Muttereralmbahn
Die Muttereralmbahn bezeichnet ein Schigebiet im Bereich der Mutterer Alm bei Mutters in Tirol. Die Bezeichnung wird auch für die hier in diesem Gebiet erste Gondelbahn verwendet.
Alte Bahn (1953–2000)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1949 stellte man erste Überlegungen zur Erschließung der beliebten Schiabfahrt von der Mutterer Alm an, welche allerdings wegen Geldmangel nicht umgesetzt werden konnten. Im Dezember 1953 wurde die erste Sektion Mutters–Nockhof in Betrieb genommen. Die zweite Teilstrecke Nockhof–Mutterer Alm folgte am 6. Jänner 1954. Die Bahn war als Zweiseilumlaufbahn mit 186 Doppelsesseln und einer Beförderungsleistung von 600 Personen pro Stunde ausgeführt.[1]
Im Jahr 1961 wurden die Doppelsessel gegen 101 Kunststoffkabinen mit vier Sitzplätzen ausgetauscht. Die Beförderungsleistung sank auf 450 Personen pro Stunde.[2] Durch die bessere Erschließung der Axamer Lizum und Patscherkofelbahn für die Olympischen Winterspiele 1964 ließ die Frequenz der Muttereralmbahn nach. Für das Jahr 1976 wurde ein Defizit von 7 Millionen Schilling (heute etwa 1.600.000 Euro) angegeben.
Im Jahr 1979 übernahmen die Innsbrucker Verkehrsbetriebe den Betrieb der Bahn. Im Juni 1993 wurde die Bahn an die Axamer Lizum Aufschließungs-Aktiengesellschaft verkauft. Die gesamte Anlage wurde im Oktober 2000 abgetragen.[3]
Talstation | Höhe Talst. | Bergstation | Höhe Bergst. | Streckenlänge | Höhendifferenz | |
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Sektion 1 | Mutters | 958 m ü. A. | Nockhof | 1258 m ü. A. | 1265 m | 300 m |
Sektion 2 | Nockhof | 1258 m ü. A. | Mutterer Alm | 1609 m ü. A. | 1610 m | 351 m |
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Doppelsessel trifft Kunststoffkabine bei der Mittelstation
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Mittelstation
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Bergstation
Neue Bahnen (seit 2006)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die Einstellung des Betriebs halbierten sich die Nächtigungszahlen in Mutters und Natters. Im Februar 2001 begann ein Projekt zur Neuerrichtung der Muttereralmbahn. Ursprünglich wurde ein Betriebsbeginn mit 2002 vorgesehen. Wegen einer Umweltverträglichkeitsprüfung mit Einsprüchen wurde der Baubeginn mehrfach verzögert. Der Spatenstich erfolgte am 10. Oktober 2005, der Betriebsbeginn am 5. Jänner 2006.[3]
Für die Neuerrichtung trat der Götzener Hotelier Helmuth Zach als Investor auf und gründete die Muttereralm Bergbahnen GesmbH. Nach finanziellen Schwierigkeiten der Bahn zog sich dieser im Jahr 2011 zurück und die Gemeinden Mutters und Götzens sowie der Tourismusverband übernahmen das Schigebiet.[5][6][7][8]
Im Dezember 2020 beschlossen die Gemeinderäte Mutters und Götzens, dass die Muttereralmbahn an das slowakische Unternehmen Tatry Mountain Resorts im Mai 2021 um 4,5 Millionen Euro verkauft wird, davon 1,25 Millionen Euro erst, wenn der Zusammenschluss mit der Axamer Lizum genehmigt ist.[9][10][11][12]
Muttereralmbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die neue 8er-Kabinen-Einseilumlaufbahn führt vom Lärchenwald auf die Mutterer Alm.[13] Sie hat eine Länge von 2801 m und eine Förderleistung von 2100 Pers./h.
Ähnlich wie bei der alten Bahn gibt es zwei Sektionen, jedoch kann nur bergwärts in der Mittelstation beim Nockhof eingestiegen werden.
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Mittelstation
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Bergstation
Pfriemesköpfl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Vierersessellift führt von knapp unterhalb der Mutterer Alm auf das Pfrimesköpfl. Er wurde gleichzeitig mit der Muttereralmbahn gebaut, hat eine Länge von 737 m und eine Förderleistung von 2000 Pers./h. Vorher war hier eine fixgeklemmte 1er-Sesselbahn. Er verlängert die Muttereralmbahn zur Bergstation der Nockspitzbahn.
Nockspitzbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2008 wurde eine 8er-Kabinen-Einseilumlaufbahn nahe dem Ortskern von Götzens (886 m ü. A.) bis auf das Pfriemesköpfl (1802 m ü. A.) errichtet.[14] Diese hat eine Länge von 3200 m und eine Förderleistung von 2000 Pers./h. Bis Dezember 2015 hieß der Lift Götznerbahn.[15] Auf etwa 1270 m ü. A. befindet sich eine Zwischenstation, welche nur von bergwärtfahrenden Kabinen durchfahren wird.
