Nereus und Achilleus

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Die heiligen Nereus und Achilleus, Glasmalerei in Saint Helier (19. Jh.)
Domitilla zwischen Nereus und Achilleus (mit Märtyrerpalmen). Altarbild von Peter Paul Rubens um 1608, S. Maria in Vallicella, Rom, rechts des Hauptaltars

Nereus und Achilleus († Ende des 3. oder Anfang des 4. Jahrhunderts) waren römische Soldaten, die sich vermutlich zum Christentum bekehrt hatten und während der Christenverfolgung unter Diokletian, (die sich in ihrer Anfangsphase, 295–298, auf das Militär konzentrierte) als Märtyrer gestorben sind. Beide hatte Papst Damasus I. (366–384) in einer Gedenkinschrift als treu dienende und dem Kaiser ergebene Soldaten bezeichnet.[1][2][3][4]

In den Akten der heiligen Nereus und Achilleus aus dem 5. oder 6. Jahrhundert werden die beiden Märtyrer nicht als kaiserliche Soldaten beschrieben, sondern zu Kammer-Eunuchen der Flavia Domitilla gemacht; Flavia Domitilla war eine Nichte des römischen Kaisers Domitian, die im ersten Jahrhundert gelebt hat und wegen ihres Übertritts zum christlichen Glauben das Martyrium erlitten hat.[5][6] Vielleicht ist das der Grund, warum Nereus und Achilleus häufig zusammen mit Flavia Domitilla abgebildet worden sind.

Domitilla mit Nereus und Achilleus. Altarbild von Cristoforo Roncalli um 1599, Basilika SS. Nereo e Achilleo, Altar im linken Seitenschiff

Der Gedenktag der hll. Nereus und Achilleus im Allgemeinen römischen Kalender ist der 12. Mai.

Ende des 4. Jahrhunderts oder unmittelbar danach[7][8] wurde über den Domitilla-Katakomben eine Basilika zu Ehren der Märtyrer Nereus und Achilleus in der Weise erbaut, dass man die Kirche zur Hälfte unter die Erdoberfläche verlegte, um den Altar unmittelbar über den Katakombengräbern der beiden Märtyrer errichten zu können. Diese Gräber befanden sich ursprünglich in einer Grabkammer (cubiculum), die bereits von Papst Damasus I. um 380 durch eine Gedenktafel (memoria) hervorgehoben worden war. Es wird vermutet, dass die heute in der Basilika vor dem Altarraum aufgestellte Säule mit einer Darstellung der Enthauptung des Achilleus ebenfalls zu der Memoria gehört hat. Auf dieser Säule ist dargestellt, wie Achilleus zu fliehen versucht, um der Enthauptung zu entgehen; im Hintergrund wird ein Kreuz mit dem für den Märtyrer bestimmten Siegerkranz sichtbar. Diese sogenannte Katakomben-Basilika war ein dreischiffiger Bau auf unregelmäßigem Grundriss mit der Apsis im Westen über der Memoria der Kirchenpatrone. Die im 9. Jahrhundert dem Verfall preisgegebene Basilika wurde 1874 wiederentdeckt, die vorgefundenen Reste ausgegraben und der Bau nach alten Plänen neu errichtet.[9] Die rekonstruierte Basilika befindet sich heute an der Via delle Sette Chiese 283, 2.200 m von der Stadtmauer Roms entfernt.[10]

Die alte Basilika wurde auch die Petronilla-Basilika genannt.[11] Hinter dem Altar stand der Sarkophag der Märtyrin Petronilla, der von dort im Jahre 757 in das Mausoleum am Petersdom übertragen wurde.[12][13]

Die Gräber der Märtyrer Nereus und Achilleus wurden im Verlauf des 6. Jahrhunderts aus Sicherheitsgründen von den Domitilla-Katakomben in die Stadtkirche Titulus Fasciolae verlegt, die in der Folgezeit auch umbenannt wurde in Titulus SS. Nerei e Achillei. Weil die Umgebung dieser Kirche im 13. Jahrhundert verödet und nicht mehr bewohnt war, verfiel sie allmählich. Deshalb wurden im Jahr 1228 unter Papst Gregor IX. die Reliquien der Märtyrer Nereus und Achilleus und anderer Heiliger in die Kirche Sant’Adriano am Forum Romanum übertragen. Erst 1597 erhielt Kardinal Cesare Baronio als Kardinalpriester der Stadtkirche Santi Nereo e Achilleo die päpstliche Erlaubnis, die 1228 nach Sant´Adriano übertragenen Reliquien der Märtyrer Nereo und Achilleo und anderer Heiliger wieder in seine Titelkirche zurückholen zu dürfen.[14][15][16]

Einzelnachweise

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  1. Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). Herder, Freiburg 2006, Band 7, Sp. 740 mit Quellenangaben.
  2. Tyler Lansford: The Latin Inscriptions of Rome: A Walking Guide. Johns Hopkins University Press, 2011, ISBN 978-1-4214-0325-0, §6.9
  3. Umberto M. Fasola: Die domitilla-Katakombe und die Basilika der Märtyrer Nereus und Achilleus. Edipuglia, 1989, ISBN 88-7228-082-6, S. 17–20. books.google.de
  4. Philippe Pergola, Francesca Severini, Palmira Maria Barbini: Christian Rome: Early Christian Rome; Catacombs and Basilicas. Getty Publications, 2000, ISBN 88-8162-101-0, S. 27. books.google.de
  5. Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). Herder, Freiburg 2006, Band 3, Sp. 325 f., mit Quellenangaben.
  6. Dennis Trout: From the elogia of Damasus to the Acta of the gesta martyrum: restaging Roman history. In: Brita Alroth, Charlotte Scheffer: Attitudes towards the Past in Antiquity Creating Identities. Stockholm University, 2014, ISBN 978-91-87235-47-4, S. 314.
  7. Louis Reekmans, "Recherches récentes". In Mathijs Lamberigts, Peter van Deun, Martyrium in multidisciplinary perspective (Leuven University Press 1995), S. 61–64.
  8. Dennis Trout: Damasus of Rome: The Epigraphic Poetry. Oxford University Press, 2015, ISBN 978-0-19-873537-3, S. 99. books.google.de
  9. Hans Georg Wehrens: Rom – Die christlichen Sakralbauten vom 4. bis zum 9. Jahrhundert – Ein Vademecum. Freiburg, 2. Auflage 2017, S. 164 f., mit Grundriss.
  10. Google maps
  11. Giovanni Battista de Rossi: La scoperta della basilica di S. Petronilla col sepolcro dei martiri Nereo ed Achilleo nel cimitero di Domitilla. books.google.de
  12. George Edmundson: The Church in Rome in the First Century: An Examination of Various Controverted Questions Relating to its History, Chronology, Literature and Traditions. Wipf & Stock, 2008, ISBN 978-1-55635-846-3, S. 281. books.google.de
  13. Éamonn Ó Carragáin, Carol L. Neuman de Vegvar: Roma Felix: Formation and Reflections of Medieval Rome. Ashgate, 2007, ISBN 978-0-7546-6096-5, S. 87. books.google.de
  14. Walther Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms. Der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart. Band 3. Wien 1974, S. 354ff.
  15. Pio Franchi de' Cavalieri: Nereo e Achilleo, santi. In Enciclopedia Italiana (1934).
  16. Jetze Touber: Law, Medicine and Engineering in the Cult of the Saints in Counter-Reformation Rome: The Hagiographical Works of Antonio Gallonio, 1556–1605. Brill, 2014, ISBN 978-90-04-26514-1, S. 89–93. books.google.de