Neil Harbisson

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Neil Harbisson (* 27. Juli 1982)[1] ist ein in Katalonien, Spanien, aufgewachsener, britisch geborener Avantgarde-Künstler und Cyborg-Aktivist mit Sitz in New York City.

Er ist der erste Mensch auf der Welt mit einer implantierten Antenne im Schädel und außerdem der erste offiziell von einer Regierung anerkannte Cyborg.[2] Seine Antenne benutzt hörbare Schwingungen in seinem Schädel, um ihm Informationen zu geben.[3] Dazu gehören Messungen von elektromagnetischer Strahlung, Telefonanrufe, Musik sowie Videos oder Bilder, die in Klänge übersetzt werden.[4] Seine Wi-Fi-Antenne erlaubt ihm auch, Signale und Daten von Satelliten zu empfangen.[5]

Seit 2004 beschreiben ihn internationale Medien als weltweit ersten Cyborg oder Cyborg-Künstler, der sich künstlerisch durch einen neuen Sinn ausdrückt, der durch die ständige Verbindung zwischen elektronischen Komponenten und seinem Gehirn entsteht.[6]

2010 gründete er die Cyborg Foundation, eine internationale Stiftung, die nach eigenen Angaben Cyborg-Rechte verteidigt, den Cyborgismus als Kunstbewegung fördert und Menschen unterstützt, die Cyborgs werden wollen.[7][8]

Von Geburt an sah Harbisson die Welt in schwarz-weiß-grauen Tönen (Achromatopsie).[9] Mit 21 Jahren installierte er sich einen Eyeborg, mit dem er Farben hören kann.[10][11] Er ist Mitbegründer und Präsident der Cyborg Foundation, einer internationalen Stiftung, die Menschen helfen will, Cyborgs zu werden.[12]

Neil Harbisson ist der Sohn eines irischen Vaters und einer spanischen Mutter. Er wuchs in Spanien auf, wo er unter anderem bei Enric Torra Klavier lernte und im Institut Alexander Satorres Kunst studierte.[7] Dort erlaubte man ihm aufgrund seiner Achromatopsie, seine künstlerischen Arbeiten in schwarz-weiß auszuführen.[13] Im Alter von 18 Jahren setzte er sein Klavierstudium an der Waltons’ School of Music in Dublin fort.[14] Im folgenden Jahr ging er nach England ans Dartington College of Arts, wo er experimentelle Komposition und Klavier studierte.[15] Dort erhielt er Unterricht von dem englischen Komponisten Frank Denyer und dem einarmigen Pianisten John Railton.[5] Während seines Studiums in England lernte er Adam Montandon kennen, einen Kybernetik-Absolventen der Universität Plymouth.[16] Beide arbeiteten bei der Erfindung des Eyeborg zusammen. Dieses Gerät, das Harbisson seitdem am Kopf installiert hat, ermöglichte ihm erstmals in seinem Leben, Farben durch Töne wahrzunehmen.[17]

Das Eyeborg ist eine Erfindung, die Harbisson am Kopf trägt und die ihm ermöglicht, Farben zu erkennen.[18] Es besteht aus einem Farbsensor, der neben dem Auge angebracht ist, sowie einem Kopfhörer und einem Mikrochip. Die fokussierte Farbe wird durch den Sensor wahrgenommen und zu dem am Kopf installierten Chip gesendet, dort werden die Farbfrequenzen in hörbare Frequenzen umgewandelt und ermöglichen Harbisson, die Farbe zu interpretieren.[19] Das erste Eyeborg war ein Kooperationsprojekt von Adam Montandon und Harbisson. 2004 erhielt es den Preis für Innovation beim Submerge-Festival in Bristol (Großbritannien) sowie den europäischen Preis für Multimedia-Interface-Design „EUROPRIX Top Talent Award“ in Wien.[20]

Als Neil Harbisson 2004 seinen Pass erneuern wollte, wurde ihm von den britischen Behörden mitgeteilt, dass das nicht möglich sei, da er auf seinem Passfoto mit einem elektronischen Gerät zu sehen war und dies nicht erlaubt sei.[21] Harbissons Argument, dass das elektronische Gerät als Teil seiner selbst angesehen werden sollte, wurde abgelehnt.[22] Daraufhin suchte Harbisson die Unterstützung seines Arztes und von Mitgliedern der Universität, an der er studiert hatte. Sie alle schickten Briefe an die zugehörige Behörde und verteidigten Harbisson in dem Fall. Nach wochenlanger Korrespondenz akzeptierte die Regierung das Eyeborg als einen Teil von Harbissons Körper und ließ ihn auf dem Bild seines Reisepasses mit dem elektronischen Auge erscheinen.[23] Somit wurde Neil Harbisson zum ersten Mal von einer Regierung als Cyborg anerkannt.[24]

Cyborg-Stiftung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vortrag von Neil Harbisson und Moon Ribas auf der re:publica 2013: „Life with extra Senses – How to become a Cyborg“ (englisch)

