Neotinea
Neotinea | ||||||||||||
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Milchweißes Knabenkraut (Neotinea lactea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Neotinea | ||||||||||||
Rchb. f. |
Neotinea ist eine Pflanzengattung in der Familie der Orchideengewächse (Orchidaceae). Früher monotypisch, mit der Gefleckten Waldwurz oder Keuschorchis (Neotinea maculata) als einziger Art, wurde die Gattung 1997 aufgrund genetischer Untersuchungen erweitert und umfasst heute auch einige früher zur Gattung Orchis gestellte Arten.
Beschreibung und Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Neotinea-Arten sind relativ niedrigwüchsige und kleine, ausdauernde krautige Pflanzen. Sie bilden eirunde Knollen als Überdauerungsorgane, gehören also zu den Geophyten. Jede Pflanze besitzt dabei zwei Knollen, eine alte (vorjährige) und eine neue (diesjährige). Der aufrechte Stängel ist oft etwas bläulich überlaufen. Es sitzen zwei bis vier Laubblätter in einer grundständigen Rosette und ein oder zwei weitere am Stängel, diese können gefleckt oder ungefleckt sein.[1]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der dichtblütige Blütenstand ist im Umriss zylindrisch, manchmal konisch. Die Tragblätter sind als häutige Hochblätter ausgebildet. Die zwittrigen Blüten sind verhältnismäßig klein, sie sind grünlichweiß, strohfarben, weißlich oder rosa gefärbt, zygomorph und dreizählig. Die Blütenhüllblätter, vor allem die Lippe, sind oft dunkler rosa bis purpurn gefleckt oder tragen eine Linienzeichnung. Die Lippe ist dreilappig, der Mittellappen gelegentlich noch zweigeteilt, ihre Oberfläche oft mit kleinen Papillen besetzt. Der Sporn ist immer vorhanden, er kann kurz und konisch oder länger und zylindrisch sein. Die fünf anderen Kronblätter (Sepalen und Petalen) sind zusammen nach vorn geneigt und bilden einen Helm. Die Columna ist kurz, mit zwei großen, seitlichen Narben, die unten aneinanderstoßen. Die beiden Pollinien sind kurz gestielt.[1] Die Samen sind wie bei allen Orchideen sehr zahlreich und staubfein, oft nur 1/4 Millimeter groß und ein Millionstel Gramm schwer.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gattung Neotinea wurde 1852 durch Heinrich Gustav Reichenbach aufgestellt. Typusart ist Neotinea maculata (Desf.) Stearn.[2] Synonyme für Neotinea Rchb. f. sind Tinea Biv. nom. illeg., Odontorchis D.Tyteca & E.Klein.[3]
Die früher monotypische Gattung Neotinea wurde in einer Revision der Subtribus Orchidinae durch Bateman 1997 auf der Basis von genetischen Merkmalen um die Arten der Sektion Galericulatae der Gattung Orchis erweitert. Diese Änderungen werden heute teilweise bereits als gültig angesehen, beispielsweise von Kew Gardens,[3] haben sich jedoch bislang nicht vollständig durchgesetzt und sind auch nicht ganz unumstritten bei Experten.
Die Gattung Neotinea wird mit ihren vier Arten in zwei Sektionen gegliedert:
- Sektion Neotinea:
- Keuschorchis (Neotinea maculata (Desf.) Stearn): Sie kommt von Nordwesteuropa bis zum Mittelmeerraum und in Makaronesien vor.[3]
- Sektion Tridentatae H.Kretzschmar, Eccarius & H.Dietr.:
- Dreizähniges Knabenkraut (Neotinea tridentata (Scop.) R.M.Bateman, Pridgeon & M.W.Chase): Mit den Unterarten:
- Neotinea tridentata R.M.Bateman, Pridgeon & M.W.Chase subsp. tridentata
- Kegel-Knabenkraut (Neotinea tridentata subsp. conica R.M. Bateman, Pridgeon & M.W. Chase): Es kommt von Marokko bis ins südwestliche Frankreich vor.[3]
- Milchweißes Knabenkraut (Neotinea lactea R.M.Bateman, Pridgeon & M.W.Chase, Syn.: Orchis lactea Poir.)[3]
- Brand-Knabenkraut (Neotinea ustulata (L.) R.M.Bateman, Pridgeon & M.W.Chase, Syn.: Orchis ustulata L.): Es gibt seit 2006 zwei Varietäten:[3]
- Dreizähniges Knabenkraut (Neotinea tridentata (Scop.) R.M.Bateman, Pridgeon & M.W.Chase): Mit den Unterarten:
Außerdem gibt es die Hybride:
- Neotinea × dietrichiana (Bogenh.) H.Kretzschmar, Eccarius & H.Dietr. = Neotinea tridentata × Neotinea ustulata.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- H. Kretzschmar, W. Eccarius, Helga Dietrich: Die Orchideengattungen Anacamptis, Orchis, Neotinea. EchinoMedia-Verlag, 1. Auflage: 2007, ISBN 978-3-937107-11-0, S. 191–219.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Alec M. Pridgeon, Phillip J. Cribb, Mark W. Chase, Finn Rasmussen: Genera Orchidacearum, Volume 2. Orchidoideae (Part 1). 85.: Neotinea. Oxford University Press, 2001. ISBN 978-0-19-850710-9. auf Seite 320.
- ↑ Neotinea bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 6. November 2015.
- ↑ a b c d e f g h Neotinea. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 9. Mai 2020.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gattung Neotinea in der Flora Italiana, abgerufen am 2. Juni 2016.