Moorwald
Ein Moorwald ist ein Wald auf Standorten mit wassergesättigtem Boden, mit Auflage von Torfschichten. Moorwälder stocken auf mehr oder weniger sauren, meist nährstoffarmen, Standorten an der Nässegrenze des Waldes. Ähnlich und oft benachbart zu Moorwäldern sind die Bruchwälder, die genauso stark vernässt, aber nährstoffreicher und insbesondere reicher an Stickstoff sind: Das C/N-Verhältnis im Moorwald liegt bei 21 bis 26, im Bruchwald dagegen bei 12 bis 16,[1] womit es für das Wachstum der meisten Pflanzenarten günstiger als im Moorwald ist. In Mitteleuropa werden Moorwälder meist von Waldkiefer oder Moorbirke, in den Alpen und im Alpenvorland auch von Spirke oder Fichte, beherrscht, während in Bruchwäldern meist die Schwarzerle dominiert. Gelegentlich werden allerdings die Birken- und Kiefern-Moorwälder auch als Birken- bzw. Kiefernbruch bezeichnet.[2]
Moorwälder stehen oft in Kontakt zu den baumfeindlichen offenen Hochmooren. Sie wachsen etwa auf teilentwässerten Mooren. Daneben dominieren sie auch in natürlichen, ungestörten Mooren in Gebieten mit kontinentalem Klima oder an den trockeneren Randgehängen lebender, aufgewölbter Moorkörper.
Moorwälder sind als LRT 91D0* ein prioritär geschützter Lebensraumtyp nach der FFH-Richtlinie der Europäischen Union.[3]
Standorte und Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Moorwälder in Mitteleuropa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Moorwälder wachsen auf Torfen kontinentaler Hochmoorkomplexe, auf den Randgehängen und an den Rändern der Laggs von Hochmooren weniger kontinentaler Gebiete sowie an den Rändern dystropher Gewässer. Weitere Wuchsorte sind entwässerte, nicht mehr wachsende Hochmoore (sekundäre Wälder). Neben Moorböden werden auch sehr nasse, anmoorige, mineralische Nassböden und nährstoffreichere Niedermoore besiedelt. Moorwälder dieser Standorte bilden abhängig von der Nährstoffversorgung auf sauren Standorten oft nur lichte Baumschichten aus. Auf sehr sauren Standorten (zentrale Hochmoorflächen) können sich lediglich Moorgehölze mit meist eingeschränkter Wuchskraft entwickeln. Bei zunehmend günstigerer Nährstoffversorgung der Standorte nehmen diese Gehölze einen Waldcharakter an. Die Krautschicht ist vielfach durch die Dominanz von Torfmoosen (Sphagnum) und Zwergsträuchern (Vaccinium) gekennzeichnet.
- Rauschbeeren-Waldkiefern-Moorwald (Vaccinio uliginosi-Pinetum sylvestris): Es sind natürliche, lichte Moorwälder mit spärlicher Baumschicht aus Waldkiefern (Pinus sylvestris) und Moorbirken (Betula pubescens).
- Karpatenbirken-Bruchwald (Betuletum carpaticae): Lichter Birken-Moorwald mit Karpatenbirken (Betula pubescens ssp. carpatica, eine Unterart der Moor-Birke) an den Rändern quelliger Hoch- und Zwischenmoore in den montanen Lagen der Mittelgebirge.
- Birkenbruchwald (Betuletum pubescentis): Lichter Birkenbruchwald, Birken-Moorwald mit Moorbirke auf nährstoffarmen Torfböden am Rande von Hoch- und Zwischenmooren sowie dystrophen Gewässern im nass-oligotrophen Bereich.
Moorwälder in Nord- und Südamerika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der borealen Zone Nordamerikas sind Moorwälder mit Schwarz-Fichte Picea mariana und Larix laricina sowie Abendländischem Lebensbaum (Thuja occidentalis) entwickelt. Im Süden und Südosten der Vereinigten Staaten existieren Sumpfmoore und Moorwälder, die sich aus der Sumpfzypresse (Taxodium distichum) und dem Tupelobaum (Nyssa aquatica) zusammensetzen. Bekanntestes Beispiel sind die Everglades im Süden der USA. Es sind Überflutungsmoore in Fußtälern und Küstenbereich oder durch Zulaufwasser gespeiste Versumpfungsmoore.
Torfwälder in Südostasien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Indonesiens Wälder sind überwiegend auf mächtigen Torfflözen aufgewachsen. Hier finden sich die größten Torfwälder weltweit, deren Bäume bis zu 50 Meter hoch werden können. Die Wälder umfassen etwa 20 Millionen Hektar. Auf einem Hektar wachsen etwa 120 Baumarten. Charakteristisch für diese Wälder ist die hohe Vielfalt an Kannenpflanzen. Ursachen für die Torfbildung sind ein sehr geringes Gefälle des Geländes, der ansteigende Meeresspiegel nach der letzten Eiszeit und die Wassermassen, welche die Flüsse aus dem Landesinneren in die Küstenebenen bringen. In der Regenzeit staut sich das Wasser und überflutet den Waldboden monatelang.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- M. Succow, M. Jeschke: Moore in der Landschaft: Entstehung, Haushalt, Lebewelt, Verbreitung, Nutzung und Erhaltung der Moore. Thun, Frankfurt/Main, 1990, ISBN 3-87144-954-7
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Heinz Ellenberg (fortgeführt von Christoph Leuschner): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 6., erweiterte Auflage 2010. 1334 Seiten. ISBN 978-3-8252-8104-5. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2010 (UTB Band 8104). auf Seite 422.
- ↑ vgl. Henning Häupler (2002): Die Biotope Deutschlands. Schriftenreihe für Vegetationskunde 38: 247–272. PDF ( des vom 2. August 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Moorwälder, NATURA 2000-Code: *91D0 BfN Bundesamt für Naturschutz, zuletzt geändert am 16. Januar 2012.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Torfwälder in Indonesien ( vom 5. April 2013 im Internet Archive) PDF, Seite 27, abgerufen am 14. Juli 2006