Mosaikbrunnen (Dresden)
Der Mosaikbrunnen steht im Großen Garten in der Dresdner Altstadt. Er wurde anlässlich der Internationalen Gartenbauausstellung von 1926 nach einem Entwurf von Hans Poelzig und seiner Frau Marlene Moeschke-Poelzig[1] im Stil des Art déco errichtet.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Brunnen befindet sich an seinem ursprünglichen Standort nahe der Hauptallee im südwestlichen Teil des Großen Gartens auf einer Wegkreuzung. Diese ist nur mit hohen Bäumen bepflanzt, der Brunnen ist also an dieser eher dunklen Stelle das einzig Farbige.[2] Seit der Brunnensanierung 2006/2007 gibt es rund um den Brunnen Sitzbänke.[3]
Aussehen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Form des Brunnens ist, passend zur Umgebung, nach dem Vorbild einer Pflanze gestaltet. Drei stilisierte Blüten wachsen aus einer runden Brunnenschale. Der ganze Brunnen ist mit rund einer halben Million Mosaiksteinen[4] in den Farben Erdbraun, Grau, Grün, Blau, Orange, Gelb und Gold belegt.[2] Der Brunnen zeigt eine expressionistische Formensprache mit orientalischen Einflüssen.[5] In Bezug auf die Fallhöhe des Wassers und den Beckendurchmesser ist der Brunnen falsch konstruiert, daher spritzt das Wasser über den Beckenrand.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1926 fand zur Hundertjahrfeier der Sächsischen Gesellschaft für Botanik und Gartenbau die Internationale Gartenbauausstellung in Dresden statt. Zu den zahlreichen für diesen Anlass errichteten Kunstwerken gehörte auch der von Hans Poelzig und seiner Frau Marlene Moeschke-Poelzig entworfene Mosaikbrunnen. Die Gütersloher Zeitschrift Bauwelt bemerkte damals: „Das Besondere an dem Poelzig-Brunnen […] liegt darin, daß hier zum erstenmal ein Material, und zwar Mosaik, verwendet wurde, das für eine so große monumentale Aufgabe noch niemals benutzt wurde.“[6]
Der Brunnen wurde von August Wagner in seiner Berliner Firma Puhl & Wagner gefertigt. Er bestand aus Betonhohlkörpern, die mit Mosaiksteinen besetzt wurden.[2] Über die geplante Haltbarkeit gibt es widersprüchliche Angaben. Je nach Quelle war der Brunnen nur für den Ausstellungszeitraum[7][8][9] oder auch für eine längere Lebensdauer[2] konzipiert. Wahrscheinlich ist eine längere geplante Lebenszeit. Die Firma Puhl & Wagner schrieb in einem Brief am 10. Juni 1929 an die Dresdner Kunstakademie: „Der mehr zufällige äussere Anlass zur Errichtung dieses Parkbrunnens ist heute ohne Belang in Anbetracht der unbedingt auf Dauer berechneten Stabilität des Kerns und Mosaikummantelung“.[10]
Als der Brunnen nach dem Ende der Ausstellung abgerissen werden sollte, wandte sich Poelzig am 17. September 1926 an den Oberbürgermeister Bernhard Blüher mit der Bitte um eine dauerhafte Übernahme des Brunnens durch die Stadt Dresden oder das Land Sachsen. Bis dahin hatte Poelzig nach eigenen Angaben 30.000 Mark Selbstkosten für den Brunnen gehabt und die Entwürfe kostenfrei geliefert. Zuvor hatte auch August Wagner bei verschiedenen Dresdner Stellen um eine Übernahme des Brunnens nachgesucht. Oberbürgermeister Blüher antwortete, er wolle den „Brunnen als Schmuckstück des Großen Gartens“ gern erhalten. Dabei hoffe er, dass das Land die Kosten übernehmen würde. Am 10. Juni 1929 wandte sich die Firma Puhl & Wagner an den Großen Rat der Kunstakademie Dresden. Bis dahin sei der Kontakt zu den zuständigen Stellen fruchtlos geblieben. Ein Abbruch des Brunnens sei bereits angeordnet, eine Verlegung an einen Standort außerhalb von Dresden an fehlenden Finanzen gescheitert. Eine Antwort auf dieses Anliegen ist nicht überliefert – der Brunnen durfte aber an seinem Platz stehenbleiben.
Seitdem fanden wiederholt Restaurierungsarbeiten am Brunnen statt. Die ersten 1946, um durch Bombensplitter hervorgerufene Löcher zu beseitigen. Seit etwa 1980 stand der Brunnen wegen seines schlechten Zustandes trocken. Im Dezember 1982 erstellte der VEB Denkmalpflege Dresden ein Gutachten zur Reinigung der Mosaiksteine. Im Oktober 1983 erteilte der Rat der Kultur der Stadt Dresden einen Auftrag zur bautechnischen Untersuchung des Brunnens. Hierbei wurden große Probleme in der Struktur festgestellt.[10] Ab 1984 war er eingerüstet, ohne dass Sanierungsarbeiten erfolgten. Durch Umwelteinflüsse, Frost und Salzablagerungen waren die Bewehrungen verrostet und der Brunnen kam in Schräglage.[2] In den nächsten Jahren wurden einige weitere Gutachten erstellt. So wurde unter anderem eine ehemalige Beleuchtung diskutiert. Man hatte eine Lampenfassung gefunden, es existierten aber keine Abbildungen des beleuchteten Brunnens.[10] Die nötige Sanierung fand aufgrund von Materialmangel nicht statt.
