Niederndorf
Niederndorf
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Tirol | |
Politischer Bezirk: | Kufstein | |
Kfz-Kennzeichen: | KU | |
Fläche: | 7,21 km² | |
Koordinaten: | 47° 39′ N, 12° 13′ O | |
Höhe: | 500 m ü. A. | |
Einwohner: | 2.880 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 399 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6342 | |
Vorwahl: | 05373 | |
Gemeindekennziffer: | 7 05 18 | |
NUTS-Region | AT335 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Dorf 34 6342 Niederndorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Christian Ritzer (Einheitsliste) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022) (15 Mitglieder) |
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Lage von Niederndorf im Bezirk Kufstein | ||
Niederndorf von Süden | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Niederndorf ist eine Gemeinde mit 2880 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Gerichtsbezirk und Bezirk Kufstein, Tirol (Österreich).
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde liegt im Unterinntal an der Grenze zu Bayern im Gerichtsbezirk Kufstein. Vom Inn im Westen und dem Jennbach im Süden in einer Höhe von 500 Meter über dem Meer steigt das Land nach Nordosten zu bewaldeten Hügeln von rund 700 Meter an. Von der Fläche von sieben Quadratkilometer entfallen 43 Prozent auf landwirtschaftliche Nutzflächen und 37 Prozent auf Wald.[1]
Gliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Niederndorf besteht neben dem Dorf aus den Fraktionen Au, Hölzelsau, Pittlham und Sebi.[2]
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erl | Niederndorferberg | |
Oberaudorf (Bayern, D) | Rettenschöss | |
Ebbs |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühgeschichte bis 1900
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fund eines Bronzegürtelhakens in Hölzelsau bezeugt, dass das Gebiet schon 400 vor Christus besiedelt war. In den „Indiculus Arnonis“, einem Schenkungsverzeichnis der bairischen Herzöge, wird für die Jahre 788/790 neben der Pfarre Ebbs eine weitere Kirche vermerkt. Da diese dem hl. Georg geweiht war, ist wahrscheinlich die Kirche von Niederndorf gemeint. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1230. Im bayrisch-herzoglichen Urbar werden Abgaben von Niederndorf aufgeführt, unter anderem Geld, Vieh, Wein, Hafer und Weizen.
Aus der Zeit der römischen Herrschaft, die im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung begann, stammen Hinweise auf eine Römerstraße. Sie verlief von Norden kommend durch Hölzelsau, führte um eine sumpfige Wiese herum in das heutige Niederndorf und weiter nach Süden, wo sie bei Bruckhäusl den Jennbach überquerte.
Nachdem König Maximilian I. im Jahr 1504 die Festung Kufstein erobert hatte, kam Niederndorf mit den Herrschaften Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg zu Tirol.
Der erste Nachweis einer Schule stammt aus dem Jahr 1696. Der Unterricht fand in einem Bauernhaus statt.
Im Zuge des spanischen Erbfolgekrieges fielen 1704 die Bayern in Niederndorf ein und legten 42 Häuser in Schutt und Asche. Zwei Jahre später erhielt Niederndorf dafür von Kaiser Josef I. das Marktrecht verliehen: „Wir, als derzeit regierender Herr und Landesfürst möchten allergnädigst geruhen, denselben Niederndorfern in Anbetracht ihrer gegen den im Jahre 1704 vorgefallenen bayerischen-französischen feindlichen Einfall in unsere fürstliche Grafschaft Tirol durch Ergreifung ihrer Waffen gehorsam gezeigten Ergebenheit und wegen der durch Plünderung und Brandschatzung erlittenen Schäden obgenannte Marktfreiheiten zu verleihen.“
Ein weiterer Einfall der Bayern im Jahr 1744 im Verlauf des Österreichischen Erbfolgekrieges konnte bei Windshausen in Erl mit Beteiligung der Niederndorfer zurückgeschlagen werden. Als Dank für diesen Sieg wird zwanzig Jahre später die Wallfahrtskirche „Maria Heimsuchung“ errichtet. Um 1750 malte Josef Adam von Mölk die Fresken der Pfarrkirche, die 1948 entdeckt wurden. Das erste Schulhaus wurde 1756 an der stelle des heutigen Pfarrhofes errichtet.
In den Jahren 1800 bis 1809 war Niederndorf durch die Nähe zur Festung Kufstein stark in die Kämpfe mit den Bayern und Franzosen involviert. Durch schlechtes Wetter und Missernten kam es in den Jahren 1815 bis 1817 zu Hungersnöten.[3][4]
Geschichte nach 1900
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beginnend mit 1910 wird gemeinsam mit der Gemeinde Ebbs ein 2,4 Kilometer langer Hochwasser-Schutzwall am Jennbach errichtet. In die gleiche Zeit fällt der Bau der Ortswasserleitung. Beim Bau der Innbrücke in den Jahren 1926 bis 1929 verschuldete sich die Gemeinde schwer. Das gesamte Gemeindeeigentum wurde verpfändet, die letzten Schulden erst 1945 getilgt.
