Max von Loos
Max von Loos (eigentlich Maximilian Franz Loos von Losimfeldt,* 4. März 1858 in Wittingau; † 5. Jänner 1953 in Kötschach) war ein deutsch-böhmischer Architekt. Er entstammte der böhmisch-österreichischen Adelsfamilie Loos von Losimfeldt und wirkte in Innsbruck, insbesondere aber in Aussig und Teplitz-Schönau in Nordböhmen.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Max von Loos besuchte das Unterrealgymnasium und die Oberrealschule in Budweis und absolvierte von 1875 bis 1880 die Architekturschule an der Technischen Hochschule in Wien. 1881/82 war er im Architektur-Büro Fellner & Helmer tätig. Von 1884 bis 1886 war er Bauleiter beim Umbau des Bahnhofs Innsbruck, von 1886 bis 1889 Bauleiter der Stadt Innsbruck. Ab 1888/1890 war er selbständiger Architekt in Innsbruck und entwarf mehrere Villen in der Siebererstraße in Innsbruck. Bei der Ausschreibung der Sparkassenzinshäuser in der Schmerlingstraße in Innsbruck erhielt er den 1. Preis.
Seit 1890 war er Stadtbaumeister in Aussig, wo er 1891 Marie Heller geheiratet hat. Trauzeuge war dabei sein Schwager, der Aussiger Architekt Carl Rehatschek (1851–1913). Nach 1895 eröffnete er ein Architekturbüro in Teplitz-Schönau. Er wohnte in Teplitz in der Masaryk-Straße Nr. 971/50, direkt neben dem Kino Olympia (Nr. 1049/52), das von Rudolf Bitzan erbaut wurde. In seinem langen Berufsleben hat er eine einzigartige stilistische Entwicklung vollzogen. Er begann im Stil des Historismus, der die Elemente der traditionellen Baustile kopiert hat (vor allem aus der Renaissance und dem Barock). Das vielleicht schönste Beispiel seiner Arbeit aus dieser Zeit ist der „Lindenhof“ in Teplitz-Schönau (Lípový dvůr in Teplice). Nach 1900 wurde der Jugendstil aus Wien von den Architekten auch nach Teplitz übernommen. Loos hat mehrere Villen entworfen, insbesondere in Schönau. Das von ihm entworfene Dreifach-Villenhaus (Trojdům) in Schönau und die Kreuzinger-Bibliothek in Eger (Cheb) wurden unter Denkmalschutz gestellt.
Nach dem Ersten Weltkrieg begann die moderne Architektur. Loos hat dazu einige bemerkenswerte Bauten im Stil des Expressionismus und des Funktionalismus geschaffen. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters in der Zeit der Ersten Republik stellt sich aber die Frage, inwieweit er wirklich der Autor der späteren Entwürfe ist oder ob diese Arbeiten von seinen jüngeren Mitarbeitern ausgeführt worden sind (z. B. das Concordia-Haus oder das Doppelwohnhaus in der Kollárova Straße in Teplice).[1][2][3]
Bauten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1887: Villa in Innsbruck, Siebererstraße 3 (zerstört) und 5[4]
- 1887–1889: Fünf Zinshäuser in Innsbruck, Schmerlingstraße 2, 4, 6 (unter Denkmalschutz ID-Nr. 26873)
- 1890: Kapelle auf dem ehem. Stadtfriedhof in Aussig (Ovčí vrch) (in den 1960er Jahren abgerissen)[5]
- 1892/93: Deutsches Gymnasium in Aussig, jetzt Teil der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem, auch Grünes Gymnasium (Zelená škola), Ústí n. L., Velká Hradební 424/13 (Stil: Historismus)[6]
- 1892–1894: Allgemeines Krankenhaus in Aussig, Billrothstraße (Ústí n. L., Pasteurova 9) (abgerissen)
- 1896: Villa M. Russ in Teplitz – Teplice, Vrchlického 974/10
- 1896: Villa R. Hanke in Teplitz – Teplice, Vrchlického 1009/6
- 1897/98: Vereinshaus Lindenhof in Teplitz-Schönau, jetzt Lipový dvůr Teplice, Lipová 239/2 (Stil: Neorenaissance)
- 1898–1899: Bau der neuen Kirche in Nieder-Georgenthal, nach Abriss der alten Kirche wegen Bergbauschäden (in den 1980er Jahren zerstört)
- 1898/1900: Deutsche Volks- und Bürgerschule in Budweis (České Budějovice), Nová 1871/5
- 1899–1902: Miethäuser in Teplitz – Teplice, Duchcovská 501/17, 1032/19, 1033/21 und 1069/23
- 1900: Stadthaus „Zum russischen Zaren“ am Laube-Platz in Teplitz – Teplice, Laubeho nám. 330 (zerstört), errichtet für Franz Carl Stradal (1847–1901), Rechtsanwalt und Stadtverordneter in Teplitz[7]
