Nabelschere der Kurfürstin Therese Kunigunde

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Die Nabelschere der Kurfürstin Therese Kunigunde ist ein Instrument der Geburtshilfe und war zum Durchtrennen der Nabelschnur bestimmt. Sie wird seit 1924 in der Schatzkammer der Münchner Residenz aufbewahrt, zuvor in der Silberkammer.[1]

Kurfürst Max Emanuel von Bayern schenkte die Schere seiner zweiten Gemahlin Therese Kunigunde von Polen, die von 1695 bis 1704 alljährlich ein Kind zur Welt brachte, zum Dreikönigsfest 1703. Ob die Schere neun Monate später bei der Geburt des Prinzen Johann Theodor zum praktischen Einsatz kam oder ob sie lediglich ein symbolisches Geschenk war, ist nicht überliefert. Bekannt ist hingegen, dass die Hebamme für diese Geburt trotz der Erschwernisse und Gefahren des Spanischen Erbfolgekriegs von Brüssel nach München anreiste.[2]

Die in Deutschland aus Silber gefertigte Schere misst in der Länge 13 cm[1] und ist in der Form eines Storches gestaltet. Der Schnabel übernimmt die eigentliche Scherenfunktion, die Beine dienen als Griffe (mit angesetzten Ringgriffen), und im Körper ist ein Wickelkind dargestellt. Mit dieser künstlerischen Gestaltung des Luxusobjekts griff der unbekannte Silberschmied die volkstümliche Überlieferung auf, wonach der Storch die Kinder bringe.[3]

  • Herbert Brunner (Hrsg.): Schatzkammer der Residenz München. Katalog. 3. Auflage. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München 1970, S. 329 Kat. 1105.
  • Ulla Krempel, Christoph Stölzl: Nabelschere. In: Kurfürst Max Emanuel. Bayern und Europa um 1700. Ausstellungskatalog. Band 2: Katalog der Ausstellung im Alten und Neuen Schloß Schleißheim. 2. Juli bis 3. Oktober 1976. Hirmer-Verlag, München 1976, ISBN 3-7774-2800-0, S. 250 Kat. 577.

Einzelnachweise

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  1. a b Herbert Brunner (Hrsg.): Schatzkammer der Residenz München. Katalog. 3. Auflage. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München 1970, S. 329 Kat. 1105.
  2. Ulla Krempel, Christoph Stölzl: Nabelschere. In: Kurfürst Max Emanuel. Bayern und Europa um 1700. Ausstellungskatalog. Band 2: Katalog der Ausstellung im Alten und Neuen Schloß Schleißheim. 2. Juli bis 3. Oktober 1976. Hirmer-Verlag, München 1976, ISBN 3-7774-2800-0, S. 250 Kat. 577.
  3. Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. 1. Auflage. Band 1. Realschulbuchhandlung, Berlin 1812, S. LVII–LVIII (deutsche-digitale-bibliothek.de): „Der Name des Storchs Adebar, bedeutet vermuthlich Kindträger, von baren, tragen (...). Unter den Nürnberger Spielwaaren ist der Storch mit dem Wickelkind im Schnabel sehr häufig.“ – Bernhard Kummer: Kinderherkunft. In: Hanns Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (= Verband deutscher Vereine für Volkskunde [Hrsg.]: Handwörterbücher zur deutschen Volkskunde, Abteilung I). Band 4. Verlag Walter de Gruyter, Berlin/Leipzig 1932, Sp. 1342–1360, hier Sp. 1358: „Der bekannteste Kinderbringer ist der Storch.“ – Edmund Schneeweis: Storch. In: Hanns Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (= Verband deutscher Vereine für Volkskunde [Hrsg.]: Handwörterbücher zur deutschen Volkskunde, Abteilung I). Band 8. Verlag Walter de Gruyter, Berlin/Leipzig 1937, Sp. 498–507, hier Sp. 500–501: „Allgemein erzählt man den Kindern, daß der Storch die Kinder aus dem Brunnen oder einem nahen Gewässer bringe und die Mutter ins Bein beiße, so daß sie das Bett hüten müsse. (...) Dieser heute so verbreitete Glaube, daß der Storch die Kinder bringe, ist verhältnismäßig jung, der Antike war er jedenfalls unbekannt.“ – Hans Biedermann: Knaurs Lexikon der Symbole. Knaur, München 1998, S. 428.