Scheidemannplatz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Neuer Wilhelmsplatz)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Scheidemannplatz
Neuer Wilhelmsplatz
Platz in Kassel
Scheidemannplatz
Blick auf den Scheidemannplatz
Basisdaten
Ort Kassel
Ortsteil Mitte
Angelegt nach 1833
Neugestaltet 2005
Einmündende Straßen Schomburgstraße, Rudolf-Schwander-Straße, Kölnische Straße, Treppenstraße, Theaterstraße, Ständeplatz
Bauwerke EAM-Hochhaus
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV
Platzgestaltung Tobias Mann
Platzfläche vor der Handwerkskammer

Scheidemannplatz (früher Neuer Wilhelmsplatz) ist der Name eines Platzes in der nordhessischen Stadt Kassel.

Der Scheidemannplatz ist ein wichtiger Bestandteil der Verbindung vom Kasseler Hauptbahnhof in die tiefer gelegene Innenstadt mit der Einkaufsstraße Königsstraße. Dabei markiert das zehngeschossige EAM-Hochhaus (das ehemalige Verwaltungsgebäude der EAM) den Beginn der Treppenstraße und damit den Weg zur Königsstraße und zum Friedrichsplatz.

Der Platz dient dem Autoverkehr als Teil des Kasseler Innenstadtringes. Die gleichnamige Haltestelle wird durch mehrere Bus-, Straßenbahn- und RegioTramlinien bedient. Für den Fußgängerverkehr existieren seit einem im Jahr 2005 abgeschlossenen Umbau wieder größere zusammenhängende Flächen mit Aufenthaltsqualität.

Der heutige Scheidemannplatz geht zurück auf eine Stadterweiterung aus dem Jahre 1833. Die projektierte Friedrich-Wilhelm-Stadt, die durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel ihren Namen erhielt, sollte mit der Friedrich-Wilhelm-Straße (heute Ständeplatz) und dem „Neuen Wilhelmsplatz“ (später „Friedrich-Wilhelms-Platz“, heute Scheidemannplatz) ihren Mittelpunkt erhalten. Die ursprünglichen Planungen sahen im Zentrum des neuen Wilhelmplatzes das 1834–36 errichtete Ständehaus vor. In der Mitte des Platzes stand von 1881 bis 1952 der Vierflüssebrunnen. Durch drei den Platz querende Radialstraßen wäre hier eine Anlage von gleicher Bedeutung wie der des Königsplatzes entstanden.

Die historische Bebauung wurde durch die Bombenangriffe auf Kassel in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 1943 stark beschädigt.

Seine heutige Gestalt erhielt der Platz in der Zeit des Wiederaufbaus unter dem Einfluss der Moderne von 1950 bis 1954. 1955 wurden die beiden wichtigsten Gebäude am Scheidemannplatz fertiggestellt.[1] Dabei handelte es sich um den Sitz der EAM und der Handwerkskammer Kassel. Das letzte erhaltene Gebäude, das vor dieser Umgestaltung datiert, ist das heute vom Landeswohlfahrtsverband Hessen als Bürogebäude genutzte ehemalige Grandhotel Schirmer.

Der Platz diente zum einen als Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt und zum anderen als Verkehrsknotenpunkt für den Straßenverkehr und die Straßenbahn. Für Fußgänger war eine großzügige unterirdische Passage angelegt worden, in der sich auch Ladengeschäfte befanden, ein Ausgang führte direkt zur Treppenstraße. Die Unterführung war eine von vielen entlang des Innenstadtringes und neben dem U-Bahnhof Hauptbahnhof (Kassel) die einzige mit einer größeren Anzahl von Geschäften.

Im Sommer des Jahres 2003 wurde ein Wettbewerb zur Neugestaltung des Platzes durchgeführt.[2] Unter den sieben Teilnehmern setzte sich das Büro mann landschaftsarchitekten durch. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde das unterirdische Bauwerk mit Beton zugeschüttet. Am 23. September 2005[3] wurde der Platz neu eingeweiht.

Seinen heutigen Namen erhielt der Platz nach dem Kasseler Oberbürgermeister (1919–1925) Philipp Scheidemann, zuvor erster Reichsministerpräsident der ersten deutschen Republik.

Rampe der RegioTram

Am Scheidemannplatz kreuzen sich die beiden Landesstraßen L3237 und L3420. Die auf den Platz zuführenden Straßen (Rudolf-Schwander-Straße sowie Ständeplatz) sind Bestandteil des sogenannten Innenstadtrings. Dieser dient zur Erschließung der Innenstadt für den Autoverkehr.