- 1900–1930: Innenraumgestaltung (einschl. Reparaturen) an der Kirche der Unbefleckten Empfängnis Mariä in Eichwald, Dubí, Ruská ul. (unter Denkmalschutz ÚSKP-Nr. 43071/5-2579)
- 1903: Dreifaltigkeitskirche und Pfarrhaus in Obersedlitz (Kostel Nejsvětější Trojice Novosedlice), jetzt Ústí-Střekov, Jeseninova[8]
- 1903: Pavillon der Stadtbrauerei von Schönpriesen (Krásné Březno) (temporärer Bau auf der Wirtschafts- und Industrieausstellung in Aussig, abgerissen)
- 1905: Drei Villen in Teplitz – Trojdům Teplice, Pod Doubravkou 1270/1, 1279/3, 1294/5 (unter Denkmalschutz ÚSKP-Nr. 43979/5-5263)
- 1908: Mode-Warenhaus Adolf Ehrlich in Teplitz – Teplice, 28. října 963/7, jetzt Raiffeisenbank[9]
- 1908–1910: K. k. Staatsgewerbeschule in Aussig, jetzt Střední průmyslová škola strojní a elektrotechnická (Berufliche Mittelschule für Bauwesen und Elektrotechnik), Ústí n. L., Resslova 210/5[10]
- 1909: Doppelvilla in Teplitz – Teplice, Pod Doubravkou 1462/7 und 2571/9[11]
- 1909–1911: Kreuzinger-Bibliothek in Eger – Cheb, ul. Obrněné brigády 595/1, benannt nach dem Unternehmer Dominik Kreuzinger (* 21. März 1856 in Eger; † 21. April 1903 in Arco) (unter Denkmalschutz ID-Nr. 103839)[12]
- 1910–1917: Umbau der Kirche St. Simon und Judas in Zabrušany (Sobrusan), Okres Teplice (unter Denkmalschutz ÚSKP-Nr. 42303/5-2752)
- 1911: Miethäuser in Teplitz – Teplice, Ruská 1086/16, 1501/18 und 1502/20
- 1912–1914: Neobarocker Umbau des Kaiserbads in Teplitz (Císařské lázně v Teplicích), Teplice, Laubeho náměstí 227/2 (unter Denkmalschutz ÚSKP-Nr. 43446/5-2496)[13]
- 1930: Doppel-Wohnhaus in Teplitz – Teplice, Kollárova 1872/5–7 (Stil: Expressionismus)[14]
- 1931: Concordia-Haus der Reichenberger Versicherung Concordia in Teplitz (zusammen mit Paul Schaeffer-Heyrothsberge, in den 1970er Jahren umgebaut), Teplice, Masarykova 1910/27a (Stil: Funktionalismus)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hanzlík, Jan; Zajoncová, Jana; Hájková, Lenka: Teplice – Architektura moderní doby. 1860–2000 (Teplitz: Architektur der modernen Zeit. 1860–2000). Národní památkový ústav, ÚOP Ústí nad Labem, 2016, 360 S., ISBN 978-80-85036-66-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kunstjahrbuch der Stadt Linz 1979, Hrsg. Verlag Anton Schroll Wien und München, 1980, S. 99–100, ISBN 3-7031-0521-6 – Rezension zum Buch von Patrick Werkner: Villenarchitektur der Gründerzeit in Innsbruck (Dissertation in Kunstgeschichtliche Studien der Universität Innsbruck, 1979, Nr. 116, 238 S.)
- ↑ Architektur in Nordböhmen – Teplitz (tschech.) (abgerufen am 7. August 2018)
- ↑ Architektur in Nordböhmen – Aussig (tschech.) (abgerufen am 7. August 2018)
- ↑ Patrick Werkner: Villenarchitektur der Gründerzeit in Innsbruck, Kunstgeschichtliche Studien der Universität Innsbruck, 1979, Nr. 116 (IV), S. 37
- ↑ Architektur in Nordböhmen – Aussig (tschech.) (abgerufen am 7. August 2018)
- ↑ Architektur in Nordböhmen – Aussig (tschech.) (abgerufen am 7. August 2018)
- ↑ Audioteplice Mühlstraße (abgerufen am 23. August 2018)
- ↑ Iva Králová, Jan Rosenauer: Sto let kostela Nejsvětější Trojice ve Střekově 1903–2003 (Hundert Jahre Dreifaltigkeitskirche in Aussig-Schreckenstein), Město Ústí n. L. a Římskokat. farnost Ústí n. L.-Střekov, 2003 (tschech.)
- ↑ Hanzlík (2016), S. 139
- ↑ Architektur in Aussig – Loos (tschech.) (abgerufen am 7. August 2018)
- ↑ Hanzlík (2016), S. 60
- ↑ Enzyklopädie von Cheb – Dominik Kreuzinger (abgerufen am 26. August 2018)
- ↑ Bäderbauten in Teplitz (tschech.) (abgerufen am 7. August 2018)
- ↑ Architektur in Nordböhmen – Teplitz (tschech.) (abgerufen am 7. August 2018)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Loos, Max von |
ALTERNATIVNAMEN | Loos von Losimfeldt, Maximilian Franz (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-böhmischer Architekt |
GEBURTSDATUM | 4. März 1858 |
GEBURTSORT | Wittingau |
STERBEDATUM | 5. Januar 1953 |
STERBEORT | Kötschach |