Melchior von Reidt
Melchior von Reidt (auch Melchior van Raedt oder Melchior van Rheidt[1]; * vor 1590; † nach 1624) war ein Kunstschreiner in Köln.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Melchior von Reidt kam 1590 aus Mainz nach Köln und schrieb sich in die Steinmetze-Gaffel ein, war aber als Kunstschreiner tätig.[2][1] Mit seinen Arbeiten errang er sich in der Stadt ein hohes Ansehen als Meister seines Handwerkes.
Seine bekanntesten Werke waren prunkvolle Intarsienportale für das Kölner Rathaus sowie das Gestühl für die Ratsherren (heute Senatssaal), die er 1602 fertigstellte. Über die Bezahlung geriet er in Streit mit dem Kölner Rat, weshalb zwei „erfahrene Meister des Schnitzhandwerks“ aus Frankfurt am Main anreisten, um die Holzarbeiten zu begutachten. Sie schätzten den Wert zum Vorteil von Melchior auf 700 Reichstaler; daraufhin wurde der Vorwurf erhoben, er sei den beiden Männern entgegengeritten und habe sie bestochen.[3]
Die Auseinandersetzung um die Bezahlung dauerte bis 1607.[4] Bei diesem Streit stellte sich die Gaffel gegen ihr Mitglied Melchior von Reidt, wahrscheinlich weil die Organisation seiner Werkstatt die Regeln des bisherigen strengen Zunftsystems verletzte.[2] So wurde er 1611 bestraft, weil er zu viele Gesellen beschäftige und erhielt 1614 sogar ein Arbeitsverbot.[3]
Von Reidts Arbeiten gelten als Höhepunkt nicht nur der Kölner, sondern der gesamten deutschen Renaissanceschreinerei.[5] Im Kölnischen Stadtmuseum befindet sich ein von ihm um 1610 geschaffener sogenannter „Kölner Überschrank“ mit der Geschichte der Susanna.[2]
Von Reidt selbst, über dessen Person ansonsten wenig bekannt ist, galt als unangenehmer Mensch. In einem Ratsprotokoll aus dem Jahre 1624 wurde er als „unfriedlich und trunksüchtig“ beschrieben.[5] Johann Jakob Merlo schrieb 1889, von Reidt habe „durch sein ‚stetiges Trinken und Schwärmen‘ scandalöse Auftritte“ verursacht.[4]
Gedenken der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Melchior von Reidt ist Teil des Figurenprogramms für den Kölner Rathausturm (Nr. 53, 2. OG).[5] Die Plastik wurde von Bildhauerin Marlene Dammin geschaffen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Jakob Merlo: Rheidt, Melchior von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 378.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Rheidt, Melchior van. Deutsche Fotothek, abgerufen am 17. Januar 2015.
- ↑ a b c Hiltrud Kier, Bernd Ernsting, Ulrich Krings: Köln, der Ratsturm: seine Geschichte und sein Figurenprogramm. Hrsg.: Stadt Köln. J.P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-0858-6, S. 493 f.
- ↑ a b Alexander Kierdorf: Prunkportal und Gestühl des Melchior von Reidt im alten Ratssaal der Stadt Köln. In: Hiltrud Kier/Bernd Ernsting/Ulrich Krings (Hrsg.): Köln: Der Ratsturm. Seine Geschichte und sein Figurenprogramm. Stadtspuren - Denkmäler in Köln. J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, S. 203.
- ↑ a b „Rheidt, Melchior von“ von Johann Jakob Merlo in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 378, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, [1] (Version vom 17. Januar 2015, 16:04 Uhr UTC)
- ↑ a b c Skulpturen des zweiten Obergeschosses. Stadt Köln, abgerufen am 14. Januar 2015.
Personendaten | |
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NAME | Reidt, Melchior von |
ALTERNATIVNAMEN | Raedt, Melchior van; Rheidt, Melchior van |
KURZBESCHREIBUNG | Kunstschreiner in Köln |
GEBURTSDATUM | vor 1590 |
STERBEDATUM | nach 1624 |