Muhr (Salzburg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Muhrtal)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Muhr
Wappen Österreichkarte
Wappen von Muhr
Muhr (Salzburg) (Österreich)
Muhr (Salzburg) (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Salzburg
Politischer Bezirk: Tamsweg
Kfz-Kennzeichen: TA
Hauptort: Vordermuhr
Fläche: 115,96 km²
Koordinaten: 47° 6′ N, 13° 30′ OKoordinaten: 47° 5′ 52″ N, 13° 29′ 54″ O
Höhe: 1107 m ü. A.
Einwohner: 483 (1. Jän. 2024)
Bevölkerungsdichte: 4,2 Einw. pro km²
Postleitzahl: 5583
Vorwahl: 06479
Gemeindekennziffer: 5 05 05
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Vordermuhr 5
5583 Muhr
Website: www.muhr.eu
Politik
Bürgermeister: Hans-Jürgen Schiefer (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2024)
(9 Mitglieder)
3
5
1
Insgesamt 9 Sitze
Lage von Muhr im Bezirk Tamsweg
Lage der Gemeinde Muhr (Salzburg) im Bezirk Hallein (anklickbare Karte)GöriachLessachMariapfarrMauterndorfMuhrRamingsteinSankt Andrä im LungauSankt Margarethen im LungauSt. Michael im LungauTamswegThomatalTwengUnternbergWeißpriachZederhausSalzburg
Lage der Gemeinde Muhr (Salzburg) im Bezirk Hallein (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Das Muhrtal, taleinwärts
Das Muhrtal, taleinwärts
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Muhr ist eine der 15 Gemeinden im Bezirk Tamsweg (Lungau), Land Salzburg in Österreich und hat 483 Einwohner (Stand 1. Jänner 2024). Im Gemeindegebiet entspringt der – fast – gleichnamige Fluss Mur.

Das Gemeindegebiet umfasst das oberste Murtal. Unter „Oberstes Murtal“ kann man im weiteren Sinne auch den ganzen Lungau verstehen – Oberes Murtal bezeichnet speziell den steirischen Abschnitt bis Bruck an der Mur. Hierorts versteht man unter Murtal aber insbesondere den Abschnitt von St. Michael über Ramingstein bis an die Landesgrenze bei Kendlbruck/Predlitz, der als Talweitung von St. Michael bis Tamsweg den Kernraum des Lungau darstellt, und auch als Teil des Lungauer Beckens gesehen werden kann.[1][2] Um das Tal von Muhr als eines der Nebentäler dieses Kernraumes zu kennzeichnen, hat sich der Begriff Muhrtal – wie die Gemeinde in der alten Schreibung mit «h» – eingebürgert.[3]

Ortsüblich bezeichnet man die Talung, wie im oberdeutschen häufig, schlicht nur als die Muhr.[4]

Daneben findet sich auch der Name Murwinkel.[5] Dieser alte Flurname bezeichnet ursprünglich die Pfarrei,[6] also die Gegend um Hl. Rupert und die Bergbauregion Rotgülden. Er findet sich sowohl für das ganze Muhrtal im Sinne des Gemeindegebiets,[7] auch entsprechend den heutigen Ortschaften Vorder- und Hintermuhr als Vorderer und Hinterer Murwinkel,[8] als auch speziell für das unbesiedelte oberste Tal oberhalb von Rotgülden.[2]

Das Muhrtal misst etwa 20 Kilometer. Es bildet in seinem äußeren Teil noch eine Fortsetzung der Mur-Mürz-Furche, und um Schellgaden noch einen Ausläufer des Lungauer Beckens. Es zieht sich etwas südlich von St. Michael am Fuß des Katschbergs westwärts. Es führt dann über Hemrach und die Vordermuhr bergeinwärts; letztere gliedert sich in Untere und Obere Au. Auf etwa halber Länge ist es durch den Murfall gegliedert, ab diesem Raum spricht man von Hintermuhr.[9] Hier zweigt das Altenbergtal südwestwärts ab. Ab Rotgülden führt es stärker nordwestwärts und bildet den Murwinkel im engeren Sinne. Hier zweigt südwestwärts das Rotgüldental zum Rotgüldensee ab. Bei Jagdhaus Muritzen folgt ein weiters Nebental, das Muritzental mit dem Karwassersee. Bei der Sticklerhütte knickt dann auch das Tal der Mur – noch immer taleinwärts gesehen – südwestwärts. Der allerhinterste Teil heißt dann Schmalzgrube. Hier entspringt am Fuß des Frauennocks die Mur (Murursprung).

