Menslager Lesegesellschaft

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Stempel der Menslager Lesegesellschaft um 1850

Die Menslager Lesegesellschaft, gegründet 1796, war eine Lesegesellschaft in dem Artländer Kirchspiel Menslage. Sie zählte zu den seltenen Lesegesellschaften, die schichtenübergreifend allen Ständen, allen Berufen und beiden Geschlechtern offenstanden. Die Menslager Lesegesellschaft widerlegt die Vorstellung von einer erst im Lauf des späten 19. Jahrhunderts langsam schwindenden Bildungsferne und das oft düster gezeichnete Bild der Bildungsbedingungen auf dem Lande, wo ausreichend Bildung, ein Kontakt zur Schrift und damit die Entwicklung einer Schrift- und Lesekultur nicht möglich gewesen sein sollen.

Die vergleichsweise materialreich überlieferte Menslager Lesegesellschaft war weder eine im Zeitalter der Aufklärung pädagogisch motivierte Veranstaltung von Honoratioren des ländlich-bäuerlichen Raums zur Bildung des zurückgebliebenen Landvolks noch eine Einrichtung lokaler bürgerlicher Eliten. Sie war auch kein Mittel zur Erlernung oder Verbreitung des Lesens, sondern die gezielte Reaktion auf bereits vorhandene ausdifferenzierte Lesebedürfnisse und damit eine Einrichtung organisierten Lesens, die aus dem Wunsch der Bevölkerung des Artländer Kirchspiels erwuchs, dessen dörfliche Schichten um 1800 nahezu vollständig alphabetisiert waren. Sie lässt sich vielmehr nach dem von Georg Jäger, Alberto Martino und Reinhard Wittmann eingeführten Begriff als „enzyklopädische Lesegesellschaft“ einordnen, die „vornehmlich Sachliteratur für ein aufgeklärtes Publikum bereitstellte.“

Eine weitere Besonderheit war das weitgehende Fehlen von Zeitschriften im Bestand der Menslager Lesegesellschaft, da ansonsten Periodika als wichtigster Grundstock oder sogar Gründungsanlass eingeschätzt werden.

Ungewöhnlich an der Lesegesellschaft ist schließlich ihr vergleichsweise langes Bestehen von rund 100 Jahren.

Lesestoff und Buchproduktion im 17. und 18. Jahrhundert

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Historische Bücher

Im 17. und frühen 18. Jahrhundert wurden Bücher in Westeuropa überwiegend von Gelehrten für Gelehrte in Form von wissenschaftlichen Werken, überwiegend zur Theologie und in lateinischer Sprache verfasst. Ein literarisches Lesepublikum im heutigen Sinn gab es nicht; das Angebot für Laien beschränkte sich auf Wiederholungslektüre, wie religiöse Andachtsliteratur, die sich um 1700 erkennbar ausbreitete sowie Gebrauchsliteratur, wie medizinische oder juristische Bücher und allgemeine Nachschlagewerke. Deutschsprachige Belletristik wurde kaum verlegt.

Dabei blieb die Buchproduktion zunächst weit hinter Verbreitung und Auflagen der Anfang des 17. Jahrhunderts aufkommenden Zeitungen und Zeitschriften zurück, die als erste Massenmedien die Medienlandschaft der Frühen Neuzeit grundlegend veränderten und eine neue Form des Lesens einführten. Das Zeitunglesen drang schnell in breitere Schichten vor, da nicht nur wissenschaftliche Fachblätter, sondern auch Publikumszeitschreiben angeboten wurden.

Das Angebot von mehr Büchern in deutscher Sprache, eine inhaltliche Verschiebung von religiöser zu belletristischer Literatur und eine Veränderung der Buchformate (statt Foliant oder Quart kleinere, handlichere Buchformate) rief ab dem späten 17. Jahrhundert ein verändertes Leseverhalten hervor. Ganz allgemein vollzog sich ein Übergang von intensiver und repetitiver Lektüre, wie Erbauungsliteratur, zu extensiver, unterhaltender oder informativer Lektüre. Zunächst spielten neben Kleinformen, wie Essay oder Traktat, belehrende und informierende Literatur sowie Lexika, Anthologien, Kompendien eine dominierende Rolle, bis zunehmend auch schöngeistige und unterhaltende Literatur angeboten wurden.[1]

Unterstützt durch das Instrument der Lesegesellschaft entwickelte sich eine bürgerliche Lesekultur. Dabei war das Entstehen von Lesegesellschaften nicht nur auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Zeitalter der Aufklärung oder Einflüsse von Vormärz und Biedermeier zurückzuführen, sondern wurden auch durch diese gleichzeitige Revolutionierung des Buchmarkts erleichtert, die nach einer Stagnation des Buchdrucks im 17. Jahrhundert einen sprunghaften Anstieg der Buchproduktion bewirkte.[2]

Alphabetisierung, Leseverhalten, Schrift- und Lesekultur

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Aus einer ABC-Fibel um 1830

Eine breit angelegte historische Alphabetisierungsforschung, wie sie in anderen Ländern längst durchgeführt wurde[3], steht für das deutsche Sprachgebiet noch aus. Alphabetisierung wird in der deutschsprachigen Forschung begrifflich meist eng gefasst und auf den elementaren Zugang zu der jeweiligen Schrift und den Gebrauch der Schriftzeichen bezogen. Dementsprechend werden bei der Erforschung des Alphabetisierungsgrads überwiegend seriell verfügbare Quellen, wie Unterschriften in Heiratsregistern, ausgewertet, die seit rund 200 Jahren, nämlich seit Einführung der Zivilstandsregister und der Standesämter verfügbar sind.

Das Lesen (und Verstehen) von Literatur, also die Entwicklung einer Lesekultur, setzt indes einen deutlich fortgeschrittenen Alphabetisierungsgrad und das Vorliegen eines gewissen Maßes von Allgemeinwissen und Bildung voraus. Auch daher erwuchs seit dem frühen 18. Jahrhundert ein Bemühen um eine deutliche Verbesserung des Elementarschulwesens, allerdings auf bestimmte Regionen beschränkt. Unter anderem war ein gewisser Wohlstand der Region erforderlich, die den Unterhalt von Schulen und die Beschäftigung von Lehrern finanziell ermöglichte und der Bevölkerung erlaubte, ihre Kinder nicht vorrangig als unabkömmliche Arbeitskräfte zu sehen; zum anderen förderte der Protestantismus die Alphabetisierung und Lesekultur – Voraussetzungen, die das protestantische Artland mit seiner wohlhabenden bäuerlichen Kultur erfüllte.

In der Forschung galt lange eine enge Verknüpfung von Alphabetisierungsgrad und gesellschaftlich-ökonomischem Fortschritt bei einem Gegensatz von bildungsfördernder Stadt und bildungsfernem Land. Die neuere Forschung hat dieses Modell zunehmend infrage gestellt.[4] Doch auch Reinhard Wittmann geht in seiner Geschichte des deutschen Buchhandels weiter von den Zahlen von Engelsing und R. Schenda aus, wonach „bis 1770 … die Zahl der Lesekundigen auf 15 Prozent gestiegen, bis 1800 weiter auf 25 Prozent , 1840 seien 40 Prozent und 1870 bereits 75 Prozent erreicht gewesen“, gesteht aber auch ein, dass diesen Zahlen kaum empirische Daten zugrunde lägen.[5] Gleichwohl zitiert er einen „schwäbischen Aufklärungspfarrer“, der 1793 resümiert haben soll: „Kaum lernt das Kind buchstabiren, nie etwas mit Verstand lesen, kaum seinen Namen schreiben, niemals aus seinem Kopf etwas zu Papier bringen, es stammelt seinen Katechismus, ohne etwas vom Inhalt zu wissen … dabei bleibts in seinem Leben.“

Lesende Artländer Bäuerin um 1816

Der Historiker Peter Moraw geht in seiner Neuen deutsche Geschichte von gar nicht unähnlichen Zahlen aus, konstatiert aber auch: „Schaut man auf einzelne Ortschaften, gelangt man zu verblüffenden Beobachtungen. In der Osnabrücker Kirchengemeinde Menslage konnten um 1800 nahezu alle Landbewohner lesen. Im pietistisch geprägten Laichingen auf der Schwäbischen Alb besaßen Ende des 18. Jahrhunderts 94,5 Prozent aller Familien vom ärmsten Weber bis zum reichsten Bauern mehr als zwei Bücher.“[6]

Die wenigen bislang vorliegenden Regionalstudien zur Alphabetisierung legen nach Anne Conrad[7] die Vermutung nahe, dass die Lesefähigkeit weiter verbreitet war, als bisher angenommen wurde. Auch hat sich zunehmend die Ansicht durchgesetzt, dass es zur Rezeption von Schriften vor allem auf die Lesemotivation ankam.[8]

Zu denselben Ergebnissen kommt Karl-Heinz Ziessow, der in seiner Studie über das Artländer Kirchspiel Menslage unter anderem die Zivilstandsregister aus der französischen Zeit ausgewertet hat, die für die Zeit von 1808 bis zum Herbst 1813 vorliegen. Danach bietet Menslage das Erscheinungsbild eines um 1810 mit sehr hoher Signierfähigkeit ausgestatteten Kirchspiels: 84,35 Prozent der um 1810 rund 2 870 Einwohner beurkundeten den Akt der Eheschließung mit ihrer eigenen Unterschrift. Auch der Geschlechterabstand lag in Menslage mit gut 81 Prozent signierfähiger Frauen in einem für andere Räume Mitteleuropas untypisch engen Abstand.[9]

Lesegesellschaftsforschung

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Lesekabinett von Heinrich Lukas Arnold (1815–?)

Bedingt durch die Quellenlage konzentriert sich die Lesegesellschaftsforschung auf die Analyse städtischer Lesegesellschaften und speziell auf die Schicht des gehobenen Stadtbürgertums. Ländliche Lesegesellschaften sind deutlich seltener untersucht worden und die wissenschaftliche Position folgt dabei oft Irene Jentsch, die in ihrer Dissertation aus den 1930er Jahren die Ansicht vertritt, ländliche Lesegesellschaften seien hierarchisch strukturierte Veranstaltungen lokaler Honoratioren zur begrenzten Aufklärung der ungebildeten dörflichen Bevölkerung und mehr „Vorlese-“ denn Lesegesellschaften gewesen.[10] Eine typische Formulierung dieser Position stammt von Felicitas Marwinksi, die noch 1981 schreibt:

Die bäuerlichen LGG waren Ende des 18. Jahrhunderts meist nur von kurzer Dauer. Die Gründe sind darin zu sehen, daß es nur wenige, speziell für das Bildungsniveau der Landbevölkerung geeignete Schriften gab (wie Rudolph Zacharias Beckers ‚Not- und Hülfsbüchlein‘), daß das ländliche Schulwesen noch zu unterentwickelt war und daß das Interesse unter den Bauern großen Schwankungen unterworfen war. Außerdem orientierte sich die Aufklärungsbewegung zu dieser Zeit mehr auf die städtische Intelligenz.[11]

Die von Marvinski untersuchte Frankenhäuser Lesegesellschaft existierte in der Tat lediglich neun Jahre (1795–1804), die Lesegesellschaft Gernsbach gerade einmal zwei und die Teutsche Lesegesellschaft (1814–1819) fünf Jahre. Doch gehörte beispielsweise die 1775 gegründete Elberfelder Lesegesellschaft zu den ersten aufklärerischen Gesellschaften im Rheinland und wurde immerhin erst 1818 aufgelöst. Die beiden Lesegesellschaften Henriette von Pogwischs (1776–1851) bestanden jeweils mehr als 20 Jahre, und es gab Lesegesellschaften, die ähnlich lang oder länger als die Menslager Lesegesellschaft existierten, wie beispielsweise die Lesegesellschaft Eppingen oder die Schweizer Lesegesellschaft Rüti, die die sogar 141 Jahre bestand.[12] Die 1818 gegründete Lesegesellschaft Bülach existiert bis heute.[13] An diesen Beispielen ist ersichtlich, dass der Forschungsstand zu ländlichen Lesegesellschaften in der Schweiz deutlich besser ist als in Deutschland, wo festgestellt wurde, dass ländliche Lesegesellschaften teilweise hoch geachtete intellektuelle Diskutierzirkel waren.[14]

Hilmar Tilgner schrieb in seiner Dissertation von 2001: In ihnen [den Lesegesellschaften] fand sich die aristokratisch-bürgerliche Intelligenz zusammen …[15]

Die von dem Historiker Karl-Heinz Ziessow, Kustos des Niedersächsischen Freilichtmuseums Cloppenburg, in den 1980er Jahren begonnene Analyse der Schul- und Bildungsgeschichte des Osnabrücker Landes, die auch die Menslager Lesegesellschaft beinhaltete, zeichnet hingegen ein völlig anderes Bild. Ziessow konnte unter anderem auf mehr als 200 historische Hof- und Handwerkerarchive und die umfangreichen Archivalien des Museumsdorfs zurückgreifen, die das translozierte Schulhaus der Renslager Nebenschule betreffen. Diese umfangreichen Aktenbestände sind insbesondere interessant, weil der Begründer der Menslager Lesegesellschaft, Berend Foeth, Ende des 18. Jahrhunderts an der Renslager Nebenschule unterrichtete und dem späteren Leiter der Lesegesellschaft, Pastor Bernhard Möllmann, die Aufsicht über die Schulen des Kirchspiels oblag. Ziessow stellte anhand dieser Unterlagen fest, dass die angeblich in ländlichen Regionen herrschenden mangelnden Bildungsbedingungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts zumindest im Artland nicht zutrafen.

