Merchant of Record

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Merchant of Record (kurz: MoR) ist ein Unternehmen, das von einer Bank autorisiert wird, Kartenzahlungen im Namen eines Verkäufers abzuwickeln. Dabei übernimmt der MoR nicht nur die Zahlungsabwicklung, sondern sorgt auch dafür, dass alle steuerlichen Anforderungen eingehalten werden. Mittlerweile wird der Begriff MoR aber auch für ein Geschäftsmodell verwendet, bei dem der MoR als Wiederverkäufer eines Produkts auftritt, das zum Beispiel auf der Website eines Software-Unternehmens angeboten wird. Die eigentliche Transaktion läuft über den MoR, der dann als Vertragspartner des Käufers auftritt. Das bedeutet, dass zwei rechtliche Beziehungen entstehen: Eine zwischen dem Kunden und dem MoR sowie eine zwischen dem MoR und dem Anbieter, in diesem Fall dem Software-Unternehmen.

Funktionen eines Merchants of Record

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Der Merchant of Record übernimmt folgende zentrale Aufgaben: Verarbeitung von Zahlungen, Rechnungsstellung und Steuerabwicklung, Rechtliche Haftung, teilweisen Kundensupport, Compliance und Vorschriften.

Verarbeitung von Zahlungen

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Der MoR ist der registrierte Händler, der die Zahlung des Kunden entgegennimmt. Er wickelt die Transaktion über Zahlungsgateways oder Zahlungsabwickler ab. Der MoR stellt also nicht die Zahlungsinfrastruktur bereit, sondern leitet die Zahlung des Kunden an seine Vertragspartner bspw. Klarna oder andere Zahlungsanbieter weiter, die diese Zahlung dann verarbeiten. Überweist der Kunde per Vorkasse, wird die Zahlung im Regelfall direkt vom MoR bearbeitet und die Ware nach Zahlungseingang freigegeben.

Rechnungsstellung und Steuerabwicklung

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Der MoR stellt den Kunden Rechnungen aus, die den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, und kümmert sich um die Einhaltung steuerlicher Vorschriften, wie z. B. der Mehrwertsteuer (VAT) oder Umsatzsteuer. Die Anbieter übernehmen speziell bei internationalen Verkäufen die Steuerpflicht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich der eigentliche Händler diese Steuern spart, da sie von der späteren Auszahlung abgezogen werden.

Rechtliche Haftung

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Als Vertragspartner des Kunden trägt der MoR die rechtliche Verantwortung für die Transaktion. Dazu gehört die Bearbeitung von Rückerstattungen, Stornierungen oder Chargebacks.

Bei Fragen oder Problemen im Zusammenhang mit der Zahlung ist der MoR der Ansprechpartner für den Kunden. Sollte beispielsweise eine Zahlung fehlgeschlagen sein, wendet sich der Kunde nicht an den eigentlichen Händler oder die eigentliche Händlerin, sondern an den MoR.

Compliance und Vorschriften

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Der MoR sorgt dafür, dass alle Transaktionen den lokalen und internationalen Vorschriften entsprechen, wie z. B. Datenschutzgesetzen (z. B. DSGVO) oder Zahlungsregulierungen wie PCI-DSS. Die Merchant of Records erscheinen auch als Impressum für ihre Händler und Händlerinnen und übernehmen den Jugendschutz.

Beispiele für Merchant-of-Record-Dienste

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Unternehmen wie Paddle, 2Checkout, Netfield Media (deutschsprachig) oder FastSpring bieten MoR-Dienstleistungen an, um es anderen Firmen zu ermöglichen, ihre Produkte oder Dienstleistungen weltweit zu verkaufen, ohne sich selbst um die Zahlungsabwicklung oder steuerliche Compliance kümmern zu müssen.