Der Bau des Waldschwimmbades 1954 war nicht nur ein Impuls für den aufstrebenden Fremdenverkehr, sondern bot auch vielen Gemeindebürgern Arbeit. Die Wasserversorgung wurde 1962 mit einem Grundwasserpumpwerk modernisiert, 1969 bis 1971 die Hauptschule mit Turnhalle und Gemeinschaftssaal errichtet.[5]
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In der barockisierten Dorfkirche (ursprünglich 1376) stehen zwei geschnitzte Figuren der Hll. Katharina und Margaretha, um 1460.
- Die spätgotische Margarethenkapelle auf dem Friedhof zeigt Malereireste aus dem 16. Jahrhundert und moderne Fresken an der Nordwand aus dem Jahr 1962.
- Der Gasthof Gradl neben der Kirche trägt Fresken aus dem 18. Jahrhundert.
Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jedes Jahr am 29. Dezember findet im Ortskern von Niederndorf die Thomasnacht statt. Auf diesem Dorffest mit Glühweinständchen und Bars wird zwei Tage vor Silvester das alte Jahr ausgetrieben.
- Im Drei-Jahres-Rhythmus findet ein großer Faschingsumzug jeweils am Faschingssamstag ab 14:14 Uhr im Ortszentrum statt.
- Jedes Jahr findet außerdem der Martinimarkt statt.
Vereine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Turnverein Niederndorf
- Bundesmusikkapelle Niederndorf
- Schützenkompanie Niederndorf
- Trachtenverein D'Spitzstoana
- SV Niederndorf
- Faschingsverein Niederndorf
- Freiwillige Feuerwehr Niederndorf
- Kameradschaft Niederndorf
- s'Theata Niederndorf[6]
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde ist landwirtschaftlich geprägt, daneben haben sich in einem Gewerbegebiet mehrere Unternehmen angesiedelt.
Wirtschaftssektoren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den 36 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 wurden 17 im Haupt- und 19 im Nebenerwerb geführt. Die Haupterwerbsbetriebe bewirtschafteten drei Viertel der Flächen. Mehr als 80 Prozent der 317 Beschäftigten des Produktionssektors arbeiteten im Bereich Herstellung von Waren. Die größten Arbeitgeber im Dienstleistungssektor waren die Bereiche Handel und soziale und öffentliche Dienste (Stand 2011).[7][8][9]
Wirtschaftssektor | Anzahl Betriebe | Erwerbstätige | ||
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2011 | 2001 | 2011 | 2001 | |
Land- und Forstwirtschaft 1) | 36 | 43 | 38 | 25 |
Produktion | 30 | 21 | 317 | 243 |
Dienstleistung | 137 | 61 | 366 | 371 |
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Berufspendler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2011 lebten 1263 Erwerbstätige in Niederndorf. Ein Viertel davon arbeitete in der Gemeinde, drei Viertel pendelten aus. Mehr als 400 Menschen aus der Umgebung pendelten zur Arbeit nach Niederndorf.[10] Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Verlauf der Jahre 2010 bis 2019 zählte Niederndorf rund 20.000 Übernachtungen jährlich. Der Großteil fiel in die Monate Juni, Juli, August und September mit einer Spitze von 3000 Übernachtungen im Juli.[11] Die Gemeinde ist Mitglied des Tourismusverbandes Kufsteinerland. |
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Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eisenbahn: Der nächste Bahnhof liegt direkt über dem Inn im bayrischen Oberaudorf. Der Bahnhof Kufstein ist zehn Kilometer entfernt.[12]
- Straße: Eine Auffahrt auf die Autobahn von Innsbruck nach Rosenheim befindet sich an der westlichen Gemeindegrenze.
- Der öffentliche Verkehr wird ausschließlich mit Bussen bedient. Haltestellen sind: Feldgasse, Postamt, Bruckhäusl, Sebi und Gewerbezentrum Au. Die Haltestelle Niederndorf Postamt ist hierbei die wichtigste, da sie die Zweigstelle für die Linien nach Niederndorf, Kössen, Niederndorferberg und Erl ist.
