Major-System
Das Major-System, auch Master-System genannt und als Zifferncode nach Aimé Paris bezeichnet, ist eine Mnemotechnik, die auf der Zuordnung von Lauten zu Ziffern und Wörtern zu Zahlen basiert. Der Grundgedanke des Master-Systems ist es, jeder Zahl von 0 bis 99 sowie den Ziffernfolgen von 00 bis 09 jeweils ein festes Bild zuzuordnen. Bei Anwendung dieser Gedächtnistechnik ist der Benutzer in der Lage, sich auch sehr lange Zahlenreihen fest einzuprägen, da jeweils gleich zwei aufeinanderfolgende Ziffern mit einem einzigen Bild abgedeckt sind.
Zuordnungsliste nach Aimé Paris
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Folgenden wird die Zuordnung nach dem französischen Rechtsanwalt und Mnemotechniker Aimé Paris, der auch der Erfinder eines Stenografie-Systems ist,[1] gezeigt.[2] Aimé Paris veröffentlichte seine Zuordnung 1825.[3] Andere Zuordnungen sind weniger verbreitet, gelten als weniger effektiv oder haben einen eingeschränkten Anwendungsbereich. Da es auf die Laute, denen nur Konsonanten und Konsonanntenverbindungen zugrunde liegen, ankommt, und nicht auf Buchstaben, funktioniert die Zuordnung in beide Richtungen.
Ziffer | Ersatz- konsonanten |
Merkhilfen |
---|---|---|
0 | s, ß, ss, z | Im Englischen und Italienischen heißt null zero;[4] im Englischen mit stimmhaftem s, im Italienischen mit z ausgesprochen. |
1 | t, d | Der Buchstabe t ähnelt der Ziffer 1; d ist lautverwandt.[5] |
2 | n | Das n hat zwei „Beine“, also zwei Striche nach unten.[6] |
3 | m | Das m hat drei „Beine“, also drei Striche nach unten.[7] |
4 | r | Der 4te Buchstabe des Wortes vier ist ein r.[8] Weitere Merkhilfemöglichkeit: das französische Auto R4.[9] |
5 | l | Das L ist das römische Zahlzeichen für 50.[10] Der Winkel oben auf der 5 sieht aus wie ein nach rechts gedrehtes L.[11] Weitere Merkhilfe: Wenn man von den fünf Fingern einer Hand den Daumen waagrecht abspreizt, bilden der Zeigefinger und der abgespreizte Daumen ein großes L.[12] |
6 | sch, ch | Die ersten drei Mitlaute des Wortes sechs lauten sch.[13] Mit 6 geht man in die Schule.[14] Die 6 war eine schlechte Note in der Schule.[15] |
7 | k, ck, g | 7 ist eine Glückszahl. Am 7. Tag gehen wir in die Kirche.[16] Die Laute ck und g sind lautverwandt. Weitere Merkhilfe: Der Siebenjährige Krieg.[17] |
8 | f, v, w | Das handschriftliche kleine f beinhaltet in etwa die Ziffer 8.[18] Die Laute v und w sind lautverwandt. Weitere Merkhilfe: 8ung – Vorsicht Falle![19] |
9 | p, b | Die Ziffer 9 ähnelt dem Spiegelbild von p[20] und einem verkehrt herumstehenden b[21]. Die Zeichen p und b sind lautverwandt. |
Sind einer Ziffer mehrere Laute zugeordnet, werden diese phonetisch ähnlich erzeugt (Ausnahme „6“).
Hat man sich diese Zuordnung eingeprägt, lassen sich leicht längere Zahlen als ein Wort oder als Satz merken. Vokale kommen in diesem System nicht vor; man kann sie also beliebig verwenden, da sie nicht sinntragend sind. Dabei ist zu beachten, dass nur der phonetische Wert gilt, nicht der orthografische:
- Kaffee hat den Zahlenwert 78
- Latte hat den Zahlenwert 51
Beispiel 1: Anstatt sich die Zahl 6752 (z. B. eine PIN) einzuprägen, merkt man sich lediglich das Wort schaukeln.
Beispiel 2: Die Ziffernfolge 0123456789 ist in diesem Satz kodiert: „Ist Unmoral schick, Weib?“ Oder auch in diesem: „Zeitnehmer: eile! Schau: Kaffeeabbau!“
Die Methode ist im Alltag immer dann nützlich, wenn man bestimmte längere Zahlen häufiger braucht, beispielsweise PIN-Zahlen, Kontonummern und Telefonnummern. Es lassen sich auch Notizen in Form von Zahlen anfertigen, die dann quasi eine Geheimschrift darstellen. Die Kombination „6 59 16“ könnte dann etwa „Ich liebe dich“ bedeuten.
