Mauterner Brücke

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B33a Mauterner Brücke
Mauterner Brücke
B33a Mauterner Brücke
Mauterner Brücke, vom linken, nördlichen Ufer aus gesehen
Nutzung Straßen-, Rad- und Fußgängerbrücke
Überführt Aggsteiner Straße (B33a)
Querung von Donau Straße
Donau
Aggsteiner Straße
Ort Krems und Mautern an der Donau
Gesamtlänge 374 m
Breite 11 m
Baubeginn 1893
Eröffnung 1895
Planer Fabrik Ig. Gridl
Lage
Koordinaten 48° 23′ 51″ N, 15° 34′ 31″ OKoordinaten: 48° 23′ 51″ N, 15° 34′ 31″ O
Mauterner Brücke (Niederösterreich)
Mauterner Brücke (Niederösterreich)

Die Mauterner Brücke, früher Stein-Mauterner Brücke genannt, ist eine Brücke über die Donau zwischen Stein, dem erst 1938 eingemeindeten Stadtteil von Krems an der Donau, und Mautern an der Donau in Niederösterreich. Über sie führt die Aggsteiner Straße B33a.

Ihr Vorläufer war die zweite Donaubrücke in Österreich nach derjenigen in Wien (1439/40).

Nach Funden zu schließen wurde der Übergang zwischen Mautern und Stein ab 100 n. Chr. regelmäßig benutzt.[1] Auch in der Lebensbeschreibung des Heiligen Severin wird ein Übergang zu einem Markt nördlich der Donau beschrieben.[2] Während das in Passauer Besitz befindliche Schloss Mautern das Südufer sicherte, befand sich zu diesem Zweck am Nordufer der Förthof, der ursprünglich Urfahr hieß.

Hölzerne Jochbrücke (1463)

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Ansicht von Stein, Donaubrücke, Mautern und Göttweig aus dem Jahr 1679

Am 17. Juni 1463 hatten Stein und Krems von Kaiser Friedrich III. ein Brückenprivileg erhalten,[2] das zweite, nachdem Wien 1439 die erste Donaubrücke in ganz Österreich hatte bauen dürfen.[3] Das Privileg bestimmte, dass die Brücke von Mautern erhalten und die Hälfte der Mauteinnahmen dem Herrscher gegeben werden sollte, der auch das Recht hatte, den Brückenmeister zu ernennen.

Das südliche Ende der hölzernen Jochbrücke lag in Mautern dicht neben der heutigen Brücke, das nördliche Ende lag in Stein beim Linzer Tor, wo eine Mosaiktafel den genauen Ort bezeichnet. Laut der 1679 veröffentlichten Beschreibung von Martin Zeiller hatte sie 33 oder 34 Joche und soll 800 Schritt lang gewesen sein, was leicht übertreiben erscheint, auch wenn sie über die heute bebaute Uferzone bis an das historische Mautern reichte. Da sie durch Hochwasser und Eisgang immer wieder beschädigt wurde, musste die Brückenmeisterei stets Holz für acht Joche und neun Brückenfelder auf Lager halten, das durch Flöße angeliefert wurde. Nach Reparaturen wurde das Abfallholz meistbietend versteigert.[2]

Die Brücke wurde zwei Tage vor der Schlacht bei Dürnstein, (11.11.1805) von den vor Napoleons Truppen zurückweichenden und mit Österreich verbündeten russischen Truppen zerstört. Nach Friedensschluss wurde sie wieder aufgebaut. Ab 1876 wurde die Brücke mit 8 Laternen beleuchtet – weniger für die Brückenbenutzer als zur Warnung der Schifffahrt.[2]

Als nach 1881 die Kettenschifffahrt auf der Strecke nach Linz eingeführt und die Kähne größer wurden, gab es bald einen Unfall an der engen Brückendurchfahrt. Die Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft ließ daraufhin ca. 1885 ein breiteres eisernes Brückenfeld einsetzen.[4]

Als die neue Brücke 1895 fertiggestellt war, wurde die alte Brücke von der DDSG ersteigert und abgetragen. Das eiserne Brückenfeld wurde auf zwei Lastkähne abgesenkt und weggeschwommen. Zum Schluss wurden auch noch die Pfähle gezogen.

