Michael Schulte (Schriftsteller)
Michael Schulte (* 22. April 1941 in München; † 20. Juni 2019 in Satrup[1]), Pseudonyme Max Puntila, auch Mike McSorley, war ein deutscher Schriftsteller und literarischer Übersetzer.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Michael Schulte verbrachte seine Jugend in Niederbayern und Damaskus. Ende der 1950er Jahre hielt er sich für ein Jahr als Austauschschüler in den USA auf. Nach dem Abitur und einer abgebrochenen Buchhändlerlehre studierte er Germanistik, Geschichte und Philosophie in Göttingen und Frankfurt am Main.
Nach Abbruch des Studiums lebte er als freier Schriftsteller an verschiedenen Orten in Deutschland. 1982 wanderte er in die USA aus, wo er je ein Jahr in New York und in Santa Fe (New Mexico) lebte. Ab 1984 betrieb er gemeinsam mit seiner Frau eine Kaffeehausgalerie in Bisbee. Ende der 80er Jahre kehrte er nach Deutschland zurück, wo er wiederum an verschiedenen Orten (Frankfurt am Main, München, Hamburg) lebte. Am 10. Dezember 1970 stellte er für kurze Zeit Ulrike Meinhof sowie anderen Mitgliedern der RAF (Baader, Ensslin, Meins, Raspe, Astrid Proll und Petra Schelm) seine Zweieinhalb Zimmer-Dachgeschosswohnung in der Offenbacher Landstraße 395 in Frankfurt zur Verfügung. Dafür wurde er wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zu acht Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt.[2] Anfang der 90er Jahre ging er nochmals für vier Jahre in die USA.
Im Jahre 1998 kam es zu einem Skandal anlässlich der Veröffentlichung von Schultes Ambrose-Bierce-Biographie „Allein in schlechter Gesellschaft“, die, wie sich nach Erscheinen herausstellte, in weiten Passagen ein Plagiat eines amerikanischen Werkes war und vom Verlag daraufhin zurückgezogen wurde. Allerdings hatte er den Verleger rechtzeitig auf seine Quelle aufmerksam gemacht und vorgeschlagen, die entsprechenden Passagen mittels Fußnoten kenntlich zu machen, was der Verleger ablehnte. Schulte lebte ab 2010 bei Grünholz/Angeln in Schleswig-Holstein. Er erhielt neben verschiedenen Stipendien 1971 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und 1988 den Literaturförderpreis der Stadt Hamburg. Seit 2010 schrieb Schulte nur noch für den Hörfunk und war hauptberuflich Maler.
Michael Schulte war ein eigenwilliger Vertreter der komischen deutschen Gegenwartsliteratur. Wichtige Einflüsse waren für ihn der Dadaismus, die absurde Komik Karl Valentins, der anarchische Humor der Marx Brothers und der Pataphysiker, der tschechische Autor Ivan Vyskočil sowie der amerikanische Autor Kurt Vonnegut.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
|
|
Herausgeberschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literarische Nasen, Frankfurt am Main 1969
- Karl Valentin: Sturzflüge im Zuschauerraum, München 1969
- Die Äpfel des Pegasus, München 1972
- Karl Valentin: Das große Karl-Valentin-Buch, München [u. a.] 1973
- Das große Sherlock-Holmes-Buch, München [u. a.] 1977
- Karl Valentins Filme, München [u. a.] 1978 (zusammen mit Peter Syr)
- Hermann Löns: Die Hunde beheulen den Tod des Herzogs, Düsseldorf 1981
- Christian Morgenstern: Das Morgenstern-Buch, München [u. a.] 1985
- Paris war unsere Geliebte, München [u. a.] 1989
Übersetzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tama Janowitz: Ein Kannibale in Manhattan, München 1988
- Tim Parks: Doppelleben, München 2003
- Elliot Paul: Mickey Finn, Zürich 1993
- Lily Prior: La cucina siciliana oder Rosas Erwachen, Hamburg 2002
- Anne Rice: Der Fürst der Finsternis, München 2000