Eine andere Untersuchung, eine Magisterarbeit von Ortrud Deister von der Universität Mainz von 1996 zum Thema Ländliche Lesekultur im späten Kaiserreich 1900–1915 dargestellt am Ort Gau-Algesheim, Rheinhessen[16] vermittelt ähnliche Ergebnisse und zeigt, dass generelle Aussagen über ländliche intellektuelle Rückständigkeit und eine erst ab dem späten 19. Jahrhundert schwindende Bildungsferne nicht gemacht werden können.

Es gab natürlich auch Beispiele, die diese Vorurteile stützen: So bot die spät – 1847 – gegründete, bereits erwähnte Lesegesellschaft Gernsbach, in der kurzen Zeit ihrer Existenz überwiegend Unterhaltungsliteratur an, organisierte reine Unterhaltungstreffen, wie Singspiele und versagte ihren weiblichen Mitgliedern, obwohl sogar drei Frauen zu den Gründungsmitgliedern zählten, das Stimmrecht.

Regionaler Hintergrund

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Das Artland mit Menslage im Quakenbrücker Becken

Justus von Gruner bespricht in seinem Werk von 1801 Auf kritischer Wallfahrt zwischen Rhein und Weser[17] auch das Artland, das er von anderen Teilen des Hochstifts abhebt: „… in dem sogenannten Artlande … (einem Theil des Amtes Fürstenau) …, wo es auch die besten Aekker und Wiesen, und äusserst wohlhabende Landleute giebt.“[18]

Besonders beeindruckt zeigt sich Gruner vom Bildungsstand: „Im Allgemein aber ist diese (Anm.: die Bildung) hier viel weiter vorgerückt, und das Volk weit kultivirter, als im Münsterischen und den übrigen westphälischen Stiftern. Die Ursache davon mag meistentheils in der Vermischung der Religionspartheien liegen, da etwa die eine Hälfte der Kirchspiele katholisch und die andere lutherisch ist, auch mehrere Orte Einwohner beider Theile haben, zwischen denen jezt im Durchschnitt viel Toleranz und Friedfertigkeit herrscht.“[19]

Gruner geht im Bezug auf die Aufklärung noch einmal speziell auf das Artland ein: „Indess rükken die biedern Einwohner demungeachtet in der Aufklärung merklich vor, wozu die aufgeklärte Lehrart der Prediger, ihre häufigen Gänge zu den Städten …, und der allgemeine Geist der Zeit, das meiste beitragen mögen, denn der ist (vorzüglich im Artlande) sehr aufgeklärt, und mitunter ziemlich frei … es wird auch auf dem platten Lande viel gelesen.“[19]

Scherenschnitt einer Artländer Försterfamilie um 1817 von Johann Caspar Dilly (1767–1841)

Als Bildquellen liegen aus dieser Zeit eine Reihe von Scherenschnitten vor, die der Bonner Maler und Silhouetteur Johann Caspar Dilly (1767–1841) fertigte, als er Anfang des 19. Jahrhunderts Zeit als Wanderkünstler ins Artland kam und sich für längere Zeit im nahe gelegenen Essen (Oldenburg) niederließ. Auffallend oft zeigt er lesende oder vortragende Personen, wie hier die Kinder einer Menslager Försterfamilie oder eine lesende Bäuerin. Aus den „detailgetreuen und profilscharfen“[20] Bildnissen, die von der volkskundlichen Forschung um 1980 als Quellenmaterial für die Zeit des Biedermeiers entdeckt wurden, geht auch hervor, dass sich die Bevölkerung modern kleidete, und nicht in bäuerlicher Tracht.[21]

Diese zeitgenössischen Darstellungen bestätigen die Aussagen Ziessows über den Bildungsstand im Artland. In seiner Dissertation über Lesegesellschaften weist er für das beginnende 19. Jahrhundert einen hohen und schichtenübergreifenden Stellenwert der Bildung nach. So stellt er, nach Auswertung von Zivilstandsregistern, bezogen auf den Alphabetisierungsgrad fest: :„… daß die intensive Schulversorgung im Kirchspiel Menslage von außerordentlichem Erfolg gekrönt und bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts einen Alphabetisierungsstand hergestellt hatte, der in Europa keinen Vergleich zu scheuen brauchte. Menslage als Teil der 'protestantischen Kulturinsel' konnte um 1810 als voll alphabetisiert gelten und hatte im Erwerb von Kulturtechniken ein durchaus 'städtisches Niveau' erreicht.“[22]

Es ist unbekannt, ob Gruner und Dilly von der Menslager Lesegesellschaft Kenntnis hatten, auch bleibt unklar, ob Gruner seine Kenntnisse über die Artländer selbst erworben hat oder vielleicht nur von ortsansässigen Pastoren informiert wurde. Es scheint allerdings, dass die bäuerliche Bevölkerung im Artland hinsichtlich Wohlstand, Bildung und Grad der Aufklärung durchaus eine Sonderstellung im Hochstift Osnabrück einnahm.

Die Bevölkerung des Kirchspiels pflegte auch untereinander einen ungewöhnlich regen Briefwechsel, sogar die die Anlieferung von Pastorengarben aus den Bauerschaften wurde von Möllmann jeweils schriftlich erbeten.[22] In den im Besitz des Cloppenburger Museumsdorfs befindlichen mehr als Artländer Hofarchiven, von denen die meisten noch gar nicht ausgewertet sind[23], finden sich eine Reihe von flüssig, aber sorgfältig formulierten Briefen, die die Einwohner miteinander austauschten. So haben sich im Hofarchiv Oing-Ellerlage drei Briefe von Heinrich Schwietert an Bernhard Scherhage von 1824 bis 1826 erhalten, in denen landwirtschaftliche Fragen diskutiert werden.[22]

Der Bauer Bernhard Scherhage, Mitglied der Menslager Lesegesellschaft (siehe auch unten), gilt in der volkskundlichen Forschung ohnehin als ein weiteres „Beispiel für literate bäuerliche Selbstaufklärung“ des späten 18. Jahrhunderts.[24]: „…exzerpierte er alles ihm Wissenswerte aus den umlaufenden Zeitungen und Büchern. Von ihm sind in einem Hofarchiv ca. 600 Blatt Niederschriften erhalten … sogar über Kants ‚Kritik der reinen Vernunft‘. Seine Beherrschung des selbstgesteuerten Aufschreibens von Gelesenem geht auf den guten Schreibunterricht in Nebenschulen zurück, den Groß- und Mittelbauern über die Lehrerwahl kontrollieren konnten. Davon ist ein Schulheft erhalten, in dem sich Einträge von Bernhard Scherhage sowie seinem Vater und anderen Verwandten über zwei Generationen von 1767 bis 1817 finden. Sie enthalten in meist sauberer, fast fehlerfreier Schreibung, in mehrere Schriftarten, z. T. kalligraphisch verziert, religiöse Texte und Regeln über Schreibtechnik und Orthographie …“

Ein 1829 von dem Menslager Lehrersohn Georg Hermann Friedrich Lehners an Scherhage gerichteter Brief zeigt das Interesse an Geschichte und zeitgenössischen Ereignissen dieser jungen, ganz offensichtlich gebildeten Artländer Generation: „Sonntagabend bin ich nach dem [Anm.: Osnabrücker] Rathaus gewesen, wo eine große Sammlung Wachsfiguren zu sehen war, und zwar in Lebensgröße … man findet hier einen Wieland und Kant …, einen Voltaire und Franklin ebenso einen Friedrich den Großen, Joseph II., Catharina II. von Rußland, in ihren gewöhnlichen Stellungen und Kostümen … einen Johann von Leyden, wie er Gericht über seine Frau hält, Maria Stuart, Napoleon … den Buchhändler Palm, den Admiral de Ruyter … Wenn Du nicht so weit von hier wärest, so wollte ich Dich bitten, zu kommen, um dieses zu sehen.“[25]

Ein anderes kollektiv geschriebenes Schulheft aus dem Kirchspiel Menslage „beweist eine post-elementare Ausbildung durch Privatlehrer oder Lateinschule“.[26] Die Einträge einer 17-jährigen Susanna Katharina Dürfeld und ihrer Verwandten ab 1793 „zeugen von gut ausgebildeter Schrift und kalligraphischen Fähigkeiten, die als soziales Bildungssymbol bis ins 20. Jh. auf dem Lande auch bei Selten-Schreibenden eine Bedeutung hatten.“[26]

Marienkirche

Menslage, bestehend aus dem Dorf Menslage, den Bauerschaften Andorf, Borg, Bottorf, Hahlen, Herbergen, Klein Mimmelage, Renslage, Schandorf, Wasserhausen und Wierup sowie dem Landgut Mundelnburg hatte im beginnenden 18. Jahrhundert rund 2700 Einwohner[27], wobei das Dorf selbst weniger als 100 Einwohner hatte und die Bauerschaft Hahlen mit mehr als 500 Einwohnern am größten war.

Seine erste Erwähnung findet das Kirchspiel Menslage 1187, die evangelische Marienkirche datiert von 1244. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs fiel die Kirche samt historischem Kirchwinkel (ein Fachwerkriegel, der den äußeren Abschluss der Kirchenburg bildete) einem Bombenangriff zum Opfer und wurde weitgehend zerstört. Der sofort nach Kriegsende aufgenommene originalgetreue Wiederaufbau des gesamten Ensembles wurde 1954 weitgehend beendet. Die Fachwerkhäuser des Kirchwinkels erinnern an die frühe Ansiedlung von Krämern und Handwerkern, die bereits im 12. und 13. Jahrhundert die Grundlage für eine demographische und funktionale Spezialisierung des Kirchdorfs als Dienstleistungszentrum schufen.

Kirchwinkel

Der Haupterwerbszweig der Bewohner war seit jeher die Landwirtschaft. Auf dem fruchtbaren Ackerboden konnten Hafer, Roggen, Gerste und der anspruchsvollere Weizen angebaut werden. Nachdem oft Getreideüberschüsse zu verzeichnen waren, sprach man von dem Artland als der Kornkammer des Hochstifts Osnabrück.[28] Dies führte im Laufe der Jahrhunderte zur Herausbildung einer wohlhabenden bäuerlichen Oberschicht. Sichtbar ist dieser Wohlstand noch heute an der Vielzahl prachtvoller alter Höfe, die zum Kulturschatz Artland zusammengefasst sind. 1830 erfolgte die Bauernbefreiung; zu dieser Zeit gab es im Kirchspiel trotz allen Wohlstands noch 134 leibeigene Höfe, die bis 1850 freigekauft wurden.[29] Dies ist umso erstaunlicher, als die Strömungen der Aufklärung in der Gemeinde praktisch eine Generation vor der Bauernbefreiung eingeleitet wurden und hohen Erfolg zeitigten.

Die Verteilung des Grundbesitzes im Osnabrücker Nordland war mit der restriktiven Landvergabe im 16. Jahrhundert weitgehend abgeschlossen. Weder in der Zahl noch ihrer Zusammensetzung ergaben sich in den folgenden Jahrhunderten gravierende Änderungen.[30] Die vier so genannten Erbesklassen der Vollerben, Halberben, Erbkotten und Markkotten bildeten politisch und fiskalisch die Bauerschaft. Weitere Gruppen bäuerlicher Siedler waren die Brinksitzer, Wördener und Kirchhöfer.

Bemerkenswert in diesem nördlichen Teil des Hochstifts Osnabrück war das weitgehende Fehlen einer ländlichen Arbeiterschaft, was hauptsächlich auf die Streulage der Artländer Höfe zurückgeführt wird, die eine Ansiedlung erschwerte, waren Landarbeiter doch gezwungen, auf mehreren Höfen und je nach Arbeitsanfall mitzuhelfen. Eine umso größere Rolle spielte hingegen das Heuerlingswesen, das im 16. Jahrhundert mit der Verpachtung von Leibzuchten seinen Anfang nahm.

