Nationalpark Gorongosa
Parque National da Gorongosa
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Einfahrt zum Nationalpark, 2008 | ||
Lage | Mosambik, Sofala Provinz | |
Fläche | class="hintergrundfarbe5" | WDPA-ID | 801 |
Geographische Lage | 18° 46′ S, 34° 30′ O | |
Einrichtungsdatum | 23. Juli 1960 | |
Verwaltung | Direcção Nacional de Áreas de Conservação |
Der Nationalpark Gorongosa (portugiesisch Parque National da Gorongosa) in Mosambik wurde 1960 als erster Nationalpark in Mosambik durch die damalige Kolonialmacht Portugal eingerichtet. Der Nationalpark ist nach dem in der Nähe gelegenen Bergmassiv Gorongosa benannt.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Nationalpark Gorongosa liegt im südlichen Ausläufer des Großen Afrikanischen Grabenbruchs nördlich von Beira in der Provinz Sofala in Zentralmosambik. Im Südwesten bildet der Rio Púnguè die Grenze des Parks.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kolonialzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Anfänge des Nationalparks gehen zurück auf ein 1920 gegründetes Jagdgebiet der Mozambique Company. Die unter britischer Kontrolle stehende Gesellschaft erhielt durch eine Lizenz der portugiesischen Kolonialmacht die Kontrolle über die Provinz Sofala mit der Hafenstadt Beira. Anfänglich nur 1000 km² groß, wurde das Jagdgebiet 1935 auf 3200 km² vergrößert. 1940 wurden ein neues Hauptquartier und ein Touristen-Camp am Mussicadzi-Fluss errichtet. Diese wurden allerdings zwei Jahre später durch Hochwasser zerstört. 1941 endete der Vertrag der portugiesischen Kolonialmacht mit der Mozambique Company, und das mehr und mehr zu einer Touristenattraktion gewordene Jagdgebiet wurde der Kolonialverwaltung unterstellt, und erste Schritte zur Umwandlung in ein Schutzgebiet wurden unternommen. 1951 wurde das Gebiet um eine 12.000-Quadratkilometer-Schutzzone erweitert und das Chitengo Camp mit Hauptverwaltung, Unterkünften und Restaurant errichtet. Ende der 1950er Jahre wurden bereits mehr als 6000 Touristen pro Jahr verzeichnet. Am 23. Juli 1960 wurden das 3200 km² große Schutzgebiet und weitere 2100 Quadratkilometer der Schutzzone, insgesamt 5300 km², von der portugiesischen Regierung zum Nationalpark erhoben. Bereits 1966 wurde der Park jedoch wieder auf 3770 km² verkleinert, um der Landwirtschaft mehr Fläche zu verschaffen.[1]
Befreiungskampf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1962 bis 1975 dauerte in Mosambik der Unabhängigkeitskrieg, initiiert von der Frelimo. Bis 1972 hatte dieser Befreiungskampf keine Auswirkungen auf den Nationalpark Gorongosa. Auch bis zur Unabhängigkeit Mosambiks im Jahr 1975 blieb der Park bis auf wenige illegale Jagden durch Soldaten weitestgehend von Zerstörung verschont.[1]
Bürgerkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Ausruf der Unabhängigkeit brach in Mosambik ein bis 1992 dauernder Bürgerkrieg aus, in dessen Verlauf ab 1982 das Gebiet des Nationalparks Gorongosa zwischen den beiden Bürgerkriegsparteien stark umkämpft war. Durch den Krieg wurde der Park sich selbst überlassen und die Infrastruktur zerstört.[1] Der Park geriet unter die Kontrolle der Renamo, die im Park ihr Hauptquartier errichtete.[2] Beide Kriegsparteien erlegten Tiere, um den Hunger zu stillen, und schossen Elefanten, um das Elfenbein gegen Waffen zu tauschen. Die großen Raubtiere verhungerten, weil die Beutetiere fehlten. Zudem suchten Flüchtlinge Schutz im Park und dezimierten die Tierwelt aus Mangel an Nahrung weiter. Etwa 90 Prozent der großen Säugetiere wurden Opfer der Kriegsfolgen.[1]
Jüngere Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erst 1995, drei Jahre nach Ende des Bürgerkrieges, wurde mit Hilfe der African Development Bank (ADB), der European Union und der IUCN damit begonnen, den Nationalpark wieder aufzubauen. Unter der Leitung von Baldeu Chande und Roberto Zolho, zwei Beschäftigte des Nationalparks aus der Zeit vor dem Krieg, wurden 50 neue Mitarbeiter – die meisten davon ehemalige Soldaten – eingestellt, und es wurde damit begonnen, die Infrastruktur wieder aufzubauen und die Tierwelt vor Wilderei zu schützen.[1] Es dauerte bis 1998, den Nationalpark zu entminen.[2] Seit 2004 arbeitet die Regierung von Mosambik beim Wiederaufbau des Nationalparks eng mit der US-amerikanischen Carr Foundation zusammen. 2008 wurde diese Zusammenarbeit in einem Vertrag für die nächsten 20 Jahre vereinbart.[1] Ende April 2008 wurde der Nationalpark nach der Instandsetzung der Infrastruktur wieder für den Tourismus geöffnet.[3] Unter anderem wurde ein Community Education Center mit „grüner“ Technologie errichtet, um Bildungsprogramme für Kinder und Erwachsene vor Ort anzubieten. 2010 ließ die Regierung den Park auf 4067 km² erweitern.[4] 2020 sind mehr als 300 Mitarbeiter in den Bereichen Einhalten von Gesetzen, Verwaltung von Wildtieren, Wiederansiedlung von Tieren, Naturschutztechnologien und Management der Mensch-Tier-Koexistenz beschäftigt.[5]
Landschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Nationalpark Gorongosa liegt im südlichen Ausläufer des Großen Afrikanischer Grabenbruchs in einem zwischen 200 und 400 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Überschwemmungsgebiet nordwestlich des Rio Púnguè. Der von vereinzelten Inselbergen durchsetzte Park ist geprägt von einer Savannenlandschaft mit Sumpfgebieten und vielen Flüssen, welche in den Urema-See münden. Ebenfalls zum Nationalpark gehören Teile des sich im Osten erhebende Cheringoma Plateaus. Im Westen wird der Park vom Barue Plateau, auf dem sich die Serra da Gorgongosa erhebt, begrenzt.[6]
Flüsse und Seen im Park
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Rio Púnguè bildet die südwestliche Grenze des Nationalparks. Der Urema durchfließt den Nationalpark von Norden kommend nach Süden und mündet in einem Sumpfgebiet des Rio Púnguè. In der Mitte des Nationalparks bildet der Urema zusammen mit knapp 10 weiteren Flüssen, wovon der Nhandugue der größte ist, den Urema-See. Neben dem Rio Púnguè führen nur der Vunduzi und der Nhandungue ganzjährig Wasser.[6]
Flora und Vegetation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Nationalpark ist geprägt von Waldsavannen, an den Hängen der Plateaus und in trockenen Gebieten mit den für eine Miombo-Savanne typischen Pflanzengattungen Brachystegia oder Mopane. In den niedriger gelegenen Savannen im Tal treten vermehrt auch Baobab, Marula-Baum, Leberwurstbaum und Schirmakazien auf. Etwa 14 Prozent des Parks sind von Wald oder dichtem Dickicht bedeckt. Etwa 20 Prozent der Savannenfläche im Tal werden regelmäßig überflutet.[6]
Im Park sind unter anderem folgende Pflanzenarten nachgewiesen:
- Gehölze
- Gelbfieberbaum oder Fieberakazie (Acacia xanthophloea)
- Krokodilbaum (Acacia nigrescens)
- Riesenhülse (Entada abyssinica)
- Newtonia buchananii
- Annona senegalensis
- Äthiopische Palmyrapalme (Borassus aethiopum)
- Hyphaene coriacea
- Bauhinia galpinii
- Ehretia amoena
- Korallenbaum (Erythrina livingstoniana)
- Millettia stuhlmannii
- Krautige Pflanzen
- Primel-Gladiole (Gladiolus dalenii)
- Blaue Pfauenblume, Afrikanische Iris oder Kap-Iris (Dietes iridioides)
- Crinum stuhlmannii, eine Art der Hakenlilien
- Cryptostephanus vansonii, eine Art der Afrikanischen Klivien
- Orbea halipedicola
- Streptocarpus brachynema, eine Art aus der Gattung der Drehfrüchte
- Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestris)
- Aristolochia albida, eine Art der Pfeifenblumen
- Ostindische Pfeilwurz (Tacca leontopetaloides)
- Aloe arborescens
Tierwelt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bevor der Bürgerkrieg den Nationalpark zerstörte und durch Wilderei bis zu 95 Prozent des Großwildbestandes vernichtet wurde, galt der Nationalpark als einer der artenreichsten Nationalparks im südlichen Afrika. Im Bürgerkrieg wurde der Bestand des Elefanten von vorher mehr als 2500 Tieren auf 200–300 Tiere durch Wilderei verringert. Mit dem Elfenbeinhandel besorgten sich die Bürgerkriegsparteien das für Waffen benötigte Geld. Auch der Bestand anderer Tierarten, wie Zebras, Gnus, Büffel oder Löwen und anderen Raubtieren wurde während des Bürgerkrieges und in den Jahren danach durch Wilderei und deren Folgen stark dezimiert. Seit 1994 wird der Park wieder vor Wilderei geschützt und es wird versucht, verloren gegangene Tierarten wieder anzusiedeln. Der Nationalpark verfügt heute noch über einen einzigartigen Artenreichtum, der sich langsam wieder erholt.[1] 2016 lebten im Park 700 Büffel, über 500 Elefanten und 70 Löwen.[7] 2010 wurde ein Rudel des stark bedrohten Afrikanischen Wildhundes angesiedelt, das sich bis zum Jahr 2021 auf fast 100 Individuen vermehrte. Außerdem gibt es ein spezielles Schutzprogramm für das gefährdete Steppenschuppentier.
