Mitreo degli Animali
Das Mitreo degli Animali (Mithräum der Tiere) befindet sich in der antiken römischen Hafenstadt Ostia (IV, II, 11) und wurde um 160 n. Chr. errichtet. Es ist damit das älteste bekannte Mithrasheiligtum der Stadt, in der sich bisher mehr als ein Dutzend solcher Heiligtümer fanden.
Der Tempel wurde 1867 von Carlo Lodovico Visconti ausgegraben und im folgenden Jahr von ihm publiziert.[1] Visconti hielt den Bau nicht für ein Mithräum, sondern sah darin einen Teil des Tempels der Magna Mater, der sich direkt daneben befindet. Dieser Idee wurde jedoch später widersprochen.[2] Das Mithräum degli Animali hat den typischen Plan eines solchen Baues. Es besteht aus einer langgestreckten Halle (30,3 × 4,30 m) mit acht Pfeilern, der links eine kleinere, ebenfalls langgestreckte Halle vorgelagert ist.[3] Das Mithräum fällt durch seinen besonderen Mosaikschmuck auf: Im Hauptraum befinden sich auf dem Boden die Darstellungen eines Mannes und diverser Tiere auf einem Schwarzweißmosaik. Der Mann, die erste bartlose, männliche Figur, steht am Eingangsbereich und ist nackt. Seine Haare sind unordentlich. In der einen Hand scheint er eine Schaufel, in der anderen ein Messer zu halten.[4] Seine Identifizierung und Deutung sind unsicher. In vielen Mithräen fand sich die Statue eines Mannes mit Löwenkopf oder mit dem Bild eines Löwen auf der Brust.[5] Es ist möglich, dass dieser Mann eine solche Löwengottheit darstellt.[6] Die anderen Bilder zeigen einen Skorpion, eine Krähe, einen Hahn, eine Schlange und einen Rinderkopf. An der Rückwand der Halle befindet sich der aus Ziegeln aufgemauerte Altar.
Im Mitreo degli Animali fanden sich neben dem Altar zwei Marmorköpfe, einer, der als Sol Invictus Mithras interpretiert wird[7], ein zweiter, der als Attis interpretiert wird[8]. Beide befinden sich heute in den Vatikanischen Museen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Giovanni Becatti: I mitrei (= Scavi di Ostia 2). Rom 1954, S. 87–92 Tafel XVII–XVIII, XXXI, 2–3.
- Françoise Van Haeperen (Hrsg.): Fana, templa, delubra. Corpus dei luoghi di Culto dell'Italia (FTD). Band 6: Regio I Ostia, Porto. Edizioni Quasar, Rom 2019, ISBN 978-88-7140-969-6 (Digitalisat).
- Martina Battisti: I luoghi di culto mitraico di Ostia. Dissertation Universität Venedig 2020, S. 102–108 (Digitalisat).
- Alessandro Melaga: I mitrei di Ostia antica. Edizioni Quasar, Rom 2022, ISBN 978-88-5491-362-2, S. 149–156.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mitreo degli Animali bei ostia-antica.org
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Carlo Lodovico Visconti: I monumenti del Metroon Ostiense e degli annessi collegi dei Dendrofori e dei Cannofori. In: Annali dell'Instituto di corrispondenza archeologica. Band 40, 1868, S. 362–413 (Digitalisat).
- ↑ Lily Ross Taylor: The Cults of Ostia. Pennsylvania 1912, S. 85–87 (Digitalisat).
- ↑ Becatti: I mitrei, S. 89 Abb. 19 (Grundriss).
- ↑ Becatti: I mitrei, S. 88.
- ↑ The Lion-headed god, auf The Roman Cult of Mithras.
- ↑ Maria Floriani Squarcianpino: I culti orientali ad Ostia. Brill, Leiden 1962, S. 53.
- ↑ Musei Vaticani, Museo Gregoriano Profano Inv. 10747; Arachne.
- ↑ Musei Vaticani, Museo Gregoriano Profano Inv. 10748; Arachne.
Koordinaten: 41° 45′ 8,2″ N, 12° 17′ 24,5″ O