Meibom-Drüse
Die Meibom-Drüsen (auch Tarsaldrüsen, lateinisch Glandulae tarsales) sind Talgdrüsen am Rand der oberen und unteren Augenlider. Benannt sind sie nach Heinrich Meibom (1638–1700), einem Arzt und Anatomen aus Helmstedt.
Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die etwa 30 oberen und 20 unteren Drüsen enden am Rand der Tarsalplatten des Augenlids, anders als die Zeisschen und die Mollschen Drüsen, die sich ebenfalls im Augenlid befinden. Die Meibom-Drüsen geben eine ölige Flüssigkeit (Sebum palpebrale) ab, die sich mit der von den Tränendrüsen abgegebenen Tränenflüssigkeit vermischt und dafür sorgt, dass letztere nicht zu schnell verdunstet. Das eingetrocknete Sekret dieser Drüsen wird im Volksmund auch als „Schlafsand“ bezeichnet. Dieser „Stein im Auge“ wurde, überliefert im Papyrus Ebers, im Alten Ägypten mit Bleierde und Spießglanz oder Menninge und Natron[1] behandelt.
Erkrankungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine eingeschränkte oder fehlende Funktion der Meibom-Drüsen, evtl. genetisch bedingt, führt zu trockenen Augen, und die Stabilisierung der Tränenflüssigkeit durch die Lipide der Drüsen ist reduziert. Eine weitere Störung stellt eine chronische Lidrandentzündung (Blepharitis) dar. Häufiges Befeuchten der Augen mit Augentropfen („künstliche Tränen“) und tägliches Spülen mit z. B. leicht gesalzenem Wasser unter Zuhilfenahme einer kleinen Plastikschale, einer sog. Augenbadewanne, kann die Beschwerden verringern.
Eine akute Entzündung der Meibomschen Drüsen mit Staphylokokken kann zu einem Gerstenkorn (Hordeolum internum) führen. Liegt eine chronische Entzündung vor, spricht man von einem Hagelkorn (Chalazion). Ursache hierfür ist zumeist eine Verstopfung der Drüsenausführungsgänge.
Funktionsstörung durch Isotretinoin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2013 fanden Ding et al. in vitro Hinweise, dass der hauptsächlich zur Aknetherapie eingesetzte Wirkstoff Isotretinoin auf die Meibom-Drüse vergleichbar wirken könnte wie auf die Talgdrüse. Sie stellten fest, dass Isotretinoin die Zellproliferation unterdrückt, den Zelltod induziert und die Expression von 6726 Genen signifikant verändert. Diese Effekte könnten zumindest teilweise für die mit Isotretinoinanwendung zusammenhängende Störung der Meibom-Drüsenfunktion verantwortlich gemacht werden.[2]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Theodor Axenfeld (Begr.), Hans Pau (Hrsg.): Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde. 12. Auflage (unter Mitarbeit von Rudolf Sachsenweger u. a.). Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-437-00255-4
- Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. 256. Auflage. De Gruyter, Berlin 1990, ISBN 3-11-010881-X.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildungen und einer Geschichtstabelle (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 10.
- ↑ J. Ding, W. R. Kam: J. Dieckow, D. A. Sullivan: The influence of 13-cis retinoic acid on human meibomian gland epithelial cells. In: Invest Ophthalmol Vis Sci. 2013 Jun 26;54(6):4341-50. PMID 23722388. PMC 3694789 (freier Volltext).