- Ab 1998 mit dem Motorschiff Tirol, von 2010 bis 2011 mit dem 116-Personenschiff St. Nikolaus gab es eine touristisch orientierte Motor-Schifffahrt auf dem Inn von wenig oberhalb des Kraftwerks Oberaudorf-Ebbs etwa 9 km weit innaufwärts bis Kufstein. Auf einem Gutteil dieses Abschnitts bildet der Fluss die Staatsgrenze zum linksufrigen Deutschland.[13]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat besteht aus 15 Mandataren. Die Gemeinderatswahlergebnisse seit 2004:
Partei | 2022[14] | 2016[15] | 2010[16] | 2004[17] | ||||
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% | Mandate | % | Mandate | % | Mandate | % | Mandate | |
Einheitsliste Niederndorf (EL) | 65,9 | 10 | 62,1 | 9 | 57,1 | 9 | 57,6 | 9 |
Freiheitliche & Parteifreie Niederndorf (FPN) | 34,1 | 5 | 31,1 | 5 | 29,1 | 4 | ||
Miteinander Füreinander Niederndorf (MFN) | 6,8 | 1 | ||||||
Demokratisches Niederndorf (DN) | 10,4 | 1 | 13,3 | 2 | ||||
Gemeinsames Parteiunabhängiges Niederndorf | 32,5 | 5 |
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 19??–2004† Johann Schwaighofer (Einheitsliste Niederndorf)
- seit 2004 Christian Ritzer (Einheitsliste Niederndorf)
Bürgermeister Johann Schwaighofer starb am 29. Dezember 2004. Zu seinem Nachfolger wurde am 10. April 2005 Christian Ritzer vom Gemeinderat gewählt. Er hatte die Amtsgeschäfte bereits seit dem Ableben Schwaighofers übernommen.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung (Wappenbeschreibung): „Auf rotem Grund der heilige Georg mit dem Drachen“.
Der heilige Georg ist der Kirchenpatron von Niederndorf. Im Indiculus Arnonis vom Jahre 788 werden 2 Kirchen in der Urpfarre Ebbs erwähnt, wovon eine die Kirche des hl. Georgs in Niederndorf ist. Da der hl. Georg im bairischen Raum sehr verehrt wurde, kann man auf eine frühe bairische Besiedlung schließen.
Das Wappen wurde im Herbst 1972 von der Tiroler Landesregierung verliehen.[18]
Söhne und Töchter der Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Josef Altenweisel (1851–1912), Theologe und römisch-katholischer Fürstbischof von Brixen
- Jakob Lukasser (1863–1916), Geistlicher, gestorben als Pfarrer von Radstadt
- Franz Mair (1910–1945), Gymnasialprofessor, Widerstandskämpfer
- Elisabeth Petermandl (geb. Hechenplaickner) (1827–?), musizierende Wirtstochter im Sebiwirt,[19] bekanntgeworden durch Ludwig Steub als „Rose der Sewi“ / „Rose der Sebi“[20]
- Zabine (Sabine Kapfinger) (* 1974), Musikerin und Tanzlehrerin
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Niederndorf, Fläche und Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 18. Januar 2021.
- ↑ Gemeindeamt Niederndorf: Niederndorf. Abgerufen am 18. Januar 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Gemeindeamt Niederndorf: Geschichte bis 1900. Abgerufen am 18. Januar 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Geschichte Tirol / Niederndorf. Abgerufen am 18. Januar 2021.
- ↑ Gemeindeamt Niederndorf: Geschichte von 1900 bis heute. Abgerufen am 18. Januar 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Gemeindeamt Niederndorf: Niederndorf. Abgerufen am 28. August 2023 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Niederndorf, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 18. Januar 2021.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Niederndorf, Arbeitsstätten. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 18. Januar 2021.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Niederndorf, Erwerbstätige. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 18. Januar 2021.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Niederndorf, Berufspendler. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 18. Januar 2021.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Niederndorf, Übernachtungen. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 18. Januar 2021.
- ↑ Entfernungsrechner - Entfernung berechnen und darstellen. Abgerufen am 18. Januar 2021 (deutsch).
- ↑ Die letzte Fahrt der St. Nikolaus auf dem Inn 2011 ( vom 16. Februar 2012 im Internet Archive)
- ↑ Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen 2022 | Gemeinde Niederndorf. Abgerufen am 14. April 2024.
- ↑ Land Tirol - Wahlen. Abgerufen am 14. April 2024.
- ↑ Land Tirol - Wahlen. Abgerufen am 14. April 2024.
- ↑ Land Tirol - Wahlen. Abgerufen am 14. April 2024.
- ↑ Gemeindeamt Niederndorf: Gemeindewappen. Abgerufen am 9. Juni 2024 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Traditionshaus in Niederndorf musste weichen, in Tiroler Tageszeitung, 23. Juli 2019, abgerufen am 1. März 2021.
- ↑ Die Rose der Sebi... In: meinbezirk.at, 6. März 2013, abgerufen am 1. März 2021.