Geographische Einflüsse

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Menslage im Osnabrücker Nordland

Menslage und seine Nachbarkirchspiele liegen im Artlandes, dessen Bezeichnung für diesen Landstrich seit dem Jahr 1309 belegt ist[31] und das sich – betrachtet man den Landstrich als Landschaftsgefüge – innerhalb des eiszeitlichen Endmoränenbogens der Dammer und Bippener Berge erstreckt. Nach Ende der Eiszeit war das Gebiet ein großes Schmelzwasserbecken, das von Hase und Wrau mit Schwemmsand verfüllt wurde. Die so entstandenen Flächen ermöglichten eine ertragreiche Landwirtschaft, die über Jahrhunderte hinweg die bis heutige bäuerlich geprägte Landschaft formte.

Eine politische Einheit war das Artland indes nie. So gab es auch nie klare, dauerhafte Gebietsgrenzen, und die Bezeichnung Artland wurde im Lauf der Jahrhunderte in wechselndem Umfang verwendet. Seine Kirchspiele gehörten nicht einmal denselben Ämtern des Hochstifts Osnabrück an. Vielmehr machten wirtschaftliche, kulturelle und verwandtschaftliche Bindungen das Artland zu einer geschlossenen Einheit.

Voraussetzung für die wirtschaftliche Eigenständigkeit des Artlandes waren die guten naturräumlichen Bedingungen und die damit sehr ertragreichen Böden im „Quakenbrücker Becken“. Die Hase sorgte durch ihr geringes Gefälle im Flachland unterhalb von Bersenbrück für die Ablagerung fruchtbarer Schwemmsande (angeschwemmter Sand) aus dem Osnabrücker Bergland, woraus sich ein sehr fruchtbarer Ackerboden entwickeln konnte. Die höher gelegenen Eschböden wurden mittels Plaggendüngung aufgewertet, die den fetten Wiesen entnommen wurden. Neben der im ganzen Osnabrücker Land bis zum Dreißigjährigen Krieg vorherrschenden Viehzucht wurde im Artland seit jeher Ackerbau betrieben, wobei neben Hafer und Roggen auch die anspruchsvollere und begehrtere Gerste angebaut werden konnte.[32] Dieser ertragreiche Ackerboden, der im Unterschied zu dem oftmals an Getreidemangel leidenden übrigen Osnabrücker Land stand, führte in der „Kornkammer des Hochstifts Osnabrück“ zur Herausbildung einer wohlhabenden ländlichen Oberschicht mit zahlreichen Einzelhofanlagen, wodurch zusammen mit Hecken, Wäldchen und Hofeichenkämpen eine parkartige Landschaft entstand.[28]

Bildungs- und Schulgeschichte

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Die frühere Hauptschule in Menslage (heute Heimatverein)

Menslage war als ein rein protestantisches Kirchspiel von allen Varianten an Kirchspielverfassungen umgeben, die nach dem im Westfälischen Frieden und in der Capitulatio perpetua festgeschriebenen machtpolitischen Kompromiss auf dem konfessionell gemischten Territorium Osnabrücks möglich waren. Es gab in jener Zeit gemäß der für das Hochstift Osnabrück festgelegten Kirchenordnung in jedem Kirchspiel nur Schulen der jeweils festgelegten Konfession. In den rein katholischen Kirchspielen (wie Ankum) waren es katholische Schulen und in den evangelischen Kirchspielen (wie Bippen, Börstel, Menslage) evangelische Schulen, deren Lehrer zumeist auch das Küster- oder Organistenamt wahrnahmen. In den Orten, in denen beide Konfessionen ihren Platz behauptet hatten (z. B. in Quakenbrück, Badbergen, Vörden), gab es katholische und evangelische Schulen.

Der Bedarf an Schulen für die unter dem bis 1786 bestehenden realen Pfarrzwang nicht zu versorgenden Kinder der protestantischen Bauerschaften in den einpfarrig katholischen Kirchspielen Ankum und Berge war ab Mitte des 18. Jahrhunderts Anlass für die Errichtung einer Nebenschule auf Menslager Gebiet.

Die Nebenschule von Renslage

Die Renslager Schule wurde von 1751 bis 1891 betrieben; das im Cloppenburger Museumsdorf originalgetreu wieder aufgebaute Schulhaus bestand aus einem einzigen Raum von 5,80 mal 4,20 Metern, also nicht einmal 25 Quadratmetern, in dem 50 bis 60 Kinder der Bauerschaften Renslage und Dalvers (Altkreis Bersenbrück) unterrichtet wurden.[33] Bis in das 19. Jahrhundert hinein setzte sich diese Entwicklung mit weiteren Schulgründungen fort und schuf ein zunehmend flächendeckendes Netz an schulischen Einrichtungen auf dem Territorium des Kirchspiels, so dass um 1800 alle dörflichen Schichten nahezu vollständig alphabetisiert waren.

Da die Nebenschulen im Unterschied zu Winkelschulen über eigene Schulgebäude verfügten und aufgrund der Konfessionsverhältnisse im Artland eine besonders gesicherte Stellung einnahmen, konnten die an ihnen als Lehrpersonal tätigen Heuerleute, Bauern oder Handwerker den Unterricht zu ihrer Haupterwerbsquelle machen. Die soziale Position dieser Lehrer erfuhr damit eine Aufwertung und die ohnehin vergleichsweise starke Stellung der Bauerschaften im Kirchspiel wurde durch die Errichtung eigener Schulen weiter gestärkt.

Günstig für die Bildung und Erziehung der Kinder des Kirchspiels wirkte sich des Weiteren aus, dass die über Jahrhunderte einzige weiterführende Schule im Osnabrücker Land, die Lateinschule Quakenbrück (heutiges Artland-Gymnasium) unweit Menslage liegt und den dortigen Schülern zugänglich war.

Literaturangebot

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Der Buchhändler von 1698
Buchdruck um 1634

Eine weitere Bedingung für einen zunehmenden Umgang mit schriftlichen Medien war die Ausdehnung eines zwar vergleichsweise bescheidenen, aber doch beständig tätigen Buchhandels beziehungsweise des Buchbindergewerbes in die Kirchspiele des ländlichen Raumes hinein. Menslage profitierte zusätzlich von seiner Nähe zur Stadt Quakenbrück, in der regelmäßige Bücherbörsen stattfanden[34], denn im 18. Jahrhundert war der Büchertausch neben Reise- und Versandhandel noch gängigste Verkehrsform. Verlagswesen und Buchhandel waren noch unorganisiert, der Beruf des Buchhändlers entstand erst im 19. Jahrhundert.[35]

Daher handelte mit Büchern und anderen Druckwerken, wer sich dazu berufen fühlte; eine Innungs-Mitgliedschaft war nicht vorgeschrieben. Neben Krämern, Detailhändlern und Hausierer nahmen sich hauptsächlich die Buchbinder des Bücherhandels an.[36] In einem Bericht von 1811 an den Unterpräfekt des Oberemsdepartements wurden vier Personen aus der Region aufgeführt, die mit livres de prière et d'instruction, Andachts- und Schulbüchern, handelten: Karl Backhäuser seit 20 Jahren, die Witwe Backhäuser seit 20 Jahren, August Wilhelm Linnemann seit einem Jahr, jeweils aus Quakenbrück und Friedrich Meyer aus Badbergen seit 11 Jahren. Kunden, die eine größere Buchauswahl suchten, bedienten sich diversen Buchhändler-Katalogen zur postalischen Bestellung oder fuhren nach Osnabrück oder Oldenburg.

Wurde die erste Oldenburger Buchdruckerei bereits 1599 angelegt, so folgte Osnabrück vergleichsweise spät, war aber doch immerhin seit 1617 im Druckgewerbe, zunächst mit der Druckerei Martin Mann und ab 1707 mit Gottfried Kißling aus Eulenburg (Sachsen), vertreten. Auch wenn der Buchhandel in jener Zeit bereits weit genug entwickelt war, um auch abgelegene Regionen mit Literatur zu versorgen, eröffneten regionale Druckereien zusätzliche Möglichkeiten im Bereich des kurzlebigen Schriftguts beziehungsweise regionaler Themen. So druckte Kißling die Gesetze und Verordnungen, Gesangbücher, Katechismen, Schulbücher und Fibeln und ab 1766 die Wöchentliche Osnabrückische Anzeigen, ein „Anzeigen- und Intelligenzblatt“.[37] Die erste Osnabrücker Zeitung ist bereits für 1676 nachgewiesen.[38]

In Menslage gab es an der Verbindungsstraße zu Quakenbrück eine Post- und Wegstation mit Kolonialwarenlager und öffentlicher Viehwaage. Da den Poststationen die Verteilung der Zeitungen und Zeitschriften an die Abonnenten oblag, dürften die Menslager Einwohner hinsichtlich des Empfangs dieser Medien gegenüber den benachbarten Kirchspielen zumindest zeitlich bevorzugt gewesen sein.

Die Menslager Lesegesellschaft

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Umlaufliste von 1796

Die erste Spur einer Lesevereinigung im Kirchspiel Menslage unweit der Stadt Quakenbrück ist eine aus sieben Namen bestehende Liste von 1796, die sich auf dem Vorsatzblatt der 1793 erschienenen zweiten Auflage des Buches Über Revolutionen, ihre Quellen und die Mittel dagegen von Johann Ludwig Ewald findet. Aufgeführt sind der Menslager Pastor Möllmann und sein Kollege Varenhorst aus Bippen, der Lehrer Berend Foeth sowie Hof- bzw. Personennamen. Unklar ist, ob es sich dabei lediglich um einen gemeinsamen Bücherankauf im Sinne eines Lesezirkels oder bereits die Anfänge der Lesegesellschaft handelt.

Die Jahrhundertwende vom 18. auf das 19. Jahrhundert war eine selbst für das Osnabrücker Land unruhige und politisch wechselvolle Zeit. Das Fürstentum Osnabrück, 1802 aus dem Hochstift Osnabrück hervorgegangen, wurde 1803 durch Reichsdeputationshauptschluss Hannover zugeschlagen, gehörte 1806 kurzzeitig zu Preußen und ab 1807 zum Königreich Westphalen. 1810 fiel es an Frankreich; bis zum Sturz Napoléons gehörte das Osnabrücker Land zum französischen Département de l’Ems-Supérieur (Departement der Oberen Ems) mit der Hauptstadt Osnabrück, und Menslage war eine von 56 Bürgermeistereien (Mairie) des Arrondissements Quakenbrück.[39] 1815 fiel das Osnabrücker Land wieder an Hannover, wo es bis 1866 verblieb. In diesem Jahr annektierte Preußen infolge des Deutschen Krieges das Königreich Hannover, so dass auch das ehemalige Hochstift Osnabrück zu Preußen kam.

Die Gründung der Lesegesellschaft fällt nicht nur in diese politisch ungemein unruhige Zeit, sondern auch in das Zeitalter der Aufklärung, in dem Literatur von enormer Wichtigkeit war, um die neuen Ideen und Denkanstöße zu verbreiten und zu lehren, was von einer sich teilweise geradezu epidemisch ausbreitenden allgemeinen Lesekultur und der Gründung enorm vieler Lesegesellschaften begleitet war. Aufgrund seiner Forschungen resümierte Ziessow, dass es sich „bei der Menslager Lesegesellschaft von 1811 um einen Zusammenschluß mit festem Mitgliedsbeitrag, freier Bücherwahl und fortlaufendem Büchertausch, aber ohne regelmäßige Zusammenkünfte“ handele. Auch die Bedingungen unter der Leitung von Berend Foeth seien hier einzuordnen, „da die fortlaufenden Einträge auf den Innenseiten der Buchdeckel aus jener Zeit von einem Buchumlauf ähnlich dem zur Zeit Möllmanns“ zeugten.[40]

Umlaufliste 1802–1805

Für die Menslager Lesegesellschaft sind weder organisierte Zusammenkünfte zum Zweck der Diskussion oder Auswertung des Lesestoffs noch organisierte Lesungen überliefert. Obwohl zumindest informelle Treffen stattgefunden haben müssen, wie Aufzeichnungen indirekt zu entnehmen ist, war der Schriftverkehr untereinander wichtig und entscheidend für ein gutes Funktionieren der Lesegemeinschaft. Dementsprechend gut ist die Informationslage. Auf den Innenseiten der Buchdeckel, auf Zwischenblättern, Anhängen und auf den Abrechnungen über eingekaufte Bücher finden sich vollständige Mitgliederlisten, deren erste bis 1802 zurückreicht und deren letzte von 1839 datiert. Daneben hat Möllmann, der zweite Leiter, eine Vielzahl von Zirkularen erstellt, von denen die meisten in seinem heute im Archiv des Museumsdorfs Cloppenburg befindlichen Nachlass erhalten sind.