Unterschied zum Payment Service Provider und zum Seller of Record

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Ein Payment Service Provider (PSP) wie Stripe oder PayPal stellt lediglich die Infrastruktur für die Zahlungsabwicklung bereit. Im Gegensatz dazu agiert der MoR als rechtlicher Verkäufer und übernimmt auch steuerliche und rechtliche Pflichten. Unternehmen, die einen PSP nutzen, bleiben selbst rechtlich für die Transaktionen verantwortlich, während ein MoR diese Verantwortung übernimmt. Ein Merchant of Record (MoR) ist ein Unternehmen, das die gesamte Zahlungsabwicklung für einen Händler übernimmt. Es ist verantwortlich für den rechtlich korrekten Ablauf von Transaktionen, die Einhaltung von Vorschriften wie PCI-DSS und den Schutz sensibler Daten. MoRs kümmern sich auch um Rückbuchungen, Betrugsprävention und die Verwaltung lokaler Steuern. Sie sind besonders nützlich für Unternehmen, die international tätig werden möchten, ohne sich um lokale Regulierungen und Steuern kümmern zu müssen.

Ein Seller of Record (SoR) tritt hingegen direkt als Verkäufer auf, verwaltet Bestellungen und Zahlungen eigenständig und hat die Kontrolle über alle rechtlichen und steuerlichen Aspekte.

Payment Service Providers (PSPs) hingegen bieten eine rein technische Lösung für die Zahlungsabwicklung. Sie ermöglichen sichere und schnelle Transaktionen, übernehmen jedoch keine weiteren rechtlichen oder steuerlichen Pflichten.

  • MoR: Ideal für internationale Expansion; übernimmt umfassende Verantwortung.
  • SoR: Direkte Kontrolle über Verkäufe und Steuerabwicklung.
  • PSP: Fokus auf sichere und flexible Zahlungsprozesse.

Vorteile eines Merchants of Record

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  • Entlastung von Verwaltungsaufgaben: Unternehmen können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, da der MoR steuerliche und regulatorische Aufgaben, sowie einen Teil der Kundenkommunikation (bei Zahlungsfragen) übernimmt.
  • Weltweite Skalierbarkeit: Ein MoR erleichtert den Zugang zu internationalen Märkten, da er lokale Steuervorschriften und Zahlungspräferenzen berücksichtigt, die der individuelle Händler oder die Händlerin zunächst recherchieren müsste.
  • Risikominimierung: Chargebacks oder rechtliche Probleme werden vom MoR verwaltet, nicht vom Händler selbst.

Nachteile eines Merchant of Record

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Die Nutzung eines Merchant of Record (MoR) kann einige Nachteile mit sich bringen, die Unternehmen bei ihrer Entscheidung berücksichtigen sollten. Zu den Hauptnachteilen gehören höhere Kosten, ein Verlust an Kontrolle, Produktbeschränkungen und langsame Auszahlungszyklen.

Hohe Kosten: MoR-Dienste erheben oft eine Gebühr pro Transaktion für Zahlungsabwicklung, Steuerüberweisung und Compliance. Diese Gebühren können die Gewinnmargen schmälern, besonders für Unternehmen mit schmalen Margen. Zudem werden Transaktionsgebühren bei Rückerstattungen in der Regel nicht zurückerstattet, was zu zusätzlichen finanziellen Belastungen führen kann.

Verwirrung bei Kunden: Kunden könnten es verwirrend finden, wenn auf ihren Abrechnungen nicht der Name des Händlers, sondern der des MoR auftaucht. Dies könnte zu Rückbuchungen führen, da Kunden die Transaktionen möglicherweise anfechten. Die fehlende Kontrolle über den Abrechnungsprozess kann zudem die Anzahl der Supportanfragen erhöhen.

Einschränkungen beim Produktverkauf: Einige MoR-Dienste schränken den Verkauf bestimmter Produkte ein, um das Risiko zu minimieren. Dies kann dazu führen, dass Unternehmen nicht alle ihre Produkte über diese Plattform verkaufen können.

Langsame Auszahlungszyklen: Ein weiterer Nachteil ist, dass die Auszahlung der Gelder oft langsamer erfolgt, was den schnellen Zugriff auf das Kapital des Unternehmens beeinträchtigen kann.

Eingeschränkte Flexibilität: MoR-Dienste bieten möglicherweise nicht die nötige Flexibilität, die für maßgeschneiderte Lösungen erforderlich wäre. Besonders schnell wachsende Unternehmen könnten Schwierigkeiten haben, ihre individuellen Anforderungen vollständig umzusetzen.