Es gibt auch die Variante, die Zahlenwerte nur in Hauptworten zu kodieren und die dazwischen liegenden sonstigen Worte zu ignorieren. So hätten die Sätze „Der Mann geht zur Kasse“ und „Der Mann lief zur Kasse“ beide den gleichen Zahlenwert 3270.
Übersetzen in Bilder von 1 bis 100
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lange Zahlenreihen wie z. B. Handynummern unterteilt man am besten in Zweiergruppen und bildet daraus eine phantasievolle Geschichte, die durchaus absurd und seltsam sein soll, damit man sie sich leichter einprägen kann. Beispielsweise wird die folgende 20-stellige Zahlenreihe somit in Zweiergruppen (siehe Tabelle unten) aufgeteilt und den Zweiergruppen die Bilder der Major-Liste zugeordnet.
90431395705068146320: 90 = Bus, 43 = Rama, 13 = Dom, 95 = Ball, 70 = Käse, 50 = Lasso, 68 = Schaf, 14 = Teer, 63 = Schaum, 20 = Nase.
Mögliche Geschichte zur obigen 20-stelligen Zahl: Ich schmiere den riesigen Bus mit Rama voll, fahre zum Dom mit einem Sack voller Bälle und nehme als Reiseproviant ein Stück Käse mit. Da der Bus nicht anspringt, nehme ich ein Lasso und spanne Schafe zum Ziehen an, die auf der frisch geteerten Straße laufen. Sie laufen immer schneller und schneller, bekommen vor Erschöpfung Schaum vor den Mund und fallen alle auf die Nase.[22]
Bei kürzeren Zahlen kann man außer den Hauptwörtern der Liste des Major-Systems ganz auf Hauptwörter verzichten und die Zahl mit ein oder zwei Sätzen darstellen.
Wichtig ist, dass man die Zahlen in emotionale, klare Bilder übersetzt, die man sich gut vorstellen kann. Je mehr Sinneseindrücke man mit dem Bild verknüpft, desto besser. Im Nachfolgenden sind alle ein- und zweistelligen Zahlen nach der Major-Systematik in Bilder umgewandelt. Bei den folgenden Bildern handelt es sich um die gängigen und herkömmlichen Bilder aus der Fachliteratur (vgl. Literaturliste). Es steht jedoch jedem Anwender frei, auch andere Bildwörter, die ihm vertrauter sind und mehr seinem Lebensumfeld entsprechen, zu bilden.
Regeln fürs Erstellen von Master-Begriffen[23]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein Bildwort beginnt immer mit dem Konsonanten gemäß der Zuordnung nach Aimé Paris
- Vokale sowie der Buchstabe h haben nur eine Statistenrolle und sind völlig neutral; sie können im Wort beliebig oft vorkommen: Tee, Noah, Nivea, Fahne
- Doppelkonsonanten zählen als jeweils ein Konsonant: Kaffee, Bett
- Bildwörter sollen nur anschauliche und gut vorstellbare Substantive sein und keine anderen Wortarten
- Master-Begriffe dürfen nach dem Erlernen in Einzelfällen ausgetauscht werden, wenn sie sich vom Anwender als schwer merkbar herausstellen
Zahl | Bildwort | Bildbeispiel | Vorschläge zum besseren Visualisieren |
---|---|---|---|
0 | Sau | Schwein von einem bekannten Bauernhof; buntes Sparschwein aus der Kinderzeit; Rennschwein Rudi Rüssel | |
1 | Tee | heißen, dampfenden Earl-Grey-Tee schlürfen | |
2 | Noah | Tiere gehen zu zweit in Noahs Arche; Noah lässt nach der Sintflut Taube aus | |
3 | Mai | duftende Maiglöckchen; an jemand denken, der im Mai Geburtstag hat | |
4 | Reh | kleines, großäugiges Rehkitz mit weißen Flecken auf dem Fell; Bambi | |
5 | Lee | Jeansmarke; bildliche Vorstellung einer Jeans mit Lee-Logo | |
6 | Schi | Lift oder Schlepplift fahren im Winter; Skirennen im Fernsehen | |
7 | Kuh | schwarzbunte Holstein-Kuh; lila Milka-Kuh mit Glocke auf Alm | |
8 | Fee | Fee auf einem Lieblingsgemälde oder Märchen; Fee eigener Träume | |
9 | Po | Fluss Po in Italien; Kinderpopo | |
10 | Tasse | an eigene Lieblingstasse denken | |
