Morton Doran
Morton Lawrence Doran, auch Mort Doran (* 5. Juli 1940 in Toronto)[1], ist ein emeritierter kanadischer Arzt, der an dem Tourette-Syndrom leidet. Trotz dieser schweren Behinderung, die mit starken Muskelzuckungen einhergeht, war Doran lange erfolgreich als Chirurg tätig. Er wurde weltweit bekannt, weil der Neurologe und Autor Oliver Sacks diesen ungewöhnlichen Fall in einem Buch beschrieben hat.[2] In späteren Jahren war Doran auch als Professor für Anatomie an der Universität in Calgary tätig.[3]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Morton Doran wurde am 5. Juli 1940 in Toronto geboren. Über seine leiblichen Eltern ist nichts bekannt; er wurde als Kleinkind von einem kinderlosen Ehepaar adoptiert. Seine Adoptiveltern waren der Kaufmann Joseph Doran und dessen Ehefrau Bertha, geb. Lipson, jüdische Einwanderer aus England bzw. Russland. Doran wuchs in Toronto auf und entwickelte ab dem siebten Lebensjahr ruckhafte Zwangsbewegungen. Trotzdem fasste er schon früh den Entschluss, Medizin zu studieren und Chirurg zu werden. Das Studium war für ihn vor allem wegen seiner Behinderung schwierig, aber er schaffte schließlich das Examen und schloss sein Studium an der University of Toronto im Jahr 1964 ab.[4] Seine Assistentenzeit verbrachte er im Norden Kanadas bei den Eskimos und wurde so zu einem Spezialisten für Polarmedizin.
Doran heiratete mit 28 Jahren und wurde Vater von zwei gesunden Söhnen. Er arbeitete 12 Jahre als praktischer Arzt, bevor er in der Provinzstadt Cranbrook in British Columbia Chirurg wurde. Anfangs hatte er große Probleme, weil seine Kollegen es für unmöglich hielten, dass er mit seinen zuckenden Gliedmaßen operieren konnte. Doran bewies ihnen aber, dass er seine Zwangsbewegungen während der Operationen völlig unter Kontrolle hatte.
Unter welcher Krankheit er litt, wurde Doran erst mit 37 Jahren klar, als er im Radio zufällig einen Bericht über das Tourette-Syndrom hörte. Doran las alles, was er darüber finden konnte und trat der kanadischen Tourette-Syndrom-Stiftung bei. Dort hielt er viele Vorträge und schrieb 1998 ein Buch mit dem Titel Understanding Tourette-Syndrome. Ihm zu Ehren wurde der Mort Doran Forschungsfonds gegründet.
Einige Jahre später wurde Doran als Professor für Anatomie an die Universität Calgary berufen. Trotz seiner sehr auffälligen Verhaltensweisen war Doran bei den Studierenden sehr beliebt und gewann viele Auszeichnungen für seine hervorragende Lehre. Da Doran seinen Wohnsitz in Cranbrook beibehalten wollte, erwarb er trotz seiner Behinderung den Pilotenschein und flog wöchentlich nach Calgary, um seine Vorlesungen zu halten. Auf einer wissenschaftlichen Tagung begegnete Doran dem Neurologie-Professor Oliver Sacks, der über ihn ausführliche Abhandlungen schrieb. Doran wurde dadurch weit über Kanada hinaus bekannt.[5]
2015 wurde Doran für seine vielfältigen Verdienste um die Erforschung des Tourette-Syndroms und für seine großen Leistungen als Hochschullehrer zum Mitglied des Order of Canada ernannt.[6]
Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Clinical Adjunct Award (2001)
- Gold Star Award (2001, 2002, 2003, 2004, 2006, 2007)
- Students’ Union Teaching Excellence Award (2003, 2004, 2006, 2007, 2010)
- CSMA Letter of Excellence in Teaching (2005, 2010)
- Order of Canada (2015)
- Ehrenmitglied des Mathison Centre for Mental Health Research and Education[7]
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Understanding Tourette Syndrome. Tourette Foundation of Canada, 1998, ISBN 978-1-89681301-1 (englisch).
- Tourette's Syndrome doesn’t keep BC Surgeon out of operating room. In: Canadian. Medical Association Journal. 145/3, 1991, S. 247 (englisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Yan Yu, Aravind Ganesh: Calgary surgeon and educator retires. (englisch)
- C. Biondi: The will to overcome and inspire. In: Ucalgary Medicine, Vol. 2, H. 3, Herbst 2010 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Scans der Originaldokumente eingesehen auf ancestry.com am 7. Oktober 2019.
- ↑ Oliver Sacks: Eine Anthropologin auf dem Mars. Sieben paradoxe Geschichten. Rowohlt Verlag, Reinbek 1997, ISBN 978-3-49960242-9.
- ↑ Heinrich Zankl: Zuckender Chirurg. In: Trotzdem genial. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2014, ISBN 978-3-527-33410-0, S. 187–192 (Online).
- ↑ Torontonensis Graduates, 1964. University of Toronto, 1964, S. 48, abgerufen am 7. Oktober 2019 (englisch, mit Foto von 1964).
- ↑ Oliver Sacks, Peter Ginter: Vom „Es“ besessen. In: Geo Magazin, 6. 1993. S. 108–124.
- ↑ Ernennung von Dr. Doran zum Member of the Order of Canada abgerufen am 2. Oktober 2019.
- ↑ Dr. Morton Doran. The Mathison Centre for Mental Health Research and Education, University of Calgary, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 2. Oktober 2017; abgerufen am 7. Oktober 2019 (englisch, mit Foto von Doran). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Personendaten | |
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NAME | Doran, Morton |
ALTERNATIVNAMEN | Doran, Morton Lawrence (vollständiger Name); Doran, Mort; Doran, Morton L. |
KURZBESCHREIBUNG | kanadischer Mediziner (Chirurg) |
GEBURTSDATUM | 5. Juli 1940 |
GEBURTSORT | Toronto, Kanada |