Im Jahr 2010 gründeten Neil Harbisson und Moon Ribas die Cyborg Foundation, die Menschen dazu verhelfen soll Cyborgs zu werden.[25] Diese Stiftung war die Antwort auf die zahlreichen Anfragen, die aus aller Welt an Neil gesandt wurden.[26] Die Hauptziele der Stiftung sind, die Sinne und die persönlichen Kapazitäten des Körpers zu erweitern und verbessern, der Einsatz der Kybernetik an kulturellen Veranstaltungen zu fördern und für die Rechte der Cyborgs zu sorgen. Im Jahr 2010 wurde die Stiftung in Mataró (Barcelona) gegründet und mit dem Cre@tic Tecnocampus Preis ausgezeichnet.[27]

Sonochromatismus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonochromatismus oder Sonochromatopsie (lateinisch sonus „Klang“, griechisch χρωμα (chroma) „Farbe“, griechisch ὄψις (ópsis) „das Sehen“) bildet sich zu farbenhörig, einem Begriff, der Harbissons neuen Zustand definiert. Harbisson erklärt, dass "farbenblind" auf ihn nicht mehr zutrifft, weil Farbenblinde keine Farben wahrnehmen oder unterscheiden können[28], was bei ihm nicht mehr der Fall ist. Auch „Synästhesie“ definiere seinen Zustand nicht, weil das Verhältnis zwischen Farbe und Klang bei Synästhesie bei jeder Person variiert, während die Sonochromatopsie ein zusätzlicher Sinn sei, der Farbe durch den Klang objektiv wiedergebe.[29]

Harbissons sonochromatische Skala

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Neil Harbisson – Sammlung von Bildern und Videos
  1. Registre El Maresme Issue 224, Summer 1982
  2. Richard Brooks: Colour-blind artist learns to paint by hearing. In: The Sunday Times. 24. Februar 2008.
  3. Andy Miah & Emma Rich: The medicalization of cyberspace. Routledge, New York 2008, ISBN 978-0-415-37622-8, S. 130
  4. Geoff Tibballs: Ripley’s Believe it or not! 2006, ISBN 978-1-893951-12-9, S. 61
  5. a b Painting by Ear. In: Modern Painters. The International Contemporary Art Magazine. 1. Juni 2008, S. 70–73
  6. Cyborgs and Stem Cells (Memento des Originals vom 15. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.research-tv.com. In: Research TV. 18. Januar 2005.
  7. a b Bryony Gordon: Eyes opened to sound of socks. In: The Daily Telegraph. 12. Januar 2005.
  8. This company will help you become a cyborg, one implanted sense at a time. In: Quartz. 26. Juni 2016 (qz.com [abgerufen am 22. Januar 2017]).
  9. Matthew Bannister: Outlook. In: BBC World Service. 23. Januar 2012.
  10. Greg Wade: Seeing things in a different light. In: BBC. 19. Januar 2005.
  11. Colourful artist: on a slightly different wavelength (Memento des Originals vom 21. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.irishtimes.com. In: The Irish Times. 5. Mai 2008.
  12. F. C. García: Nace una fundación dedicada a convertir humanos en ciborgs. In: La Vanguardia. 1. März 2011.
  13. Ciarán Brennan: When what you see is not in colour (Memento des Originals vom 21. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.irishtimes.com. In: The Irish Times. 5. Mai 2008.
  14. Helena Ferran: Un «cyborg» català al Regne Unit. In: El Punt. 5. Dezember 2004.
  15. Alberto Martinez Arias: Primer ciborg del mundo reconocido por un gobierno. In: Puntos de Vista (Radio Exterior de España). 23. Januar 2012.
  16. The man who hears colour. In: BBC News. 15. Februar 2012
  17. Alfredo M. Ronchi: Eculture: Cultural Content in the Digital Age. Springer, New York 2009, ISBN 978-3-540-75273-8, S. 319
  18. "Neil Harbisson. Il terzo occhio", Internazionale Number 936, 17. Februar 2012
  19. Nadotti, Cristina. "Daltonici, mondo a colori con l'aiuto di "Eye-borg"", La Repubblica, 31. Mai 2005.
  20. Alfredo M. Ronchi: Eculture: Cultural Content in the Digital Age. Springer (New York, 2009). p.319 ISBN 978-3-540-75273-8
  21. Miah, Andy / Rich, Emma. The medicalization of cyberspace, Routledge (New York, 2008). p.130 ISBN 978-0-415-37622-8
  22. Serra, Laura "No som blancs ni negres, tots som taronges" Ara, 19 Jan 2011.
  23. Neil Harbisson, Telecinco
  24. Modern Painters, The International Contemporary Art Magazine pp 70-73 (Nueva York, 1. Juni 2008)
  25. Redacción "Una fundación se dedica a convertir humanos en ciborgs" El Comercio (Peru), 1. März 2011.
  26. Andreas Rottenschlage: „The Sound of the Cyborg“, The Red Bulletin, 1. März 2011.
  27. Albert Calls: @1@2Vorlage:Toter Link/www.tribunamaresme.com„Les noves tecnologies seran part del nostre cos i extensió del cervell“ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2022. Suche in Webarchiven), La Tribuna, 3. Januar 2011.
  28. Cáceres, Marta. "Yo Robot", Repor Television Española, 21. Oktober 2009.
  29. Sanchis, Ima. "La veo en blanco y negro pero la oigo en colores"@1@2Vorlage:Toter Link/www.lavanguardia.es (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., La Contra de La Vanguardia, 10. Juli 2010.