Mizoguchi Kenji

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Mizoguchi Kenji

Mizoguchi Kenji (japanisch 溝口 健二; * 16. Mai 1898 in Tokio; † 24. August 1956 in Kyōto) war ein japanischer Regisseur.

1898 in Tokio geboren, wuchs Mizoguchi in großer Armut auf. Er musste mit ansehen, wie seine ältere Schwester als Geisha verkauft wurde und wie sein Vater seine Mutter misshandelte. Diese Kindheitserlebnisse werden als ursächlich dafür gesehen, dass er später das Leid, die Unterdrückung und Ausbeutung der Frau zum Hauptthema seines filmischen Schaffens machte.

Ursprünglich ein Maler, stieg Mizoguchi als Darsteller weiblicher Rollen (Oyama) ins Filmgeschäft ein, wurde bald Regieassistent und drehte 1923 seinen ersten eigenen Film, Ai ni yomigaeru hi. Allein in den darauf folgenden drei Jahren drehte er über 20 Filme, begann dann aber sich auf die Suche nach dem absoluten Realismus zu machen. Er wollte die Menschen und ihr Leben so authentisch wie möglich darstellen. In dieser Schaffensphase drehte er zumeist vor Ort in Armenvierteln, teilweise unter großer Gefahr für sich und sein Filmteam. Es entstand eine Reihe linksgerichteter Propagandafilme wie Tōkyō kōshin-kyoku (1929) oder Shikamo karera wa yuku (1931), die auch kommerziell erfolgreich waren. Aus dieser frühen Phase sind jedoch nur noch wenige Filme erhalten. Mit Fujiwara Yoshie no furusato (1930) mit dem Opernsänger Fujiwara Yoshie in der Hauptrolle, welcher einen Sänger spielt, der seine Stimme verliert, drehte er den ersten Tonfilm Japans, wenngleich dieser nur stellenweise vertont war.

Aus der Philosophie seines Studios Nikkatsu, das seinen Filmen eine szenische narrative Struktur zu Grunde legte, entwickelte Mizoguchi einen auf langen Einstellungen beruhenden ästhetischen Stil, für den er bis heute berühmt ist. Er ging dabei so weit, ganze Szenen in nur einer Einstellung zu drehen. Um zu verhindern, dass die Filme dadurch statisch wirkten, bediente er sich langer Kamerafahrten, Schwenks und Kräne. Gleichzeitig war er immer bemüht, eine gewisse Distanz zum Geschehen einzuhalten. Dieser Stil wird zum einen auf seine Wurzeln als Maler zurückgeführt, zum anderen als eine Übertragung traditioneller Elemente des japanischen Theaters gesehen. Insbesondere seine späteren Filme wie etwa Musashino fujin wurden für diese Ästhetik als altmodisch, traditionell und unpassend für das moderne japanische Kino kritisiert.

Ein zweites Markenzeichen von Mizoguchis Filmen begann sich im Laufe der 1930er Jahre herauszukristallisieren: Die Beschäftigung mit der Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen. In Die weißen Fäden des Wasserfalls (Taki no shiraito) verliebt sich die junge Taki in einen Mann und unterstützt ihn mit geliehenem Geld bei seinem Studium. Der Gläubiger erweist sich aber später als so aufdringlich, dass sie keine Wahl hat, als ihn zu töten. In der Verhandlung stellt sich heraus, dass der Richter eben jener junge Mann ist, für dessen Ausbildung sie das Geld geliehen hat. Er hält sich an seine Prinzipien und verurteilt seine Gönnerin zum Tod, die diesem Schicksal nur entgehen kann, indem sie sich die Zunge abbeißt. Berühmt für die Darstellung von Frauenschicksalen wurde er 1936 mit Die Schwestern von Gion, der zugleich sein letzter Film für Nikkatsu war.

Der Wechsel zum Daiei-Studio fiel in eine problematische Phase des japanischen Kinos. Im Rahmen des Krieges erhöhte die Regierung den Druck auf die Filmindustrie, propagandistische Stimmung zugunsten Japans zu machen. Mizoguchi sah sich gezwungen, andere Themen in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu stellen, und wich auf historische Stoffe aus, wie Die Erzählung von den späten Chrysanthemen, der das Schicksal einer Schaustellerfamilie in der Meiji-Zeit zum Thema hat. Mit dem Fortschreiten des Krieges fiel es Mizoguchi immer schwerer, sich der Zensur und den auferlegten Themen zu entziehen, so dass eine Reihe qualitativ minderwertiger, nationalistischer Filme entstand. Eine Ausnahme stellt die Verfilmung der Legende von den 47 Rōnin dar, die aus Ehrgefühl Selbstmord begingen.

Nach Kriegsende konnte sich Mizoguchi wieder seinem Hauptthema, den Frauen, zuwenden. Er verband dieses Leitmotiv seiner Arbeit nun aber häufiger mit der Tradition historischer Stoffe, den Jidai-geki, die im japanischen Film eine herausragende Rolle spielen. Die beiden Meisterwerke dieser Phase sind zweifellos Ugetsu – Erzählungen unter dem Regenmond und Sansho Dayu – Ein Leben ohne Freiheit. In Ugetsu – Erzählungen unter dem Regenmond griff er das ihm lebenslang am Herz liegende Thema der Frauenschicksale in einem historischen Kontext auf.

Mizoguchi Kenji starb am 24. August 1956 im Alter von 58 Jahren an Leukämie.

Die ARD widmete ihm 1982 eine Filmreihe in der sieben Filme von ihm ihre Deutschlandpremiere hatten: Das makellose Schwert, Der Sieg der Frauen, Die Liebe der Schauspielerin Sumako, Die Flammen meiner Liebe, Das Leben der Frau Oharu, Utamaro und seine fünf Frauen und Zwei Geishas.[1]

Mizoguchi drehte trotz seines frühen Todes fast 90 Filme. An dieser Stelle ist deshalb nur ein auszugsweiser Überblick über seine wichtigsten Werke möglich.

  • Mark Le Fanu, Mizoguchi and Japan, London, British Film Institute, 2005, ISBN 1-84457-057-6.
  • Horst Peter Koll / Thomas Koebner: Kenji Mizoguchi. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 515–520.
  • S. Noma (Hrsg.): Mizoguchi Kenji. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993, ISBN 4-06-205938-X, S. 992.
  • Yoshikata Yoda, Souvenirs de Kenji Mizoguchi, Paris, Cahiers du Cinéma, 1997, ISBN 2-86642-182-5
Commons: Kenji Mizoguchi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Schönheit und Unglück der Frauen. In: Der Spiegel. Nr. 28/1982, S. 134–135 (Digitalisat).