Ein Team um Shane Campbell-Staton von der Princeton University (USA) berichtete im Wissenschaftsmagazin Science über „stoßzahnlose Elefanten“, wie das deutsche Webportal GMX per 22. Oktober 2021 in den Umweltthemen veröffentlichte. Demnach war der einst imposante Gorongosa-Nationalpark wegen des Bürgerkrieges in Mosambik seit den 1970er Jahren am Ende des Krieges 1992 zerstört. Bis zu 95 Prozent des Großwildbestandes fielen dem Krieg zum Opfer, auch der Bestand der Elefanten schrumpfte auf etwa ein Zehntel, was zu einer rasanten evolutionären Entwicklung geführt habe: Der Anteil stoßzahnloser Elefantenweibchen nach dem Bürgerkrieg hatte sich verdreifacht. Das Fehlen der mächtigen Stoßzähne wurde in Kriegszeiten zum Überlebensvorteil. Ohne das Elfenbein waren die Elefanten für die Wilderer nutzlos, stoßzahnlose Elefanten überlebten und konnten sich weiter fortpflanzen.[8]
Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zentralmosambik verfügt über ein tropisches Klima. Der jährliche Regenfall beträgt bis zu 1400 mm. Im südlichen Sommer (Regenzeit) liegen die Temperaturen zwischen 30 und 40 °C mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Im trockenen Winter erreichen die Temperaturen zwischen 15 und 25 °C.
Infrastruktur/Tourismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Infrastruktur im Nationalpark wurde während des Bürgerkrieges zum größten Teil zerstört. Seit 1994 laufen die Arbeiten zum Wiederaufbau.
Parkeingang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zufahrt zum Parkeingang zweigt nach 40 Kilometern von Inchope von der Straße EN1 nach Osten ab. Nach 11 Kilometern erreicht man den Parkeingang. Nach 18 weiteren Kilometern erreicht man das einzige Camp.
Straßen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Park gibt es keine befestigten Straßen. Die Zufahrt zum Camp ist während der Trockenzeit mit normalen Fahrzeugen erreichbar. Alle anderen Wege im Park sind nur für Geländewagen geeignet.
Unterkunft und Versorgung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Chitengo Safari Camp liegt am Ufer des Rio Púnguès im Süden des Nationalparks. Bot es vor dem Bürgerkrieg nur einfache Hütten zur Unterkunft, einen Campingplatz und ein Restaurant, können die Touristen heute zwischen verschiedenen Zimmern, Bungalows und kleinen Villen und zusätzlich den neu errichteten Zeltchalets am Ufer des Rio Mussicadzi wählen. „Wild Camps“ mit Minimalausstattung sind über den gesamten Park verteilt. Alle Unterkünfte müssen über die Parkleitung gebucht werden.[9] Die nächste Tankstelle liegt im über 100 Kilometer entfernten Nhamatanda.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemeine Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g History of the Gorongosa-Nationalpark ( des vom 4. Juli 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Homepage des Koordinierungskreises Mosambik e. V.
- ↑ Mosambiks Nationalpark Gorongosa wieder geöffnet, Themenportal 1&1 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Timeline. In: gorongosa.org. The Gorongosa Project, 2020, abgerufen am 29. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Conservation. In: gorongosa.org. The Gorongosa Project, 2020, abgerufen am 29. Mai 2023 (englisch).
- ↑ a b c Ecology of the Gorongosa-Nationalparks
- ↑ Markus M. Haefliger: Von vielen guten Ideen werden nur wenige verwirklicht. In: nzz.ch. 5. März 2016, abgerufen am 14. Oktober 2018.
- ↑ „Überlebensvorteil: Immer mehr Elefanten ohne Stoßzähne geboren“, https://www.gmx.net/magazine/wissen/natur-umwelt/ueberlebensvorteil-elefanten-stosszaehne-geboren-36281368, Link abgerufen am 23. Oktober 2021
- ↑ Park Accommodation. In: gorongosa.org. The Gorongosa Project, 2020, abgerufen am 30. Mai 2023 (englisch).