Der Kamm nördlich ist die Weißeckgruppe der Radstädter Tauern, mit dem Weißeck (2711 m ü. A.). Dahinter liegt das Zederhaustal als Nachbartal des Muhrtals. Südlich liegt die Hafnergruppe der Ankogelgruppe, mit dem Kareck (2481 m ü. A.) über dem Katschbergpass und dem Großen Hafner (3076 m ü. A.) als Hauptgipfel. Dieser Kamm ist die salzburgisch-kärntnerische Landesgrenze, dahinter befindet sich im Süden das Pöllatal, das oberste Tal der Lieser, und im Westen das oberste Maltatal um den Kölnbreinspeicher. Der Kamm des Schöderhorns (2475 m ü. A.) verbindet die beiden Bergzüge, über ihn leitet das Murtörl zum Pongauer Großarltal. Diese Grat gehört zum Alpenhauptkamm, und das Murtörl trennt die Hohen Tauern, zu denen der Hafner gehört, von den Niederen Tauern, zu denen das Weißeck gerechnet wird.

Gemeindegliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemeindegebiet umfasst folgende drei Ortschaften und Katastralgemeinden (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[10]):

Einziger Zählsprengel ist Muhr für das ganze Gemeindegebiet.

Die Gemeinde gehört zum Gerichtsbezirk Tamsweg. Bis Ende Jänner 1962 gehörte sie dem Gerichtsbezirk Sankt Michael im Lungau an.

Die Gemeinde kooperiert mit den anderen Lungaugemeinden und den angrenzenden Kärntner Gemeinden im UNESCO-Biosphärenpark Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge. Außerdem gehört sie – als einzige Lungauer Gemeinde – zu den Nationalparkgemeinden Nationalpark Hohe Tauern, wobei zum Nationalpark nur die jeweiligen Talschlüsse des Rotgüldentals, des Muritzentals und beim Murursprung gehören.

Nachbargemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zederhaus
Hüttschlag (Bez. St. Johann (Pongau)) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Sankt Michael im Lungau
Malta (Bez. Spittal, KTN) Rennweg am Katschberg (Bez. Spittal, KTN)

Über die Besiedlung gibt es bis in die Römerzeit, die im Lungauer Kernraum gut erhalten ist, keine Nachweise.[8]

Ab dem Mittelalter war das Muhrtal eine bedeutende Bergbauregion. Schon im späteren Hochmittelalter, Mitte des 14. Jahrhunderts, sind der Goldbergbau Schellgaden[11] und der Arsenbergbau Rotgülden[12] nachweislich. Sie wurden von den Salzburger Erzbischöfen betrieben. Die Blütezeit des Bergbaus fällt in das 16. Jahrhundert, zu der Zeit waren 150 Abbaustellen namentlich bekannt.[8] 1523 ist auch die Rupertkirche in Muhr (ecclesia s. Ruperti in valle mur) nachweislich.[13] 1670 wurde ein Vikariat von St. Michael eingerichtet.[14]

1813 wurde das vormalig Michaeler Vikariat zur Pfarre Muhr im Lungau (urspr. Murwinkel)[6] erhoben.[15] Während der Goldabbau in Schellgaden 1818 beendet wurde,[8] war das Bergwerk Rotgülden noch Ende des 19. Jahrhunderts das größte Arsenikwerk der Habsburgermonarchie.[8]

Die Produktion in der Arsenhütte wurde 1994 eingestellt.[12] Die britische Bergbaufirma Noricum Gold hatte Mai 2015 die mehrjährige Goldsuche um das ehemalige Goldbergwerk Rotgülden aus Kostengründen wieder eingestellt. Mehrere Probebohrungen waren bis in 150 m Tiefe vorgetrieben worden.[16]

Am 29./30. Oktober 2018 wurde der tiefliegende Ortskern nach starken Regenfällen von der ausufernden Mur überschwemmt.[17]

Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom hier behandelten Ort.