11 | Tod | Sensenmann mit schwarzem Umhang; Skelett | |
12 | Tanne | bekannte Tanne aus der Umgebung; mit Lichtern, Sternen und Kerzen geschmückte Weihnachtstanne | |
13 | Dom | Erinnerung an einen Dom, den man schon besucht hat | |
14 | Teer | an stark riechenden Teer denken | |
15 | Tal | Blick in ein bestimmtes Tal in der Erinnerung | |
16 | Tasche | an eigene Lieblingstasche denken | |
17 | Theke | heiße Theke in der Lieblingsmetzgerei | |
18 | TÜV | Erinnerung an die eigene Prüfplakette der letzten Hauptuntersuchung | |
19 | Taube | an Taube aus der näheren Umgebung denken; Friedenstaube mit Ölzweig im Schnabel; Taube als Symbol für den Heiligen Geist | |
20 | Nase | markante Nase eines Verwandten oder Bekannten | |
21 | Note | Erinnerung an Musiknote aus der Schule oder Schulnote aus einem anderen Fach | |
22 | Nonne | Nonne mit schwarzer Kutte und Kruzifix in der Hand | |
23 | Nemo | Vorstellung der Romanfigur des Kapitän Nemo mit Sextant auf seinem Unterseeboot Nautilus | |
24 | Nero | grausamer römischer Kaiser, der Leute in der Arena den wilden Tieren vorwirft | |
25 | Nil | Strom in Afrika und längster Fluss der Erde; Nilpferd kommt auch noch an den beiden Hauptquellflüssen des Nils vor – Vorstellung, wie es Kopf herausstreckt | |
26 | Nische | Vorstellung einer Wandnische an einer Kathedrale mit Heiligenfigur wie zum Beispiel Johannes dem Täufer | |
27 | Nike | Nike-Sportschuhe mit Nike-Zeichen | |
28 | Nivea | Erinnerung an Verwendung der Nivea-Creme | |
29 | Neubau | Kräne, die einen Neubau errichten | |
30 | Maus | Erinnerung an eine Maus, vor der man erschrocken ist | |
31 | Motte | von der Kleidermotte befallene Kleidung, an die man sich erinnert; stark riechende Mottenkugeln im Kleiderschrank | |
32 | Mohn | rotleuchtendes Feld mit Mohnblumen im Sonnenschein | |
33 | Mama | Gedanken an die eigene Mama oder Mama im familären Umfeld | |
34 | Meer | Erinnerung an einen Sonnenuntergang am Meer | |
35 | Mehl | Vorstellung von feinem weißen Mehl | |
36 | Muschi | an die Miezekatze mit dem Namen Muschi aus der Kinderzeit denken | |
37 | Mücke | Erfahrung mit den langbeinigen, schmerzhaften und schlafraubenden Stechmücken in heißen Nächten | |
38 | Mofa | Erinnerung an die ersten eigenen führerscheinfreien Fahrten als 15-jähriger mit einem Mofa; bekannte Mofa-Fahrer aus dem familiären Umfeld | |
39 | Mopp | an den Mopp denken, den man zur oft unangenehmen Bodenreinigung verwendet | |
40 | Rose | eine rote, dornige Rose mit umwerfendem Duft | |
41 | Radio | Erinnerung an das gute alte Radio der Eltern oder Großeltern | |
42 | Ruine | an alte bekannte Burg- oder Schlossruine denken | |
43 | Rama | Verwendung der streichzarten Rama-Margarine als Brotaufstrich beim Frühstück | |
44 | Rohr | an Rohrleitung für Klimaanlage, Heizung oder Wasser denken | |
45 | Rollo | Rollo als Sicht- und Sonnenschutz | |
46 | Rauch | Erinnerung an eine starke Rauchentwicklung beim Verbrennen von Unkraut im Freien oder Rauch beim Grillen | |
47 | Rock | Vorstellung des eigenen Lieblingsrocks oder Rocks der Partnerin; stattdessen auch Gedanke an Lieblingsrockmusik möglich | |
48 | Reif | an eigenen Lieblingsarmreif oder den der Partnerin denken | |
49 | Rabe | Assoziation zum Märchen Die sieben Raben der Brüder Grimm; Kinderlied Hoppe hoppe Reiter; Raben im Tower in London | |
50 | Lasso | bildliche Vorstellung, wie Cowboy Lasso schwingt und Kalb einfängt | |
51 | Latte | an den Lattenrost des eigenen Bettes denken | |
52 | Linie | gerade Linie als kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten; weitere Vorstellungsmöglichkeit das heimische Liniennetz im öffentlichen Verkehr z. B. für Bahn und Bus | |