Über die Gründung von 1796 keine direkten Dokumente erhalten geblieben. Foeth hat wesentlich weniger Aufzeichnungen als Möllmann hinterlassen. Auch ob und wie lange die Lesegesellschaft nach dem Tod ihres Gründers 1801 weiter existiert hat, lässt sich nicht sagen. Es ist indes davon auszugehen, dass bis zur Wiederbelebung 1811 keine Neuanschaffungen getätigt wurden, die in Umlauf befindlichen Schriften, die in der Regel mehrere Jahre liefen, wie zuvor weitergereicht wurden.

Die eingeleitete Wiederbelebung, die Möllmann mit einem Rundschreiben vom 8. Februar 1811 festhielt, beginnt mit dem Gedenken an den früheren Leiter: „Noch viele erinnern sich mit gerührter Dankbarkeit an das Leseinstitut sowie an die Verdienste des seligen Schullehrers Bernhard Foeth, und es ist immer schade, daß sich dieses gute Werk nicht im Leben erhielt, wie der Gute nicht mehr wirken konnte.“[41]

Es ist im Übrigen nicht überraschend, dass die Lesegesellschaft von einem ehemaligen Heuermann und Nebenschullehrer ins Leben gerufen wurde. Dieser Berufsstand hatte sich von seiner ursprünglich unmittelbaren Abhängigkeit von den Höfen der jeweiligen Bauerschaft schrittweise weiterentwickeln können; im Gegensatz zu den andernorts geführten und oft verachteten Winkelschulen erfreuten sich die Nebenschulen des Artlands hoher Beliebtheit und die dort tätigen, zu Lehrern aufgestiegenen Heuerleute nahmen einen zunehmend angeseheneren Stand in den Gemeinden ein.

Ziele und Verfahren

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Mitgliederliste von 1811

Für die Anfangszeit der Lesegesellschaft sind, genau wie für die Gründung oder die Art und Weise, wie sich die Mitglieder fanden, nur spärliche Informationen erhalten geblieben. Möllmann fasste am 8. Februar 1811 anlässlich der Wiederbelebung der Lesegesellschaft die Zielgruppe der potentiellen Mitglieder wie folgt zusammen: „Zuerst denke ich mir Leser, welche Geist und Herz haben, welche sie immer mehr aufzuklären, zu bilden, zu veredeln, zu vervollkommnen zu beglücken suchen wollen. Sie sind Menschen, Christen, Staatsbürger, Reichsgenossen des Weltgebiets und wollen das auch mit Ehre und Würde in ihrem Beruf und Stand sein.“[41]

Weiterhin schrieb er: „Man muß lesen, um zu arbeiten, d. h. das Gelesene anzuwenden; also keiner von uns soll durch sein Lesen in seinen Berufspflichten träger werden. Ora et labora; bete und arbeite. Lesen und handeln wollen wir nie vergessen.“[42]

Vermutlich als Resultat der in der Vergangenheit erfolgten Rezeption einschlägiger Literatur brachte er 1829 die Aufgabe der Lesegesellschaft offensiver zum Ausdruck: „Auch glauben wir, daß wir Landbewohner es ebensogut können, aufgeklärt, veredelt und verfeinert werden, wie andere Stände und Weltbewohner!“ und fügte hinzu, was über den gesamten Zeitraum hinweg zu den ausdrücklichen Zielen zählte: „Wir wollen aber nicht bloß lesen und nicht handeln. Das wäre verkehrt. Wissen und Tun hören immer zusammen.“[43]

Passend zum Aufblühen des nationalen Vereinswesens dieser Zeit nannte Möllmann 1829 die Lesegesellschaft erstmals ausdrücklich einen Verein und unterzeichnete als Leiter und Mitglied der Menslager Lesegesellschaft.[43] Trotz deutlicher Wandlungen einzelner Elemente der Lesegesellschaft im Lauf der Zeit, blieb die Verbindung zum Gründungskonzept und zu den Zielen der Aufklärung unvermindert erhalten, wie sich in einem Resümee Möllmanns von 1829 zeigt: Der Zweck unseres Vereins war: „Wir wollten unsern Geist mit den nötigsten und nützlichsten Kenntnissen von der Erde und ihren Bewohnern, von Menschen, Tieren und Geistern, von Künsten und Wissenschaften, von Ackerbau und Handlung, ja von Religion und Sittlichkeit pp. bereichern und uns immer mehr bilden, veredeln und beglücken.“[43]

Zum Verfahren wurden nur drei kurze Regelungen festgehalten[44] und von den künftigen Mitgliedern jeweils per Unterschrift anerkannt. Da bei der Niederschrift Begründungen und Erläuterungen zu den Festlegungen fehlen, müssen die einzelnen Punkte vorab mündlich besprochen worden sein – ob erst 1811 oder bereits bei der Gründung 1796, lässt sich nicht feststellen. Festgelegt wurde, dass jeder Leser ein Recht [haben solle], nach Gründen ein Buch vorzuschlagen oder aus den vorgeschlagenen einige auszuzeichnen und

  • die Beitragshöhe jährlich an einem festzulegenden Zahlungstermin zu erfolgen habe.

Weiterhin wurden Bücherumlauf und Lesezeiten geregelt: Während Zeitschriften wie ‚Der fleißige und fröhliche Wirthschaftsmann‘ wie eine Zeitung gehen (also schnell umlaufen) sollten, sollte man für umfangreiche Bücher längere Zeit haben. Nach den festgelegten Zeiten sei die Literatur weiterzugeben, ob sie fertig gelesen war oder nicht.

Mitglieder und Entwicklung der Mitgliederzahl

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Die 1802 begonnene und bis 1805 reichende Namensliste, die sich auf den Blättern der Christlichen Monatsschrift, zur Stärkung und Belebung des christlichen Sinns befindet, führt 38 Personen auf, zum Teil mit Vornamen, zum Teil mit einer Berufs- oder Standesbezeichnung.

Ferner findet sich der Zusatz jfr., der offenbar Jungfer bedeutet. Wegen der unterschiedlichen Schreibweisen kann auch zwischen Fr. für „Friedrich“ und fr. für „Frau“ unterschieden werden. Damit ist nachgewiesen, dass der Menslager Lesegesellschaft auch Frauen angehörten, ja sogar unverheiratete (worauf der Zusatz jfr. hindeutet) – eine sehr ungewöhnliche Konstellation, da ansonsten selbst in den großen Städten Frauen von Lesevereinigungen in der Regel ausgeschlossen blieben.

Auffallend ist weiterhin, dass im Verlauf der Existenz der Lesegesellschaft fast alle Stände und viele Berufe vertreten waren: neben den dominierenden Voll- und Halberben, Lehrern, Heuerleuten und Markkötter jeweils ein Bäcker, eine Tischlerin, ein Zimmermann, zwei Kaufleute, ein Leutnant, ein Brauer, ein Kirchhöfer, zwei Musiker, ein Organist, ein Rezeptor, ein Uhrmacher, ein Schuhmacher, ein Geometer und natürlich ein Pastor. Die weiteren identifizierten Frauen waren Vollerbinnen sowie Markköters- und Heuermanns-Gattinnen.

Der Vermerk 2te Gesellschaft auf der erwähnten Liste weist darauf hin, dass es mehrere gleichzeitige Umlauflisten gegeben haben muss. Ziessow geht in seiner Dissertation davon aus, dass es zwei solcher Listen mit jeweils gleicher Personenanzahl gegeben habe und unterstellt, dass die erste Liste ebenfalls 38 Namen umfasst habe, womit „die tatsächliche Teilnehmerzahl des Zirkels doppelt so groß war, mithin 76 Personen umfasste“.[45]

Diese Schlussfolgerung aber ist weder logisch noch abgesichert: Es könnte theoretisch beliebig viele weitere Listen gegeben haben und es ist durch nichts nachgewiesen, dass die erste Liste exakt so viele Namen enthielt wie die zweite. Die tatsächliche Zahl der Adressaten, und damit die Mitgliederzahl zwischen 1802 und 1805, bleibt daher im Dunkeln; nachgewiesen ist lediglich, dass es mehr als 38 gewesen sein müssen. Unter anderen auf diesen Kombinationsfehler Ziessows sowie auf die Existenz einer Namensliste vom 9. Februar 1811[44], die 33 Personen anderen Namens umfasste, ist auch seine Annahme zurückzuführen, es habe zwei verschiedene Lesegesellschaften in Menslage gegeben. Diese Schlussfolgerungen geben die vorliegenden Unterlagen nicht her, denn mit der Behauptung, die zweite Lesegesellschaft habe sich aus anderen Mitgliedern zusammengesetzt, kann nicht gestützt werden, weil ja weder die Anzahl noch die Namen aller Mitglieder nachgewiesen werden konnten. Es liegt vielmehr auf der Hand, dass es eine Lesegesellschaft gab, die nacheinander zwei Leiter beziehungsweise Initiatoren hatte und die nach dem Tod des ersten Leiters einen zeitlich nicht genau definierbaren Einbruch erlebte. Die Tatsache, dass eine Verteilerliste von 1802 – ein Jahr nach Foeths Tod – existiert, die von Möllmann, der schon seit Gründung Mitglied der Lesegesellschaft war, handschriftlich erstellt wurde, spricht sogar besonders dafür, dass er – kurz- oder längerfristig – nach dem frühen Tod Foeths die wichtigsten organisatorischen Arbeiten übernommen hat. Ziessow selbst schreibt auch: „Außerdem war die von Möllmann geleitete Lesegesellschaft nur die Wiederbelebung eines früheren Instituts …“.[46]

Für das Jahr 1820 gibt es eine Mitgliederliste, die 51 Personen ausweist und eine von 1829 mit 32. In diesen späteren Listen sind nur noch die Nachnamen und gelegentlich Vornamenskürzel eingetragen, so dass Versuche, die jeweiligen Personen einzeln zu identifizieren, reine Vermutungen wären. Nachgewiesen ist jedoch, dass zwischen 1802 und 1805 vier Mitglieder der Lesevereinigung Frauen waren und 1811 mindestens Frau Ellerlage. Gleichwohl sind durch diese Listen viele Mitglieder namentlich bekannt; oft auch Einzelheiten über ihr Leben überliefert. Über die beiden Leiter sowie über Bernhard Scherhage blieben die meisten Informationen erhalten, da Informationen über sie auch in anderen Archiven auftauchen.

Der Lesegesellschaftsgründer Berend Foeth (1756–1801) wurde in der Bauerschaft Hahlen als Sohn des Heuermanns Johann Hermann Foeth und Anna Catharina Lindemanns geboren, jedoch „nachher von seinem Oncle erzogen“.[47] Es bleibt unklar, ob seine Eltern früh verstarben oder sie nicht die Möglichkeit hatten, ihren Sohn großzuziehen. Möglicherweise war der nicht näher benannte „Oncle“ Nebenschulmeister in der Bauerschaft Bottorf, wo 1822 ein „Lehrer Hermann Gerhard Foeth“ nachgewiesen ist.[47]

Foeth erlernte das Handwerk eines Böttchers, ist jedoch ab 1781 als Nebenschullehrer in der Bauerschaft Renslage nachgewiesen[48] – allerdings keine völlig unübliche Karriere, da das Lehrpersonal von Winkel- und Nebenschulen in der Regel Handwerker, Bauern und Heuerleute waren. Alsbald nachdem Foeth seine Stelle angetreten hatte, beschwerte sich Lehrer Ruwe, weil „verwichenes Jahr … aus der Bauerschaft Renslage nur drei Kinder nach der rechten Schule gegangen; dieses Jahr geht kein einiges dahin, sondern von kleinen bis großen hat solche der Nebenschulmeister unter allerhand Vorwand an sich gezogen.“[48] Da sein Einkommen direkt von der Anzahl der Schüler abhing, die seine Schule besuchten, bat er das Konsistorium darum, ihm für die Kinder, die nicht seine Hauptschule, sondern Foeths Nebenschule besuchten, ein Drittel des Schulgeldes als Entschädigung zu zahlen. Dies wurde ihm zwar nicht gewährt, aber als festgelegt wurde, dass nur Kinder im Alter von unter neun Jahren die Nebenschule besuchen dürften, konterte Foeth, „daß bei solchen Umständen [es] mir unmöglich sei, meine sonst schon kümmerliche Schularbeit fortzusetzen und Nahrung dabei zu haben“[49]. Foeth seinerseits bat darum, zu gestatten, „alle Kinder, die mir zur Information geschickt werden, ohne Unterschied, wenigstens unter dieser oder jener Bedingung annehmen zu dürfen“.[50] Ob der bereits seit Jahren schwelende Streit zwischen Hauptschulmeister Ruwe und verschiedenen Nebenschulmeistern, der durch Dokumente im Niedersächsischen Staatsarchiv Osnabrück und im Archiv der ev. luth. Kirchengemeinde Menslage nachweisbar ist, mit der schließlich an Ruwe gezahlten Zulage beendet war, ist nicht überliefert; das Problem löste sich ohnehin spätestens 1784 mit dem Tod Ruwes, dem der Renslager Nebenschulmeister Foeth mit Anstellungsurkunde vom 26. März 1784 als Hauptschullehrer von Menslage nachfolgte.

