Überprüft

Klaus Martin Kopitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Mia Brentano)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klaus Martin Kopitz (1995)

Klaus Martin Kopitz (* 29. Januar 1955 in Stendal) ist ein deutscher Komponist und Musikwissenschaftler. Bekannt wurde er insbesondere mit seinem Album Mia Brentano’s Hidden Sea. 20 Songs for 2 Pianos. In den USA gelangte es 2018 auf die Jahresbestenliste („Want List“) des Klassikmagazins Fanfare.[1] 2019 folgte die CD River of Memories. A Mystery Trip. Sie kam ebenfalls auf die Jahresbestenliste von Fanfare[2] und erhielt außerdem einen Preis der deutschen Schallplattenkritik. Das dritte Album, Summerhouse. New Music for 2 Pianos, wurde 2022 für den Opus Klassik nominiert und von Fanfare erneut zu einem der besten Alben des Jahres gewählt,[3] ebenso 2024 das vierte Album American Diary.[4]

Kopitz wuchs in Tangerhütte (Altmark) auf, wo er 1973 sein Abitur ablegte. 1975 bis 1980 studierte er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin in den Fächern Komposition, Klavier und Musikwissenschaft. 1985 bis 1987 war er Meisterschüler von Paul-Heinz Dittrich an der Akademie der Künste der DDR und besuchte Kurse in dem von Georg Katzer gegründeten Elektronischen Studio der Akademie. Anschließend leitete er die Schauspielmusik am Theater Neustrelitz. In dieser Zeit realisierte er mehrere Filmmusiken, darunter für den letzten DEFA-Film Der Besucher des israelischen Filmregisseurs Dror Zahavi, außerdem Musiken für Theater und Hörspiel.

Im Gegensatz zu vielen anderen Komponisten seiner Generation, die ausschließlich Atonale Musik für „modern“ halten, vertrat Kopitz schon in den 1980er Jahren die Ansicht, es sei ebenso möglich, „daß jemand mit völlig traditionellen Mitteln absolutes Neuland betritt“.[5] Beeinflusst wurde er dabei namentlich von John Cage. Seine neueren Werke lassen sich keinem bestimmten Genre mehr zuordnen und demonstrieren eine große stilistische Freiheit.

Unter dem Pseudonym Mia Brentano[6] veröffentlichte er 2018 den Zyklus Mia Brentano’s Hidden Sea. 20 Songs for 2 Pianos. Oliver Buslau bescheinigte den Stücken „ein immer wieder überraschendes Panorama von klassisch bis freitonal, von jazzig bis minimalistisch.“[7] Der US-amerikanische Musikkritiker Huntley Dent nannte das Album „unique among current and past releases“ (einzigartig unter den gegenwärtigen und vergangenen Veröffentlichungen).[8]

Große Anerkennung fand auch das avancierte, 2019 veröffentlichte Nachfolgeprojekt Mia Brentano’s River of Memories. Es spannt stilistisch einen Bogen von Jazz-inspirierter Kammermusik über Elektronische Musik bis hin zu Soundcollagen, die Elemente der Radiokunst und des Hörspiels einbeziehen. Dave Saemann bekannte in einer umfangreichen Besprechung: „This is the most moving new album I’ve heard in some time.“ (Dies ist das bewegendste neue Album, das ich seit einiger Zeit gehört habe.) Am Schluss resümierte er: „Mia Brentano, if other composers would only listen and learn, probably is the future.“ (Mia Brentano, wenn andere Komponisten nur zuhören und lernen würden, ist wahrscheinlich die Zukunft.)[9]

Mia Brentano’s Summerhouse, das dritte Album, das Michael Breugst im Funkhaus Wallrafplatz für den WDR Köln produzierte, erweitert und intensiviert die Möglichkeiten, die das Komponieren für zwei Klaviere bietet. Das vierte Album – Mia Brentano’s American Diary – entstand schließlich in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg. Die US-amerikanische Musikkritikerin Jacqueline Kharouf hielt es für das bislang beste von Kopitz und nannte es „a wonderful collage of sound and meaning“ (eine wundervolle Collage aus Klang und Bedeutung).[10]

Musikwissenschaftler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prägend für seine Karriere als Wissenschaftler war der Schweizer Beethoven-Forscher Harry Goldschmidt, dessen Privatassistent Kopitz von 1982 bis 1984 war. 2000 wurde er bei Helmut Loos in Musikwissenschaft promoviert und gründete 2002 mit Rainer Cadenbach die Beethoven-Forschungsstelle an der Universität der Künste Berlin, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Von 2006 bis 2008 wurden seine Beethoven-Forschungen von der Ernst von Siemens Musikstiftung finanziert.

Daneben gab er erstmals das Gesamtwerk des Komponisten Norbert Burgmüller heraus, unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte, der Kunststiftung NRW und dem Landschaftsverband Rheinland. Die sieben Bände umfassende Ausgabe erschien im Verlag Dohr in der Reihe Denkmäler rheinischer Musik.

Internationales Interesse erregte Kopitz mit seinen Forschungen über die zuvor kaum bekannte Beethoven-Freundin Elisabeth Röckel und die Entstehung des Klavierstücks Für Elise. Eine erste kurze Zusammenfassung veröffentlichte 2009 Der Spiegel.[11] Weitere musikgeschichtlich bedeutende Frauengestalten, mit denen sich seine Forschungen befassten, waren Therese von Zandt, Beethovens „Unsterbliche Geliebte“ und Robert Schumanns Geliebte „Charitas“.

Seit 2012 arbeitet er an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig als Arbeitsstellenleiter der Schumann-Briefedition, Serie II, Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen. Es handelt sich um die erste Gesamtausgabe der Korrespondenz von Robert und Clara Schumann.

Diskografie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch Schumann-Briefedition

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Fanfare, Jg. 42, Heft 2 (November/Dezember 2018), S. 190f. (online) und S. 205f. (online)
  2. Fanfare, Jg. 43, Heft 2 (November/Dezember 2019), S. 150f. (online) und S. 166f. (online)
  3. Fanfare, Jg. 46, Heft 2 (November/Dezember 2022), S. 127–129 (online)
  4. Website Fanfare
  5. Neue Musik im geteilten Deutschland, Band 4, Dokumente aus den achtziger Jahren, hrsg. von Ulrich Dibelius und Frank Schneider, Berlin 1999, S. 330 (Digitalisat)
  6. Eintrag in der Deutschen Nationalbibliothek
  7. Oliver Buslau, Kopitz’ andere Seite, in: Rondo, Nr. 3/2018, S. 62 (online)
  8. Fanfare, Jg. 42, Heft 1 (September/Oktober 2018), S. 89 (online)
  9. Fanfare, Jg. 43, Heft 1 (September/Oktober 2019), S. 102f.
  10. Website Fanfare
  11. Die enttarnte Elise, in: Der Spiegel, Nr. 26 vom 22. Juni 2009, S. 138
  12. Bestenliste 4/2019
  13. Opus Klassik 2022, Kategorien und Nominierte