53 | Lama | Kamelart ohne Höcker und mit langem Fell; kann weit spucken | |
54 | Leier | Vorstellung einer heute in Teilen Skandinaviens wieder verwendeten Streichleier wie zum Beispiel der Talharpa (vgl. Abbildung); denkbar als Mentalbild ist auch der Leierkastenmann, der immer in der gleichen Leier eine Drehorgel bedient | |
55 | Lilie | Vorstellung der Lilienpracht im Garten | |
56 | Loch | an die modischen Löcher in der eigenen Jeans, die Oma schon flicken wollte, denken oder an löchrige Jeans aus dem engen Lebenskreis | |
57 | Lok | Vorstellung der Lokomotive einer alten Dampfeisenbahn; für Fans auch der 1. FC Lok Leipzig oder ein anderer Verein mit Lok-Bezeichnung | |
58 | Lava | Vulkan spuckt rote, flüssige Lava aus, die den Vulkan hinunter rinnt und erstarrt | |
59 | Lupe | Vorstellung, was man selbst öfters mit der Lupe anschaut | |
60 | Schuss | Schuss aufs Tor beim Fußball; Schuss am Schießstand | |
61 | Schotte | Vorstellung eines typischen Schotten im karierten Schottenrock und mit Dudelsack | |
62 | Scheune | Erinnerung an eine Scheune aus der Kindheit oder an eine bekannte Scheune in der Umgebung | |
63 | Schaum | an schöne weiße Schaumkrone eines kühlen Bieres oder an duftenden Badeschaum denken | |
64 | Schere | zum Beispiel an Papierschere oder Gartenschere denken | |
65 | Schal | feiner Kaschmir-Schal; Fanschal; selbst gestrickter Schal; an Lieblingsschal denken | |
66 | Schach | spezielle Figuren für Schachspiel auf kariertem Schachbrett vorstellen | |
67 | Scheck | Verrechnungsscheck der eigenen Bank; die eigene Scheckkarte | |
68 | Schaf | sich das Greifen und Streicheln der weichen Wolle vorstellen; typischer „Mäh“-Laut | |
69 | Scheibe | an Scheibe Brot mit Käse oder Wurst denken; auch umgangssprachliche Bezeichnung für eine Schallplatte | |
70 | Käse | Vorstellung des eigenen Lieblingskäses | |
71 | Kette | eigene Perlenhalskette oder andere Lieblingskette; Metallkette; Menschenkette | |
72 | Kinn | markantes Kinn eines Verwandten oder Bekannten (vorstehendes Kinn, Doppelkinn, Grübchen im Kinn) | |
73 | Kamm | Vorstellung des eigenen Haarkammes | |
74 | Karre | Schubkarre im Garten; Bezeichnung für Auto | |
75 | Kohle | Erinnerung an den Kohleofen aus der Kinderzeit oder bei den Großeltern; Holzkohle zum Grillen | |
76 | Koch | Kochmütze als markantes Erscheinungsbild eines Kochs | |
77 | Geige | klassisches Instrument, das mit Bogen gespielt wird; Erinnerung an den typischen Klang | |
78 | Kaffee | Erinnerung an den Duft von frischem Kaffee; Kaffeebohnen | |
79 | Kappe | an eigene Lieblingskappe denken; Narrenkappe | |
80 | Fass | Fass voll Bier; Anzapfen beim Oktoberfest | |
81 | Foto | an gerahmtes Lieblingsfoto denken, das in der Wohnung hängt oder aufgestellt ist | |
82 | Fahne | aufgehängte Deutschland-Flagge bei Fußball-Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft | |
83 | Vim | Erinnerung an das bekannte Scheuermittel | |
84 | Feuer | wärmendes, knisterndes Lagerfeuer; Sonnwendfeuer | |
85 | Fell | Fellvorleger in der eigenen Wohnung (auch Imitat); Tigerfellvorleger in Dinner for One | |
86 | Fisch | Erinnerung an Lieblingsfischspeise; Karpfenteich in der Gegend | |
87 | Waage | Personenwaage im Badezimmer | |
88 | VW | nostalgische Erinnerung an den guten alten (vielleicht mal eigenen) VW Käfer | |
89 | Wabe | an Wabe aus Wachs denken, zu der die Biene den Pollen bringt | |
90 | Bus | Linienbus, mit dem man öfters fährt; aus dem Stadtbild vertrauter Bus mit bestimmter Aufschrift | |
91 | Bett | an eigenes weiches und kuscheliges Bett denken | |
