Mohr im Hemd
Mohr im Hemd, auch Kuchen mit Schlag[1] oder Schoko-Nuss-Kuchen,[2] ist eine österreichische Süßspeise.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie besteht hauptsächlich aus Schokolade, Butter, Semmelbröseln (Paniermehl), Zucker, Eidotter, geriebenen Mandeln oder Walnusskernen und Rotwein und hat die Form eines kleinen Gugelhupfs. Wie der englische Christmas Pudding wird der Mohr im Hemd im Wasserbad pochiert. Danach wird er mit heißer Schokoladensoße übergossen und mit Schlagobers garniert. Gelegentlich wird die Süßspeise mit Eis serviert als Eismohr im Hemd bezeichnet. Man bekommt den Mohr im Hemd in österreichischen Kaffeehäusern und Gaststätten sowie vereinzelt auch in bayerischen Konfiserien. Der Ausdruck im Hemd bezieht sich auf das (weiße) Schlagobers, das den Schokokuchen umhüllt.
Kontroverse um die Bezeichnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Besonders seit den 2000er Jahren wird der Begriff „Mohr im Hemd“ in Medien und in wissenschaftlicher Literatur als rassistisch kritisiert und diskutiert.[3][4][5] Der Begriff „Mohr“ ist im Kolonialismus als abwertende Bezeichnung für Schwarze Menschen benutzt worden. Der afroösterreichische Journalist Simon Inou äußerte sich dazu: „Solche Wörter sind für Schwarze im deutschsprachigen Raum eine der schwersten Beleidigungen.“[6] Die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch spricht sich für eine Änderung des Speisenamens aus, weil dieser Schwarze Menschen herabwürdige und verletze.[7] Als Argumente für die Beibehaltung der Bezeichnung „Mohr im Hemd“ werden oft Tradition und das Fehlen einer schlechten Absicht hinter der Bezeichnung benannt. Die Linguistin Katharina Zaboj nennt die Befürwortung des Begriffes als Beispiel für Alltagsrassismus von Weißen Menschen und vergleicht die Debatte mit der um die Bezeichnung „Mohrenköpfe“ für Schokoküsse.[8]
Der Fachverband Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich empfahl 2012, auf diskriminierende Speisebezeichnungen wie „Mohr im Hemd“ zu verzichten und stattdessen neutrale Bezeichnungen wie „Kuchen mit Schlag“ zu übernehmen: „Als Branche, die sich der Gastfreundschaft verschrieben hat, sollten wir hier mit gutem Beispiel vorangehen und auf derartige Bezeichnungen verzichten.“[1]
Mehrere Unternehmen haben sich nach öffentlicher Kritik von dem Namen „Mohr im Hemd“ distanziert. Als der Eishersteller Eskimo 2009 eine neue Eissorte mit der Geschmacksrichtung „Mohr im Hemd“ und dem Slogan „I will mohr!“ veröffentlichte, führte dies zu einem Diskurs in österreichischen Medien.[6][9] Nach Beschwerden beim Österreichischen Werberat entschuldigte Eskimo sich öffentlich für die Kampagne und verzichtete auf die weitere Verwendung der Plakatsujets.[10] Die Firma Smilemenues, die Wiener Kindergärten mit Speisen beliefert, nahm 2015 den Produktnamen nach Kritik vom Speiseplan.[11] Die Lebensmittelkette Billa nennt die Süßspeise seit 2020 Schoko-Nuss-Kuchen.[2]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Rassismus im Hemd. In: Der Standard. 19. Februar 2015, abgerufen am 5. März 2023 (österreichisches Deutsch).
- ↑ a b Rassismus-Debatte: Billa verbannt "Mohr im Hemd". In: Salzburger Nachrichten. 18. August 2020, abgerufen am 5. März 2023.
- ↑ Wie rassistisch der Begriff „Mohr“ wirklich ist in der Presse, 20. März 2012; abgerufen am 15. Februar 2016
- ↑ Christian Flatz, Danijela Miskic: Sprache spielt eine Rolle. Abgerufen am 5. März 2023.
- ↑ In ATV "Am Punkt": Hitzige Diskussion über "Mohr im Hemd". Abgerufen am 5. März 2023.
- ↑ a b Will i mohr? - fm4.ORF.at. Abgerufen am 5. März 2023.
- ↑ Fragen & Antworten zu diskriminierenden Speisebezeichnungen. SOS Mitmensch, 12. März 2012, abgerufen am 5. März 2023.
- ↑ Katharina Zaboj: Sprache und Alltagsrassismus. »Aber woher kommst du wirklich?« In: Wiener Linguistische Gazette. Nr. 88. Universität Wien, Wien 2021, S. 83–90 (univie.ac.at [PDF]).
- ↑ Ingrid Brodning: Mediaforschung. In: Falter. 29. Juli 2009, abgerufen am 5. März 2023.
- ↑ Detail - werberat. Abgerufen am 5. März 2023.
- ↑ Kritik am "Mohr im Hemd" im Kindergarten. In: Der Standard. Abgerufen am 5. März 2023 (österreichisches Deutsch).