Myitsone-Talsperre

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Myitsone
Irrawaddy unterhalb der Dammbaustelle bei Myitkyina
Irrawaddy unterhalb der Dammbaustelle bei Myitkyina
Irrawaddy unterhalb der Dammbaustelle bei Myitkyina
Lage Kachin-Staat, Myanmar (Burma)
Zuflüsse Mali, N'Mai
Abfluss Irrawaddy
Größere Städte in der Nähe Myitkyina
Myitsone (Myanmar)
Myitsone (Myanmar)
Koordinaten 25° 41′ 23″ N, 97° 31′ 4″ OKoordinaten: 25° 41′ 23″ N, 97° 31′ 4″ O
Daten zum Bauwerk

Sperrentyp CFR-Damm
Bauzeit ab 2007 (2011 gestoppt)
Höhe des Absperrbauwerks 152 m
Kronenlänge 152 m
Kraftwerksleistung 3 600 MW
Betreiber Myanmar Electric Power Enterprise, China Power Investment Corporation, China Southern Power Grid
Daten zum Stausee
Wasseroberfläche 766 km²

Die Myitsone-Talsperre (birmanisch မြစ်ဆုံ တာတမံ; wörtlich übersetzt: Zusammenfluss-Talsperre) ist eine geplante Talsperre mit einem Wasserkraftwerk am Irrawaddy in Burma (Myanmar).[1] Der Staudammbau wurde zwischen dem Staatsrat für Frieden und Entwicklung und der China Power Investment Corporation vereinbart. 2007 begann die Einrichtung der Baustelle, Ende 2009 begannen die eigentlichen Bauarbeiten.[2] Im Oktober 2011 wurde die Baustelle stillgelegt.

Die Dammbaustelle liegt 3,2 km unterhalb des Zusammenflusses der Flüsse Mali und N'Mai, ungefähr 42 km nördlich von Myitkyina, der Hauptstadt des Kachin-Staates in Nord-Myanmar.[3]

Die Quelle beider Flüsse, N'mai und Mali, sind Gletscher des Himalaya in Nord-Burma in der Nähe zum 28. Breitengrad Nord. Der östliche davon, der N'mai, ist der größere Fluss, er entspringt im Languela-Gletscher nördlich von Putao. Er ist wegen seiner starken Strömung nicht schiffbar, während der kleinere westliche Fluss, der Mali, trotz einiger Stromschnellen schiffbar ist.[4]

Der Damm ist als Steinschüttdamm mit Betonoberfläche (CFRD) geplant. Er soll 152 m hoch und ebenso lang werden. Das Kraftwerk soll – wenn es einmal fertig sein wird – über eine elektrische Leistung von 3600 Megawatt verfügen.[5] 90 % des erzeugten Stroms sollen nach China, insbesondere nach Yunnan, geliefert werden,[2] der Rest ist für Kachin bestimmt. China wird dafür umgerechnet 400 Millionen Euro pro Jahr zahlen.[6] Die Baukosten wurden im Jahre 2011 auf 3,6 Milliarden US$ geschätzt.[7]

Der Irrawaddy/Myitsone-Staudamm ist der größte von sieben großen Talsperren, die am Mali, am N'Mai und am Irrawaddy geplant werden. Die China Power Investment Corporation ist Projektmanager der Wasserkraftprojekte im Zusammenflussgebiet.

Wasserkraftprojekte in der Region
Ort MW
Myitsone 3600
Chibwe-Talsperre 2000
Pashe-Talsperre 1600
Lakin-Talsperre 1400
Phizaw-Talsperre 1500
Kaunglanphu-Talsperre 1700
Laiza-Talsperre 1560
Chibwe Creek-Talsperre 65
Gesamt 13.360

Soziale und ökologische Folgen

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Der Stausee wird 766 km² Land mit 47 Dörfern überfluten und mehr als 10.000 ethnische Jingpo vertreiben.[8] Es werden auch Tempel, Kirchen und Kulturerbestätten untergehen. Diese Aussichten bewogen die Jingpo und viele andere Bewohner von Kachin zu anhaltenden Protesten gegen das Vorhaben.

Zudem würde der Bau der Talsperre nachhaltige Umweltschäden nach sich ziehen, auch flussabwärts im Tal des Irrawaddy, und unter anderem die Biodiversität einschneidend verringern.[9]

Einstellung der Bauarbeiten

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Im September 2011 teilte Myanmars Präsident Thein Sein dem Parlament seine Entscheidung mit, angesichts des Widerstandes in Kachin die Bauarbeiten bis auf Weiteres einstellen zu lassen, „weil es nicht der Wille des Volkes sei“.[7]

Die örtliche Bevölkerung kommt weiterhin an den Jahrestagen des Einstellungsbeschlusses vor der stillgelegten Baustelle zum Gebet zusammen.[10] Sie will ihre Proteste fortsetzen, bis das Projekt endgültig aufgegeben wird.[11]

  • Kachin Environment Organization, Kachin Development Networking: Damming the Irrawaddy. Myitkyina 2008 (online, PDF; 2,1 MB).
  1. Kachin Environment Organization, Kachin Development Networking: Damming the Irrawaddy. Myitkyina 2008, S. 10–13, abgerufen am 11. Juni 2019.
  2. a b Liao Ruo: Lessons from the Irrawaddy, 10. Oktober 2011, abgerufen am 11. Juni 2019.
  3. Irrawaddy Myitsone Dam. internationalrivers.org, abgerufen am 14. Oktober 2011.
  4. Art. Irrawaddy. In: James R. Penn (2001) Rivers of the World. A Social, Geographical, and Environmental Sourcebook. ABC-Clio, Santa Barbara 2001, ISBN 1-576-07042-5, S. 115–116.
  5. Saw Yan Naing: Irrawaddy Dam Construction Begins, Human Rights Abuses Begin, 28. Januar 2008, abgerufen am 11. Juni 2019.
  6. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. August 2011.
  7. a b Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. Oktober 2011.
  8. CSG’s Initial Public Offering and Project Risks in Southeast Asia (Memento des Originals vom 26. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.internationalrivers.org, 13. Mai 2008, aufgerufen am 6. Oktober 2011 (pdf, 106 kB).
  9. Environmental Impact Assessment (Special Investigation) on Hydropower Development of Ayeyawaday River Basin Above Myitkyina, Kachin State, Myanmar, S. 2 und S. 21 (PDF; 5,2 MB).
  10. The 7th annual ceremony launches on suspending of the Myitsone Dam, Burma News International, 4. Oktober 2018, abgerufen am 11. Juni 2019.
  11. “Rivers are not commodities for Sale” – Environmental Rights and Civil Society Groups Demand End to Large-dam Projects, Burma News International, 22. März 2019, abgerufen am 11. Juni 2019.