Melchior Vulpius

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Melchior Vulpius, eigentlich Melchior Fuchs (* um 1570[1][2] in Wasungen; begraben 7. August 1615 in Weimar) war ein deutscher Kantor und Kirchenliedkomponist.

Geburtshaus in Wasungen

Vulpius entstammte einer armen Handwerkerfamilie. Er besuchte die Stadtschule in Wasungen, Thüringen und erhielt Unterricht von Johannes Steuerlein. Durch Briefe ist bezeugt, dass er 1588 in Speyer weilte und dort seinen Mitschüler Chr. Th. Walliser in den Grundlagen der Musica Poetica unterwiesen hat.[3] Nach seiner Heirat 1589 erhielt er eine Anstellung am Hennebergischen Gymnasium in Schleusingen. 1596 wurde er zum Stadtkantor in Weimar berufen. Er verfasste und veröffentlichte Kirchenmusik; eine seiner bekanntesten Vertonungen ist die für das Kirchenlied Christus, der ist mein Leben. Die Melodie ist auch mit anderen Liedern verknüpft, darunter Ach bleib mit deiner Gnade zum Text vom Josua Stegmann, das in evangelischen Kirchen gern zum Jahreswechsel und zum Beschluss des Gottesdienstes gesungen wird. Wichtige Zusammenstellungen waren die lateinischen Cantiones sacrae (1602 und 1604); Kirchengesänge und geistliche Lieder Dr. Luthers (1604); Canticum beatissimae (1605) und Ein schön geistlich Gesangbuch (1609). Im Jahr 1610 erschien „Cantiones sacrae selectissimae“.[4] Das Cantional (eine Liedersammlung) wurde 1646 postum in Gotha veröffentlicht.

Die von Vulpius im Jahre 1609 veröffentlichte Melodie Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all (EG 293; katholisch: Der Geist des Herrn erfüllt das All, GL 347) wird seit 1907 in Norwegen für das beliebte nationalromantische Kirchenlied Fagert er landet („Schön ist das Land“) verwendet.[5]

Im Evangelischen Gesangbuch finden sich neun Lieder auf Melodien von Melchior Vulpius,[6] im katholischen Gotteslob (2013) fünf (282, 328, 347, 436, 507) und im Mennonitischen Gesangbuch acht Lieder (46, 69, 149, 197, 199, 227, 288, 310).

  • Der Tag bricht an und zeiget sich (EG 438)
  • Die helle Sonn leucht’ jetzt herfür (EG 437, MG 199, Text von Nikolaus Herman)
  • Christus, der ist mein Leben (EG 516; GL 507); Melodie auch: Ach bleib mit deiner Gnade (EG 347; GL 436; MG 149, Text von Josua Stegmann); Nun schreib ins Buch des Lebens (EG 207); Beim letzten Abendmahle (GL 282)
  • Gelobt sei Gott im höchsten Thron (EG 103; GL 328, MG 310)
  • Jesu, deine Passion will ich jetzt bedenken (EG 88; MG 288, Melodie, Text von Siegmund von Birken)
  • Hinunter ist der Sonne Schein (EG 467, MG 227, Text von Nikolaus Herman)
  • Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all (EG 293); Melodie auch: Der Geist des Herrn erfüllt das All (GL 347)
  • Lobet den Herrn ihr Völker all (MG 46, Text von Joachim Sartorius)
  • Das alte Jahr vergangen ist (EG 59; 2. Teil der Melodie)
  • Es ist ein Ros entsprungen (EG 31; Kanon, Text unterlegt)
  • Der Herr ist mein getreuer Hirt (MG 69, Text von Johann Friedrich von Meyer)
  • Mein Herz, was dir begegnen und widerfahren mag (MG 197, Text von Arno Pötzsch)
  • Pars prima Cantionum sacrarum. Erfurt 1602
  • Pars secunda selectissimarum Cantionum sacrarum, Erfurt 1603
  • Kirchen Geseng und Geistliche Lieder D. Martini Lutheri und anderer frommen Christen. Erfurt 1604 (enthält nur zwei Melodien von Vulpius)
  • Ein schön geistlich Gesangbuch Darinnen KirchenGesänge Vnd geistliche Lieder / D. Mart. Lutheri vnd anderer frommen Christen. Erfurt und Jena 1609 (enthält 31 Melodien von Vulpius)
  • Erster Theil Deutscher Sonntäglicher Evangelien Sprüche. Jena 1612
  • Das Leiden und Sterben Unsers Herrn Erlösers Jesu Christi auß dem heiligen Evangelisten Matthäo. Erfurt 1613 (Neuausgabe 1981)
  • Der ander Theil Deutscher Sonntäglicher Ev. Sprüche. Jena 1614
  • Cantiones Sacrae I, 28 sechs- bis siebenstimmige Motteten aus der Sammlung Cantiones Sacrae I, René Michael Röder, Capella Daleminzia, Label Querstand, 2015
  • Cantiones Sacrae I, 15 acht- bis dreizehnstimmige Motetten aus der Sammlung Cantiones Sacrae I, René Michael Röder, Capella Daleminzia, Label Querstand, 2015
  • Cantiones Sacrae II, 19 sechs- und fünf siebenstimmige Motteten der Cantiones Sacrae II, René Michael Röder, Capella Daleminzia, Label Querstand, 2016

Einzelnachweise

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  1. Nach anderen Quellen (z. B. Dietrich Schuberth, Art. Kirchenmusik, in: TRE 18 (1984), S. 656) wurde er um 1560 geboren.
  2. Christoph Albrecht hält 1560 für wenig wahrscheinlich, bezeichnet 1570 aber auch als hypothetisch. Christoph Albrecht: Vulpius (Fuchs), Melchior. In: Wolfgang Herbst (Hrsg.): Wer ist wer im Gesangbuch? 2. durchgesehene und aktualisierte Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-50323-7, S. 335 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Fritz Reckow: Vulpius, Melchior. In: Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Erste Ausgabe, Band 14 (Vollerthun – Zyganow). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1968, DNB 550439609, Sp. 45–49 (= Digitale Bibliothek Band 60, S. 79116–79126)
  4. Bei Martin Wittel, Erfurt 1610 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
  5. auf der Webseite kirken.no, Abruf am 13. April 2019
  6. Christoph Albrecht: Vulpius (Fuchs), Melchior. In: Wolfgang Herbst (Hrsg.): Wer ist wer im Gesangbuch? 2. durchgesehene und aktualisierte Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-50323-7, S. 334–336 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).