Musa troglodytarum

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Musa troglodytarum

Musa troglodytarum

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Ingwerartige (Zingiberales)
Familie: Bananengewächse (Musaceae)
Gattung: Bananen (Musa)
Art: Musa troglodytarum
Wissenschaftlicher Name
Musa troglodytarum
L.
Die gestrichelte Linie zeigt die Region der Verbreitung der Feʻi-Banane, 'Pisang Tongkat Langit' und Musa fehi
Feʻi-Bananen auf Tahiti
'Pisang Tongkat Langit', Rumphius

Musa troglodytarum, auch Feʻi-Banane genannt, ist eine domestizierte Wildbananen-Art aus der Gattung der Bananen (Musa) in der Sektion Callimusa. Sie hat einen aufrechten Fruchtstand und rotvioletten Pflanzensaft. Auch 'Pisang Tongkat Langit' und Musa fehi zeigen diese Merkmale. 'Pisang Tongkat Langit' bedeutet im Indonesischen „Himmelzeigende Banane“.

Feʻi-Banane, 'Pisang Tongkat Langit' und Musa fehi können zusammen botanisch als Musa troglodytarum angesehen werden. Die Art kommt auf Inseln im Pazifischen Ozean, auf den Molukken und in Papua-Neuguinea vor. Die Frucht wird selten roh verzehrt.

Ähnlich wie andere Bananenstauden kann Feʻi 3–10 m hoch werden. Sie hat im Gegensatz zu anderen Bananengewächsen keinen weißen, sondern roten Pflanzensaft. Die Frucht ist zylindrisch, plump, die Schale der reifen Frucht ist rot-orangerot mit dunkelbraunen Flecken, das Fruchtfleisch ist kräftig goldgelb bis orange und kann einige flache, braune Samen enthalten.

Die Früchte von Musa fehi, die in höheren Lage wachsen, sollen Samen enthalten, während die aus niederen Lagen samenlos sind.[1]

Das Fruchtfleisch von 'Pisang Tongkat Langit' duftet wild und schmeckt adstringierend. Die reife Frucht schmeckt süßlich und ist bekömmlich. Der Rohverzehr von frisch geernteten Früchte kann gelegentlich Juckreiz verursachen. Nach Lagerung wird die Frucht bekömmlicher. Wenn die Frucht langsam in Asche gebraten wird, schmeckt sie besser und ist auch süßlicher. Diese Bananenart sollte besser als Koch-Bananen (engl. Plantain) verwertet werden. Nach dem Verzehr färbt sich der Urin rötlich-rot, ähnlich wie nach dem Konsum von Roter Bete.

'Pisang Tongkat Langit' wurde erstmals ausführlich von dem deutsch-niederländischen Naturforscher Georg Eberhard Rumpf mit Beinamen Plinius Indicus, auf den Molukken beschrieben. Rumpf nannte diese seltsame Bananenart Musa Uranoscopos.[2] Er erkannte, dass eine Bananenart mit aufrechtem Fruchtstand und rotem Pflanzensaft ungewöhnlich ist und nicht zu Sorten von Dessert-Bananen (Musa x paradisiaca) gehört. Auf den Molukken wird diese Bananenart in Gärten als Rarität kultiviert.

Der gebürtige Wölfersheimer Georg Eberhard Rumpf lebte bis zu seinem Tod 45 Jahre lang auf Ambon. Er schickte sein Manuskript zwei Mal von Ambon nach Holland, 1688 und 1690. Mit der ersten Sendung kenterte das Schiff auf dem Weg von Batavia nach Holland. Da Rumpf seine botanischen Beschreibungen bereits vor Einführung der binomialen Nomenklatur durch Linné in Species Plantarum 1753 veröffentlichte, ist der botanische Name Musa uranoscopos für 'Pisang Tongkat Langit' heute nicht valide.

In der Dissertation von Olavus Stickman, einem Doktoranden von Linné, über Herbarium Amboinense wurden die von Rumpf beschriebenen Pflanzen mit der von Linné eingeführten binominalen Nomenklatur versehen. Bemerkenswert ist, dass für Musa uranoscopos keine andere Namen hinzugefügt wurden.[3]

Die Botaniker Daniel Solander und Joseph Banks begleiteten James Cook bei der ersten Südseereise 1768–1771 auf der Endeavour. Solander berichtete über fünf Bananensorten, die auf Tahiti Feʻi genannt wurden.[4] William Ellis, der fast acht Jahre auf den Gesellschaftsinseln lebte, stellte fest, dass Feʻi-Bananen auf einzelnen polynesischen Inseln ein Grundnahrungsmittel der Bevölkerung waren.[5] Diese sind reich an Vitamin A und Kohlenhydraten.