92 | Bahn | an die alte Kindereisenbahn denken, die vielleicht aus Holz war; Erinnerung an eine außergewöhnliche Bahnreise | |
93 | Baum | an Lieblingsbaum denken; besonderer Baum im Garten oder markanter Baum in der Umgebung | |
94 | Bär | Vorstellung eines großen kräftigen Bären mit Tatzen und Krallen; Lieblingsteddy aus der Kinderzeit | |
95 | Ball | Ball der eigenen Lieblingssportart; bunter Ball aus Kindertagen | |
96 | Buch | bewegendstes und beeindruckendstes Buch, das jemals gelesen wurde | |
97 | Pauke | lautes Schlaginstrument; umgangssprachliche Bezeichnung auch für die Große Trommel; Redewendung „auf die Pauke hauen“ | |
98 | Pfau | an das prächtige Gefieder des bewunderten Pfaus denken | |
99 | Papa | Gedanken an den eigenen Papa oder Papa im familiären Umfeld |
Da viele Zahlenreihen mit einer Null beginnen, wie dies zum Beispiel bei Vorwahlnummern und Handynummern der Fall ist oder eine Zweiergruppe innerhalb einer Zahl mit 0 beginnt, ist es empfehlenswert, zur Vereinfachung 10 weitere Zahlenkombinationen für die Zweiergruppen von 00 bis 09 zu lernen.[24] So verwendet man zum Beispiel für die (erfundene) Handy-Nummer 03 57 58 88 43 46 die Begriffe Sumo, Lok, Lava, Waffe, Rum, Rauch. Mögliche verbilderte Geschichte: Der Sumo-Ringer Fritz (Besitzer der Telefonnummer, Einfügung erleichtert Zuordnung des Besitzers der Telefonnummer) führt die Lok durch einen Lavastrom. Die geladenen Waffen und Rumflaschen gehen sofort in Rauch auf.
Zahl | Bildwort | Bild | Visualisierungsvorschlag |
---|---|---|---|
00 | Soße | Lieblingssoße, die man gerne verwendet | |
01 | Seide | schönes Kleidungsstück aus Seide, das man gerne trägt | |
02 | Sahne | an Lieblingskuchen mit Sahne Kaffee mit Sahne denken; Udo-Jürgens-Lied Aber bitte mit Sahne | |
03 | Sumo | Vorstellung eines übergewichtigen Sumo-Kämpfers | |
04 | Säure | an Essigsäure zur Salatzubereitung in der Küche denken; Kohlensäure in der Lieblingslimonade oder im Mineralwasser | |
05 | Säule | Vorstellung einer bekannten Säule, die man mal besucht hat (zum Beispiel Berliner Siegessäule; ganz bestimmte Säule im eigenen Haus oder in Bauwerk der Umgebung | |
06 | Sushi | Erinnerung an Sushi-Gericht im Restaurant | |
07 | Socke | eigene Lieblingssocken vorstellen, vielleicht handgestrickt; weiße Tennissocken; abschätzige Bezeichnung „rote Socke“; verschiedene Redewendungen mit „Socke“ | |
08 | Seife | an Lieblingsseife (Seifenstück, Flüssigseife) im Bad denken | |
09 | Suppe | Vorstellung der eigenen Lieblingssuppe |
Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wenn die 100 Bilder vom Anwender gelernt wurden, werden diese anstelle der Ziffern verwendet, um sich Zahlen einzuprägen. Dafür wird üblicherweise die Loci-Methode verwendet, bei der die Bilder auf Routenpunkten abgelegt und so aus dem Gedächtnis leicht wieder abgerufen werden können. Bei der Wiedergabe erinnert sich der Lernende zunächst über die Route an das Bild und kann dieses über die Lautkodierung wieder in eine Zahl übersetzen.
Das System kann aber auch verwendet werden, um sich Informationen jeglicher Art zu merken. Hierfür wird das Bild von einer Zahl mit der zu merkenden Information verbunden. Beispiel: Wer sich die Länder der Welt nach Fläche geordnet in der richtigen Reihenfolge merken möchte, der würde mit dem Major-System so vorgehen:
- Ich trinke eine Tasse TEE (Zahl) auf dem roten Platz in RUSSLAND (Info).
- Auf der Arche von NOAH (Zahl) rennen die KANADISCHEN (Info) Elche frei herum.
- Im MAI (Zahl) kletterte ich auf die AMERIKANISCHE (Info) Freiheitsstatue.
- usw.