Foeth bezog mietfrei „ein kleines freies Haus ohne Garten“[51] (das kleine Kantorhaus neben der Schänke an einem gemeinsamen Innenhof mit dem größeren Küsterhaus) und heiratete 1786 Catharina Margaretha Klune. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor, von denen einer im Säuglingsalter starb. Am 16. Juni 1793 starb auch seine Ehefrau. Im folgenden Jahr heiratete Foeth erneut, Anna Margarethe Klune, vermutlich die Schwester seiner ersten Frau, mit der er zwei weitere Kinder hatte.

1796 gründete der Schulmeister die Lesegesellschaft, die im Verlauf ihrer Vereinsgeschichte zeitweilig über 90 Mitglieder umfasste – eine Pioniertat für das Artland und das gesamte Osnabrücker Land, aus dem in dieser Zeit keine weiteren Lesegesellschaften überliefert sind.

Foeths aufklärerischer Unterricht („Durch ihn kehrte in Menslage auch in der Hauptschule der Geist aufklärerischer Pädagogik ein“[52]), der mit ihm in der Menslager Hauptschule Einzug hielt, ist zuverlässig überliefert, ebenso seine Überzeugung, den Lehrerberuf als pädagogischen Auftrag zu verstehen. Trotz aller Konkurrenz, die zwischen Haupt- und Nebenschullehrern herrschte, arbeitete er gemeinsam mit Pastor Gerding an einer Aufwertung der Nebenschulen, die sich landesweit erst mit dem hannoverschen Schulgesetz von 1845 realisierte. Als Foeth am 24. März 1801 an „Nervenfieber“ (Typhus) starb, hatte der Heuermannssohn, obwohl ihm höhere Verwaltungsränge als Lehrer versagt blieben, eine beachtliche Karriere vorzuweisen und eine gehobene Stellung im Kirchspiel Menslage errungen. Pastor Gerding erwähnte in seinem Nachruf auch die Lesegesellschaft, die ihm zu verdanken sei[53].

Details über die Organisation der Lesegesellschaft in dieser Zeit sind jedoch nur spärlich erhalten. Von Foeth ging die praktische Gründungsinitiative aus, auch ein Großteil der inhaltlichen Gestaltung dürfte von ihm stammen. Welche Literatur indes angeschafft und in Umlauf gebracht wurde, wie die Entscheidungen getroffen wurden und ob und wo die Mitglieder sich trafen, ist nicht überliefert.

Bernhard Möllmann

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Bernhard Möllmann um 1810

Bernhard Möllmann (1760–1839) wurde als Sohn des Grundbesitzers Johann Gerhard Möllmann und seiner Frau Anna Margaretha Schechtmann auf dem Möllmannschen Hof in Klein Mimmelage geboren. Möllmann besuchte die Nebenschule in Klein Mimmelage, gefolgt von der Hauptschule in Menslage. Anschließend erhielt er Privatunterricht in Quakenbrück, um ein Jahr später in die dortige Lateinschule aufgenommen zu werden, die er bis 1778 besuchte. Der Prorektor des Gymnasiums in Lemgo, Stohlmann, der früher Hauslehrer des mit Möllmann fast gleichaltrigen Sohns von Pastor Gerding war und der Möllmanns Begabung erkannte, ermöglichte ihm den Besuch des Lemgoer Gymnasiums für drei Jahre. Daran schloss sich ab Oktober 1781 das Studium der Theologie an der Universität Göttingen an, das er im Sommer 1785 beendete.

Die Schulausbildung Möllmanns veranschaulicht, welche gesellschaftliche Stellung das Bauerntum in jener Zeit im Artland einnahm und welche Rolle Bildung spielte. Es ist überliefert, dass Möllmanns Vater früh verstarb, gleichwohl war die Witwe finanziell in der Lage, ja überhaupt daran interessiert, ihrem Sohn Privatunterricht in der nahe gelegenen Stadt zu ermöglichen, gefolgt von dem Besuch eines weit entfernten Gymnasiums sowie einem Studium an einer bekannten Universität (Eine Reise von Menslage über Osnabrück nach Göttingen war in dieser Zeit beschwerlich und dauerte mehrere Tage, was unter anderem aus einem Reisebericht von Möllmanns späterem Professor Lichtenberg hervorgeht, der 1772 von Göttingen nach Osnabrück reiste[54]).

Möllmanns erste Anstellung war die eines Hauslehrers bei dem Osnabrücker Vize-Direktor Gruner, gefolgt von einer Tätigkeit als Adjunkt bei Pastor Neuschäfer in Melle. Als der Pastor starb, wurde er Erzieher der Zwillingssöhne von Pastor Varenhorst in Bippen. Zusätzlich eröffnete sich ihm die Möglichkeit, hin und wieder in Bippen und Börstel zu predigen. Dass ihm das in seinem Heimatort versagt blieb, dürfte daran gelegen haben, dass Gerdings Sohn inzwischen als Adjunkt seines Vaters in Menslage wirkte.[55]

Bernhard Möllmann, Scherenschnitt von 1818
Catharina Rebecca Sophia Möllmann, geb. Gerding, Scherenschnitt von 1818

Am 6. Juni 1792 legten Möllmann und sein „Konkurrent“ Johann Friedrich Arnold Gerding nach einer Probepredigt in der Osnabrücker Marienkirche ihre Prüfungen ab. Gerding trat die Nachfolge seines Vaters in Menslage an und Möllmann wurde Prediger in der alten Klosterkirche des freiweltlichen Stifts Börstel. Diese Pfarrstelle hatte er bis 1810 inne. Aus einer Aufstellung der Äbtissin von Börstel, Charlotte Agnese von Dincklage, lässt sich ersehen, dass sein Einkommen in dieser verhältnismäßig kleinen Pfarrstelle mit 291 Reichstalern sehr bescheiden war, zumal dieser Betrag eine Zusammensetzung aus Natural- und Geldanteilen war. Mit 518 Reichstalern zahlte die Menslager Pfarre fast doppelt so viel, was Gerding im Gegensatz zu Möllmann ein „standesgerechtes“ Landleben erlaubte.[56]

Da ihm die Sicherheit einer festen Stelle ihm unabhängig von der geringen Dotierung die Gründung einer Familie ermöglichte, heiratete Möllmann 1793 die Schwester des neuen Menslager Pastors, Catharina Rebecca Sophia Gerding, mit der er sechs Söhne und eine Tochter hatte. Die junge Familie führte ein zurückgezogenes Leben in dem dünnbesiedelten Kirchspiel Börstel, das in ungünstiger Lage zu den wirtschaftlichen Zentren des Osnabrücker Nordlands lag. Als Pastor Gerding 1810, mit erst 48 Jahren, an einer „gefährlichen Brustkrankheit“ starb, bewarb sich Möllmann um die Menslager Pfarre, wo er seinen Amtskollegen aufgrund dessen Erkrankung bereits geraume Zeit vertreten hatte. Der Unterstützung des Bürgermeisters (maire) Bonsack und der Äbtissin von Kloster Börstel war er sich sicher, doch im Kirchspiel formierte sich Widerstand gegen ihn, weil er bereits 50 Jahre alt war, aber auch, weil er einer örtlichen Grundbesitzerfamilie angehörte, die in Streit mit einigen anderen Familien stand. Eine Gruppe Menslager Bürger den „Herrn Kandidaten Lange“, den jungen Rektor der Quakenbrücker Schule, vor.[57] Möllmann seinerseits scharte weitere Befürworter um sich, unter anderem seinen Göttinger Studienkollegen Gustav Anton von Wolffradt, mittlerweile Innenminister des Königreichs Westphalen. Bei seiner Korrespondenz mit ihm stellte sich heraus, dass Möllmann Autor der 1803 anonym erschienenen Schrift Wird die Menschheit durch die Säkularisation der geistlichen Staaten in Deutschland verlieren oder gewinnen?[58] war. Das Buch spiegelt einerseits Möllmanns breites Allgemeinwissen und seine Fähigkeit, englisch- und französische Fachliteratur zu rezipieren sowie andererseits sein Interesse für Themen wider, die mehrheitlich außertheologischen Gebieten, wie Geschichte, Landeskunde, Staatstheorie oder Verfassungsrecht entstammten. Bei Fragmenten einer weiteren in seinem Nachlass gefundenen Schrift mit dem Titel Kann und darf das menschliche Geschlecht in der Kultur nicht weiter fortrücken, muß es stillestehen, oder gar zurücke gehen? Oder über die Folgen von Geistesfreiheit und Geisteszwang. bleibt unklar, ob er sie beendet hat und ob sie veröffentlicht wurde.[59]

Nach mehrmonatigem Intrigenspiel in der Gemeinde konnte sich Möllmann schließlich durchsetzen und am 4. Juli 1810 den Amtseid ablegen. Er war mit einer Vielzahl von Aufgaben befasst, die nur teilweise offizielle Amtsgeschäfte waren. Dazu gehörte außerhalb des geistlichen Aufgabenbereichs die Aufsicht über die Schulen des Kirchspiels und eine neue Aufteilung des Küster- und Schuldienstes. Aber schon in seiner Börsteler Zeit hatte er sich intensiv mit der Markenteilung beschäftigt und war tief in die Auseinandersetzungen eingedrungen, was wiederum auch die Lehrer betraf, die allesamt Heuerleute waren und für die er sich zeitlebens besonders einsetzte.

Das 1726 erbaute Menslager Pfarrhaus

Seine Amtszeit verlief, soweit die Unterlagen darüber Auskunft geben, im Gegensatz zum Einstellungsprocedere durchaus erfolgreich, auch wenn es eine Beschwerde gab, die Konsistorialrat Martens aus Osnabrück 1825 erreichte und die er an den Superintendenten Lange in Quakenbrück (jener frühere Lehrer, der 1810 Möllmanns Konkurrent um die Pfarrstelle gewesen war) zur Prüfung weitergab: „… Es ist unserem Collegii ein Gerücht bekanntgeworden … Der Pastor Möllmann in Menslage soll den öffentlichen Gottesdienst mit einer gewissen Nachlässigkeit und die heiligen Handlungen unter Formen behandeln, die in unserer evangelischen Kirche nicht gewöhnlich und daher dem Anstoß ausgesetzt sind. Namentlich soll er das Heilige Abendmahl so austeilen, daß die Kommunikanten in einer Reihe vor den Altar hintreten, welcher er das Brot reicht, ein Anderer aber, der vielleicht sonst nicht zu den Kirchendienern gehört, soll den Kelch nachtragen und den Wein reichen. Der Küster soll von der Orgel herab die Kommunikanten zählen, die Anzahl dem Pastor Möllmann kundtun, und dieser unmittelbar nach der heiligen Handlung ablesen: 'So viele haben mir das Beichtgeld gereicht; die übrigen haben sich noch einzufinden.'“[60] Lange verfasste ein knappes, stichwortartiges Protokoll, in dem er zusammenfasste, keine Beanstandungen festgestellt zu haben, so dass die Angelegenheit für Möllmann ohne Folgen blieb.

1819 starb Möllmanns Frau, und er verheiratete sich nicht wieder, vielleicht deswegen, weil der damals wichtigste Grund zur Wiederverheiratung der Kinderversorgung entfiel, waren seine Söhne und die Tochter ja bereits älter. Die eigene Versorgung Möllmanns im Alter wurde vermutlich von der Familie seines Sohnes Bernhard Jacob Gerhard Möllmann übernommen, der sich als Kaufmann im Dorf niederließ.

