Narrenhände beschmieren Tisch und Wände

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„Narrenhände beschmieren Tisch und Wände“
„Narrenhände beschmieren Tisch und Wände“

Narrenhände beschmieren Tisch und Wände ist ein Ausspruch des Volksmunds, der als Sprichwort zur Abqualifizierung benutzt wird.

In der Neuzeit wird er vor allem im Zusammenhang mit negativer Beurteilung von Graffiti gebraucht.

Die ursprüngliche Herkunft und Entstehung ist unbekannt. Dass hier die Figur des Narren abwertend gebraucht wird, könnte auf die Herkunft aus dem Mittelalter hinweisen. Immer wieder auftauchende Quellenangaben, die Wilhelm Busch, aber auch Erich Kästner oder Joachim Ringelnatz als Urheber benennen, lassen sich nicht fundieren.

Dieser Ausspruch findet sich bereits 1828 in der zweiten und verbesserten Ausgabe der Schulgesetze[1] des Lehrers Anton Heilingbrunner aus Wasserburg am Inn. Nach ihm wurde die Anton-Heilingbrunner-Schule benannt. Der Heidelberger, aus Antwerpen stammende Universalgelehrte Jan Gruter überlieferte 1610 eine niederländisch-flämische („belgische“) Fassung: „Zotten[2] handen beschryven alle wanden“.[3]

Ein Zitat dieses Volksmunds lässt sich in einem Gedicht Friedrich Nietzsche aus Die fröhliche Wissenschaft von 1882 finden:

Narr in Verzweiflung
Ach! Was ich schrieb auf Tisch und Wand
mit Narrenherz und Narrenhand,
das sollte Tisch und Wand mir zieren? ...

Doch   i h r   sagt: "Narrenhände schmieren -
und Tisch und Wand soll man purgieren,
bis auch die letzte Spur verschwand!"

Erlaubt! Ich lege Hand mit an -,
ich lernte Schwamm und Besen führen,
als Kritiker, als Wassermann.

Doch, wenn die Arbeit abgetan,
säh' gern ich euch, ihr Überweisen,
mit Weisheit Tisch und Wand besch...“

Friedrich Nietzsche: „Narr in Verzweiflung“, aus: Die fröhliche Wissenschaft, 1882

Einzelnachweise

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  1. Heilingbrunner, Anton: Die Schulgesetze. München 1828, S. 90
  2. niederländisch zot „Narr, Tor“ ist etymologisch verwandt mit deutsch „Tor; töricht“.
  3. Janus Gruterus: Florilegium ethico-politicum nunquam ante hac editum … Accedunt … Proverbia … Belgica, Bd. III. Jonas Rhodius, Frankfurt am Main 1610, S. 176 (Google-Books).