Der Abruf der Inhalte aus dem Gedächtnis erfolgt anschließend mit dem Aufruf der Zahlen und der dazugehörigen Bilder vor dem inneren Auge. Man geht einfach die Zahlen durch von 1 bis zur letzten, die man verwendet hat.
Durch diese bildliche Nummerierung von Inhalten, ermöglicht das Major-System eine sehr präzise Ordnung von Informationen. Man kann jederzeit Fragen beantworten wie: „Was ist das 53. größte... das 10. kleinste..“ usw. Die Reihenfolge beim Merken spielt dabei keine Rolle. Die genaue Nummerierung der Inhalte bekommt man ohne zusätzliche Arbeit geschenkt. Dies ist ein deutlicher Vorteil gegenüber der Loci-Methode.
Ein weiterer Vorteil des Major-Systems ist die Möglichkeit, Überblick über die Menge der gespeicherten Informationen zu erhalten. Wer sich den Inhalt eines Buches merkt und weiß, dass er beispielsweise exakt 153 Informationen dazu gespeichert hat, der kann sein Wissen jederzeit auf Vollständigkeit prüfen. Dadurch kann man ggf. Wissenslücken identifizieren und diese wieder auffrischen.
Historische Entwicklung zum heutigen Major-System
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Katapayadi-System in Indien – 683 n. Chr.
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine erstmalige Anwendung des Katapayadi-Systems aus Indien ist für 683 n. Chr. bezeugt.[25] Bei diesem System wurden bereits Buchstaben mit Ziffern verbunden, wodurch Zahlen durch Wörter ersetzt werden konnten. Es wurde erkannt, dass sich durch die Umwandlung der Zahlen in Wortbilder Zahlen leichter merken lassen konnten. Wie auch in unserem heutigen Major-System wurde jeder Ziffer mehr als ein Buchstabe zugeordnet, um flexibler zu sein, sinnvolle leicht merkbare Wörter bilden zu können. Bestimmte andere Buchstaben wurden unberücksichtigt gelassen.[26]
Pierre Hérigone – 1634
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Europa war der französische Mathematiker Pierre Hérigone (1580–1643) der Erste, bei dem Zahlen nach einem System in Wörter übertragen wurden, ausarbeitete. Er veröffentlichte unter seinem latinisierten Namen Petrus Herigonus 1634 sein Werk Cursus mathematicus. „Dass es sich im Ursprung um eine indische Technik handelt, ist erst in unserem Jahrhundert allgemein bekannt geworden.“[27] Helga Hajdu (1936) glaubt, dass Hérigone in seiner Veröffentlichung von 1634 die Idee des 16. Jahrhunderts, Zahlen durch Worte auszudrücken, weiter entwickelte und dadurch den Grundstein zu einem mnemotechnischen System legte (1936).[28]. Alain Lieury dagegen sieht ohne Einschränkung eine ursprüngliche Erfindung durch Hérigone (1992).[29] Ulrich Voigt meint aber, dass weder Hajdu noch Lieury „nichts von einer Existenz einer indischen Technik“ wussten.[30]
Johann Justus Winkelmann – 1648
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zifferncode wurde Mitte des 17. Jahrhunderts von Johann Justus Winkelmann unter dem Pseudonym Stannisl. Mink von Weunßhein weiterentwickelt und 1648 veröffentlicht.[31] Daher sprach man auch vom Winckelmannschen Zifferncode. Gottfried Wilhelm Leibniz erlernte Winckelmanns System.[32]
Richard Grey – 1730
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Richard Grey stellte 1730 ein kompliziertes System vor, bei dem Konsonanten und Vokale die Zahlen bilden. Dabei haben bestimmte Buchstaben Sonderfunktionen. Das 'R' kennzeichnet z. B. einen Bruch.
Gregor von Feinaigle – 1808
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1808 veröffentlichte der Mönch Gregor von Feinaigle eine verbesserte Zuordnung der Zahlen zu Vokallauten. Er vertauschte die Belegung der Acht und Neun.
Johann Christoph von Aretin – 1810
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch Johann Christoph von Aretin veröffentlichte 1810 einen eigenen Ansatz. Jedoch konnten sich die Systeme von Feinaigle und Aretin wegen verschiedener Mängel bis hin zur mangelnden Praktikabilität nicht durchsetzen.
