Muthoni Kirima
Muthoni Kirima (* 1930 in Tetu, Kronkolonie Kenia;[1] † 4. September 2023, Kenia) war eine kenianische Rebellin im Mau-Mau-Aufstand gegen die britische Kolonialherrschaft. Sie war eine von vier Personen, und dabei die einzige weibliche, die innerhalb der Mau-Mau-Bewegung den Rang eines Feldmarschall erreichte.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirima kam in Tetu, einem Unterbezirk des Nyeri County westlich der namensgebenden Stadt Nyeri, zur Welt.[1] Sie war die zweite Tochter und eines von insgesamt elf Kindern aus dem polygamen Haushalt eines Hirten. Benannt wurde sie nach ihrer Großmutter. Der Besuch der Schule war ihr seitens des Vaters verboten worden, stattdessen fing sie schon in frühen Jahren an, auf der Farm eines europäischen Siedlers zu arbeiten. Mit 17 oder 18 Jahren heiratete sie den Koch Mutungi Gichuhi und zog näher an Nyeri.[2]
Im Alter von 20 Jahren fing sie an, für die Mau-Mau-Freiheitskämpfer zu spionieren.[3] Kirima, die selbst zur Ethnie der Kikuyu zählte, wurde einmal beim Spionieren von einer paramilitärischen Home Guard der Kikuyu entdeckt, aufgrund dessen verprügelt und darauf für tot gehalten. Kirima überlebte jedoch, wurde von Frauen gesund gepflegt und schloss sich danach den im Wald lebenden Aufständischen an.[1][2] Ihre Hauptaufgabe bestand darin, Überfälle auf Farmen zu leiten, um Nahrung für die Gruppe der Aufständischen zu beschaffen. Aufgrund der Fähigkeit, gute Strategie entwickeln zu können, erhielt sie von Rebellenführer Dedan Kimathi den Spitznamen „Nyona wa Thonjo“, was so viel wie Webervogel bedeutet. Insgesamt blieb sie elf Jahre von 1952 bis 1963 im Wald, also sieben Jahre nach der endgültigen Niederschlagung des Aufstandes 1956, und ergab sich dann der kenianischen Unabhängigkeitsregierung.[4] Kirima und ihr Mann waren damit schließlich das letzte Paar, das den Wald verließ. Da von ihr bekannt war, dass sie erst an das Ende des Kampfes glauben würde, wenn sie mit eigenen Augen gesehen habe, wie die kenianische Flagge gehisst wurde, ließ Kenias neuer Staatschef Jomo Kenyatta vier Tage nach der Unabhängigkeit ein Auto schicken. Dieses brachte Kirima nach Nyeri, wo sie die Flagge wehen sah.[2] Danach dauerte es 35 Jahre, bis die kenianische Regierung ihre Bemühungen um die Freiheit des Landes anerkannte. Zuerst verlieh ihr Präsident Daniel arap Moi 1998 eine Medaille für besondere Verdienste, dann wurde sie 2014 sie von Präsident Uhuru Kenyatta mit der Head of State Commendation ausgezeichnet.[5]
Gegenüber der internationalen Wochenzeitung The Economist gab Kirimia 2013 zu Protokoll, dass sie ihre seit 1952 wachsenden Dreadlocks erst abschneiden lasse wolle, wenn sie die Vorteile der Unabhängigkeit sehe.[6] Für diese Haartracht hatte sie sich 1952 mit dem Übergang in den Wald entschieden, da sie die Filzlocken als Symbol für den Freiheitskampf und gegen Kolonialismus betrachtete. Zudem habe sie geschworen, das Haar nicht abzuschneiden, bis Kenia wirklich frei sei. Nach 70 Jahren sah sie den Zeitpunkt gekommen und bat Ngina Kenyatta, genannt Mama Ngina, die vierte und letzte Ehefrau des ersten kenianischen Staatspräsidenten Jomo Kenyatta im Jahr 2022 erfolgreich darum, ihr die Dreadlocks abzunehmen.[3]
Im September 2023 wurde Kirima nach Angaben Mutahi Kahigas, Gouverneur des Nyeri County, nach gesundheitlichen Komplikationen ins Krankenhaus gebracht, dort aber für tot erklärt. Daraufhin äußerten sich verschiedene führende Politiker des Landes zu ihrem Beitrag für die Unabhängigkeit des Landes von der britischen Kolonialherrschaft, darunter Präsident William Ruto und sein Stellvertreter Rigathi Gachagua.[1]
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirima war verheiratet, die Ehe blieb aufgrund einer Fehlgeburt während des Mau-Mau-Aufstands aber kinderlos.[2] Medienangaben zufolge soll sie die Mutterschaft dem Freiheitskampf geopfert und Kenia als ihr einziges Kind beschrieben haben. Sie adoptierte jedoch Kinder und wurde über diese auch zur Großmutter[3] und darüber auch zur Urgroßmutter, u. a. mit dem Heavy-Metal-Musiker Lord Spikeheart als Urenkel.[7]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- MauMau Chronicles: Full Interview with Field Marshal Muthoni Kirima - HD auf YouTube, 9. September 2023 (Laufzeit: 34:38 min).
- KTN News Kenya: Kenya mourns death of Field-Marshal Muthoni Wa Kirima auf YouTube, 5. September 2023 (englisch; Laufzeit: 4:50 min).
- KBC Channel 1: Field Marshal Muthoni Kirima has been laid to rest at her home in Tetu, Nyeri County auf YouTube, 22. September 2023 (englisch; Laufzeit: 3:50 min).
- KBC Channel 1: Independence Struggle Heroines: In honour of Field Marshal Muthoni Kirima auf YouTube, 20. Oktober 2023 (englisch; Laufzeit: 5:31 min).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Rachel Ombaka: Kenya: Legendary Mau Mau field marshal Muthoni wa Kirima is dead. In: theafricareport.com. 5. September 2023, abgerufen am 10. November 2024 (englisch).
- ↑ a b c d Telegraph Obituaries: Muthoni Kirima, Mau Mau fighter who was the last to lay down her arms following Kenyan independence – obituary. In: telegraph.co.uk. 30. Oktober 2023, abgerufen am 10. November 2024 (englisch).
- ↑ a b c Lydiah Nyawira: Mau Mau heroine Field Marshal Muthoni Kirima shaves her 70-year-old dreadlocks. In: standardmedia.co.ke. 4. April 2022, abgerufen am 10. November 2024 (englisch).
- ↑ Mose Sammy: Freedom fighter Field Marshal Muthoni Kirima takes final bow. In: standardmedia.co.ke. 6. September 2023, abgerufen am 10. November 2024 (englisch).
- ↑ James Mwangi: Kenya is messed up, it is as if we don’t know God - Freedom fighter Field Marshal Muthoni wa Kirima ( vom 1. Juni 2016 im Internet Archive). In: sde.co.ke. 31. Mai 2016 (englisch).
- ↑ Historic hair. In: economist.com. 6. April 2013, abgerufen am 10. November 2024 (englisch).
- ↑ Tim Wirth: Lord Spikeheart aus Kenia spielt den härtesten Death Metal der Gegenwart. In: nzz.ch. 5. Oktober 2024, abgerufen am 10. November 2024.
Personendaten | |
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NAME | Kirima, Muthoni |
KURZBESCHREIBUNG | kenianische Führungspersönlichkeit im Mau-Mau-Aufstand in Kenia |
GEBURTSDATUM | 1930 |
GEBURTSORT | Tetu (Kenia), Kronkolonie Kenia |
STERBEDATUM | 4. September 2023 |
STERBEORT | Kenia |