Motiv: Gemeindeamt/Rathaus der Gemeinde

Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht.
BW
Gemeinderatswahl 2024
Wahlbeteiligung: 86,6 %
 %
60
50
40
30
20
10
0
54,2 %
(−0,3 %p)
28,6 %
(−0,3 %p)
17,2 %
(+0,6 %p)
2019

2024


Die Gemeindevertretung hat insgesamt 9 Mitglieder.

  • bis 2004 Hans Hohenwarter (ÖVP)[20]
  • 2004–2009 Hubert Gruber (ÖVP)
  • 2009–2019 Ernst Josef Kandler (SPÖ)[21]
  • seit 2019 Hans-Jürgen Schiefer (ÖVP)[22]

Blasonierung: Ein Schild, schräg geteilt von einem doppelten Wellenband in Blau, darüber im linken Feld in Silber ein Mann mit rot-silber verwechselten Kleidern, rechts ein Schwert, links einen goldenen Ring mit Rubin haltend, darunter im rechten Feld in Gold ein Blahhaus in Schwarz.

Der Mann ist der örtliche Samson. Blahhaus meint eine kleine Hochofenanlage und bezieht sich insbesondere auf den Arsenbergbau Rotgülden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Pfarrkirche Muhr im Lungau
Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Muhr (Salzburg)

Auf dem Gemeindegebiet von Muhr befinden sich die Kraftwerke Murfall, Rotgülden und Hintermuhr der Kraftwerksgruppe Lungau der Salzburg AG, dem Infrastrukturunternehmen der Stadt Salzburg für Energie, Verkehr und Telekommunikation.

In Muhr beginnt der über 300 km durch Österreich führende Murradweg. Bis hinauf zur Sticklerhütte führt ein grober, zuletzt sehr steiler Fahrweg aus Schotter. Ganz hinauf zum Murursprung im Kar verläuft ein eher flacher Wanderpfad. Schattseitig, in der Hafnergruppe, liegt die Rotgüldenseehütte.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger der Gemeinde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Franz Pfeifenberger[23]
  • 1950: Heinrich Hummer[24]

