Max Fleischer (Architekt)

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Max Fleischer
Porträtbüste von Max Fleischer am Wiener Rathaus

Max Fleischer (geboren 29. März 1841 in Prostějov, Mähren, Kaisertum Österreich; gestorben 8. Dezember 1905 in Wien) war ein österreichischer Architekt.

Max Fleischer studierte zunächst an der Technischen Universität Wien und wechselte 1863 an die Akademie der bildenden Künste. Hier lernte Fleischer bei August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung nahm Fleischer eine Stelle im Architektenbüro des Rathauserbauers Friedrich von Schmidt an und war somit am Neubau des Wiener Rathauses beteiligt; rechts vom Haupteingang in die sogenannte Volkshalle ist daher sein Kopf abgebildet. 1887 machte sich Fleischer selbständig. Bekannt wurde Fleischer als Planer von drei neogotischen Synagogen in Wien sowie weiteren jüdischen Gotteshäusern in Budweis und Pilgrams. Darüber hinaus schuf Fleischer weitere Bethäuser in anderen Stilrichtungen in Lundenburg, Krems und Nikolsburg. Gotische Stilelemente wählte Fleischer oftmals, um die Einordnung des Judentums in die bürgerliche Kulturgesellschaft zu betonen. Weitere Werke Fleischers waren Grabdenkmäler für Adolf Fischhof und Salomon Sulzer und die Begräbnishalle in Gliwice.

Fleischer war ab 1865 Mitglied der Wiener Bauhütte, ab 1870 des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, ab 1871 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und Mitinitiator der Gesellschaft zur Sammlung jüdischer Kulturgüter, die 1895 zur Gründung des Jüdischen Museums führte. Fleischer erhielt 1883 das Bürgerrecht der Stadt Wien, wurde im selben Jahr mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet und 1904 zum Baurat ernannt.[1]

Der Architekt Johann Miedel (1860–1945) wurde ausgebildet und in seinem späteren Schaffen als Synagogenbauer auch geprägt durch Max Fleischer. Miedel vollendete daher auch einige noch von Fleischer begonnene Auftragsarbeiten (Synagoge Jüdischer Friedhof in Brünn) und übernahm nach dessen Tod das Wiener Atelier.

Beim Novemberpogrom 1938 wurden die meisten seiner Werke zerstört. In Wien hat nur die ehemalige Patientensynagoge des alten Allgemeinen Krankenhauses als Fassade überlebt. Sie gehört heute zum Campus der Universität Wien und wurde zum Kunstobjekt „Denk-Mal Marpe Lanefesh“ umgestaltet.[2]

Am 20. November 2008 wurde zum Gedenken an Max Fleischer eine Gedenktafel in der Neustiftgasse 64 im 7. Wiener Gemeindebezirk enthüllt.

Ehemaliges israelitisches Mädchenwaisenhaus in der Ruthgasse im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling (errichtet 1889–1891)
  • Fleischer Max. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 328.
  • Bob Martens: Virtuelle Rekonstruktion dreier Synagogen von Max Fleischer in Wien. In: David. Heft Nr. 74, September 2007 (david.juden.at)
  • Niessner, Georg; Schilling, Peter: Virtuelle Rekonstruktion dreier Synagogen in Wien von Max Fleischer. Schmalzhofgasse 3, Wien VI, Neudeggergasse 12, Wien VIII, Müllnergasse 21, Wien IX. Dipl.-Arb. Wien 2004

Einzelnachweise

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  1. Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation: Fleischer, Max. 2003, abgerufen am 21. März 2020.
  2. DENK-MAL Marpe Lanefesch – Ehemaliges jüdisches Bethaus im Alten Allgemeinen Krankenhaus. Abgerufen am 17. Oktober 2015.
  3. Robert Streibel: Die Synagoge Krems – Ein Bauwerk des Architekten Max Fleischer, PPP 2008.
  4. Nová synagoga – abgerissen 1986
Commons: Max Fleischer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien