Musikbildungszentrum Südwestfalen
Das Musikbildungszentrum Südwestfalen befindet sich in Schmallenberg in der Ortschaft Bad Fredeburg.
Geschichte des Bauwerks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfänge bis 1947 (Von der Mädchenaufbauschule zur Bildungseinrichtung)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebäude des Musikbildungszentrums hatte eine bewegte Geschichte. Anfang der 1920er Jahre wurde das Haus geplant, um dort eine Aufbauschule für Mädchen unterzubringen. Die Schule wurde von dem Architekten und Kreisbaumeister Wilhelm Kathol entworfen. Im August 1929 bezog die Mädchenaufbauschule mit Internat das Gebäude. Die Einweihung der Aufbauschule erfolgte am 23./24. September 1929 in Anwesenheit des Oberpräsidenten Johannes Gronowski. Ostern 1930 erfolgte der Ausbau auf sechs Jahrgangsstufen (Kl. 8–13).[1]
Doch bereits 1935 wurde das Bauwerk wegen erheblicher Schulden an die paramilitärische Kampforganisation SA vermietet. Die SA erwarb später für den halben Erbauungspreis das Gebäude, um dort eine SA-Führerschule einzurichten. Nachfolgend wurde daraus die einzige SA-Gruppenführerschule in Deutschland. Für die damalige Stadt Fredeburg war die Schule nicht nur finanziell ein Desaster. Eine Zeit lang kam es zwischen der katholischen Landjugend und den unerwünschten SA-Schülern zu erheblichen Streitigkeiten, Schlägereien und sogar Überfällen. Die Verlegung der SA-Schule nach Erwitte erfolgte jedoch erst 1944. Nachfolgend bis zum ersten Luftangriff am 4. April 1945 war das Haus ein Lazarett.
Auf Druck der Briten wurde dann im Oktober 1945 in dem Gebäude eine Polizeischule eröffnet. Nach Intervention der Bevölkerung erfolgte schon 1946 der Umzug der Schule. Hiernach gab es Überlegungen aus dem Haus eine Bildungseinrichtung zu machen. 1947 erhielt das Kultusministerium von Nordrhein-Westfalen von der englischen Verwaltung die Liegenschaft.
1948 bis 2003 (Einrichtung des Deutschen Bauernverbandes)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Danach bemühte sich Andreas Hermes, der damalige Präsident des Deutschen Bauernverbandes, um die Gründung einer Bauernhochschule in Fredeburg. Ein Jahr später fanden erste Schulungen in der neuen Bildungsstätte des Landes Nordrhein-Westfalen statt. Erster Leiter der Bildungsstätte war Viktor Engelhardt.[2] Der erste Bauernhochschulkurs fand 1948/49 statt. Ihm gingen die Gründungsformalitäten der „Deutschen Bauernhochschule Fredeburg“ voraus. Georg Raederscheidt wurde im Jahr 1948 Leiter der Bauernhochschule.[3] An der Deutschen Bauernhochschule Fredeburg waren unter anderem die Professoren Hellmut Wollenweber, Franz Gerl, Herbert Kötter und Wolfgang Legler tätig.[4] Die Deutsche Bauernhochschule erwarb erst 1952 das Gebäude. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Bauernhochschule kam Bundespräsident Theodor Heuss nach Fredeburg.
Anfang der 60er Jahre erfolgte mit dem Erweiterungsbau auch die Umbenennung.[5] In einer Versammlung am 9. Mai 1960 wurde mit der Satzungsänderung ein neuer Name für die Bauernhochschule beschlossen. Auf Vorschlag des Jugendministeriums benannte man die Bauernhochschule in Deutsche Landjugend-Akademie Fredeburg um.[6] Als neue Aufgabe kam die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Jugendarbeit hinzu.[7]
Der Erweiterungsbau wurde im Jahr 1963 von dem damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke feierlich eröffnet. Im Jahr 1996 besuchten rund 19.000 Teilnehmer die Einrichtungen der DLA. Später wurde die Deutsche Landjugend-Akademie-Fredeburg e.V. (DLA) in Andreas Hermes-Akademie umbenannt.
2003 bis zur Gegenwart (Akademie Bad Fredeburg, Musikbildungszentrum Südwestfalen)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2003 kam das Gebäude wieder in städtischen Besitz. Danach erfolgte die Umbenennung zur Akademie Bad Fredeburg. In der Akademie befand sich ein Zentrum für Kultur, Bildung und Tourismus. Partner der Akademie waren das Humboldt-Institut, die Musikschule Hochsauerlandkreis und die Stadt Schmallenberg.