Stählerne Fachwerkbrücke (1895)

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1893 begann der Bau der Kaiser-Franz-Joseph-Brücke mit der Erteilung des Zuschlages für die Unterbauten und Rampen an die Fa. Ernst Gaertner, die gerade entsprechende Arbeiten für einen Teil der Donaubrücke in Cernavodă in Rumänien beendet hatte und seine Baugeräte nach Mautern holte. Die Fundamente der drei Strompfeiler wurden auch hier mit eisernen Senkkästen eingebracht.[4]

Die vier Halbparabelträger des Überbaus wurden von den renommierten Wiener Unternehmen R. Ph. Waagner und Fabrik Ig. Gridl erstellt. Der kürzere Balkenträger über dem nördlichen Uferbereich kam von der Brückenbauanstalt der Ersten Böhmisch-Mährischen Maschinenfabrik. Die Träger waren nicht, wie bis kurz zuvor üblich, aus Schmiedeeisen, sondern aus Siemens-Martin-Stahl hergestellt. Die Fahrbahn aus Beton war mit Holzstöckeln gepflastert,[4] die im Lauf der Zeit durch einen Asphaltbelag ersetzt wurden.[5]

Am 18. Mai 1895 wurde die Brücke feierlich eröffnet.[6]

Die große Bedeutung dieser Brücke zeigte sich darin, dass während des Ersten Weltkrieges rund 34.000 Soldaten den Brückenkopf Krems hätten verteidigen sollen, sodass im Umkreis von 5 Kilometern Bunkeranlagen errichtet wurden. Durch die gewaltige Ausweitung des Krieges standen aber hier weder genügend Menschen noch Material zur Verfügung. Daher verfügte die k.u.k. Armeeführung ab Sommer 1915 eine Verringerung der Ausbauarbeiten und mit 1. Mai 1916 die Auflösung des Brückenkopfkommandos.[7]

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke von der Wehrmacht am 8. Mai 1945 zum Teil gesprengt, um sie für die Rote Armee unbenützbar zu machen. Dazu wurden Sprengladungen in der Mitte der beiden südlichen Joche gezündet, wodurch die Pfeilerkonstruktion nahezu unbeschädigt blieb. Nach Kriegsende wurden die beiden südlichen Brückenfelder von deutschen Kriegsgefangenen unter sowjetischer Aufsicht mit Roth-Waagner-Brückengerät, das in Krems eingelagert war, innerhalb 60 Tagen neu errichtet und am 30. September 1945 durch den Sowjetmarschall Iwan Stepanowitsch Konew und Staatskanzler Karl Renner wiedereröffnet.[8]

Sanierung der Fachwerkbrücke

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Im Jahr 2013 wurde der Straßenaufbau renoviert. Im Zuge der Hitzewelle desselben Jahres musste die Brücke neuerlich auf Grund der Hitzeschäden gesperrt werden. Ein Brückenträger war von seinem Lager gerutscht.[9]

Im Juli 2014 wurde laut über einen Abriss der Brücke nachgedacht,[10] obwohl sie unter Denkmalschutz steht. Im Jahr 2017 wurde eine Anhebung der Brücke und eine Verstärkung der Pfeiler erwogen und berechnet.[11] Im August 2018 wurde mitgeteilt, dass genauere Untersuchungen wohl eine weitere Reduzierung des Gewichtslimits von 16 t auf 9 t erfordern werden.[12] Im September 2020 wurde die erwartete Lastbeschränkung auf 9 t vorgenommen, im Dezember 2020 musste das Gewichtslimit weiter auf 5 t gesenkt und ein Tempolimit von 30 km/h festgesetzt werden.[13] Im Jänner 2021 wurde nach einem sogenannten „Brückengipfel“ der betroffenen Gemeinden und Behörden ein umfangreicher Sanierungsplan für einen Projektzeitraum von fünf Jahren präsentiert. Das äußere Erscheinungsbild bleibt unter denkmalschützerischen Gesichtspunkten erhalten, eine Erhöhung der Pfeiler und eine Verbreiterung der außenliegenden Fuß- und Radwege ist geplant.[14] Der ursprünglich geplante Sanierungsbeginn 2024 mit der 2023 als Vorleistung errichteten Behelfsbrücke[14] konnte nicht eingehalten werden. Im Juli 2024 wurde bekanntgegeben, dass die Behelfsbrücke aus Kostengründen (35 Mio. Euro wurden veranschlagt) nicht realisierbar ist, anstelle dessen soll ein begrenzter Fährverkehr errichtet werden.[15]

Die Brücke besteht nach wie vor aus ihren beiden historischen Teilen: den 1895 fertiggestellten beiden Halbparabelträger mit dem Balkenträger über dem nördlichen Uferbereich und den 1945 mit Roth-Waagner-Brückengerät überbrückten zwei südlichen Brückenfeldern. Die Roth-Waagner-Träger sind durch ihr parallelgurtiges Fachwerk und die vielen Verschraubungen deutlich erkennbar.