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Talstation in Götzens
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Mittelstation
Almboden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schlepplift Almboden wurde gegen einen Tellerlift ausgetauscht. Dieser beginnt ähnlich wie der Pfriemesköpfl etwas unterhalb der Muttereralm und hat eine Länge von 538 m und eine Förderleistung von 700 Pers./h.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Bergstation Muttereralm ist eine Übungs- und Kinderschiwiese, die seit Winter 2011/12 über ein Transportband („Zauberteppich“) für Kinder verfügt.
Anbindung an weitere Skigebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus der Axamer Lizum besteht ein Skiweg vom Birgitzköpfl durch das hinterste Geroldsbachtal. Der Weg in die Lizum erfordert für Skifahrer derzeit den Bus. Eine direkte Bahn in die Axamer Lizum über das Birgitzköpfl war nach langen Verhandlungen[16][17][veraltet] eine Zeitlang vorgesehen, befindet sich aber (Stand Feb. 2017) nicht in konkreter Planung[18].
Ein Zusammenschluss der Axamer Lizum mit Schlick 2000 ist aus Naturschutzgründen (Ruhegebiet Kalkkögel) umstritten und derzeit nicht in der näheren Planung.[19][20]
Zufahrten – Erreichbarkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Mutteralmbahn ist mit der Stubaitalbahn direkt von Innsbruck in kurzer Zeit erreichbar. Ebenso verkehrt ein Schibus ab Innsbruck, bzw. aus dem westlichen Mittelgebirge (Axams, Birgitz, Götzens).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Muttereralm Bergbahnen – Offizielle Webseite
- Lifte/Bahnen Muttereralmpark auf skiresort.de
- Webcamera auf der Bergstation
- Webcamera auf dem Pfriemesköpfl
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Walter Kreutz: Straßenbahnen, Busse und Seilbahnen. Steiger, Innsbruck 1982, ISBN 3-85423-008-7, S. 273 f.
- ↑ Muttereralmbahn Innsbruck. In: sagen.at. Abgerufen am 16. März 2016 (Fotos der alten Muttereralmbahn).
- ↑ a b Walter Kreutz: Straßenbahnen, Busse und Seilbahnen. 3. Auflage. Haymon Verlag, Innsbruck 2011, ISBN 3-85218-649-8.
- ↑ Impressionen der ehemaligen Gondelbahn Mutterer Alm, in: Mountain Infrastructure Analysis, retrofutur.org
- ↑ Muttereralmbahn: Neue Struktur nach Schieflage! Betreiber zieht sich zurück – Betriebsgesellschaft wird liquidiert – Tourismusverband und die Gemeinden Mutters/Götzens übernehmen Anteile. In: meinbezirk.at. 11. April 2011, abgerufen am 2. April 2016.
- ↑ Axamer Grüne: „Liftschlösser stürzen ein!“ In: meinbezirk.at. 25. April 2011, abgerufen am 2. April 2016.
- ↑ Muttereralm-Bahn: Rettung in letzter Minute. In: oesterreich.ORF.at. 27. April 2011, abgerufen am 2. April 2016.
- ↑ Schuldenschnitt für Almbahn geplant. In: Tiroler Tageszeitung Online. 10. Juli 2015, abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Muttereralm-Bahn: Vergabe quasi fix. In: tirol.orf.at. 10. Dezember 2020, abgerufen am 15. Dezember 2020.
- ↑ Mutteralmbahn geht an All-inklusive-Profi. In: tirol.orf.at. 15. Dezember 2020, abgerufen am 15. Dezember 2020.
- ↑ Muttereralmbahn: Voller Kaufpreis nur, wenn Verbindung fix ist. In: Tiroler Tageszeitung Online. 10. Dezember 2020, abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Muttereralmbahn: TVB paktiert Verkauf, auch Kritik wurde laut. In: Tiroler Tageszeitung Online. 15. Dezember 2020, abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Familienskigebiet wieder in Betrieb. In: oesterreich.ORF.at. 5. Januar 2006, abgerufen am 1. April 2016.
- ↑ Götzener Bahn soll bald in Betrieb gehen. In: oesterreich.ORF.at. 1. Januar 2009, abgerufen am 1. April 2016.
- ↑ Breaking news: aus der Götznerbahn wird ab sofort die NOCKSPITZBAHN! Mit Beginn… In: plus.google.com. Abgerufen am 22. März 2016.
- ↑ Umweltverträglichkeitserklärung „UVE – Skiverbindung Mutterer Alm – Axamer Lizum“, seilbahn.net
- ↑ Mutterer Alm/Lizum: Vor Einigung über Seilbahntrasse – Skiarena Mutterer Alm und Axamer Lizum nimmt Gestalt an: Von der Bergstation der Almbahn soll eine Seilbahn aufs Birgitzköpfl führen. In: Tiroler Tageszeitung, 2. Juni 2012 (online tt.com).
- ↑ http://www.skiresort.de/lifte-bahnen/in-planung/europa/oesterreich/tirol/
- ↑ Tiroler Tageszeitung Online: Gutachten zu Kalkkögel: Projekt Brückenschlag nicht möglich. In: Tiroler Tageszeitung Online. 2. März 2015, abgerufen am 20. März 2020.
- ↑ Kalkkögel: Neues Gutachten erklärt Seilbahn im Schutzgebiet für möglich. In: derStandard.at. 19. März 2015, abgerufen am 15. März 2016.
Koordinaten: 47° 13′ 20,8″ N, 11° 21′ 58,6″ O