Meteorstrom

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Meteorsturm)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Meteorstrom der Alpha-Monocerotiden 1995

Neben einzeln auftretenden (sporadischen) Meteoren gibt es Meteorströme (auch Meteorschauer oder Sternschnuppenschwarm, fälschlicherweise oft auch Meteoritenschauer). Sie sind eine Häufung von Sternschnuppen zu gewissen Jahreszeiten und entstammen großteils den Staubteilchen von aufgelösten Kometen.

Die Bahnen dieser Kleinkörper verlaufen im Raum annähernd parallel und scheinen daher perspektivisch aus einem Fluchtpunkt (Radiant) am Himmel zu kommen. Ihr genauer Verlauf und die Herkunft der Körper lässt sich bestimmen, wenn ihre Leuchtspuren von mehreren Meteorstationen vor dem Sternhintergrund fotografiert werden. Den Radianten können auch Amateurastronomen bestimmen, indem die beobachteten Spuren in speziellen gnomonischen Sternkarten eingezeichnet werden.[1]

Die Fallrate wird am besten in halbstündigen Intervallen im Beobachtungsbuch oder einer Tabelle notiert. Bei hohen Fallraten sind Zeitintervalle von etwa 10 Minuten besser, bei sehr geringen (oder lange vor/nach dem Maximumstag) auch eine Stunde.

Entstehung von Meteorschwärmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sternschnuppen- oder Meteorströme können entstehen, wenn die Erde auf dem Lauf um die Sonne in die Nähe einer Kometenbahn gelangt oder sie annähernd kreuzt. In Sonnennähe verlieren Kometen andauernd einen Teil ihrer Masse in Form von Gas und Staub (Kometenschweif), von Gesteinsstücken und sonstigen kleinen Partikeln, die man Meteoroiden nennt. Sie verteilen sich im Laufe der Jahrtausende über einen Großteil der Kometenbahn, weshalb ein Meteorstrom meist jährlich an der Stelle wiederkehrt, wo die Erde den Bereich dieser Materiewolke durchfliegt. Die Stärke eines Meteorschauers wird als Zenithal Hourly Rate (ZHR) angegeben; sie ist die stündliche Zahl der Meteore, die zum Höhepunkt unter Idealbedingungen sichtbar sind.

Zeitliche Variation der Meteore und ihr Radiant

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Regelfall sind die meisten Sternschnuppen am frühen Morgenhimmel im Osten – knapp vor der Morgendämmerung – zu sehen, weil sich der Beobachter dann infolge der Erdrotation ihnen „entgegendreht“.

Alle Sternschnuppen eines Meteorschauers scheinen aus demselben Punkt am Himmel herzukommen, dem Radianten. Die Benennung der Meteorschauer erfolgt meist nach dem Sternbild, in dem dieser Radiant liegt (z. B. Perseiden: Sternbild Perseus). Allerdings verändern sich dessen Himmelskoordinaten, wenn ein Meteorschwarm länger als einige Tage dauert, denn die Ellipsenbahnen der Teilchen um die Sonne haben eine Krümmung, die pro Tag etwa 1° ausmacht.

Die Partikeldichte auf der Flugbahn des Kometen ist kurz vor und nach dem Vorbeiflug des Kometen an der Sonne deutlich größer. Dieses Ereignis wird als Meteorsturm bezeichnet, bei dem in manchen Jahren mehr als Tausend Meteore pro Stunde zu sehen sind. Manchmal gibt es unerwartete Anstiege der Fallrate durch dichtere Teilchenwolken, wie z. B. beim Meteorschwarm der Perseiden 2020.

Es kann auch erst einige Jahre nach dem Perihel des Kometen zu einer besonders großen Zahl an Meteoren kommen, wie beispielsweise 2002 bei den Leoniden und dem Periheldurchgang 1998 des dazugehörigen Kometen Tempel-Tuttle.

Da sich diese Partikelwolken im Laufe der Jahre auflösen und ihre Bahnen um die Sonne durch Bahnstörungen und andere gravitative oder nicht-gravitative Einflüsse geändert werden können, verschwinden Meteorströme langfristig (wie die Leoniden nach 2002), während neue Ströme aus aktuellen (noch „aktiven“) Kometen entstehen.

Jährlich wiederkehrende Meteorströme

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Tabelle stellt einen Auszug aus der Liste von Meteorströmen dar und enthält nur die stärksten dieser Ströme, die mehr als etwa zehn Sternschnuppen pro Stunde aufweisen können. Die drei wichtigsten (Quadrantiden, Perseiden und Geminiden) sind durch Fettschrift hervorgehoben. Die Zenithal Hourly Rate (ZHR) ist die stündliche Fallrate, die ein Beobachter unter optimalen Bedingungen (Sterne bis 6,5 mag, Radiant im Zenit) sehen kann.

Datum Maximum Name Herkunft ZHR
1. Jan. bis 5. Jan. 3. Jan. Quadrantiden
(Bootiden)
Asteroid
2003 EH1
0120
25. Jan. bis 15. Apr. 24. März Virginiden ekliptikal 0005
16. Apr. bis 25. Apr. 22. Apr. Lyriden Komet
C/1861 G1 (Thatcher)
0018
19. Apr. bis 28. Mai 5. Mai Mai-Aquariiden
(η-Aquariiden)
Halleyscher Komet 0060
15. Apr. bis 15. Juli 19. Mai Sagittariden ekliptikal 0005
12. Juli bis 25. Aug. 3. Aug. Juli-Aquariiden
(δ-Aquariden)
0020
17. Juli bis 24. Aug.
12. Aug. Perseiden
(Laurentius-Tränen)
Komet
109P/Swift-Tuttle
0110
6. Okt. bis 10. Okt. 8. Okt. Draconiden,
auch Giacobiniden
Komet
21P/Giacobini-Zinner
var.
2. Okt. bis 7. Nov. 21. Okt. Orioniden Halleyscher Komet 0023
20. Sept. bis 20. Nov. 5. Nov. Tauriden (südliche) Komet 2P/Encke 0007
20. Okt. bis 10. Dez. 12. Nov. Tauriden (nördliche) Asteroid 2004 TG10 0005
14. Nov. bis 21. Nov. 17. Nov. Leoniden Komet
55P/Tempel-Tuttle
var.
7. Dez. bis 17. Dez. 14. Dez. Geminiden Asteroid
3200 Phaethon
0120
17. Dez. bis 26. Dez. 22. Dez. Ursiden Komet
8P/Tuttle
0010
  • Hans-Ulrich Keller: Kompendium der Astronomie. Kosmos-Verlag, 2019, Abschnitt 4.6.
  • Cuno Hoffmeister: Meteore, ihre kosmischen und irdischen Beziehungen. Akademische Verlagsgesellschaft m.b.H., Leipzig 1937.
  • Cuno Hoffmeister: Meteorströme. Joh. Ambr. Barth Verlag, Leipzig 1948.
  • Fritz Heide: Kleine Meteoritenkunde. Verständliche Wissenschaft Band 23, Springer-Verlag, Berlin 1957.
Commons: Meteorstrom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. old.meteoros.de: Materialien und Formulare, abgerufen am 29. November 2021