Söhne und Töchter der Gemeinde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Muhr, Salzburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Den Mitterberg als Inselberg im Beckenraum betrachtet.
  2. a b (F.C. Weidmann, Hrsg.:) Touristen-Handbuch auf Ausflügen und Wanderungen in Salzburg. Band 1 (Erster Haupttheil Allgemeine Uebersicht. Stadt Salzburg, Umgebung der Stadt, Pongau und Lungau.), Verlag Carl Gerold, Wien 1845, Abschnitt Die Thauerntäler des Pongau’s und Lungau’s, 7. Murwinkel und Murthal (Lungau), S. 290–303 (Google eBook, vollständige Ansicht):
    „Von der Wandung [d.i.: Wendung] am Roßkogl bis zum Blasnerlehen [bei Rotgülden] trägt das Thal den Namen des Murwinkels. […] Der Bach […] strömt an dem Orte Mur vorüber, an St. Michael und Tamsweg,[…] und bildet so das Hauptthal des Lungaues, welches vom Blasnerlehen, wo das Murwinkel den Namen Murthal annimmt, …“ (Zitat S. 292).
  3. so etwa: Peter Holl: Niedere Tauern. Reihe Alpenvereinsführer: Zentralalpen, Bergverlag Rother, 2005, ISBN 978-3-7633-1267-2, Zur Geographie der Niederen Tauern, S. 18 und Täler und Talorte: Murtal, S. 396 f und Muhrtal, S. 397 f.
  4. So etwa: Christian Steinwender, Lukas Plan: Kontaktkarst im Bereich Murursprung-Rosskar (Lungau, Salzburg). In: Die Höhle 62 (2011), S. 15–26, zobodat.at [PDF] „die Muhr (das Tal, in dem die Quelle der Mur liegt) …“ (Zitat S. 16 unten).
  5. Eintrag zu Murwinkel im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon): „oberstes Stück des Murtals“.
  6. a b So etwa: Benedikt Pillwein (Hrsg.): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, welches zugleich das topographische und genealogische Lexikon ist und der Kreiskarte versehen. Geographisch-historisch-statistisches Detail nach Distrikts-Kommissariaten. 1. Auflage. Fünfter Theil: Der Salzburgerkreis. Joh. Christ. Quandt, Linz 1839, Kapitel 17) Pfleggericht St. Michael, S. 480  (Google eBook – Faks. Druckhaus Nonntal, Salzburg 1983). 2. Auflage 1843 (Google Book)
    desgleichen Touristen-Handbuch 1845, S. 294: „Mur (eigentlich Murwinkel) ist eine Pfarre …“
  7. So etwa: Adolph Schaubach: Die deutschen Alpen. Band 1, Verlag F. Frommann, 1845, Kapitel I) Die Centralalpen, 4. Die Muhrtaler Alpen, 1) Die Lungauer Alpen, insb. S. 100 (Kap. I.4 ab S. 98; Google eBook, vollständige Ansicht):
    „Der Mittelpunkt des Landes fällt in die Gegend von St. Michael und Tamsweg und dahin laufen die innern Rücken zusammen, und ebenso die zwischen ihnen liegenden Thäler: Murwinkel, Zederhaus, Tweng, Weißbriach, Lignitz, Göriach, Lessach und Leisnitz.“ Der Autor spricht in Folge von „Schellgaden im Murwinkel“.
  8. a b c d e Historisches, auf vs-muhr.salzburg.at (abgerufen am 14. November 2016).
  9. Die Ortslage Unterm Fall gehört aber schon zu Hintermuhr.
  10. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
  11. Die Bergbaugeschichte Schellgadens. (Memento des Originals vom 14. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taurachsoft.de In: taurachsoft.at: Lungauer Bergbau-Geschichte (Memento des Originals vom 31. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taurachsoft.de
  12. a b Der Arsenikabbau im Rotgülden. (Memento des Originals vom 14. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taurachsoft.de In: taurachsoft.at: Lungauer Bergbau-Geschichte
  13. Pfarrgemeinde, auf vs-muhr.salzburg.at (abgerufen am 14. November 2016).
  14. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld (Hrsg.): Salzburg und Berchtesgaden in historisch-statistisch-geographisch- und staats-ökonomischen Beyträgen.Verlag Mayr, 1810, S. 294 und 323 (Google eBook, vollständige Ansicht).
  15. Pfarre Muhr im Lungau. Erzdiözese Salzburg: kirchen.net → Wen finde ich wo? (abgerufen am 14. November 2016).
  16. Goldsuche im Lungau eingestellt. ORF.at, 11. Mai 2015 (abgerufen am 11. Mai 2015).
  17. Zehntausende Haushalte ohne Strom orf.at, 30. Oktober 2018, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  18. Gemeindewahlen 2019. (PDF) Land Salzburg, S. 125, abgerufen am 3. Januar 2021.
  19. Land Salzburg - Wahlergebnisse. Abgerufen am 21. März 2024.
  20. Hans Hohenwarter. In: Salzburger Nachrichten: Salzburgwiki.
  21. Ernst Josef Kandler. In: Salzburger Nachrichten: Salzburgwiki.
  22. Muhr. Abgerufen am 4. Januar 2021 (österreichisches Deutsch).
  23. Salzburger Nachrichten (15. 4. 1950), S. 6. Vgl. Salzburger Nachrichten. In: anno.onb.ac.at. Abgerufen am 10. März 2022.
  24. Salzburger Nachrichten (15. 4. 1950), S. 6. Vgl. Salzburger Nachrichten. In: anno.onb.ac.at. Abgerufen am 10. März 2022.