Namedropping

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Namedropping (von Englisch dropping = fallen lassen) bezeichnet ursprünglich das Verhalten, durch die ständige Nennung prominenter Namen den Anschein zu geben, die genannten Personen wirklich zu kennen.[1] Peter Collett bezeichnet das Namedropping als das wichtigste Mittel neben dem place dropping und dem experience dropping, um einen erfolgreichen Versuch zur Aufwertung des sozialen Status zu starten: „[Es] bedient das uns allen gemeinsame Bedürfnis, übereinstimmender Meinung zu sein.“ Denn der im Gespräch vermittelte berühmte Name suggeriert dem Gegenüber, dass dieser Namensinhaber ihm auch gewogen erscheint.[2]

In der Wissenschaft

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Im weiteren Gebrauch bezeichnet Namedropping ein Verhalten im (wissenschaftlichen) Diskurs,[3] bei dem das bloße Nennen von bekannten Namen an die Stelle einer inhaltlichen Begründung des eigenen Standpunktes tritt.[4] Ziel des Verwenders ist es, die eigene Argumentation zu unterstützen und das Gewicht der eigenen Argumente zu stärken, indem die Fachkompetenz Dritter ohne weiteren inhaltlichen Bezug zu deren Werk in Anspruch genommen wird (siehe auch argumentum ad verecundiam). Ein zweiter Aspekt ist dabei der, dass das mangelnde eigene Wissen hinter dem der in Anspruch genommenen Autoritäten zurücktritt. Außerdem soll dem Gegenüber ein Gefühl der eigenen Überlegenheit durch den in Anspruch genommenen Wissensvorsprung vermittelt werden. Besonders gerne wird Namedropping zum Beispiel in den Danksagungen sozialwissenschaftlicher Nachwuchsarbeiten verwendet, um den vermeintlichen Rang der Arbeit zu betonen.[5]

Göran Hägg ergänzt es noch um den Begriff der Pseudoverifikation, der es seit den 1970er Jahren in die Medienwelt geschafft habe: „Schon ein flüchtiges Erwähnen von Wittgenstein oder Platon macht die meisten Leute so nervös, daß sie nicht mehr wagen, etwas gegen die Überlegung selbst einzuwenden.“[6]

In einem Ratgeber zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens findet man folgenden wohlgemeinten, jedoch allzu selten befolgten Rat: „Ahmen sie das namedropping, wie das bloße Verweisen auf (zumeist nicht oder nur oberflächlich) gelesenes Schrifttum genannt wird, dieses Imponiergehabe, das von uns Hochschullehrern leider allzu oft praktiziert wird, nicht nach. Auch einfache Verweigerungen gehören zum Studium und seinem Lernen.“[7]

Eine weitere Variante des Namedroppings wird im englischen Sprachraum mit Physics envy[8] bezeichnet. Sie besteht in der ungerechtfertigten Verwendung von physikalischen und mathematischen Fachausdrücken in nicht naturwissenschaftlichen Fachgebieten. Ziel dabei ist es, den Eindruck zu erwecken, die jeweilige eigene Theorie sei ebenso fundiert und rigoros wie z. B. physikalische Theorien. Ein Beispiel hierfür ist die sogenannte „psychologische Feldtheorie“, die in dem als Sokal-Affäre bekannt gewordenen Scherz des Physikers Alan Sokal aufgegriffen wurde.

In Bezug auf Marketingaktivitäten bezeichnet der Begriff den Vorgang, den Namen des Produktes, der Marke oder des Unternehmens[9] bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit zu wiederholen, um deren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Gemeint ist aber auch, ein Produkt mit einer bestimmten Person oder Marke in Verbindung zu setzen, um den Bekanntheitswert des Produktes zu erhöhen. Die Prominenz der Person oder Marke soll dabei signalisieren, dass das Produkt besonders attraktiv oder wichtig ist.[10][11]

Berufsratgeber aller Art und für jede Zielgruppe versuchen ihrer jeweiligen Klientel Namedropping als Mittel zur Suggestion von Kompetenz und Selbstbewusstsein im Vertrieb und Marketing anzuraten.[12] Manchmal wird Namedropping lediglich zur Erweiterung sozialer Netzwerke genutzt, indem der Name des Geschäftspartners beliebig oft eingestreut wird.[13]