In Neukaledonien fand der französische Naturforscher Eugène Vieillard (1819–1896) eine semi-domestizierte Bananenart mit aufrechtem Fruchtstand und rot-violettem Pflanzensaft, er bezeichnete sie 1862 als Musa fehi.[6]

Der Ursprung dieser Bananenart ist nicht eindeutig geklärt. Früher wurde sie zur Sektion Australimusa zugeordnet. Heute wird diese Sektion zur Sektion Callimusa zusammengeführt. Es wurde vermutet, dass Musa maclayi aus Papua-Neuguinea eine der Vorfahren dieser Bananenart sein könnte.[7]

Der botanische Name der Feʻi-Banane ist vermutlich Musa troglodytarum L. (Artepitheton von Linné für eine in Ozeanien heimische Art zu lat. Troglodytae < gr. Trog(l)odytai ‹ein offenbar den Pygmäen zugerechnetes Volk›; das Benennungsmotiv ist jedoch nicht bekannt.[8]) Dieser Name war jahrhundertelang in seiner Anwendung umstritten, unter anderem deshalb, weil Linné hier zwei Bananenarten unter einer Beschreibung vermischt hat (die zweite wird heute Musa balbisiana genannt). Linné lag selbst kein Material der Art vor, seine Beschreibung basiert auf der sorgfältigen Beschreibung und Abbildung von Rumpf. Spätere Bearbeiter haben versucht, die von Linné erzeugte Konfusion zu lichten, wobei sie sie noch vergrößerten, in dem sie eine Vielzahl von (illegitimen) Ersatznamen einführten, unter anderem auch Rumpfs alten Namen uranoscopos. Die als Musa fehi Bertero ex Vieillard im Jahr 1862 beschriebene Art ist ebenfalls dieselbe Art, die unter diesem Namen beschriebenen Pflanzen haben mit Musa troglodytarum unter anderem die Herkunft aus Kultur (es sind keine echten Wildvorkommen bekannt), den aufrechten, nicht hängenden Blütenstand und die rote Farbe gemeinsam. Typusmaterial zum direkten Vergleich gibt es nicht.[9]

Die von Blanco in „Flora de Filipinas“ 1880–1883 als Musa troglodytarum dargestellte Banane ist nicht identisch mit den Feʻi-Bananen, 'Pisang Tongkat Langit' und Musa fehi. Die Fruchtschale (Illustration) ist grünlich-gelb, das Fruchtfleisch weiß mit vielen Kernen und der Pflanzensaft des Scheinstammes weiß. Feʻi-Banane, 'Pisang Tongkat Langit' und Musa fehi zeigen diese Merkmale nicht.

Für Musa fehi, eine auf den Fidschi-Inseln heimische Bananenart, hatte Dodds festgestellt, dass diese Art nur 10 Chromosomenpaare aufweist wie andere Arten in der Sektion Callimusa. Die Chromosomenzahl der Arten in der Sektion Musa beträgt 11 Paare[1] So wurden die Feʻi-Bananen, 'Pisang Tongkat Langit' und Musa fehi zusammengefasst als Musa troglodytarum.[10]

Auf Tahiti, den Fidschi-Inseln, Tonga, Samoa und Hawaii fand MacDaniels 13 Variationen der Feʻi-Banane.[11]

Musa troglodytarum Blanco
  • Musa uranoscopos ex Rumph.
  • Musa fehi Bertero ex Vieill.
  • Musa × paradisiaca subsp. troglodytarum (L.) K. Schum.
  • Musa × paradisiaca var. dorsata G.Forst.
  • Musa rectispica Nakai
  • Musa × sapientum subsp. troglodytarum (L.) Baker
  • Musa seemannii F.Muell.
  • Musa troglodytarum var. acutibracteata MacDan.
  • Musa uranospos Colla
  • Musa uranoscopos Lour.

Der Anbau dieser Bananenart in ihrer Heimat als Grundnahrungsmittel soll zur Vorbeugung von Mangel an Vitamin A gefördert werden. In Gegenden mit Bananenanbau für den Export ist Vitamin-A-Mangel in der Bevölkerung mit niedrigem Einkommen verbreitet. Deren Ernährung besteht hauptsächlich aus jenen Bananen, die nicht exportiert bzw. verkauft werden können.[12] Feʻi-Bananen mit goldgelbem Fruchtfleisch sind reich an β-Carotin, einer Vorstufe von Vitamin A. Es gibt Sorten, die roh auch schmackhaft sind, z. B. 'Karat'-Bananen. Zur Vorbeugung von Vitamin-A-Mangel, könnte der Anbau dieser Bananensorte empfohlen werden.[13]

Die Akzeptanz in der Heimat der Feʻi-Banane in der Bevölkerung nimmt leider ab.

In Australien wurde das Apsy2a-Gen von 'Asupina' in ein Cavendish-Kultivar transferiert. Dieses Gen spielt bei der Biosynthese von Carotinen eine wichtige Rolle. 'Asupina' enthält 20-mal mehr Carotine als eine Dessert-Banane. Dieses Konzept könnte für den lokalen Anbau von Bananen in Uganda eine Rolle spielen, um Vitamin-A-Mangel in der Bevölkerung vorzubeugen.[14]

Bei zeremoniellen Feierlichkeiten spielen Feʻi-Bananen eine große Rolle auf den Marquesas und den Gesellschaftsinseln.

