Max Sering
Max Sering (* 18. Januar 1857 in Barby; † 12. November 1939 in Berlin) war ein deutscher Nationalökonom.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sering studierte an den Universitäten Straßburg und Leipzig Volkswirtschaftslehre, trat 1879 in den Justiz- und Verwaltungsdienst im Elsass und ging 1883 im Auftrag der preußischen Regierung nach Nordamerika zum Studium der landwirtschaftlichen Konkurrenz.[1]
Nach seiner Rückkehr habilitierte er sich an der Universität Bonn und wurde 1885 zum außerordentlichen Professor für Staatswissenschaften berufen. Im Anschluss unternahm er immer wieder Forschungsreisen nach Nordamerika, so traf er 1887 dort Karl Ludloff. 1889 wurde er an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin berufen und erhielt eine Professur an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Er wurde schließlich Professor und leitete ab 1921 das neu gegründete Deutsche Forschungsinstitut für Agrar- und Siedlungswesen (späteres Sering-Institut).[1]
Sering war Mitglied des deutschen Landwirtschaftsrates, der Preußischen Akademie der Wissenschaften und des preußischen Landesökonomiekollegiums. Im Auftrag des preußischen Ministeriums für Landwirtschaft gab Sering das Sammelwerk Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preußen (bisher Band 1–6 und 8–14, Berlin 1897–1905) heraus. Ab 1903 war er Mitherausgeber der Staats- und sozialwissenschaftlichen Forschungen.[1]
Im Jahr 1912 gründete er zusammen mit Friedrich Ernst von Schwerin die Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation. Er arbeitete den Entwurf des 1919 erlassenen Reichssiedlungsgesetzes aus.[2] Ab 1927 war er deutscher Vertreter in der Agrarkommission der Weltwirtschaftskonferenz in Genf. Sering galt als bekanntester deutscher Agrarökonom seiner Zeit; zu seinen Studenten in Berlin zählten unter anderem Heinrich Lübke und kurzzeitig auch Otto von Habsburg.
Ab Anfang 1933 wurde er schrittweise aus seinen Ämtern verdrängt. Grund hierfür war nicht seine Herkunft, sondern seine Opposition zum Nationalsozialismus. Im Zuge der nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler kam es zu Serings Ausschluss aus der Akademie der Wissenschaften und zu seiner Absetzung als deutscher Vertreter bei internationalen Konferenzen und Gremien.
Er zog sich ins Privatleben zurück und starb 1939 in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem St.-Annen-Kirchhof in Berlin-Dahlem.
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben zahlreichen anderen Abhandlungen schrieb Sering:
- Geschichte der preußisch-deutschen Eisenzölle. In: Gustav Schmoller: Staats- und sozialwissenschaftlichen Forschungen. Leipzig 1882.
- Die landwirtschaftliche Konkurrenz Nordamerikas. Leipzig 1887.
- Arbeiterausschüsse in der deutschen Industrie (= Schriften des Vereins für Sozialpolitik. Band 46). Leipzig 1890.
- Die innere Kolonisation im östlichen Deutschland (= Schriften des Vereins für Sozialpolitik. Band 56). Leipzig 1893. (Digitalisat)
- Das Sinken der Getreidepreise und die Konkurrenz des Auslandes. Berlin 1894.
- Erbrecht und Agrarverfassung in Schleswig-Holstein, Berlin 1908 (= Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preussen, Bd. 7)
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1932 erhielt Max Sering aus den Händen des Reichspräsidenten den Orden Adlerschild für seine „wertvolle Mitarbeit bei der deutschen Agrargesetzgebung“.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rita Aldenhoff-Hübinger: Sering, Max. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 267 f. (Digitalisat).
- Walter Braeuer: Cohn, Gustav. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 315 f. (Digitalisat).
- Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 1: Sozialpolitiker im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918. Kassel University Press, Kassel 2010, ISBN 978-3-86219-038-6, S. 148 (Online, PDF; 2,2 MB).
- Jens Jessen: Max Sering zum Gedächtnis. In: Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte. 1940, S. VIII–XII (Digitalisat).
- Robert L. Nelson: The Fantasy of Open Space on the Frontier: Max Sering from the Great Plains to Eastern Europe. In: Janne Lahti (Hrsg.): German and United States colonialism in a connected world, entangled empires. Palgrave MacMillan, Cham 2021, ISBN 978-3-030-53205-5, S. 63–82.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lebenslauf von Max Sering (PDF-Datei; 54 kB)
- Literatur von und über Max Sering im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Max Sering in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Nachlass Bundesarchiv N 1210
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Max Serings 75. Geburtstag. In: Vossische Zeitung. 17. Januar 1932, abgerufen am 11. Februar 2023.
- ↑ Heinz Wiese, Egon Freiherr von Gayl: Entstehung und Aufgaben gemeinnütziger Siedlungsunternehmen – Ländliche Siedlung bis 1945. In: Landentwicklung aktuell, Sonderausgabe 1999. S. 9.
- ↑ Adlerschild für Max Sering, Vossische Zeitung, 18. Januar 1932.
Personendaten | |
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NAME | Sering, Max |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Nationalökonom und Agrarwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 18. Januar 1857 |
GEBURTSORT | Barby |
STERBEDATUM | 12. November 1939 |
STERBEORT | Berlin |
- Agrarwissenschaftler (20. Jahrhundert)
- Ökonom (19. Jahrhundert)
- Ökonom (20. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)
- Hochschullehrer (Landwirtschaftliche Hochschule Berlin)
- Hochschullehrer (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
- Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied im Deutschen Landwirtschaftsrat
- Deutscher
- Geboren 1857
- Gestorben 1939
- Mann