. 170
  31. Karsten, S. 90
  32. Karsten, S. 90
  33. ausführliche Biographie zu Beniowski
  34. weitere Anmerkungen zu Beniowski auf Art of Memory
  35. Beniowski: Major Beniowski's Phrenotypics; or A New Method of Studying and Committing to Memory Languages, Sciences, and Arts, London 1841, S. 17
  36. Beniowski, S. 1–4
  37. Seiler, S. 122