Naumburger Gruppe

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Naumburger Gruppe
Zeitalter: Eisenzeit
Absolut: 300–60 v. Chr.

Ausdehnung
Norden: Thüringer Becken
Süden: Thüringer Becken
Westen: Thüringer Becken
Osten: Mittleres Saalegebiet
Verbreitungsgebiet der Naumburger Gruppe in Sachsen-Anhalt

Die Naumburger Gruppe (so benannt nach einem Gräberfeld in Naumburg) ist eine archäologische Kultur, die von etwa 300 v. Chr. bis etwa 60 v. Chr. (Vorrömische Eisenzeit) datiert wird. Die vorhergehende Kultur war die früheisenzeitliche Thüringische Kultur von 750 v. Chr. bis 300 v. Chr., deren Gräberfelder die Naumburger Gruppe weiterhin nutzte.

Die Naumburger Gruppe war vom Thüringer Becken bis zum mittleren Saalegebiet verbreitet. Benachbart war im Norden vorwiegend die Jastorf-Kultur sowie vereinzelt die Przeworsk-Kultur und ab 150 v. Chr. vereinzelt auch die Wahlitzer Gruppe.[1]

Im Unterschied zur Thüringischen Kultur zeichnet sich bei den Trägern der Naumburger Gruppe eine Einheitlichkeit der Gebrauchsgüter ab. Etwa bei den innovativ auf der Töpferscheibe geformten Gefäßen, die an keltische Vorbilder, so die Terrinen, angelehnt sind. Ebenso orientierte sich die Schmuckherstellung aus Buntmetall an Vorbildern der südlich benachbarten Kelten.[1]

Auf den Gräberfeldern dieser Gruppe gibt es ebenso Gräber der Jastorf-Kultur, wohl Zugezogene, die mit der hiesigen Bevölkerung lebten, ohne die eigenen nördlichen Wurzeln aufzugeben. Seit etwa 85 v. Chr. nimmt die Anlage von Gräbern ab. Die Forschung nimmt an, dass dies aus einer Abwanderung der Träger der Naumburger Gruppe nach Südostbayern resultiert.[1]

Die Region nördlich des Thüringer Waldes und Erzgebirges – das Siedlungsgebiet der Naumburger Gruppe – war noch im 2. Jahrhundert n. Chr. Ptolemaios[2] als „Heim der Teurier“ – Teuriochaimai – bekannt.[3] Damit lässt sich, so die Archäologen vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, erstmals eine hiesige archäologische Kultur mit einem antiken Stammesnamen verbinden.[1]

Die Brandbestattung gleicht der der Thüringischen Kultur. Im Unterschied zu jener Kultur wurden scheibengedrehte Terrinen sowie später flaschenförmige Gefäße als Urne verwendet.[1]

  1. a b c d e Vgl. Harald Meller (Hrsg.): Glutgeboren. Mittelbronzezeit bis Eisenzeit (= Begleithefte zur Dauerausstellung im Landesmuseum Halle. Band 5). Halle an der Saale 2015, ISBN 978-3-944507-14-9, S. 75–82.
  2. Ptolemaios, Geographike 2,11,11: Πάλιν ἀπ᾽ ἀνατολῶν μὲν τῶν Ἀβνοβαίων ὀρέων οἰκοῦσιν ὑπὸ τοὺς Συήβους Κασουάροι, εὶτα Νερτερεανοί, εὶτα Δανδοῦτοι, ὑφ᾽ οὓς Τούρνοι καὶ Μαρουίνγοι· ὑπὸ δὲ τοὺς Καμαυοὺς Χάτται καὶ Τούβαντοι, καὶ ὑπὲρ τὰ Σούδητα ὄπη Τευριοχαῖμαι, ὑπὸ δὲ τὰ ὄπη Οὐαριστοί· εὶτα ἡ Γαβρήτα Ὕλη· καὶ ὑπὸ μὲν τοὺς Μαρουίνγους Κουρίωνες, εὶτα Χαιτούωποι, καὶ μέχρι τοῦ Δανουβίου ποταμοῦ οἱ Ἀδραβαικάμποι· ὑπὸ δὲ τὸν Ὀρχύνιον Δρυμὸν Κούαδοι, ὑφ᾽ οὓς τὰ σιδηρωρυχεῖα καὶ Λοῦνα Ὓλη, ὑφ᾽ ἦν μέγα ἔθνος οἱ Βαῖμοι μέχρι τοῦ Δανουβίου, καὶ συνεχεῖς αὐτοῖς παρὰ τὸν ποταμὸν οἵ τε Ῥακατρίαι καὶ οἱ πρὸς ταῖς καμπαῖς Ῥακάται.
  3. Lutz Richter-Bemburg, Dieter TimpeEntdeckungsgeschichte. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 7, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011445-3, S. 307–391. Karte zur Germania magna des Ptolemäus (S. 386)
  • Rainer Christlein: Zu den jüngsten keltischen Funden Südbayerns. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 47. 1982, S. 275–292.
  • Wilhelm Heizmann, Matthias Springer, Claudia Theune-Vogt, Jürgen UdolphThüringer. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 30, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-018385-4, S. 519–544. (Artikel abgerufen über GAO bei De Gruyter Online)
  • Hans Kaufmann: Das Brandgräberfeld von der „Heiligen Lehne“ bei Seebergen, Kr. Gotha. In: Alt-Thüringen 2. 1955/56, (1957), S. 138–204. Digitalisat
  • Rosemarie Müller: Vorrömische Eisenzeit. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 32, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3-11-018387-0, S. 623–638. (Artikel abgerufen über GAO bei De Gruyter Online)
  • Walther Schulz: Die Bevölkerung Thüringens im letzten Jahrhundert v. Chr. auf Grund der Bodenfunde. In: Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder 16. 1928, S. 1–128.
  • Erika Spehr: Zwei Gräberfelder der jüngeren Latène- und frühesten Römischen Kaiserzeit von Naumburg (Saale). In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 52. 1968, S. 233–290.
  • Volker Töpfer: Ein Brennofen aus der Spätlatènezeit von Ermlitz-Oberthau im Kreise Merseburg. In: Hans Klumbach (Hrsg.): Festschrift des Römisch-Germanischen Museums in Mainz zur Feier seines hundertjährigen Bestehens 1952. Band 3. Mainz 1953, S. 72–78.
  • Theodor Voigt: Gab es zur Spät-La-Tène-Zeit eine selbständige Kulturprovinz im Saalegebiet? In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 41 und 42. 1958, S. 409–466.
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