Die Haltestelle Scheidemannplatz des Kasseler Nahverkehrs wird von den Straßenbahn- bzw. RegioTram-Linien 5E, 7, N5, RT1, RT4 und RT5 sowie mehreren Buslinien bedient.[4]

Linie Verlauf Takt
RT1 Hofgeismar-Hümme – Hofgeismar – Grebenstein – Immenhausen – Espenau-Mönchehof – Vellmar-Obervellmar – Vellmar-Osterberg/EKZ – Kassel Jungfernkopf – Kassel-Harleshausen – Kassel-Kirchditmold – Kassel Hbf (tief) – Scheidemannplatz – Wilhelmsstraße/Stadtmuseum Rathaus/Fünffensterstraße – Rathaus – Friedrichsplatz – Königsplatz – Am Stern – Holländischer Platz/Universität Halitplatz – Hauptfriedhof – Wiener Straße – Holländische Straße
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
30 min (werktags)
60 min (sonn-/feiertags)
RT4 Wolfhagen – Altenhasungen Oberelsungen Zierenberg-Rosental – Zierenberg – Fürstenwald – Ahnatal-Weimar – Ahnatal-Heckershausen – Ahnatal-Casselbreite – Vellmar-Obervellmar – Vellmar-Osterberg/EKZ – Kassel Jungfernkopf – Kassel-Harleshausen – Kassel-Kirchditmold – Kassel Hbf (tief) – Scheidemannplatz – Wilhelmsstraße/Stadtmuseum Rathaus/Fünffensterstraße – Rathaus – Friedrichsplatz – Königsplatz – Am Stern – Holländischer Platz/Universität Halitplatz – Hauptfriedhof – Wiener Straße – Holländische Straße
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
60 min
30 min (Zierenberg–Holl. Str. werktags)
RT5 Melsungen – Melsungen Bartenwetzerbrücke – Melsungen-Schwarzenberg – Melsungen-Röhrenfurth – Körle – Guxhagen – Baunatal-Guntershausen – Baunatal-Rengershausen – Kassel-Oberzwehren – Kassel-Wilhelmshöhe – Kassel Hbf (tief) – Scheidemannplatz – Wilhelmsstraße/Stadtmuseum Rathaus/Fünffensterstraße – Am Weinberg – Heinrich-Heine-Straße/Universität Auestadion
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023
30 min (werktags)
60 min (sonn-/feiertags)

Bei Großveranstaltungen in der Königsstraße wird sie als Ausweichstrecke genutzt. Seit Sommer 2007 wird in Höhe des Scheidemannplatzes die neue RegioTram durch den unter dem Hauptbahnhof hindurch gebauten Tunnel in das Netz der Kasseler Tram geführt.[5] Die Rampe war zuvor Zufahrt des (heute stillgelegten) U-Bahnhofs am Hauptbahnhof.

Umgebende Bebauung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
EAM-Hochhaus am Scheidemannplatz

Bedeutendstes räumliches Element ist das EAM-Hochhaus am östlichen Platzrand, das gleichzeitig den Beginn der Treppenstraße markiert. Es war früher Sitz des Energiekonzerns Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland. Am Südrand des Platzes befindet sich das Gebäude der Handwerkskammer Kassel, auf der gegenüberliegenden Seite die Hauptstelle der Volksbank Kassel Göttingen.

Schachbrettpflasterung

Die 2005 beendete Neugestaltung des Platzes ist ein Zitat der 1950er Jahre. Dies drückt sich in erster Linie in der Gestaltung des Bodenbelages aus. Dieser wurde in Form eines Schachbrettmusters mit schwarzen und weißen Feldern ausgestattet, welches sich über die gesamte Platzfläche inklusive der Verkehrsinseln erstreckt. Davon ausgeschlossen sind lediglich die Straßen sowie die Straßenbahnhaltestellen.

Die bereits auf dem Platz vorhandenen Bäume wurden, zum Teil zusammengefasst, in größere Tröge eingefasst, deren Inneres mit Gras bepflanzt wurde. Der Rand dient dabei sowohl als Einfassung als auch als Sitzgelegenheit.

Bei Dunkelheit werden die Tröge durch in den Einfassungen auf Fußhöhe angebrachte LED-Leuchten inszeniert. Auf der Platzfläche sind außerdem mehrere Leuchtstelen verteilt, die für eine flächige Beleuchtung sorgen.

Geplant wurde die Neugestaltung vom Landschaftsarchitekten Tobias Mann aus Fulda.[6]

Commons: Scheidemannplatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Kassel chronologisch „Chronik der Jahre 1945–1989“. stadt-kassel.de, Stand: 8. September 2011
  2. Wettbewerbsbeschreibung „Neugestaltung des Scheidemannplatzes, Kassel (D)“. competitionline.de, Stand: 1. Juni 2007
  3. Kassel chronologisch „Chronik der Jahre 2004–2005“. stadt-kassel.de, Stand: 8. September 2011
  4. Haltestellenübersichtsplan Scheidemannplatz (Memento vom 26. November 2011 im Internet Archive) Kasseler Verkehrs-Gesellschaft, Stand: 8. September 2011
  5. Projektbeschreibung Die Innenstadt hat ein neues Gesicht. Nordhessischer Verkehrsverbund, Stand: 8. September 2011
  6. Klaus Schaake: Scheidemannplatz - Neuinterpretation der Wiederaufbaujahre (Memento vom 28. Juni 2011 im Internet Archive) (PDF; 5,5 MB) - StadtZeit Kassel, No. 25, April/Mai 2008, S. 14–15

Koordinaten: 51° 18′ 59″ N, 9° 29′ 33,7″ O