Die Konzeptkünstlerin Antje Seeger brachte im Jahr 2014 auf einer Außenwand des Ausstellungsgebäudes K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, auf der Künstler und ihre Ausstellungen angekündigt und beworben werden, in gleicher Schriftart wie die Ankündigungen folgenden zusätzlichen vermeintlichen Programmpunkt an: Antje Seeger – Namedropping / seit 02.07.2014. Das Kunstmuseum, das von dieser Aktion zunächst nichts gewusst und sie nicht autorisiert hatte, entschied sich, den Zusatz stehen zu lassen. Allerdings ergänzt durch einen gelben Aufkleber mit der widersinnigen Aufschrift Verlängert bis 26.01.2014.[14]

  • Roland Topor: Memoiren eines alten Arschlochs (Originaltitel: Mémoires d’un vieux con, 1975, übersetzt von Eugen Helmlé). Diogenes, Zürich 1977, ISBN 3-257-01548-8. (Taschenbuch ebd. 1980ff., ISBN 978-3-257-20775-0)
  • Thorn-R. Kray: On Name-Dropping: The Mechanisms Behind a Notorious Practice in Social Science and the Humanities. In: Argumentation. An International Journal on Reasoning. Band 30, Nr. 4, November 2016, S. 423–441.
  • Florian Freistetter: Wissenschaft trifft Kommunikation. Beide tot. 16. September 2015, Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2015. (scienceblogs.de; Volltext)
  • Ipse dixit, Redewendung, die auf ein personenbezogenes Autoritätsargument verweist
  • Testimonial, in der Werbung die Fürsprache für Produkte etc. durch eine der Zielgruppe meist bekannte Person

Einzelnachweise

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  1. Vgl. die essayistisch-sarkastische Annäherung bei: Joseph Epstein: Narcissus leaves the pool : essays. Houghton Mifflin, Boston 2007, S. 80ff.
  2. Peter Collett: Ich sehe was, was du nicht sagst. So deuten Sie die Gesten der anderen – und wissen, was diese wirklich denken. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, S. 119 (books.google.com).
  3. Thorn-R. Kray: On Name-Dropping: The Mechanism Behind a Notorious Practice in the Social Sciences and Humanities. In: Argumentation. An International Journal on Reasoning. Band 30, Nr. 4, November 2016.
  4. Matthias Nöllke: Die Sprache der Macht: Wie man sie durchschaut. Wie man sie nutzt. Planegg Haufe-Mediengruppe, München u. a. 2010, S. 100.
  5. Bettina Hollstein: Sozialkapital und Statuspassagen – Die Rolle von institutionellen Gatekeepern bei der Aktivierung von Netzwerkressourcen. In: Martin Diewald, Jörg Lüdicke: Soziale Netzwerke und soziale Ungleichheit – zur Rolle von Sozialkapital in modernen Gesellschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, S. 55 ff., hier S. 74.
  6. Göran Hägg, Susanne Dahmann: Die Kunst, überzeugend zu reden: 44 Lektionen in praktischer Rhetorik. Beck, München 2003, S. 70.
  7. Norbert Franck, Joachim Stary: Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens: eine praktische Anleitung. Schöningh, Paderborn/ München 2006, S. 31.
  8. Alan Sokal: Physics envy in psychology: A cautionary tale. New York University, abgerufen am 8. Dezember 2018;
  9. Im wirtschaftlichen Bereich wird dabei meist der Name eines Unternehmens verwendet; Kristiina Volmari: Half a century of forest industry rhetoric. Persuasive strategies in sales argumentation. University of Vaasa, 2009, S. 180.
  10. Zur Praxis: Consider Namedropping. In: Jerry R. Wilson: 151 quick ideas to get new customers – attract an endless flow of business at no or little cost. Career Press, Franklin Lakes 2006, S. 146 ff.
  11. Robert L. Shook: Hardball Selling: How to Turn the Pressure On, Without Turning Your Customer Off. Sourcebooks, Naperville 2003, S. 30ff.
  12. Dirk Preußners: Sicheres Auftreten für Ingenieure im Vertrieb : so machen Sie Ihre Kompetenz für Kunden sichtbar. Gabler, Wiesbaden 2006, S. 152.
  13. Tomas Bohinc: Karriere machen, ohne Chef zu sein – Praxisratgeber für eine erfolgreiche Fachkarriere. GABAL, Offenbach 2008, S. 144.
  14. Künstlerin überrascht K20 mit Guerilla-Aktion an der Wand. 11. Juli 2014 im Portal rp-online.de, abgerufen am 11. Juli 2014.