Mentholzigaretten
Mentholzigaretten sind Zigaretten mit einem intensiven Menthol-Aroma. Menthol ist ein natürlich vorkommendes ätherisches Öl und ist in Pflanzenarten der Gattung Minze enthalten.
Tabakprodukten wird Menthol seit den 1920er Jahren zugesetzt. Es vermindert beim Inhalieren des Rauches das Reiz- und Schmerzempfinden im Atemtrakt. Es verändert die Dichte von Nikotinrezeptoren im Zentralnervensystem.[1] Zusätzlich verändert es den Metabolismus von Nikotin und erhöht dessen Bioverfügbarkeit. Es verstärkt die Nikotinsucht.[2][3][4][5] Das größte Problem an dem Menthol ist, dass es eine kühlende und schmerzlindernde, leicht betäubende Wirkung hat. Dies führe dazu, dass der normalerweise kratzige Tabakrauch leichter zu inhalieren sei. Das mache Mentholzigaretten vor allem für Rauch-Neulinge attraktiv – deshalb sind sie in mehreren Ländern verboten.
Marktanteil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut deutschem Zigarettenverband (DZV) sind die Marktanteile von Mentholzigaretten 2020 in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich: Die USA habe einen stark etablierten Menthol-Markt (circa 28 bis 34 Prozent Marktanteil). Nach einer Studie des National Cancer Institutes aus den Jahren 2003 bis 2014/15 wurden Mentholzigaretten häufiger von Frauen und jüngeren Rauchern konsumiert. Besonders starke Unterschiede gab es bei den verschiedenen Ethnien. Afroamerikaner rauchten zu mehr als 70 % Mentholzigaretten, während der Anteil bei Weißen, Hispanics und anderen bei unter 30 % lag.[6] In Europa sei diese Zigarettensorte besonders in Polen und Finnland beliebt (je circa 24 Prozent Marktanteil).[7]
EU-Recht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der EU ist die Verwendung von Menthol als Tabakzusatzstoff seit dem 20. Mai 2020 verboten.[8]
Die Europäische Union hatte bereits 2014 über Neuregelungen der europaweiten Tabakproduktlinie abgestimmt. Die Regelung ist Teil der EU-Tabakrichtlinie, die bereits 2014 verabschiedet wurde und 2016 in Kraft getreten ist, aber da Mentholzigaretten einen EU-weiten Marktanteil von über drei Prozent haben, galt für sie eine Übergangsfrist von vier Jahren.[9] Hülsen mit Menthol-Aroma, die separat verkauft werden, sind weiterhin erlaubt.[9] Die Begründung des Europäischen Gerichtshofs für das Menthol-Zigaretten-Verbot ist der Schutz der Gesundheit.
Die EU-Richtlinie betrifft alle Tabakerzeugnisse, die nach Ansicht der EU mit einem „charakteristischem Aroma“ den Einstieg erleichtern würden. Das betrifft sowohl Zigaretten als auch Drehtabak. Tabakerhitzer und Elektrische Zigarette mit Menthol-Liquid sind weiterhin erlaubt.
Tabakkonzerne haben die Übergangszeit innovativ genutzt, um Ersatzprodukte zu entwickeln: Aromakarten, die in Zigarettenpackungen gesteckt werden können, und Eindrehfilter.[10]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einer der bekanntesten Mentholzigaretten-Konsumenten war der Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ B. J. Henderson et al.: Menthol Alone Upregulates Midbrain nAChRs, Alters nAChR Subtype Stoichiometry, Alters Dopamine Neuron Firing Frequency, and Prevents Nicotine Reward. In: The Journal of neuroscience : the official journal of the Society for Neuroscience. Band 36, Nummer 10, März 2016, S. 2957–2974, doi:10.1523/JNEUROSCI.4194-15.2016, PMID 26961950, PMC 4783498 (freier Volltext).
- ↑ K. Ahijevych, B. E. Garrett: The role of menthol in cigarettes as a reinforcer of smoking behavior. In: Nicotine & tobacco research : official journal of the Society for Research on Nicotine and Tobacco. Band 12 Suppl 2, Dezember 2010, S. S110–S116, doi:10.1093/ntr/ntq203, PMID 21177367, PMC 3636955 (freier Volltext) (Review).
- ↑ R. J. Wickham: How Menthol Alters Tobacco-Smoking Behavior: A Biological Perspective. In: The Yale journal of biology and medicine. Band 88, Nummer 3, September 2015, S. 279–287, PMID 26339211, PMC 4553648 (freier Volltext) (Review).
- ↑ L. Biswas, E. Harrison, Y. Gong, R. Avusula, J. Lee, M. Zhang, T. Rousselle, J. Lage, X. Liu: Enhancing effect of menthol on nicotine self-administration in rats. In: Psychopharmacology. Band 233, Nummer 18, September 2016, S. 3417–3427, doi:10.1007/s00213-016-4391-x, PMID 27473365, PMC 4990499 (freier Volltext).
- ↑ T. Wang, B. Wang, H. Chen: Menthol facilitates the intravenous self-administration of nicotine in rats. In: Frontiers in behavioral neuroscience. Band 8, 2014, S. 437, doi:10.3389/fnbeh.2014.00437, PMID 25566005, PMC 4267270 (freier Volltext).
- ↑ A Socioecological Approach to Addressing Tobacco-Related Health Disparities. In: U.S. National Cancer Institute (Hrsg.): National Cancer Institute Tobacco Control Monographs. Band 22. Bethesda, Maryland 2017, S. 52–53 (englisch, online).
- ↑ "Schamlose Umgehung" des Menthol-Zigaretten-Verbots? Regierung prüft Verstöße
- ↑ Anlage 1, in Verb. mit § 4 Tabakerzeugnisverordnung (TabakerzV) vom 27. April 2016
- ↑ a b Menthol-Verbot ab 20. Mai 2020. www.Tabak-Börse24.de, 30. Dezember 2019, abgerufen am 14. März 2020.
- ↑ EU-Verbot der Mentholzigarette:Alles spricht gegen Menthol