Aimé Paris – 1825
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die entscheidende Weiterentwicklung stammt von Aimé Paris, der seinen Zifferncode 1825 vorstellte und in den folgenden Jahren weiterentwickelte. Die entscheidenden Momente waren dabei die Eindeutigkeit der Zuordnung, die den Code auch als Ordnungsinstrument benutzbar macht, und die Verwendung von Lauten statt Buchstaben, die das System intuitiv verwendbar und von der Laut-Buchstaben-Zuordnung der benutzten Sprachen und damit der Rechtschreibung unabhängig macht. Nach ihm sprach man im Deutschen bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts gewöhnlich vom Zifferncode nach Aimé Paris. Er hat bis heute jenseits bestimmter Zwecke, wie z. B. dem Gedächtnissport, keine Verbesserung erfahren.
Carl Otto Reventlow – 1844
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Folge des damals herrschenden Nationalismus entstanden nationale Schulen, die eigene Versionen eines Zifferncodes hervorbrachten, die zumeist Nachteile gegenüber dem Zifferncode nach Aimé Paris aufwiesen. In der deutschen Mnemotechnik ist hier Carl Christian Otto unter dem Pseudonym Carl Otto Reventlow zu nennen, der in seiner Veröffentlichung von 1844 wieder von Lauten zu Buchstaben zurückging und auch die Eindeutigkeit des Systems aufgab. Daher behinderte dieser Zifferncode nach Reventlow die Entwicklung der deutschen Mnemotechnik lange Zeit erheblich. Noch heute hat dieser Code eine gewisse Bekanntheit in Deutschland.
Bartłomiej Beniowski – 1845
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der polnische Arzt und Major Bartłomiej Beniowski (1800–1867)[33] lernte Aimé's System 1832 in einem Kurs bei Aimé Paris persönlich kennen.[34] Dazu schreibt er: „Im Jahr 1832 besuchten wir eine Vortragsreihe in Paris, die von Herrn Aimé Paris gehalten wurde. Ihm schulden wir Dank für viele mnemotechnische Kniffe, aber in noch weit größerem Maße dafür, dass er uns durch sein Vorbild und seine Lehren ermutigt hat, diese Art von Studium zu verfolgen.“[35]
1845 veröffentlichte Beniowski in London sein Werk The Anti-absurd Or Phrenotypic English Pronouncing & Orthographical Dictionary. Es handelt sich um ein Wörterbuch der englischen Sprache, wobei jedes Wort in einer von Beniowski entwickelten Lautschrift rein phonetisch wiedergegeben wird. Die herkömmliche Rechtschreibung lehnt er als „absurd“ ab und bezeichnet seine entwickelten phonetischen Schreibweisen als „anti-absurd“.
Auf vier Seiten des über 600 Seiten umfassenden Werkes propagiert Beniowski Aimé's System, dessen Lautzuordnung er weitgehend übernahm, auf Wörter der englischen Sprache anwendet und an fast 30 Wörtern vorführt.[36] Beispiele (hier ohne zusätzliche Wiedergabe von Beniowskis Lautschrift):
name beer polite knowledge abdominous abduction aberration abetment abhorrently n m b r p l t n l j bd m n s bd ksh n b r sh n b tm nt bh r ntl 2 3 9 4 9 5 1 2 5 6 91 3 2 0 91 76 2 9 4 6 2 9 13 21 96 4 215
Ziffer | Konsonanten |
---|---|
0 | s, z |
1 | t, d, th |
2 | n |
3 | m |
4 | r |
5 | l |
6 | h, ch, sh, j |
7 | k, g |
8 | f, v, w |
9 | p, b |
Ernest E. Wood – 1936
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch außerhalb Deutschlands gab es Versuche, den Code zu nationalisieren. Beispielsweise wollte Ernest E. Wood den Major-Code 1936 der englischen Sprache anpassen. Dieser und andere Versuche setzten sich jedoch nicht durch.