Im Alter von 79 Jahren starb Möllmann, der bis zum Schluss sein Amt ausgeübt hatte. Sein persönlicher Büchernachlass, soweit er den Nachkommen erhalten blieb, umfasste zwar überwiegend theologische Literatur, doch auch hier nahmen außertheologische Werke einen bedeutenden Platz ein.[61]

Bernhard Scherhage

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Der oben bereits erwähnte Bernhard Scherhage ist ein weiteres Mitglied der Lesegesellschaft, über den vergleichsweise viel überliefert ist. In einem der Artländer Hofarchive, dem so genannten Hofarchiv Oing-Ellerlage, befindet sich ein Bücher-Verzeichnis[62], das der 19-jährige Hoferbe von 1820 bis 1831 führte und in dem er über 100 Bücher erfasste. Daneben zeigen Listen in Scherhagens Nachlass die Existenz von Gemeinschaftsabonnements für Oldenburger und Hamburgische Blätter, womit sich neben der Lesegesellschaft weitere Formen organisierten Lesens im Kirchspiel andeuten, die noch nicht erforscht sind und einige Autoren kombinieren ließen, Scherhage sei der erste Leiter der Lesegesellschaft gewesen.[63][64] Dies ist jedoch nicht möglich, weil er erst 1801 geboren wurde und 1820 erstmals in der Lesegesellschaft nachgewiesen ist.[62]

Scherhage, auf einem Vollerbenhof in Klein Mimmelage geboren und bereits in jungen Jahren als Interessenvertreter des Bauernstandes aktiv, gehörte zu jener Artländer Bauernschicht, die intensiv am geistigen Leben der Zeit teilnahm. Trotz seines kurzen Lebens von kaum 40 Jahren hinterließ er neben einer Bibliothek von über einhundert Werken und einer Vielzahl von Zeitschriften nahezu 1000 Seiten eigener exzerpierender Aufzeichnungen aus Zeitungen, Zeitschriften und Büchern zu zahlreichen Wissensgebieten.[65]

Ein Vergleich seiner Literatur mit der der Lesegesellschaft zeigte Ziessow, dass über die Lesegesellschaft nur ein kleiner Teil der im Kirchspiel vorhandenen Literatur und Literaturkenntnis zirkulierte. Bei Scherhage und seinem Verwalter Schietert, von dem ebenfalls eine Bibliothek überliefert ist, war beispielsweise deutlich mehr landwirtschaftliche Fachliteratur vorhanden.

Erwerb der Literatur, Umlauf, Abrechnung

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Hauptlieferant der für die Lesegesellschaft erworbenen Bücher war die Buchhandlung Hahn, heute Hahnsche Buchhandlung, in Hannover. Sie ist die einzige, die Möllmann in seinen Notizen und Rundschreiben namentlich erwähnt: „Da die neuen Bücher zu bezahlen sind, die (ich) allein schon hole, so muß ich höchstens gegen den 1. November 1829 von allen um den der Lesegesellschaft schuldigen Beitrag bitten, damit die Herren Gebrüder Hahn in Hannover und andere wie der Buchbinder ihr Geld erhalten.“[66]

Da im Fall von Scherhage nachgewiesen ist, dass er nicht nur von Hahn, sondern auch aus Göttingen und Soest Büchersendungen mit der Post erhielt, traf dies wahrscheinlich auch für Möllmann zu. Daneben gab es nach Ziessow „im Kirchspiel selbst einen regen Bücherverkehr, der an städtisches Niveau heranreichte“.[62] Für die wahrscheinlich auch in der näheren Umgebung erworbenen Bücher spricht dazu die Tatsache, dass auch gebrauchte Bücher erworben wurden, schreibt Möllmann doch am 8. Mai 1813: „Bei der jetzigen Wahl konnte ich freilich nicht alle Bücher reinlich liefern, aber doch die meisten.“[67]

Die wichtigsten Einkaufstermine waren die Zeit um Ostern („Jubilate“, der dritte Sonntag nach Ostern) und Ende September („Michaelis“ – Kurzbezeichnung des 29. September), wenn die neue Ware von der Leipziger Buchmesse ausgeliefert wurden. Möllmann mahnte wiederholt: „Die Bezahlung muß ich mir jetzt auch bald für dieses 1811. Jahr ausbitten, weil die Michaelismesse zu Leipzig herannaht.“[68] Allerdings konnten zunehmend das gesamte Jahr über Bücher erworben werden, weil sich der Sortimentsbuchhandel entwickelt hatte. Es ging also weniger um Liefertermine als um die Bezahlung der Ware: „Weil die Herren Buchhändler zwei Büchermessen abhalten, so verlangen sie gerne um Jubilate und Michaelis Geld. Ich muß also die Herren Mitleser ersuchen, mich etwa gegen den 1. November zu unterstützen, daß ich die Schuld abtragen kann“.[43]

Wöchentliche Osnabrücker Anzeigen – eine der von der Lesegesellschaft abonnierten Zeitungen

Aber es wurden nicht nur Bücher, sondern auch Zeitschriften und Zeitungen erworben beziehungsweise abonniert, auch wenn diese, im Gegensatz zu vielen anderen untersuchten zeitgenössischen Lesegesellschaften, von deutlich untergeordneter Bedeutung waren.

Wie die bestellten Bücher und Zeitschriften geordnet und verteilt wurde, ergibt sich nach Möllmanns Dokumentation der ersten beiden von ihm betreuten Lieferungen[42]: Die Mitglieder hatten vorab zwei Werke ausgesucht. Zu Beginn der „Umreise“ erhielt jedes Mitglied die Bücher seiner Wahl, in das Möllmann im vorderen Umschlag die „Reiseroute“ eingetragen hatte. Gleichzeitig dokumentierte er die Verteilung in einem Rundschreiben, das Hinweise zum weiteren Verfahren enthielt. Die Leser trugen in der Umlauftabelle lediglich das Empfangsdatum ein und reichten es zu einem vereinbarten spätesten Zeitpunkt an den nachfolgenden Empfänger weiter.

Als weiteren Beleg dafür, dass es sich bei der Menslager Lesegesellschaft nicht um eine belehrende Honoratioren-Veranstaltung handelte, wertet Ziessow die Reihenfolge der Leser, die sich nicht nach einer dörflichen Rangordnung, sondern ganz offensichtlich der verkehrsmäßigen Lage der Wohnorte der einzelnen Mitglieder richtete.[69] Auch schreibt Möllmann in seinem Zirkular vom 13. September 1811: „Weil noch ein paar Büchlein … leicht zu erhalten [sind], so könnten noch wohl ein paar Leser hinzukommen, besonders da, wo die Leser weit voneinander, um sich das Schicken zu erleichtern.“[42]

Als Wechseltag der Bücher hatte die Lesegesellschaft den Sonntag vereinbart, weil an diesem Tage ohnehin mehr Verkehrs als die anderen Tage[42] stattfände – und so die Weitergabe, beispielsweise anlässlich des Kirchbesuchs, erleichtert wurde. 1820 wurde diese Form der persönlichen Weitergabe aufgegeben: „Durch meinen Nachbarn Diedrich Barlage werden von jetzt [an] die Bücher rumgetragen. Ich bitte, ihm die Lesebücher zu geben, damit er sie dem Nachfolger bringt.“[42]

Literaturbestand

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Aus einem Vergleich der in den Hofarchiven erfassten privaten Literatur einzelner Höfe und Personen mit dem Literaturbestand der Lesegesellschaft lässt sich feststellen, dass über die Lesegesellschaft nur ein kleiner Teil der tatsächlich im Kirchspiel vorhandenen Literatur und Literaturkenntnis zirkulierte. Die in dem bereits erwähnten Bücher-Verzeichnis des Hoferben Scherhage erfassten Werke reichen von der schönen Literatur mit Schillers sämtlichen Werken, Wieland oder Bürger über Philosophie mit Schriften von Kant, Werken von Herder und Moses Mendelssohn über andere einschlägige theologische oder religiöse Schriften und enzyklopädische Literatur aller Fächer bis hin zu landwirtschaftlicher Fachliteratur.[62]

Aufgrund der schlechten Quellenlage aus der Zeit, als Foeth die Lesegesellschaft leitete, liegt eine Untersuchung des Literaturprogramms der Lesegesellschaft nur für Pastor Möllmanns „Amtszeit“, also von 1811 bis zu seinem Tod, vor. In seinem Begleitschreiben zum Gründungszirkular vom 9. Februar 1811[44] ging er ausführlich auf die Frage des angemessenen Lesestoffs ein (Wie soll man aber diese Lesegesellschaft einrichten, daß der Zweck, warum man liest, nicht verfehlt werde?), während er die Fragen der Organisation der Gesellschaft und des praktischen Verfahrens nur kurz streifte.

Nach allgemeinen Überlegungen: „… denn so denke ich mir Bücher, welche … für unsere Gegend, für unsere Zeit, ja für eine Volksgesellschaft passen. Die meisten Leser sind Landbewohner, welche also sowas lesen wollen, was ihnen nützlich ist.“„… Welche Bücher soll man wählen? Dies ist unter den Tausenden, welche sind, äußerst schwer; teils, weil man von den gelehrten, wissenschaftlichen wenig brauchen kiann; teils, weil man auch auf den Preis sehen muß, weil nicht alle Leser viel Geld anwenden können oder wollen. … Mir deucht, man wählt zum Anfang nur das Nächste, das Passendste, es mag alt oder neu sein … Zeigt sich mehr Beifall, so kann man auch den Plan erweitern.“[44] gab er die Ordnungsbegriffe an, denen die Literatur entstammen sollte:

  • Anthropologie, Geschichte der Menschheit
  • Erdbeschreibung, Astronomie, Naturgeschichte, Naturlehre
  • Welt-, Staaten-, Menschen-, Völkergeschichte
  • Religion, Moralität
  • Ökonomie, Haushaltung
  • Technologie
  • Arzneikunde (Vieh-Arzneikunde)

Interessant an dieser Aufstellung der Sachgruppen ist die Reihenfolge. Sie folgte nicht der auch zu Zeiten der Aufklärung noch üblichen Stufenleiter von der Gotterkenntnis hin zur Welterkenntnis; die Sachgruppen waren aber auch nicht beliebig aufgezählt. Vielmehr nahm sie – damit entgegen der kirchlichen Verkündigung – ihren Ausgang bei der Menschheitsgeschichte. Die Religion steht erst in der vierten Sparte, die sie sich darüber hinaus mit der Moralität (die wir heute Sittlichkeit nennen), teilen muss. Diese Strukturierung scheint nach Ziessow eine „Auswirkung und Propagierung jener ‚déchristianisation‘ durch das Wirken der Aufklärung zu sein, gegen die sich mit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts ein zunehmender Widerstand formierte“[70] (Er meint hiermit die Reformationen der deutschen Kirchengeschichte, einschließlich Pietismus, Methodismus und Erweckungsbewegung).

Und schließlich zählte er zu diesen Sachgruppen eine Reihe von Autoren und Titeln zur Auswahl auf. Diese konkreten Literaturvorschläge weisen wiederum die Besonderheit auf, geradezu flüchtig hingeworfen, in ihren Titeln und Verfassern überwiegend unvollständig zu sein. Außerdem benannte er teilweise ganze Literaturgattungen nur summarisch, zum Beispiel Biografien über Luther, Melanchthon, Zwingli, Calvin, Oedkolampad, Washington, Franklin, Spener, Möser, Jerusalem, Mosheim, Thoasius (in dieser Reihenfolge) ohne die Autoren oder weitere Buchdetails zu notieren. Ebenfalls nur summarisch nennt er „Schriften von Thaer und Riem“ (gemeint sind Albrecht Daniel Thaer und der Bienenforscher Johann Riem) mit dem Vermerk „zu teuer“, wobei das „zu“ (nachträglich?) gestrichen wurde.
Ziessow zieht aus der Art dieser Liste den Schluss, dass Adressat ein Personenkreis war, der nicht nur den Umgang mit Geschriebenem gewohnt war, sondern auch die Werke und seine Verfasser bereits – zumindest dem Namen nach – kannte. Weiterhin schließt er daraus auf eine aus den Quellen nur selten direkt belegbare intensive persönliche Kommunikation der Mitglieder der Lesegesellschaft untereinander.[71]

Als Möllmann am 13. September 1811 die von den Lesegesellschafts-Mitgliedern getroffene Auswahl vorstellte, machte er längere Ausführungen zum weiteren Verfahren und nannte eine mögliche Zuordnung der Bücher zu Interessensgebieten[44], was einen Einblick in den Lesestoff, deren Gliederung und Schwerpunkte bietet:

„Für die Landwirte sind besonders Leopolds, Boses, Pohls, Fischers, Hoffmanns und die Schriften über Fellenberg; auch die Helmuthschen Schriften gehören hierher. Der Künstler findet Beckmanns Technologie pp.; der Schulmann – Eltern – Funke, Frank, Salzmann, Spieker, Natorp, Meineke; der Erzieher Salmanns Kiefer-, Ameisen- und Krebsbüchlein pp., Seiler. Zur Nahrung und Bildung des Geistes und Herzens, zur Erweiterung der Kenntnisse werden Nemnich, Humboldt, Krusenstern, Thieme, Rochow, Wilmsen, Wagner, Gelpke, Becker, Ziegenbein dienen.“