- Anne Rice: Die Königin der Verdammten, München 1991
- Hal Sirowitz: … sagte Mutter, München 2002
- Christine Sutherland: Monica, Frankfurt am Main 1997
- F. X. Toole: Champions, Hamburg 2001
- Kurt Vonnegut: Katzenwiege, München [u. a.] 1985
- Kurt Vonnegut: Slapstick oder Nie wieder einsam, München 1977
Hörspiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Was Groucho Marx sagte und das Hörspiel im Hörspiel (Radio Bremen 1971)
- Jahrmarkt oder Vom Zuschaun allein schafft man's nicht, zus. mit Ulrich Raschke (SDR 1973)
- Das ewige Konzert in New York (hr/SachsenRadio 1991)
- Der Traum der Kreuzworträtsellöserin (hr/MDR 1993)
- Die Sprechstundenhilfe (MDR/ORF 1994)
- Das Leben des Karl Valentin – Eine klingende Biographie in 14 Folgen (MDR 1995)
- Supermarkt (Radio Bremen 1996)
- Stammtisch der alten Männer (MDR 1997)
- Doc Holliday oder Die Melancholie des Pokerspiels (DLR 2007)
- Mendelssohn-Almanach – Szenen aus dem Leben des Felix Mendelssohn Bartholdy (MDR 2008)
Features
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Übernehme sämtliche Aufträge im Auf- und Abtragen von Aufträgen“ – Der Komiker Karl Valentin (SDR 1974)
- Es ist sicher absurd, daß ich trotzdem gerne hier bin! - Frankfurter Schriftsteller über ihre Stadt (zusammen mit Ulrich Raschke – hr 1975)
- Vom Reich der Nelken ins Gebirge der Wasserbüffel – Protokoll einer Reise durch Sulawesi (hr/SFB 1983)
- Egal, was passiert, hier ist alles schon passiert – Warum Deutsche in New York leben (MDR 1994)
- Hier übernachtet man nicht – Chelsea-Hotel: Porträt einer Legende (MDR 1996)
- Der glückliche zweite Geiger – Henry Meyers Weg vom Dresdner Wunderkind zum Emigranten (MDR 1997)
- Mit Tollkühnheit stürzt sich alles ins Vergnügen - Zur Geschichte des Walzers (MDR 1999)
- Der Mann, der aus dem Fenster sprang … - Das abenteuerliche Leben des Schriftstellers Ludwig Lugmeier (NDR 2003)
- Das Kamel des Abendlandes – Ein Hörbild rund um das Fahrrad (MDR 2004)
- Das Esperanto der Küche – Zur Kulturgeschichte des Ketchup (MDR 2005)
- Der liebste Ort – Kleine Kulturgeschichte des Klo’s (MDR 2005)
- Ein Zipfel Unsterblichkeit – Das Leben des Mozartlibrettisten Lorenzo da Ponte (MDR 2006)
- Lirum Larum – Das Besteck (MDR 2007)
- Das weiße Gold – Ein Salzkaleidoskop (MDR 2009)
- Die Schwingtür hat es nie gegeben – Eine Reise durch die Geschichte des amerikanischen Saloons (MDR 2010)
- Taschendiebe (MDR 2016)
Radio-Essay
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
|
|
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der echte Fuffziger, Augsburg 1991
Auszeichnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das goldene Kabel 1994 für das Hörspiel Der Traum der Kreuzworträtsellöserin (hr/MDR 1993)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Schultes Homepage
- Literatur von und über Michael Schulte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Michael Schulte (Schriftsteller) im Literaturportal Bayern (Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Matthias Thalheim: "Ich freu mich schon auf die Hölle", Nachruf in: Berliner Zeitung vom 27. Juni 2019, S. 21
- ↑ Butz Peters: Tödlicher Irrtum – die Geschichte der RAF. Argon, Berlin 2004, ISBN 3-87024-673-1, S. 224.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Schulte, Michael |
ALTERNATIVNAMEN | Puntila, Max (Pseudonym); McSorley, Mike (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller und literarischer Übersetzer |
GEBURTSDATUM | 22. April 1941 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 20. Juni 2019 |
STERBEORT | Satrup |