Die Brücke ist 374 m lang und einschließlich der außen montierten Geh- und Radwege 11 m breit.[16] Die Halbparabelträger und die Roth-Waagner-Träger sind je 82,5 m, der Balkenträger ist 42 m lang; sie sind nicht unmittelbar miteinander verbunden.[17]

Die Brücke steht wie das nordöstlich gelegene Brückenwärterhaus unter Denkmalschutz.[18]

  • Martin Zeiller: Stein. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis … (= Topographia Germaniae. Band 10). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679, S. 18 (Volltext [Wikisource]).
  • Roman Grengg: Der Umbau der Donaubrücke bei Stein. In: Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. Jg. 1, 1895, S. 68–71, 100–107, 154–161, 315–318, Tafeln 10, 21 und 22. (onb.ac.at).
  • Karl Reder: Der Wiederaufbau der Donaubrücke Stein-Mautern. In: Karl Reder (Hrsg.), Manfred Schovanec: Beiträge zur Stadtgeschichte von Mautern an der Donau 1918–1955, (Mautern) 2015, ISBN 978-3-200-04023-6, S. 369–386.
Commons: Mauterner Donaubrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Rupert Schweiger: Zauber der Architektur - Doppelstadt Krems-Stein und Mautern. Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 1993, ISBN 3-85326-956-7, S. 269.
  2. a b c d Josef Hadrbolec: Die Geschichte der Mauterner Donaubrücke Brückenvortag vom 17. Juni 2013 im Museumsverein Krems (PDF; 6,2 MB).
  3. Roman Sandgruber: Ringen um Donaubrücke. In: nachrichten.at. OÖNachrichten, 20. November 2010, abgerufen am 7. Februar 2021.
  4. a b c Josef Hadrbolec: Was verbindet die Stein-Mauterner Straßenbrücke mit dem Schönbrunner Palmenhaus? In: Initiative Denkmalschutz, Nr. 18, 2014, S. 16 (PDF; 5,4 MB).
  5. Der Umbau der Donaubrücke bei Stein, 1. Geschichtliches.Oesterreichische/Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. Amtliches Fachblatt (…), Jahrgang 1895, S. 215 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ofb; 3. Anlage der neuen Brücke.Oesterreichische/Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. Amtliches Fachblatt (…), Jahrgang 1895, S. 247 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ofb; f) Der eisenerne Oberbau der neuen Brücke.Oesterreichische/Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. Amtliches Fachblatt (…), Jahrgang 1895, S. 307 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ofb; Vollendungsarbeiten und Belastungsprobe.Oesterreichische/Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. Amtliches Fachblatt (…), Jahrgang 1895, S. 490 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ofb
  6. Eröffnung der Steiner Donau-Brücke.Oesterreichische/Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. Amtliches Fachblatt (…), Jahrgang 1895, S. 328 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ofb; Die alte und die neue Donaubrücke bei Stein. In: Neue Freie Presse, 20. Mai 1895, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp; Eröffnung der Donaubrücke zwischen Stein und Mautern. In: Kremser Volksblatt. Organ für katholisch-patriot(ische) Interessen / Kremser Zeitung / Kremser Zeitung. (Freies, vollkommen unabhängiges) Volksblatt für Stadt und Land in Niederösterreich, 19. Mai 1895, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/kvb
  7. Niederösterreich Nachrichten: Brückenkopf: Kriegsschauplatz, auf dem nie gekämpft wurde; abgerufen am 21. Aug. 2014.
  8. Mauterner Donaubrücke – halb kaiserlich, halb sowjetisch! Blog von Monika Hauleitner vom 23. April 2016 auf kremskultur.at.
  9. Hitze: Mauterner Donaubrücke senkt sich. In: orf.at. 7. August 2013, abgerufen am 7. Dezember 2020.
  10. Donaubrücke Mautern vor Neubau? In: orf.at. 29. Juli 2014, abgerufen am 7. Dezember 2020.
  11. Petra Vock: Fix: Donaubrücke wird angehoben. In: noen.at. 15. August 2017, abgerufen am 7. Dezember 2020.
  12. Petra Vock: Bald 9-Tonnen-Limit auf Mauterner Brücke. In: noen.at. 21. August 2018, abgerufen am 7. Dezember 2020.
  13. Donaubrücke Stein-Mautern muss saniert werden. In: orf.at. 4. Dezember 2020, abgerufen am 7. Dezember 2020.
  14. a b Martin Kalchhauser: Sanierung der Mauterner Donaubrücke auf Schiene. In: noen.at. 14. Januar 2021, abgerufen am 15. Januar 2021.
  15. Martin Kalchhauser: Befürchtungen bestätigt: Kein Ersatz für Mauterner Donaubrücke. In: Niederösterreichische Nachrichten. 19. Juli 2024, abgerufen am 19. Juli 2024.
  16. Die häufig genannte Länge von 435 m schließt die durch einen kurzen Damm getrennte moderne Brücke über die Aggsteiner Straße vor dem Kreisverkehr in Mautern ein.
  17. Maße aus Google Earth.
  18. Niederösterreich – unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz. (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive; PDF) Bundesdenkmalamt, Stand: 6. Juni 2012 (PDF).