Hieraus ist ersichtlich, dass moderne Sachgebietseinteilungen keine Rolle spielten, sondern Nützlichkeit und Bildung im Vordergrund standen. Ziessow hat die Titelinformationen der Liste von Februar 1811 gleichwohl untersucht und in Anlehnung an Möllmanns Sachgebietsstruktur eine Zuordnung der Titel vorgenommen, woraus sich folgendes Bild ergibt:[72]

Sachgebiet Anzahl
Allgemeinbildung 24
Landwirtschaft 14
Kunst/Handwerk 3
Schule 4
Erziehung 2
Dichtung 3
Religion 5

In einer weiteren Aufstellung zeigt Ziessow einen Gesamtüberblick über die Verschiebungen, die sich zwischen 1811 und 1829 im Literaturbestand ergaben. Hierbei bedient er sich nicht den Einteilungsprinzipien Möllmanns, sondern wählt eine genauere Aufteilung.[73] Es ergibt sich folgendes Bild:

Sachgebiet 9.2.1811 1811/1812 1813 1829
Astronomie 4 1 1
Dichtung 3 4
Geschichte/Politik 5 7 5 4
Hausbuch 2
Industrie/Handwerk 2 2 1
Kalender 4 2
Landwirtschaft 1 6 1 2
Lesebuch 10 12 3
Liederbuch 3 4
Medizin 1 3
Naturwissenschaft 8 4 2 3
Pädagogik 7 2 1
Philosophie 1
Reiseberichte 5 3
Religion 8 6 12 3
Technik/Technologie 1
Zeitschriften 1 2 4 3
Gesamt 57 58 30 22

Die Daten für 1813 und 1829 müssen insofern nicht vollständig sein, weil sie keinen Lieferlisten oder Rechnungen entstammen, sondern einer Aufstellung Möllmanns, in der er die Werke benennt, die bei ihm abgeholt werden können.

Dichtung und schöne Literatur waren im Menslager Literaturprogramm ohne große Bedeutung. Möllmann nannte nur drei Messiaden, die vermutlich sogar eher wegen ihrer religiösen Erbaulichkeit angeschafft worden waren. Allerdings war auch Klopstocks Messias darunter, mit dem nach Madame de Staël „die Zeitrechnung der Poesie in Deutschland“ begann.(„C'est à la Messiade de Klopstock qu'il faut tixer l'èpoque de la poésie en Allemagne“.)[74]

Eine weitere Besonderheit war das weitgehende Fehlen von Zeitschriften, da ansonsten Periodika als wichtigster Grundstock oder sogar Gründungsanlass für Lesegesellschaften eingeschätzt werden. Jensch resümierte, die Lesegesellschaft sei ursprünglich eine Einrichtung zur verbilligten Lektüre von Zeitungen gewesen[75]; Prüsener stimmt dem zu und widmet ihnen eine eigene Kapitelüberschrift („Periodika, der Grundstock der Bibliothek, als Antwort auf die Lesererwartungen“)[76] und Milstein berichtet, dass Bücher nicht nur in den Hintergrund traten, sondern in Einzelfällen sogar zurückgewiesen wurden.[77] Möllmann nannte aber nur eine einzige Zeitschrift im Bestand der Menslager Lesegesellschaft: Der fleißige und fröhliche Wirthschaftsmann.

Rezeption des Lesestoffs

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Es gibt keine Untersuchungen darüber, welche Wirkung die Lesegesellschaft auf das Denken im Kirchspiel hervorrief, doch zeigte es sich beispielsweise in Streitigkeiten um die Nachfolge von Pastor Möllmann als politische und soziale Einheit, die sich selbst auf der Grundlage des Aufklärungsdenkens begriff. Noch im August 1839, dem Monat, in dem Möllmann gestorben war, richteten die Provisoren und Bauerschaftsvorsteher ein langes Schreiben an das Osnabrücker Konsistorium, in dem sie ihre Vorstellungen über eine Nachfolge des Pastors darlegten.[78]

Anweisungen zur Rezeption des Lesestoffs sind nur einmal – anlässlich der zweiten Büchersendung von 1813 – überliefert. Hier versah Möllmann, offenbar aufgrund des gewachsenen Schwierigkeitsgrads der Literatur, manche Werken mit Hinweisen und Bemerkungen. Diese Anmerkungen legten dem Leser aber keine bestimmte Interpretation des Inhalts nahe, sondern und waren Hinweise zum Verständnis des Inhalts oder Informationen zum Autor, wie beispielsweise: „Reimarus ist in der natürlichen Religion nebst Clarke, Wollaston und einigen anderen der erste Mann.“ … „Niemeyer ist den Lehrern und den Eltern ein sicherer Führer.“ „Das Westphälische Magazin liefert für uns Westphälinger.“ Nur bei den Anekdoten über Friedrich den Großen warnte er vor allzu großem Enthusiasmus: „Die Anekdoten von Friedrich dem Einzigen erheben diesen großen Fürsten von Geist und Herz; aber alle Aussprüche sind keine Evangelien. Prüfet alles und nur das beste behaltet!“[67] Da mindestens fünf Begleitzirkulare zu Bücherlieferungen verloren sind, ist nicht auszuschließen, dass Möllmann seine Erläuterungen fortführte oder gar intensivierte, obwohl in den erhalten gebliebenen Zirkularen von 1829 davon nichts erkennbar ist. Bei der Rezeption der Schriften war ihm aber daran gelegen, die Interpretation der Mitglieder in Erfahrung zu bringen. Dies kam in einer nachdrücklichen Aufforderung zur Abgabe von Kommentaren zum Ausdruck, die sich mehrfach, erstmals 1811, in den Unterlagen finden. Zwar drang er auch stets darauf, dass die Bücher sorgfältig benutzt, reinlich gehalten und nicht beschmutzt würden, doch zum Eintragen von Meinungsäußerungen ermunterte er: „Wir lesen, um unsere Kenntnisse zu vermehren, unsern Geist aufzuklären, das Herz zu bilden, Bedenken zu erwecken. Ich bitte also, daß die Leser hinten ihre Bemerkungen hineintragen. Finden Sie was Gutes oder Tadelhaftes, Falsches etc., so bringen Sie uns Andere darauf.“[42]

Hier ergibt sich ein entscheidender Unterschied zu den meisten anderen Lesegesellschaften, wo in der Regel jegliche Beschädigung der Schriften erstattet werden musste und jegliche Notizen in den Büchern streng untersagt waren. Bei der Menslager Lesegesellschaft stand also nicht die Erhaltung des Buchwertes im Vordergrund, sondern Meinungsaustausch und der „Kommunikationswert des Mediums“[79] Buch als Gebrauchsgut.

Nachfolgegesellschaft und Auflösung

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Ein Beleg über eine Auflösung der Menslager Lesegesellschaft existiert nicht. Mit dem Tod Möllmanns entstand indes ein tiefer Einschnitt und legten eine Reihe von Konflikten offen, die zunächst zu einer Weiterführung der Lesegesellschaft unter schrittweisen Änderungen der bisherigen Gepflogenheiten führten, die schleichende und noch zunehmende Unzufriedenheit unter den Teilnehmern aber so schwerwiegend wurde, dass sie schließlich eine Einstellung der Tätigkeit der Lesegesellschaft zur Folge hatte.

Ein Protokoll über eine allgemeine Mitgliederversammlung von 1840[79]:S. 2012., kurz nach Möllmanns Ableben, enthielt einerseits Klagen der Mitglieder wegen des Literaturprofils, vor allem dem eingeschränkten Zeitschriftenbezug zu Lebzeiten Möllmanns, und andererseits Sorgen wegen der über die Jahre eingetretenen Verschuldung des Vereins. Diesem Bericht über die Versammlung ist weiterhin zu entnehmen, dass es bereits seit längerem einen ordentlichen Vereinsvorstand gegeben hatte, der nun neu besetzt werden sollte. Die Namen der gewählten Vorstandsmitglieder wurden mit ihren Anfangsbuchstaben vermerkt; es waren sechs Personen, zu denen nach den Kürzeln zu urteilen, Möllmanns 1802 geborener Sohn Bernhard Jacob Gerhard (als Kaufmann Möllmann aufgeführt), die Hofbesitzer Bentlage und Dürfeld (die aus dieser Familie stammende Katharina ist unter „Regionaler Hintergrund“ erwähnt) sowie Küster Pubke zählten, wobei letzterer offenbar die Nachfolge Möllmanns in der Leitung angetreten hatte. Von Pubke ist an Personendaten nur überliefert, dass er ein Freund Möllmanns war, aus Bippen stammte, wo er Küster und Lehrer war und später Küster in Menslage wurde, vielleicht von Möllmann geholt.

Der Vorstand wurde laut diesem Protokoll in der Mitgliederversammlung beauftragt, „die Rechnung zu erwidern, den Verkauf der alten Bücher, überhaupt alles Zweckdienliche für die Gesellschaft zu besorgen.“ In der Generalversammlung nach dieser Vorstandswahl focht Pubke die Wahl jedoch an, weil „…nichts Schriftliches darüber gemacht sei, also keine Gültigkeit habe und die Direktion der Gesellschaftsangelegenheiten, wenigstens in diesem Jahre, ihm alleine gebühre.“[79] Der Vorstand jedoch wollte offensichtlich Pubke nicht nur unterstützend zur Seite stehen, worauf dieser mit einer schriftlichen Erklärung reagierte, in der er ausführte, „daß er der Gesellschaft insofern sich entbinde, daß er diese sich ihr selbst überlasse, aber gemeinschaftlich ferner mit Rat und Tat zum gedeihlichen Fortbestand… stets wirksam sein solle.“[80] Mit diesem Rücktritt des Küsters zog sich der letzte Vertreter der Geistlichkeit zurück, auch wenn er dem Vorstand später wieder angehörte. Ziessow sieht hierin „den bedeutenden strukturellen Schritt von der Kirchspielsvereinigung zum politisch-kulturellen Verein“.[80] Dies macht Ziessow auch an dem Umstand fest, dass Pubke in einem Brief an Bentlage vom 17. April 1846 schreibt, dass sein „Wirken, Schaffen, Arbeiten in all der Zeit nichts gewesen sei, daß jetzt erst die rechte Sonne aufgehen müsse …“

Der Konflikt um Pubke scheint dazu auch ein Streit mit neu geworbenen Mitgliedern des ab 1839 selbständigen Kirchspiels Berge gewesen zu sein. In einem Schreiben von 1846 resümierte Pubke: Ich darf Ihnen aber frei heraus sagen, daß die Gesellschaft unter meiner Direktion glänzend bestanden hat. Dies ist mir mehr als einmal und von mehreren Seiten zur Kunde gekommen, wenn auch die Herren Berger sich anderer Ausdrücke bedienten. Die Berger haben mich viel Geld gekostet.[80]

Daneben kann für das verringerte Interesse an der Lesegesellschaft die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass 1844 in Quakenbrück eine Leseanstalt eingerichtet wurde.[81]

Ein Eintrag im Notizbuch des Menslager Kaufmanns Möllmann, des Sohns von Pastor Möllmann, zeigt, dass 1865 aber wieder Bemühungen um das Wiederaufleben des Lesekreises stattfanden (wobei die Wortwahl „fortzusetzen“ eher auf ein Einschlafen denn eine zwischenzeitliche Auflösung deutet): „Menslage, 30. Januar 1865. Es ist schon von so vielen Seiten der Wunsch ausgesprochen worden, die schon seit dem Anfang dieses Jahrhunderts … mit so schönem Erfolg bestandene hiesige Lesegesellschaft mit verjüngter und belebender Kraft fortzusetzen. … werden alle, die daran Anteil zu nehmen die Absicht haben, ersucht, sich nächsten Sonnabend, den 4. Februar, nachmittags 4 Uhr im Hause des Bäckers Bodemann dafür einfinden zu wollen, um das Weitere zu besprechen. Möllmann.“

Zahlreiche Bücher in den Beständen des Museumsdorfes Cloppenburg wie auch in privater Hand zeugen davon, dass die Bemühung erfolgreich war. Gemessen an der Zahl der gestempelten oder mit Vermerken der Lesegesellschaft gefundenen Bücher muss es auch Ende des 19. Jahrhunderts noch eine breite Beteiligung an der Lesegesellschaft gegeben haben.