Erst 1994 konnten die Arbeiten beginnen. Hierbei wurden eine Umwälzpumpe und Scheinwerfer eingebaut sowie fehlende Mosaiksteine ergänzt. Außerdem wurde die Wassertechnik wieder in Betrieb gesetzt und an das Brauchwassersystem des Großen Gartens angeschlossen. 2006 wurde festgestellt, dass die Betonkonstruktion instabil geworden war. Mosaiksteine fielen herab. Eine darauf eingeleitete Sanierung in Höhe von 800.000 Euro[11] wurde im Juli 2007 abgeschlossen. Im Frühjahr 2013 musste der Brunnen wieder trockengelegt werden, da die Brunnenschale undicht geworden war. Teile der Schale hatten sich abgesenkt, Bruchstücke waren abgeplatzt.[12] Außerdem hatten sich in der Schale durch das kalkhaltige Wasser (trotz einer 2006 installierten Enthärtungsanlage[13]) zahlreiche Risse gebildet. Es wurden die Mosaiksteinchen aus der inneren Schale entfernt, ein neues Fundament gebaut, in die Schale ein Edelstahlgewebe eingezogen und diese neu aufbetoniert. Auch die komplette Brunnentechnik und die Beleuchtung wurden erneuert. Seit der Sanierung sprudelt im Brunnen Trinkwasser, das weniger kalkhaltig als das bisherige Brauchwasser ist.[8][12] Im August 2016 wurde der Brunnen wieder in Betrieb genommen. Für die Sanierung zahlte der Freistaat Sachsen 330.000 Euro.[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helmut Geisert, Elisabeth Moortgat (Red.): Wände aus farbigem Glas. Das Archiv der Vereinigten Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff. Berlinische Galerie, Berlin 1989, ISBN 3-927873-01-2 (Katalog zur Ausstellung vom 8. Dezember 1989–21. Januar 1990 im Martin-Gropius-Bau Berlin; Gegenwart Museum. Nr. 9), S. 160ff.
- Detlef Eilfeld und Jochen Hänsch: Das Dresdner Brunnenbuch: Band 2. SV SAXONIA Verlag, Dresden 2015, ISBN 978-3-944210-75-9.
- Eberhard Grundmann: Die schönsten Brunnen in und um Dresden. 1. Auflage. Saxo-Phon, Dresden 2010, ISBN 978-3-938325-72-8, S. 14–15.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kerstin Dörhöfer: Pionierinnen in der Architektur: eine Baugeschichte der Moderne. Ernst Wasmuth Verlag, 2004, S. 115, 180 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b c d e Jochen Hänsch: Dresdner Brunnen – Schmuckstück im Großen Garten. In: Sächsische Zeitung. 27. Juli 2009 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
- ↑ a b Birgit Hilbig: Märchenhaftes im Scheinwerferlicht. In: Sächsische Zeitung. 29. August 2000 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
- ↑ Eberhard Grundmann: Die schönsten Brunnen in und um Dresden. 1. Auflage. Saxo-Phon, Dresden 2010, ISBN 978-3-938325-72-8, S. 14–15.
- ↑ Werner Pinkert: Brunnenabbau nach Ausstellung vergessen. In: Sächsische Zeitung. 6. November 2003 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
- ↑ Dr. Neumann: Der Poelzig-Brunnen in Dresden. In: Bauwelt. Nr. 26. Berlin 1. Juli 1926, S. 13.
- ↑ Sarah Grundmann: Ansprudeln nach einem halben Jahrhundert. In: Sächsische Zeitung. 10. Mai 2016 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
- ↑ a b Peter Weckbrodt: Juni 2016 könnte der Mosaikbrunnen wieder sprudeln. In: Dresdner Neueste Nachrichten. 28. September 2015 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
- ↑ Lars Kühl: Mosaikbrunnen im Großen Garten bleibt trocken. In: Sächsische Zeitung. 28. April 2014 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
- ↑ a b c Detlef Eilfeld und Jochen Hänsch: Das Dresdner Brunnenbuch: Band 2. SV SAXONIA Verlag, Dresden 2015, ISBN 978-3-944210-75-9.
- ↑ Bettina Klemm: Ein Schmuckplatz für den Großen Garten. In: Sächsische Zeitung. 22. September 2008 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
- ↑ a b Simone Burig: Mosaikbrunnen sprudelt im Sommer wieder. In: Sächsische Zeitung. 7. November 2015 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
- ↑ Mosaikbrunnen ist erneuert. In: Sächsische Zeitung. 2. Dezember 2006 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
- ↑ Ende Juli sprudelt es wieder. Der Mosaikbrunnen im Großen Garten ist nahezu saniert. In: Dresdner Neueste Nachrichten. 30. Juni 2016 (online via GBI-Genios [abgerufen am 12. August 2016]).
Koordinaten: 51° 2′ 26,1″ N, 13° 45′ 14,3″ O