Zehn Jahre später wurde die Akademie im Rahmen der Regionale 2013 zum „Musikbildungszentrum Südwestfalen“ um- und ausgebaut. Die Kosten für den Neubau und Umbau des Altbaus betrugen 8,19 Mio. Euro.[8] Das südwestfälische Musikbildungszentrum wurde von dem nordrheinwestfälischen Bauminister Michael Groschek am 3. Juli 2015 offiziell eingeweiht.[9][10] Die Geschäftsstellen des Sauerland-Tourismus e.V. und der Internationale Gesellschaft für Musikpädagogische Fortbildung e.V. (IGMF) sind aktuell auch in dem Gebäude untergebracht.
Bekannte Absolventen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den bekannten Absolventen der Einrichtung des Deutschen Bauernverbandes gehörten:
- Josef Brunner (1928–2012), deutscher Politiker (MdB)
- Martin Horstmeier (1929–2024), deutscher Politiker (MdB)
- Helma Schmitt (* 1931), deutsche Politikerin und ehemalige Landtagsvizepräsidentin in Rheinland-Pfalz
- Hermann Kroll-Schlüter (* 1939), deutscher Politiker (MdB) und Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Forsten des Freistaates Sachsen.
- Eckhard Uhlenberg (* 1948), deutscher Politiker (MdL) und ehemaliger Landesminister für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie Landtagspräsident in Nordrhein-Westfalen
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ursula Schukraft: Die deutsche Landjugendakademie Fredeburg. Bildungsstätte im Sauerland seit mehr als 65 Jahren. In: Schmallenberger Sauerländer: Almanach. 1996, ZDB-ID 1026570-3, S. 204–209.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Norbert-W. Rockel: Städtisches Gymnasium Schmallenberg 75 Jahre: Von der Aufbauklasse in Fredeburg zum Gymnasium in Schmallenberg (1925–2000). Hrsg.vom Städtischen Gymnasium Schmallenberg. Becker, Arnsberg, 2000, S. 20.
- ↑ Engelhardt, Viktor Musikbildungszentrum Südwestfalen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Willi B. Gierke, Uta Loeber-Pautsch: Die pluralen Strukturen der Erwachsenenbildung: Zur Geschichte der Erwachsenenbildung in Niedersachsen 1947–1960. Band 1. (pdf; 3,9 MB) Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg, 2000, S. 381, abgerufen am 12. April 2022 (ISBN 3-8142-0737-8).
- ↑ Peter Sinkwitz: 50 Jahre Deutsche Landjugend-Akademie Fredeburg. (pdf; 77 kB) In: Altfredeburger Rundbrief. Nr. 40, Dezember 1998, S. 4–17, archiviert vom am 22. Dezember 2009; abgerufen am 12. April 2022 (wiedergegeben auf andreas-hermes-akademie.de).
- ↑ Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein: Mitteilungsblatt. 1962, S. 41.
- ↑ Reinhold Meisterjahn: Deutsche Landjugend-Akademie (DLA) – 50 Jahre Wirken für die Landjugend. (pdf; 48 kB) In: Altfredeburger Rundbrief. Nr. 42, 1999, S. 11–16, archiviert vom am 22. Dezember 2009; abgerufen am 12. April 2022 (wiedergegeben auf andreas-hermes-akademie.de).
- ↑ Geschichte der Andreas Hermes Akademie. In: andreas-hermes-akademie.de. Archiviert vom am 2. Dezember 2007; abgerufen am 12. April 2022.
- ↑ Laura Mock: Musikbildungszentrum: Rohbau pünktlich vor dem Winter fertig. In: DerWesten.de. 19. Dezember 2013, abgerufen am 12. April 2022.
- ↑ Sauerland hat jetzt eine Lenne-Philharmonie: Musikbildungszentrum Südwestfalen/Akademie Bad Fredeburg feierlich eingeweiht. In: Woll-magazin.de. 3. Juli 2015, archiviert vom am 24. Juli 2015; abgerufen am 12. April 2022.
- ↑ Musikbildungszentrum feierlich eröffnet. In: Westfalenpost. 4. Juli 2015, archiviert vom am 24. September 2015; abgerufen am 12. April 2022.
Koordinaten: 51° 11′ 29,2″ N, 8° 18′ 20,8″ O