Heutige Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Major-System in der Version von Aimé Paris wird von den meisten heutigen Autoren von Mnemotechnik-Büchern angewandt. Eine andere Zuordnung der Laute verwendet Jens Seiler.[37]
Erweiterungen von Aimés Major-System werden etwa im Gedächtnissport eingesetzt. Ein Beispiel ist das PVO-System, bei dem nicht nur eine Liste mit 100 Bildern nach dem Majorsystem erstellt wird, sondern drei getrennte, um mehr Vielfalt zu haben und die Bilder ohne Verwechslungsgefahr gruppieren zu können.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Major Beniowski (Bartłomiej Beniowski): The Anti-absurd Or Phrenotypic English Pronouncing & Orthographical Dictionary, London 1845
- Ulrich Bien: Einfach. Alles. Merken. Das perfekte Gedächtnistraining / Geniale Merktechniken / Plus DVD: Der Kompakt-Kurs zum Anschauen. humboldt, Hannover 2012, 2., aktualisierte Auflage, ISBN 978-3-86910-482-9, S. 141–153
- Gunther Karsten: Erfolgsgedächtnis. Wie Sie sich Zahlen, Namen, Fakten, Vokabeln einfach besser merken. Mosaik bei Goldmann, München 2004, 3. Auflage, ISBN 978-3-442-16473-8, S. 89–105
- Frank Otto: Trainieren Sie Ihr Gedächtnis mit Hilfe von Mnemotechniken. O. O. (2017), ISBN 978-1-5218-6833-1, S. 49–64
- Aimé Paris: Exposition et pratique des procédés mnemotechniques, a l’usage des personnes qui veulent studier la mnémotechnique en général, Paris 1825
- Wilfried Possin: Alles im Kopf. Mit Merktechniken zum Supergedächtnis. mvg Verlag, München 2003, 2. Auflage, ISBN 3-478-73352-9, S. 127–132
- Sreeramula Rajeswara Sarma: The Katapayadi system of numerical notation, Revue d’histoire des mathématiques 18/1 (2012), S. 37–66
- Jens Seiler: Der große Gehirntrainer. Besser lernen, schneller denken, mehr behalten mit dem Gedächtniskünstler und Weltrekordler. C. H. Beck, München 2011, S. 121–125
- Christiane Stenger: Warum fällt das Schaf vom Baum? Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin. Wilhelm Heyne Verlag, München 2010, 5. Auflage, ISBN 978-3-453-68511-6, S. 100–123
- Ulrich Voigt: Esels Welt. Mnemotechnik zwischen Simonides und Harry Lorayne, Likanas Verlag, Hamburg 2011 (Nachdruck der 1. Auflage von 2001), S. 167–190
- Stanisl. Mink von Weunßhein (Johannes Justus Winkelmann): Relatio novissima ex parnasso de arte reminiscentiae. Das ist: Neue wahrhafte Zeitung aus dem Parnassus von der Gedechtniß-Kunst, 1648
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zahlen-merk-o-mat: ein Code-Generierer, der eine Zahl in ein (oder mehrere) Merkwort (Merkwörter) nach dem Major-Code übersetzt
- Wortgenerator für das Majors-System von 0 bis 99999
- Major-System Generator für Deutsch und Englisch. Kann Zahlenfolgen automatisch zerlegen und daraus Wortlisten erstellen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Franz Moser / Karl Erbach / Maria Erbach: Lebendige Kurzschriftgeschichte. Ein Führer durch Kurzschriftlehre und Kurzschriftgeschichte, Winklers Verlag, Darmstadt 1990, 9. Auflage, S. 37–38
- ↑ Karsten, S. 90
- ↑ Voigt, S. 172
- ↑ Stenger, S. 102; Bien, S. 146
- ↑ Bien, S. 146
- ↑ Stenger, S. 102; Karsten, S. 91
- ↑ Stenger, S. 102; Karsten, S. 91
- ↑ Bien, S. 146
- ↑ Possin, S. 128
- ↑ Karsten, S. 91
- ↑ Bien, S. 146
- ↑ Otto, S. 52
- ↑ Karsten, S. 91; Possin, S. 128
- ↑ Stenger, S. 102
- ↑ Possin, S. 128
- ↑ Stenger, S. 102
- ↑ Possin, S. 128
- ↑ Stenger, S. 91
- ↑ Possin, S. 128
- ↑ Bien, S. 146
- ↑ Possin, S. 128
- ↑ in Anlehnung an Karsten, S. 94–95
- ↑ nach Karsten, S. 92–99
- ↑ Stenger, S. 123
- ↑ Sarma, S. 43
- ↑ Sehr ausführliche Beschreibung des Katapayadi-Systems durch Sarma (vgl. Literaturliste) und bei Art of Memory
- ↑ So Voigt im Jahr 2001, S. 170
- ↑ Helga Hajdu: Das mnemotechnische Schrifttum des Mittelalters, Leipzig 1936, S. 133
- ↑ Alain Lieury: Des méthodes pour la mémoire, Paris 1992
- ↑ Voigt, S. 170
- ↑ Karsten, S. 90
- ↑ Karsten, S. 90
- ↑ ausführliche Biographie zu Beniowski
- ↑ weitere Anmerkungen zu Beniowski auf Art of Memory
- ↑ Beniowski: Major Beniowski's Phrenotypics; or A New Method of Studying and Committing to Memory Languages, Sciences, and Arts, London 1841, S. 17
- ↑ Beniowski, S. 1–4
- ↑ Seiler, S. 122