Ähnlich wie die Blätter anderer Bananenarten, werden die frischen Blätter von Feʻi-Bananen auch als Verpackungsmaterial von Lebensmitteln oder als Tischdecke verwendet. Für die Dachbedeckung von Hütten sind getrocknete Blätter nützlich und zusammengebundene Scheinstämme können als Floß für kurze Strecken benutzt werden. Früher wurde der rot-violette Pflanzensaft von Missionaren als Tinte verwendet.

Sorten und Variationen

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Gauguin: Le repas ou Les Bananes. Feʻi-Bananen, vorne links
Gauguin: La Orana Maria. Feʻi-Bananen, vorne links
  • 'Karat'-Kultivare in Mikronesien
  • 'Utin lap'-Kultivare in Mikronesien
  • 'Aibwo', 'Fagufagu', 'Gatagata' auf den Salomonen
  • 'Pisang Tongkat Langit' auf den Molukken
  • 'Pisang Tongkat Langit Papua', 'Menei', 'Rimina' in Papua-Neuguinea
  • 'Soaqa' auf den Fidschi-Inseln
  • 'Asupina' in der Pazifikregion
  • 'Dáak' in Neukaledonien
  • 'Borabora', 'Polapola' in Hawaii

Feʻi-Bananen in der Kunst

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Der französische Maler Paul Gauguin, der auf Hiva Oa in Französisch-Polynesien starb, hatte in seinem Werk „Le repas“ drei Polynesier bei der Mahlzeit mit Feʻi-Bananen abgebildet. Als traditionelle Nahrung der einheimischen Bewohner von Tahiti sind Feʻi-Bananen auch auf seinem „La Orana Maria“ zu sehen.

  • Randy C. Ploetz, Angela K Kepler, Jeff Daniells, Scot C. Nelson: Banana and plantain – an overview with emphasis on Pacific island cultivars. In: Species Profiles for Pacific Island Agroforestry. Februar 2007, S. 23–27.
  • A. K. Kepler & F. G. Rust: The World of Bananas in Hawai’i: Then and Now. Pacific Fe’i: Maia He’i (Musa troglodytarum) 2012, S. 245.
  • Jeanne Dericks-Tan: Ausgerechnet Bananen …. In: Kulturbotanische Notizen Nr. 2, 2014, S. 68–71.

Einzelnachweise

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  1. a b K. S. Dodds: Musa fehi, the indigenous banana of Fiji. In: Nature 157: 729–730, 1946
  2. Georgius Everhardus Rumphius: Musa Uranoscopos – Pissang Toncat Langit. In: Herbarium Amboinense 1747 Buch VIII, Cap. IV, Seite 137 und Tafel LXI scan bei botanicus.org
  3. O. Stickman: Herbarium Amboinense, quod consens, … Dn Doct. Caroli Linnaei. Upsaliae 1754, S. 20, https://www.biodiversitylibrary.org/item/150432#page/81/mode/1up
  4. D. C. Solander: Primitiae flore insularum Oceani Pacifici, sivi catalogus Plantarum in Otaheite, Eimeo. In: Botanical manuscript in British Museum (Nat. Hist.) S. 344, 1769
  5. William Ellis: Polynesian researches during a residence of nearly eight years in the Society and Sandwich Islands. H. G. Bohn, London 1859
  6. E. Vieillard: Plantes utiles de la Nouvelle-Calédonie. In: Annales des Sciences Naturelles 16: 28–76, 1862
  7. http://www.promusa.org/Fei+bananas Anne Vézina. ProMusa, aktualisiert 23. März 2017
  8. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 660 (Nachdruck von 1996).
  9. Markku Häkkinen, Henry Väre, Maarten Christenhusz (2012): Identity of a Pisang – historical concepts of Musa (Musaceae) and the reinstatement of Musa troglodytarum. Folia malaysiana l3 (2): l-14.
  10. E. E. Cheesman: Classification of the Bananas. III. Critical Notes on Species. Kew Bulletin No. 4: 272, 1949
  11. L. H. MacDaniels 1947: A study of the fe’i banana and ist distribution with reference to Polynesian migrations. Bulletin 190. Bernice P. Bishop Museum, Honolulu, Hawaii 56p.
  12. WHO. Global prevalence of Vitamin A deficiency - MDIS Working Paper No. 2. Micronutrient Deficiency Information System, WHO/NUT/95.3. Geneva: World Health Organization, 1955
  13. Lois Englberger. Ian Darnton-Hill, Terry Coyne, Maureen H. Fitzgerald, Geoffrey C. Marks: Carotenoid-rich bananas: A potential food source for alleviating vitamin A deficieny. In: Food and Nutrition Bulletin 2003 Vol 24, No. 4
  14. Super bananas – world first human trial, Queensland University of Technology
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