Erhalten blieb ein um 1850 gefertigter Stempel (siehe Abbildung in der Einleitung); eine letzte Spur der Lesegesellschaft, nun eher in Richtung eines reinen Lesezirkels organisiert, findet sich in den Hofakten bei Langhorst-Frese in Borg.[80] Der Hofbesitzer führte 1896 unter der Überschrift Lesezirkel Menslage Periodika auf, die er offenbar für diese Vereinigung bezog und unter den Mitgliedern zirkulieren ließ. Dabei handelte es sich um die Zeitschriften „Daheim“, „Gartenlaube“, „Landwirtschaftszeitung“ und das „Landwirtschaftlich-forstwirtschaftliche Vereinsblatt“, teilweise mit Beilagen.

  • Bettina Busch-Geertsema: Elender als auf dem elndsten Dorf? Elementarbildung und Alphabetisierung in Bremen am Beginn des 19. Jahrhunderts. In: Hans Erich Bödeker, Ernst Hinrichs (Hrsg.): Alphabetisierung und Literarisierung in Deutschland in der Frühen Neuzeit. Niemeyer 1999, ISBN 3-484-17526-5.
  • Otto Dann (Hrsg.): Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation, ein europäischer Vergleich. C.H. Beck, 1981.
  • Gerd Dethlefs, Jürgen Kloosterhuis (Hrsg.): Auf kritischer Wallfahrt zwischen Rhein und Weser: Justus Gruners Schriften in den Umbruchsjahren 1801–1803. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2009, ISBN 978-3-412-20354-2.
  • Rolf Engelsing: Der Bürger als Leser, Lesergeschichte in Deutschland 1500–1800. Metzler 1974.
  • Paul Goetsch: Lesen und Schreiben im 17. und 18. Jahrhundert. Gunter Narr Verlag, 1994, ISBN 3-8233-4555-9.
  • Ernst Hinrichs: Zur Erforschung der Alphabetisierung in Nordwestdeutschland in der Frühen Neuzeit. In: Anne Conrad (Hrsg.): Das Volk im Visier der Aufklärung. Studien zur Popularisierung der Aufklärung im späten 18. Jahrhundert. LIT Verlag, Münster 1998, ISBN 3-8258-3100-0, S. 35–56.
  • Georg Jäger, Alberto Martino und Reinhard Wittmann: Die deutsche Leihbibliothek: Geschichte einer literarischen Institution (1756–1914). O. Harrassowitz, 1990. ISBN 3-447-02996-X.
  • Irene Jensch: Zur Geschichte des Zeitungslesens in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts. Stein & Co., 1937.
  • Barney M. Milstein: Eight eighteenth century reading societies. A sociological contribution to the history of German literature. Herbert Lang, 1972. ISBN 3-261-00753-2.
  • Marlies Prüsener: Lesegesellschaften im achtzehnten Jahrhundert, Ein Beitrag zur Lesergeschichte. Buchhändler-Vereinigung, 1972, ISBN 3-7657-0421-0.
  • Rudolf Schenda: Volk ohne Buch, Studien zur Sozialgeschichte der populären Lesestoffe 1770–1910. Vittorio Klostermann, 1988, ISBN 3-465-01836-2.
  • Bernd Sösemann: Kommunikation und Medien in Preußen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Franz Steiner Verlag, 2002, ISBN 3-515-08129-1.
  • Marlies Stützel-Prüsener: Die deutschen Lesegesellschaften im Zeitalter der Aufklärung. In: Otto Dann: Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation, ein europäischer Vergleich. C.H. Beck, 1981. S. 71–86.
  • Reinhard Wittmann: Geschichte des deutschen Buchhandels. C.H. Beck, 1999, ISBN 3-406-42104-0.
  • Erich Wobbe: 800 Jahre Menslage im Artland. In: Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land. 1988, S. 38–44.
  • Karl-Heinz Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. Stiftung Museumsdorf Cloppenburg, 1992, ISBN 3-923675-13-5.

Einzelnachweise

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  1. Daniela Schmitt: Veränderung des Leseverhaltens in der Mediengesellschaft. GRIN Verlag, 2008, ISBN 3-640-23101-5.
  2. Engelsing: Der Bürger als Leser. S. 183, 186.
  3. Deutsches Historisches Institut, Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft: Francia. Band 25, Teil 2. Verlag Thorbecke, 1999. S. 175 ff. ISBN 3-7995-7253-8
  4. Werner Besch, Anne Betten, Oskar Reichmann (Hrsg.): Sprachgeschichte: Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. Verlag Walter de Gruyter, 2003, ISBN 3-11-015883-3, S. 2404ff.
  5. Wittmann: Geschichte des deutschen Buchhandels. S. 189.
  6. Peter Moraw: Neue deutsche Geschichte. Band 7. C.H.Beck, 1995, ISBN 3-406-30819-8, S. 214–215.
  7. Anne Conrad (Hrsg.): Das Volk im Visier der Aufklärung: Studien zur Popularisierung der Aufklärung im späten 18. Jahrhundert. Band 1 von Veröffentlichungen des „Hamburger Arbeitskreises für Regionalgeschichte“. LIT Verlag, Münster 1998, ISBN 3-8258-3100-0, S. 13.
  8. Holger Böning: Der gemeine Mann als Adressat aufklärerischen Gedankengutes. In: Das achtzehnte Jahrhundert. Band 1. Wallstein Verlag, 1996, ISBN 3-89244-221-5, S. 65.
  9. Anne Conrad (Hrsg.): Das Volk im Visier der Aufklärung: Studien zur Popularisierung der Aufklärung im späten 18. Jahrhundert. LIT Verlag, Münster 1998, ISBN 3-8258-3100-0, S. 50.
  10. Irene Jentsch: Zur Geschichte des Zeitungslesens in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts.
  11. Felicitas Marvinski: Die Frankenhäuser Lesegesellschaft von 1795. In: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. 82 (1981), Heft 2, S. 63–83.
  12. Chronologische Notizen 2010 Januar (Memento des Originals vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rueti.ch
  13. Geschichte der Lesegesellschaft Bülach (Memento des Originals vom 29. Juli 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kultur-buelach.ch
  14. Beispielsweise Barbara Weinmann: Eine andere Bürgergesellschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, 2002. ISBN 3-525-35169-0.
  15. Hilmar Tilgner: Lesegesellschaften an Mosel und Mittelrhein im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus. Franz Steiner Verlag 2001. ISBN 978-3-515-06945-8. S. 3
  16. Rheinland-Pfälzische Bibliographie
  17. Gerd Dethlefs, Jürgen Kloosterhuis (Hrsg.): Auf kritischer Wallfahrt zwischen Rhein und Weser: Justus Gruners Schriften in den Umbruchsjahren 1801-1803.
  18. Gruner: Auf kritischer Wallfahrt zwischen Rhein und Weser. S. 422.
  19. a b Gruner: Auf kritischer Wallfahrt zwischen Rhein und Weser. S. 429f.
  20. Museumsdorf Cloppenburg (Hrsg.): Die gute Stube. Museumsdorf Cloppenburg, 2004. ISBN 3-923675-94-1.
  21. Helmut Ottenjann: Der Silhouetteur Caspar Dilly. Familienbilder der Landbevölkerung im westlichen Niedersachsen 1805–1841. Heimatbund Oldenburger Münsterland, 1998, ISBN 3-9804494-9-1.
  22. a b c Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 47
  23. Museumsdorf Cloppenburg: Haus- und Hofarchive der ländlichen Bevölkerung Niedersachsens. Selbstverlag Museumsdorf Cloppenburg, 1991. S. 4.
  24. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band 2: 17. und 18. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 1994, ISBN 3-11-013436-5. S. 228.
  25. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 14.
  26. a b Joachim Gessinger: Über den Zusammenhang von Schriftspracherwerb, Sprachsystem und schriftsprachlich induziertem Wandel im Deutschen. In: Jürgen Erfurt, Joachim Gessinger (Hrsg.): Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie. 47. Oldenburg 1993, ISBN 3-924110-47-6, S. 121.
  27. Das Statistische Handbuch des Königreichs Hannover für das Jahr 1848. weist 2685 Einwohner aus; andere Quellen geben 2800 für das frühe 18. Jahrhundert an.
  28. a b Helmut Ottenjann: Zur Bau-, Wirtschafts- und Sozialstruktur des Artlandes im 18. und 19. Jahrhundert. Schuster Verlag 1979, ISBN 3-7963-0168-1. S. 1.
  29. Erich Wobbe: 800 Jahre Menslage im Artland. In: Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land. 1988. S. 42.
  30. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 21
  31. Kohnen: Die Herkunft des Namens Art-Land. In: Osnabrücker Land. 1974, S. 49f.
  32. Rolf Berner: Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Artlandes bis zum Ausgang des Mittelalters: Ein Beitrag zur Geschichte des Osnabrücker Landes. Schriftenreihe des Kreisheimatbundes 1951. S. 96.
  33. Museumsdorf Cloppenburg (Memento des Originals vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museumsdorf.de
  34. Karl Döhmann: Die Buchdrucker, Buchbinder und Buchhändler des akademischen Gymnasiums zu Burgsteinfurt. S. 90.
  35. Ernst Grabovszki: Zur Geschichte des Druckens, Verlegens und Buchhandelns. (PDF)
  36. Marion Janzin, Joachim Güntner: Das Buch vom Buch: 5000 Jahre Buchgeschichte. Schlütersche, 2007, ISBN 3-89993-805-4, S. 287 f.
  37. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 64
  38. Hans Patze: Kirche und Kultur von der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. ISBN 3-7848-3425-6, S. 454.
  39. Helmut Stubbe da Luz: „Franzosenzeit“ in Norddeutschland (1803–1814). Bremen 2003, ISBN 3-86108-384-1, S. 11, 20, 222.
  40. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 197.
  41. a b Archiv des Museumsdorfs Cloppenburg, Bestand unter Stichwort „Lesegesellschaft“: Zirkular Möllmanns vom 8. Februar 1811.
  42. a b c d e f Archiv des Museumsdorfs Cloppenburg, Bestand unter Stichwort „Lesegesellschaft“: Zirkular Möllmanns vom 13. September 1811.
  43. a b c d Archiv des Museumsdorfs Cloppenburg, Bestand unter Stichwort „Lesegesellschaft“: Zirkular Möllmanns vom 19. August 1829.
  44. a b c d e Archiv des Museumsdorfs Cloppenburg, Bestand unter Stichwort „Lesegesellschaft“: Zirkular Möllmanns vom 9. Februar 1811.
  45. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 77.
  46. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 193.
  47. a b Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 101.
  48. a b Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 103.
  49. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 104.
  50. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 105.
  51. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 107.
  52. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 108.
  53. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 100.
  54. Hermann Poppe-Marquard: Georg Christoph Lichtenberg und Osnabrück. Verlag Fromm, 1974.
  55. Archiv der ev. luth. Kirchengemeinde Menslage, Kirchenbücher 1750–1820.
  56. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 121.
  57. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 147.
  58. Zeitgenössische Rezension in Neue allgemeine deutsche Bibliothek, Band 90. Verlag Carl Ernst Bohn, 1804
  59. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 142.
  60. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 148.
  61. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 141.
  62. a b c d Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 218.
  63. Deutsche Sprachgeschichte, 17. und 18. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 1994, ISBN 3-11-013436-5, S. 228, wo Bernhard Scherhage als ein Beispiel für literate bäuerliche Selbstaufklärung genannt wird.
  64. Johann Friedrich Jerusalem, Immanuel Kant und Johann Bernhard Scherhage. Bildungsgeschichte und Rezeptionsverhalten in einem ländlichen Kirchspiel In: Hans Erich Bödeker, Gerald Chaix und Patrice Veit (Hrsg.): Der Umgang mit dem religiösen Buch. 1991. S. 73–91.
  65. Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 78. S. 128–131.
  66. Archiv des Museumsdorfs Cloppenburg, Bestand unter Stichwort „Lesegesellschaft“: Zirkular Möllmanns vom 17. August 1829.
  67. a b Archiv des Museumsdorfs Cloppenburg, Bestand unter Stichwort „Lesegesellschaft“: Zirkular Möllmanns vom 8. Mai 1813.
  68. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 198.
  69. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 199.
  70. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 155.
  71. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 156.
  72. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 162.
  73. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 184.
  74. In: Madame de Staël: De l'Allemagne. Charpentier, 1844. S. 169.
  75. Irene Jensch: Zur Geschichte des Zeitungslesens in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts. Stein & Co., 1937. S. 52.
  76. Marlies Prüsener: Lesegesellschaften im achtzehnten Jahrhundert. ISBN 3-7657-0421-0.
  77. Barney M. Milstein: Eight eighteenth century reading societies. A sociological contribution to the history of German literature. ISBN 3-261-00753-2. S. 37, 51.
  78. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 220.
  79. a b c Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 211/212.
  80. a b c d Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 213.
  81. Ziessow: Ländliche Lesekultur im 18. und 19. Jahrhundert. S. 70.