Mimikry (Psychologie)

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Als Mimikry bezeichnet man in der Psychologie das Phänomen, dass Menschen andere Menschen unbewusst und automatisch nachahmen.[1] Die Bezeichnung dieser Verhaltensweise wurde aus der Biologie übernommen, wo Mimikry die Ähnlichkeit von Tieren einer bestimmten Art mit denen einer zweiten Art bezeichnet, so dass Tiere einer dritten Art die beiden anderen Arten nicht sicher voneinander unterscheiden können und miteinander verwechseln.

Es gibt verbales, emotionales und verhaltensbezogenes Mimikry sowie Mimikry von Gesichtsausdrücken.

So führt beispielsweise eine Unterhaltung dazu, dass man sich der Sprechgeschwindigkeit[2], der Wortwahl und dem Dialekt des Gesprächspartners anpasst.[3] Zeigt ein anderer einen emotionalen Gesichtsausdruck, aktivieren wir ebenfalls die dafür nötigen Muskeln im Gesicht[1] und fühlen uns auch zumindest ansatzweise wie unser Gegenüber.[4] Auch anderes Verhalten wird nachgeahmt, wie beispielsweise das Wackeln mit dem Fuß[5] oder die Körperhaltung.[6]

Da Mimikry völlig unbewusst und automatisch auftritt, zeigt sich Mimikry in allen direkten (Interaktion) und indirekten (z. B. jemanden im Fernsehen sehen) sozialen Situationen.[7] Die Ursachen liegen darin, dass man grundsätzlich das Bedürfnis hat, gemocht zu werden oder zu einer bestimmten Menschengruppe dazuzugehören,[8] und somit ein hohes Affiliationsmotiv hat.[9] Verstärkt wird dies, wenn man guter Laune ist, da man dann eher auf automatische Prozesse zurückgreift[10] und einen als „field-dependant“ bezeichneten kognitiven Stil zeigt.[11]

Mimikry beeinflusst soziale und nicht-soziale Faktoren. Man imitiert eher Menschen, mit denen man sich identifizieren kann (Eigengruppe) bzw. die einem sympathisch sind, um diesen die eigene Sympathie zu signalisieren und um deren Sympathie zu erlangen.[8] Dies führt dazu, dass der Nachgeahmte den anderen mehr mag und sich eine bessere Beziehung aufbaut.[5] Daher führt Mimikry zu einem Gefühl der Verbundenheit, das wie ein sozialer Kleber wirkt, der auch die Hilfsbereitschaft steigert. Darüber hinaus verstärkt die soziale Mimikry ganz allgemein prosoziale Tendenzen gegenüber Dritten, die über die direkte Interaktionsdyade hinausgeht, und ist somit von elementarer Bedeutung für die Kooperationsfähigkeit.[12][8] Auf nicht-sozialer Ebene führt Mimikry beispielsweise dazu, dass man sich leichter überzeugen lässt, wenn man nachgeahmt wird.[13] Es hat auch Konsequenzen hinsichtlich der Selbstregulationsfähigkeit des Nachahmenden.[14]

Es gibt eine Reihe von Theorien, warum Menschen andere Menschen nachahmen. Es wurde gezeigt, dass wir über eine neuronale, passive Wahrnehmungs-Verhaltens-Verbindung verfügen, so dass die Wahrnehmung des Verhaltens eines anderen automatisch zur neuronalen Aktivierung der für dieses Verhalten verantwortlichen Neuronen unseres Körpers führt (siehe: Spiegelneuronen). Entstanden ist diese Verbindung durch evolutionären Vorteil, heute dient sie vor allem dazu, sozial angemessenes Verhalten zu ermöglichen (Empathie, prosoziales Verhalten etc.). So fungiert Mimikry als „sozialer Klebstoff“.[7]

Einzelnachweise

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  1. a b Dimberg, U., Thunberg, M., & Elmehed, K. (2000). Unconscious facial reactions to emotional facial expressions. Psychological Science, 11(1), 86-89.
  2. Webb, J. T. (1969). Subject speech rates as a function of interviewer behavior. Language and Speech, 12, 54-67
  3. Giles, H. & Powesland, P. F. (1975). Speech styles and social evaluation. London: Academic Press.
  4. Neumann, R. & Strack, F. (2000). Mood contagion: The automatic transfer of mood between persons. Journal of Personality and Social Psychology, 79, 211-223.
  5. a b Chartrand, T. L. & Bargh, J. A. (1999). The chameleon effect: The perception-behavior link and social interaction. Journal of Personality and Social Psychology, 76, 93-910.
  6. Bavelas, J. B., Black, A., Chovil, N., Lemery, C. R., & Mullet, J. (1988). Form and function in motor mimicry. Topographic evidence that the primary function is communicative. Human Communication Research, 14, 275-299.
  7. a b Chartrand, T. L., & Dalton, A. N. (2009). Mimicry: Its ubiquity, importance, and functionality. In E. Morsella, J. A. Bargh, P. M. Gollwitzer (Eds.), Oxford handbook of human action (pp. 458-483). New York, NY US: Oxford University Press.
  8. a b c Paschek, Nicole (2018). Wir sind alle Nachahmer – und das ist gut so! Psychologie heute, April 2018, S. 46–49
  9. Lakin, J. & Chartrand, T. L. (2003). Using nonconscious behavioral mimicry to create affiliation and rapport. Psychological Science, 14, 334-339.
  10. van Baaren, R. B., Fockenberg, D .A., Holland, R. W., Janssen, L., & van Knippenberg, A. (2006). The moody chameleon: The effect of mood on nonconscious mimicry. Social Cognition, 24, 426-437.
  11. van Baaren, R. W., Horgan, T. G., Chartrand, T. L., & Dijkmans, M. (2004). The forest, the trees and the chameleon: Context-dependency and mimicry. Journal of personality and Social Psychology, 86, 453-459.
  12. Ashton-James, C. E., van Baaren, R. W., Chartrand, T. L., Decety, J., & Karremass, J. (2007). Mimicry and me: The impact of mimicry on self-construal. Social Cognition, 25, 518-535.
  13. van Swool, L. M. (2003). The effects of nonverbal mirroring on perceived persuasiveness, agreement with imitator, and reciprocity in a group discussion. Communication Research, 30, 461-480
  14. Dalton, A. N., Chartrand, T. L., & Finkel, E. J. (2008). The depleted chameleon: Self-regulatory consequences of social asynchrony. Unpublished Manuskript.